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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, 3. 4.
[Spaltenumbruch] möchten, wie sie sich seines Raths und Beystan-
des sonderlich zu bedienen hätten. Es kan auch
seyn, daß iemand unter den Aeltesten der Ge-
meine gewesen, der mit seinem eigentlichen Na-
men s[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]zugos geheissen hat.
3. Es scheinen die beyden Matronen Kir-
chen-Dienerinnen zu Philippen gewesen zu seyn,
wie die Phöbe war zu Cenchrea: die, ob sie gleich
nicht öffentlich gelehret haben, nach 1 Cor. 14,
34. 35. und 1 Tim. 2, 12. dennoch sich des Wercks
des HErrn getreulich angenommen, sonderlich
bey dem weiblichen Geschlechte, und darüber vie-
le Widerwärtigkeit ausgestanden. Diesen solle
der, den Paulus anredet, zu Hülfe kommen, wor-
innen sie seiner bedürfen. Und mochte diese Er-
innerung wol mit dahin gerichtet seyn, daß er die
rechte Einigkeit des Sinnes unter ihnen beför-
dern solte.
4. Was den Clementem betrifft, so hal-
ten zwar einige alte dafür, er sey Bischof zu Rom
gewesen, nemlich nach Lino, welcher Petro und
Paulo daselbst im bischöflichen Amte gefolget seyn
soll. Allein gleichwie weder Petrus noch Pau-
lus iemal Bischof zu Rom gewesen ist, Petrus
auch wol gar niemal nach Rom gekommen seyn
mag, und über das die Bischöfe der ersten Kir-
chen nichts anders waren, als die Kirchen-Ael-
testen, und öffentlichen Lehrer; wie wir oben
c. 1, 1. gesehen haben: so erkennet man wohl, daß
dieses Vorgeben ohne Grund ist. Und wäre denn
ja dieser Clemens nach dieser Zeit von Philippen
nach Rom gekommen, und daselbst Bischof ge-
worden, so wäre er doch daselbst nichts anders,
als ein gemeiner Lehrer gewesen nebst andern sei-
nen Collegen: gleichwie er zu Philippen mit sol-
chen, die der Apostel seine Gehülfen nennet,
allem Ansehen nach gewesen ist. Was auch von
des Römischen Clementis Schriften, oder so ge-
nannten libris Recognitionum und Constitutio-
num apostolicarum
vorgegeben wird, ist auch
gantz ohne Grund. Auch der Brief an die Co-
rinthier, welcher dem Clementi Romano zuge-
schrieben wird, hält in der Prüfung die Probe
nicht, daß er sein seyn solte. Wovon in der
Kirchen-Historie gehandelt wird.
5. Die Redens-Art vom Buche des Le-
bens
ist von menschlichen Gerichten hergenom-
men; als darinnen man Bücher hält so wol von
allen Bürgern einer Stadt, als auch von denen,
welche Processe vor Gerichte haben, also, daß da-
von sich Acta finden: aus welchen man gewisse
Nachricht von ihnen einziehen kan. Was nun
den Menschen ist ein Stadt- und Gerichts-
Buch,
das ist dem Richter der Welt seine All-
wissenheit
und seine Gerechtigkeit nebst sei-
nen der Gerechtigkeit u. Gnade gemässen Rath-
Schlüssen.
Und also ist in dem Buche des
Lebens angeschrieben seyn,
oder erfunden
werden, so viel, als von GOTT nach seiner
Allwissenheit erkant seyn, als ein solcher, der in
CHristo, der das Leben selbst ist, und allen das
ewige Leben erworben hat, und den Gläubigen
giebet, erfunden wird, und in der Heils-Ord-
nung stehet und verharret, und demnach auch,
nach dem gnädigen Rath-Schlusse GOttes soll
[Spaltenumbruch] und wird ewig selig werden: welcher Rath-
Schluß GOttes heißt: Wer da gläubet an
CHristum, der soll selig werden
Marc. 16,
16. dessen Vollziehung und Application denn so
viel ist, als das Einschreiben in das Buch des Le-
bens. Siehe dergleichen Redens-Art Ps. 69,
29. Dan. 12, 1. L[uc]. 10, 20. Offenb. 3, 5. 13,
15. c. 20, 12. 15. c. 21, 27. Aber 2 B. Mos.
32, 32. 33. wird nur das Register der gezehlten
Kinder Jsrael, welche ins gelobte Land eingehen
solten, verstanden, wenn daselbst Moses von
der Austilgung aus dem Buche GOttes re-
det.
V. 4.

Freuet euch in dem HERRN alle-
wege: und abermal sage ich euch: Freuet
euch!

Anmerckungen.
1. Die Redens-Art in dem HERRN
kömmt alhier schon zum dritten mal im Anfange
dieses Capitels vor. Denn v. 1. hieß es: Be-
stehet in dem HERRN:
hernach v. 2. ei-
nes Sinnes seyn in dem HERRN:
und
hie sich freuen in dem HERRN. Wie denn
auch eine schöne Ubereinstimmung unter diesen
drey Stücken ist. Denn wer sich will im HErrn
freuen,
der muß im HErrn, oder in seiner se-
ligen Gemeinschaft stehen, und mit denen, die
des HErrn sind, eines Sinnes seyn.
2. Wir finden von der wahren Freude in
diesen Worten vier Stücke, oder Haupt-Ei-
genschaften:
a. Bey welchen sie sich finde, und welche das
Recht haben sich zu freuen? Das sind be-
kehrte,
gerechtfertigte und geheiligte, auch
unter dem Creutze stehende Christen, wie die
gläubigen Philipper waren.
b. Wie sie beschaffen sey? sie ist heilig und
rein, wie es die Beschaffenheit solcher See-
len mit sich bringet. Und also ist sie von der
irdischen und unreinen Welt-Freude gantz
unterschieden.
c. Worüber sie geschiehet? über alles das
Gute, das wir an und in CHristo theils
schon haben, theils noch überkommen werden.
Darum es heißt: sich im HErrn freuen.
d. Wie lange sie währet? sie ist beständig.
Man soll sich freuen pantote, allewege, al-
lezeit, auch mitten unter allerley Leiden. Wie
wir an den Aposteln und ersten Christen sehen.
Darum unser Heiland sagte: Eure Freude
soll niemand von euch nehmen
Joh. 16,
22.
3. Es schläget manchmal das Ungewitter
also auf einen zu, und geräth eine gläubige See-
le oft in solche Umstände, da einem das Gute, was
man in CHristo hat und behält, gleichsam un-
sichtbar, oder unfühlbar, und die Seele mit
Kummer und Betrübniß beladen wird. Weil
einem nun in solchem der Geschmack des Evan-
gelii entzogen wird, man doch aber, wenn man
sich nur im Glauben daran vest hält, beständig
bewahret werden kan; so gehet des Apostels
Auf-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, 3. 4.
[Spaltenumbruch] moͤchten, wie ſie ſich ſeines Raths und Beyſtan-
des ſonderlich zu bedienen haͤtten. Es kan auch
ſeyn, daß iemand unter den Aelteſten der Ge-
meine geweſen, der mit ſeinem eigentlichen Na-
men σ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]ζυγος geheiſſen hat.
3. Es ſcheinen die beyden Matronen Kir-
chen-Dienerinnen zu Philippen geweſen zu ſeyn,
wie die Phoͤbe war zu Cenchrea: die, ob ſie gleich
nicht oͤffentlich gelehret haben, nach 1 Cor. 14,
34. 35. und 1 Tim. 2, 12. dennoch ſich des Wercks
des HErrn getreulich angenommen, ſonderlich
bey dem weiblichen Geſchlechte, und daruͤber vie-
le Widerwaͤrtigkeit ausgeſtanden. Dieſen ſolle
der, den Paulus anredet, zu Huͤlfe kommen, wor-
innen ſie ſeiner beduͤrfen. Und mochte dieſe Er-
innerung wol mit dahin gerichtet ſeyn, daß er die
rechte Einigkeit des Sinnes unter ihnen befoͤr-
dern ſolte.
4. Was den Clementem betrifft, ſo hal-
ten zwar einige alte dafuͤr, er ſey Biſchof zu Rom
geweſen, nemlich nach Lino, welcher Petro und
Paulo daſelbſt im biſchoͤflichen Amte gefolget ſeyn
ſoll. Allein gleichwie weder Petrus noch Pau-
lus iemal Biſchof zu Rom geweſen iſt, Petrus
auch wol gar niemal nach Rom gekommen ſeyn
mag, und uͤber das die Biſchoͤfe der erſten Kir-
chen nichts anders waren, als die Kirchen-Ael-
teſten, und oͤffentlichen Lehrer; wie wir oben
c. 1, 1. geſehen haben: ſo erkennet man wohl, daß
dieſes Vorgeben ohne Grund iſt. Und waͤre denn
ja dieſer Clemens nach dieſer Zeit von Philippen
nach Rom gekommen, und daſelbſt Biſchof ge-
worden, ſo waͤre er doch daſelbſt nichts anders,
als ein gemeiner Lehrer geweſen nebſt andern ſei-
nen Collegen: gleichwie er zu Philippen mit ſol-
chen, die der Apoſtel ſeine Gehuͤlfen nennet,
allem Anſehen nach geweſen iſt. Was auch von
des Roͤmiſchen Clementis Schriften, oder ſo ge-
nannten libris Recognitionum und Conſtitutio-
num apoſtolicarum
vorgegeben wird, iſt auch
gantz ohne Grund. Auch der Brief an die Co-
rinthier, welcher dem Clementi Romano zuge-
ſchrieben wird, haͤlt in der Pruͤfung die Probe
nicht, daß er ſein ſeyn ſolte. Wovon in der
Kirchen-Hiſtorie gehandelt wird.
5. Die Redens-Art vom Buche des Le-
bens
iſt von menſchlichen Gerichten hergenom-
men; als darinnen man Buͤcher haͤlt ſo wol von
allen Buͤrgern einer Stadt, als auch von denen,
welche Proceſſe vor Gerichte haben, alſo, daß da-
von ſich Acta finden: aus welchen man gewiſſe
Nachricht von ihnen einziehen kan. Was nun
den Menſchen iſt ein Stadt- und Gerichts-
Buch,
das iſt dem Richter der Welt ſeine All-
wiſſenheit
und ſeine Gerechtigkeit nebſt ſei-
nen der Gerechtigkeit u. Gnade gemaͤſſen Rath-
Schluͤſſen.
Und alſo iſt in dem Buche des
Lebens angeſchrieben ſeyn,
oder erfunden
werden, ſo viel, als von GOTT nach ſeiner
Allwiſſenheit erkant ſeyn, als ein ſolcher, der in
CHriſto, der das Leben ſelbſt iſt, und allen das
ewige Leben erworben hat, und den Glaͤubigen
giebet, erfunden wird, und in der Heils-Ord-
nung ſtehet und verharret, und demnach auch,
nach dem gnaͤdigen Rath-Schluſſe GOttes ſoll
[Spaltenumbruch] und wird ewig ſelig werden: welcher Rath-
Schluß GOttes heißt: Wer da glaͤubet an
CHriſtum, der ſoll ſelig werden
Marc. 16,
16. deſſen Vollziehung und Application denn ſo
viel iſt, als das Einſchreiben in das Buch des Le-
bens. Siehe dergleichen Redens-Art Pſ. 69,
29. Dan. 12, 1. L[uc]. 10, 20. Offenb. 3, 5. 13,
15. c. 20, 12. 15. c. 21, 27. Aber 2 B. Moſ.
32, 32. 33. wird nur das Regiſter der gezehlten
Kinder Jſrael, welche ins gelobte Land eingehen
ſolten, verſtanden, wenn daſelbſt Moſes von
der Austilgung aus dem Buche GOttes re-
det.
V. 4.

Freuet euch in dem HERRN alle-
wege: und abermal ſage ich euch: Freuet
euch!

Anmerckungen.
1. Die Redens-Art in dem HERRN
koͤmmt alhier ſchon zum dritten mal im Anfange
dieſes Capitels vor. Denn v. 1. hieß es: Be-
ſtehet in dem HERRN:
hernach v. 2. ei-
nes Sinnes ſeyn in dem HERRN:
und
hie ſich freuen in dem HERRN. Wie denn
auch eine ſchoͤne Ubereinſtimmung unter dieſen
drey Stuͤcken iſt. Denn wer ſich will im HErrn
freuen,
der muß im HErrn, oder in ſeiner ſe-
ligen Gemeinſchaft ſtehen, und mit denen, die
des HErrn ſind, eines Sinnes ſeyn.
2. Wir finden von der wahren Freude in
dieſen Worten vier Stuͤcke, oder Haupt-Ei-
genſchaften:
a. Bey welchen ſie ſich finde, und welche das
Recht haben ſich zu freuen? Das ſind be-
kehrte,
gerechtfertigte und geheiligte, auch
unter dem Creutze ſtehende Chriſten, wie die
glaͤubigen Philipper waren.
b. Wie ſie beſchaffen ſey? ſie iſt heilig und
rein, wie es die Beſchaffenheit ſolcher See-
len mit ſich bringet. Und alſo iſt ſie von der
irdiſchen und unreinen Welt-Freude gantz
unterſchieden.
c. Woruͤber ſie geſchiehet? uͤber alles das
Gute, das wir an und in CHriſto theils
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Darum es heißt: ſich im HErrn freuen.
d. Wie lange ſie waͤhret? ſie iſt beſtaͤndig.
Man ſoll ſich freuen πάντοτε, allewege, al-
lezeit, auch mitten unter allerley Leiden. Wie
wir an den Apoſteln und erſten Chriſten ſehen.
Darum unſer Heiland ſagte: Eure Freude
ſoll niemand von euch nehmen
Joh. 16,
22.
3. Es ſchlaͤget manchmal das Ungewitter
alſo auf einen zu, und geraͤth eine glaͤubige See-
le oft in ſolche Umſtaͤnde, da einem das Gute, was
man in CHriſto hat und behaͤlt, gleichſam un-
ſichtbar, oder unfuͤhlbar, und die Seele mit
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[732/0760] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, 3. 4. moͤchten, wie ſie ſich ſeines Raths und Beyſtan- des ſonderlich zu bedienen haͤtten. Es kan auch ſeyn, daß iemand unter den Aelteſten der Ge- meine geweſen, der mit ſeinem eigentlichen Na- men σ_ ζυγος geheiſſen hat. 3. Es ſcheinen die beyden Matronen Kir- chen-Dienerinnen zu Philippen geweſen zu ſeyn, wie die Phoͤbe war zu Cenchrea: die, ob ſie gleich nicht oͤffentlich gelehret haben, nach 1 Cor. 14, 34. 35. und 1 Tim. 2, 12. dennoch ſich des Wercks des HErrn getreulich angenommen, ſonderlich bey dem weiblichen Geſchlechte, und daruͤber vie- le Widerwaͤrtigkeit ausgeſtanden. Dieſen ſolle der, den Paulus anredet, zu Huͤlfe kommen, wor- innen ſie ſeiner beduͤrfen. Und mochte dieſe Er- innerung wol mit dahin gerichtet ſeyn, daß er die rechte Einigkeit des Sinnes unter ihnen befoͤr- dern ſolte. 4. Was den Clementem betrifft, ſo hal- ten zwar einige alte dafuͤr, er ſey Biſchof zu Rom geweſen, nemlich nach Lino, welcher Petro und Paulo daſelbſt im biſchoͤflichen Amte gefolget ſeyn ſoll. Allein gleichwie weder Petrus noch Pau- lus iemal Biſchof zu Rom geweſen iſt, Petrus auch wol gar niemal nach Rom gekommen ſeyn mag, und uͤber das die Biſchoͤfe der erſten Kir- chen nichts anders waren, als die Kirchen-Ael- teſten, und oͤffentlichen Lehrer; wie wir oben c. 1, 1. geſehen haben: ſo erkennet man wohl, daß dieſes Vorgeben ohne Grund iſt. Und waͤre denn ja dieſer Clemens nach dieſer Zeit von Philippen nach Rom gekommen, und daſelbſt Biſchof ge- worden, ſo waͤre er doch daſelbſt nichts anders, als ein gemeiner Lehrer geweſen nebſt andern ſei- nen Collegen: gleichwie er zu Philippen mit ſol- chen, die der Apoſtel ſeine Gehuͤlfen nennet, allem Anſehen nach geweſen iſt. Was auch von des Roͤmiſchen Clementis Schriften, oder ſo ge- nannten libris Recognitionum und Conſtitutio- num apoſtolicarum vorgegeben wird, iſt auch gantz ohne Grund. Auch der Brief an die Co- rinthier, welcher dem Clementi Romano zuge- ſchrieben wird, haͤlt in der Pruͤfung die Probe nicht, daß er ſein ſeyn ſolte. Wovon in der Kirchen-Hiſtorie gehandelt wird. 5. Die Redens-Art vom Buche des Le- bens iſt von menſchlichen Gerichten hergenom- men; als darinnen man Buͤcher haͤlt ſo wol von allen Buͤrgern einer Stadt, als auch von denen, welche Proceſſe vor Gerichte haben, alſo, daß da- von ſich Acta finden: aus welchen man gewiſſe Nachricht von ihnen einziehen kan. Was nun den Menſchen iſt ein Stadt- und Gerichts- Buch, das iſt dem Richter der Welt ſeine All- wiſſenheit und ſeine Gerechtigkeit nebſt ſei- nen der Gerechtigkeit u. Gnade gemaͤſſen Rath- Schluͤſſen. Und alſo iſt in dem Buche des Lebens angeſchrieben ſeyn, oder erfunden werden, ſo viel, als von GOTT nach ſeiner Allwiſſenheit erkant ſeyn, als ein ſolcher, der in CHriſto, der das Leben ſelbſt iſt, und allen das ewige Leben erworben hat, und den Glaͤubigen giebet, erfunden wird, und in der Heils-Ord- nung ſtehet und verharret, und demnach auch, nach dem gnaͤdigen Rath-Schluſſe GOttes ſoll und wird ewig ſelig werden: welcher Rath- Schluß GOttes heißt: Wer da glaͤubet an CHriſtum, der ſoll ſelig werden Marc. 16, 16. deſſen Vollziehung und Application denn ſo viel iſt, als das Einſchreiben in das Buch des Le- bens. Siehe dergleichen Redens-Art Pſ. 69, 29. Dan. 12, 1. Luc. 10, 20. Offenb. 3, 5. 13, 15. c. 20, 12. 15. c. 21, 27. Aber 2 B. Moſ. 32, 32. 33. wird nur das Regiſter der gezehlten Kinder Jſrael, welche ins gelobte Land eingehen ſolten, verſtanden, wenn daſelbſt Moſes von der Austilgung aus dem Buche GOttes re- det. V. 4. Freuet euch in dem HERRN alle- wege: und abermal ſage ich euch: Freuet euch! Anmerckungen. 1. Die Redens-Art in dem HERRN koͤmmt alhier ſchon zum dritten mal im Anfange dieſes Capitels vor. Denn v. 1. hieß es: Be- ſtehet in dem HERRN: hernach v. 2. ei- nes Sinnes ſeyn in dem HERRN: und hie ſich freuen in dem HERRN. Wie denn auch eine ſchoͤne Ubereinſtimmung unter dieſen drey Stuͤcken iſt. Denn wer ſich will im HErrn freuen, der muß im HErrn, oder in ſeiner ſe- ligen Gemeinſchaft ſtehen, und mit denen, die des HErrn ſind, eines Sinnes ſeyn. 2. Wir finden von der wahren Freude in dieſen Worten vier Stuͤcke, oder Haupt-Ei- genſchaften: a. Bey welchen ſie ſich finde, und welche das Recht haben ſich zu freuen? Das ſind be- kehrte, gerechtfertigte und geheiligte, auch unter dem Creutze ſtehende Chriſten, wie die glaͤubigen Philipper waren. b. Wie ſie beſchaffen ſey? ſie iſt heilig und rein, wie es die Beſchaffenheit ſolcher See- len mit ſich bringet. Und alſo iſt ſie von der irdiſchen und unreinen Welt-Freude gantz unterſchieden. c. Woruͤber ſie geſchiehet? uͤber alles das Gute, das wir an und in CHriſto theils ſchon haben, theils noch uͤberkommen werden. Darum es heißt: ſich im HErrn freuen. d. Wie lange ſie waͤhret? ſie iſt beſtaͤndig. Man ſoll ſich freuen πάντοτε, allewege, al- lezeit, auch mitten unter allerley Leiden. Wie wir an den Apoſteln und erſten Chriſten ſehen. Darum unſer Heiland ſagte: Eure Freude ſoll niemand von euch nehmen Joh. 16, 22. 3. Es ſchlaͤget manchmal das Ungewitter alſo auf einen zu, und geraͤth eine glaͤubige See- le oft in ſolche Umſtaͤnde, da einem das Gute, was man in CHriſto hat und behaͤlt, gleichſam un- ſichtbar, oder unfuͤhlbar, und die Seele mit Kummer und Betruͤbniß beladen wird. Weil einem nun in ſolchem der Geſchmack des Evan- gelii entzogen wird, man doch aber, wenn man ſich nur im Glauben daran veſt haͤlt, beſtaͤndig bewahret werden kan; ſo gehet des Apoſtels Auf-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/760>, abgerufen am 24.11.2024.