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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v 3-6. an die Römer.
[Spaltenumbruch] ja durch Noam und seine Nachkommen unter al-
len Völckern ausgebreitete Wahrheit ging. Und
also hatte GOTT unter dem Jüdischen Volcke
dergestalt gleichsam sein Feuer und seinen Heerd,
daß auch andere Nationen daselbst ihr verlosche-
nes Licht der Noachischen Traditionen wieder
anzünden können: wie auch manche unter ihnen
gethan haben, und daher Proselyti, und Jüden-
genossen geworden sind.

V. 3.

Daß aber etliche (und zwar ihrer nicht
wenige) nicht gläuben an dasselbe, (was
GOTT ihnen in den Schriften Mosis und der
Propheten anvertrauet hat, also, daß sie den
schon gesandten Meßiam daraus recht erkenne-
ten, Gr. ungläubig sind,) was lieget daran,
(wie kan das den ihnen in gewisser masse gegön-
neten Vorzug an sich selbst vernichten?) wie
kan ihr Unglaube
(an den verheissenen, und
als schon gesandten Meßiam) GOttes Glau-
ben
(die Treue, Wahrheit und Vestigkeit der
göttlichen Verheissungen: siehe 1 Cor. 1, 9. 10,
13. 2 Cor. 1, 18. 1 Thess. 5, 14. 2 Thess. 3, 3.
ferner 1 Tim. 1, 15. 3, 1. 4, 9. 2 Tim. 2, 11. Tit.
3, 1. und sonderlich 2 Tim. 2, 13. Glauben wir
nicht, so bleibet er treu, er kan sich selbst
nicht leugnen:) aufheben?
(also daß daher
folgen solte, als wären ihre von GOtt empfan-
gene Vorrechte um ihres Unglaubens wegen
auch an sich selbst für nichts zu achten, und habe
GOTT die Erfüllung seiner Verheissung, von
der Sendung des Meßiä, an der Jüden ihren
Glauben gebunden. Siehe auch 5 B. Mos. 23,
19. Röm. 9, 6. 11, 29.)

V. 4.

Das sey ferne (daß unser Unglaube GOt-
tes Glauben, oder die Wahrheit göttlicher Ver-
heissungen und Gaben aufheben solte) es bleibe
vielmehr also, daß GOTT sey wahrhaftig,
und alle Menschen falsch,
(nemlich von Na-
tur des Ebenbildes GOttes, so lauter Wahrheit,
oder rechtschaffenes Wissen war, beraubete. Mit
welchem Ausspruch Paulus immer näher kömmt
zu seinem Zweck, welcher war, alle Menschen zu
Sündern zu machen, und also das gantze mensch-
liche Geschlecht des allgemeinen Verderbens
wegen dem Gerichte GOttes zu unterwerfen,
damit es möchte die Nothwendigkeit, durch
CHristum selig zu werden, erkennen:) wie im
51 Psalm v. 6.) geschrieben stehet: an dir al-
lein habe ich gesündiget, und übel vor dir gethan:
welches ich, sagte David, zu dem Ende frey und
bußfertig bekenne) auf daß du gerecht seyst
(gerecht erkant werdest, und also recht behaltest)
in deinen Worten (es mögen nun Worte der
Verheissungen, oder der Dräuungen und Be-
strafungen seyn, insonderheit diejenigen, welche
da in den zehen Geboten wider den Ehebruch
und den Todschlag gegeben, und die du durch den
Nathan ankündigen lassen 2 Sam. 12, 10-12.)
und überwindest (wie es die Griechischen In-
terpretes
gegeben haben, nemlich gerichtlich, das
ist, recht zu haben erkant und bekant werdest,
und also, wie du bist, auch nach der Menschen
[Spaltenumbruch] Urtheil rein bleibest, und deine Wahrheit durch
die Bekäntniß unserer Sünden zu deinem Preise
herrlicher werde v. 7.) wenn du gerichtet
wirst,
(wenn du nach dem, wie du mit dem Men-
schen verfährest, beurtheilet wirst: oder auch in
dem, wie du richtest, das ist, mit dem Menschen
handelst: und also kund werde, daß du nieman-
den Unrecht thust.)

Anmerckungen.

1. Da Pauli Zweck war, nachdem er von
dem natürlichen und sehr verderbten Zustande
der Heiden und Jüden geredet hatte, seine Rede
dahin zu lencken, daß er, wie hernach geschiehet,
zeigete, wie beyde in der Ordnung der Busse und
des Glaubens sich müssen zum Gnaden-Stul
GOttes in CHristo wenden; so führet er, zur
Bestetigung seines im dritten Vers gethanen
Ausspruchs, im vierten gar füglich einen solchen
Ort an, da der bußfertige David vor GOTT
seine Sünde erkennet und bekennet, und mit sei-
nem Exempel lehret, wie es alle Menschen, wenn
sie auch gleich diese und jene Sünde nicht auf die
Art, wie er, begangen, es ihres so grossen natür-
lichen Verderbens wegen machen sollen.

2. Da aber Davids und Pauli Worte von
dem, daß GOTT wider den Sünder recht habe
und behalte, könten gemißbrauchet werden, so
stellet Paulus solche Mißdeutung v. 5. vor, und
beantwortet sie v. 6. welches der Connexion we-
gen zu mercken ist.

V. 5.

Jst es aber also, daß unsere Ungerech-
tigkeit GOttes Gerechtigkeit preiset,
(wenn
aber die Erkäntniß und Bekäntniß unserer Unge-
rechtigkeit, oder unsers verderbten Zustandes,
GOttes Wahrheit, Unschuld und Gerechtigkeit
also preiset, daß diese dadurch so viel mehr ans
Licht gestellet wird:) was wollen wir dazu
sagen?
(was wollen wir daraus folgern, oder
schliessen?) Jst denn GOtt auch ungerecht,
daß er darüber zürnet?
(Solte wol dieses
daraus folgen, daß GOTT ungerecht sey, oder
wider die Gerechtigkeit handele, wenn er über
das Böse, so doch gleichwol zur Verherrlichung
seines Namens, oder seiner Wahrheit und Ge-
rechtigkeit, gereichet, seinen Zorn ergehen lässet,
oder es in seinem Gesetze und in der That bestra-
fet, und damit benweiset, daß er darüber zürne?)
Jch rede also, (ob denn GOtt daher wol kön-
ne für ungerecht gehalten werden) auf Men-
schen weise
(wie etwa ein Mensch, der die Sa-
che nicht recht einsiehet, oder auch muthwillig
verkehret, reden möchte.)

V. 6.

Das sey ferne, (daß GOtt irgend einiger
Unwahrheit, oder Ungerechtigkeit, daher, daß er
die Sünden strafet, und daß die Bekentniß unse-
rer Sünden zur Verrherrlichung seines Namens
gereichet, beschuldiget werden könte:) wie könte
sonst GOTT
(wenn er nicht im höchsten Grad
gerecht wäre) die Welt richten? (als welches
wir alle bekennen; wozu aber die Gerechtigkeit

erfo-

Cap. 3, v 3-6. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] ja durch Noam und ſeine Nachkommen unter al-
len Voͤlckern ausgebreitete Wahrheit ging. Und
alſo hatte GOTT unter dem Juͤdiſchen Volcke
dergeſtalt gleichſam ſein Feuer und ſeinen Heerd,
daß auch andere Nationen daſelbſt ihr verloſche-
nes Licht der Noachiſchen Traditionen wieder
anzuͤnden koͤnnen: wie auch manche unter ihnen
gethan haben, und daher Proſelyti, und Juͤden-
genoſſen geworden ſind.

V. 3.

Daß aber etliche (und zwar ihrer nicht
wenige) nicht glaͤuben an daſſelbe, (was
GOTT ihnen in den Schriften Moſis und der
Propheten anvertrauet hat, alſo, daß ſie den
ſchon geſandten Meßiam daraus recht erkenne-
ten, Gr. unglaͤubig ſind,) was lieget daran,
(wie kan das den ihnen in gewiſſer maſſe gegoͤn-
neten Vorzug an ſich ſelbſt vernichten?) wie
kan ihr Unglaube
(an den verheiſſenen, und
als ſchon geſandten Meßiam) GOttes Glau-
ben
(die Treue, Wahrheit und Veſtigkeit der
goͤttlichen Verheiſſungen: ſiehe 1 Cor. 1, 9. 10,
13. 2 Cor. 1, 18. 1 Theſſ. 5, 14. 2 Theſſ. 3, 3.
ferner 1 Tim. 1, 15. 3, 1. 4, 9. 2 Tim. 2, 11. Tit.
3, 1. und ſonderlich 2 Tim. 2, 13. Glauben wir
nicht, ſo bleibet er treu, er kan ſich ſelbſt
nicht leugnen:) aufheben?
(alſo daß daher
folgen ſolte, als waͤren ihre von GOtt empfan-
gene Vorrechte um ihres Unglaubens wegen
auch an ſich ſelbſt fuͤr nichts zu achten, und habe
GOTT die Erfuͤllung ſeiner Verheiſſung, von
der Sendung des Meßiaͤ, an der Juͤden ihren
Glauben gebunden. Siehe auch 5 B. Moſ. 23,
19. Roͤm. 9, 6. 11, 29.)

V. 4.

Das ſey ferne (daß unſer Unglaube GOt-
tes Glauben, oder die Wahrheit goͤttlicher Ver-
heiſſungen und Gaben aufheben ſolte) es bleibe
vielmehr alſo, daß GOTT ſey wahrhaftig,
und alle Menſchen falſch,
(nemlich von Na-
tur des Ebenbildes GOttes, ſo lauter Wahrheit,
oder rechtſchaffenes Wiſſen war, beraubete. Mit
welchem Ausſpruch Paulus immer naͤher koͤmmt
zu ſeinem Zweck, welcher war, alle Menſchen zu
Suͤndern zu machen, und alſo das gantze menſch-
liche Geſchlecht des allgemeinen Verderbens
wegen dem Gerichte GOttes zu unterwerfen,
damit es moͤchte die Nothwendigkeit, durch
CHriſtum ſelig zu werden, erkennen:) wie im
51 Pſalm v. 6.) geſchrieben ſtehet: an dir al-
lein habe ich geſuͤndiget, und uͤbel vor dir gethan:
welches ich, ſagte David, zu dem Ende frey und
bußfertig bekenne) auf daß du gerecht ſeyſt
(gerecht erkant werdeſt, und alſo recht behalteſt)
in deinen Worten (es moͤgen nun Worte der
Verheiſſungen, oder der Draͤuungen und Be-
ſtrafungen ſeyn, inſonderheit diejenigen, welche
da in den zehen Geboten wider den Ehebruch
und den Todſchlag gegeben, und die du durch den
Nathan ankuͤndigen laſſen 2 Sam. 12, 10-12.)
und uͤberwindeſt (wie es die Griechiſchen In-
terpretes
gegeben haben, nemlich gerichtlich, das
iſt, recht zu haben erkant und bekant werdeſt,
und alſo, wie du biſt, auch nach der Menſchen
[Spaltenumbruch] Urtheil rein bleibeſt, und deine Wahrheit durch
die Bekaͤntniß unſerer Suͤnden zu deinem Preiſe
herrlicher werde v. 7.) wenn du gerichtet
wirſt,
(wenn du nach dem, wie du mit dem Men-
ſchen verfaͤhreſt, beurtheilet wirſt: oder auch in
dem, wie du richteſt, das iſt, mit dem Menſchen
handelſt: und alſo kund werde, daß du nieman-
den Unrecht thuſt.)

Anmerckungen.

1. Da Pauli Zweck war, nachdem er von
dem natuͤrlichen und ſehr verderbten Zuſtande
der Heiden und Juͤden geredet hatte, ſeine Rede
dahin zu lencken, daß er, wie hernach geſchiehet,
zeigete, wie beyde in der Ordnung der Buſſe und
des Glaubens ſich muͤſſen zum Gnaden-Stul
GOttes in CHriſto wenden; ſo fuͤhret er, zur
Beſtetigung ſeines im dritten Vers gethanen
Ausſpruchs, im vierten gar fuͤglich einen ſolchen
Ort an, da der bußfertige David vor GOTT
ſeine Suͤnde erkennet und bekennet, und mit ſei-
nem Exempel lehret, wie es alle Menſchen, wenn
ſie auch gleich dieſe und jene Suͤnde nicht auf die
Art, wie er, begangen, es ihres ſo groſſen natuͤr-
lichen Verderbens wegen machen ſollen.

2. Da aber Davids und Pauli Worte von
dem, daß GOTT wider den Suͤnder recht habe
und behalte, koͤnten gemißbrauchet werden, ſo
ſtellet Paulus ſolche Mißdeutung v. 5. vor, und
beantwortet ſie v. 6. welches der Connexion we-
gen zu mercken iſt.

V. 5.

Jſt es aber alſo, daß unſere Ungerech-
tigkeit GOttes Gerechtigkeit preiſet,
(wenn
aber die Erkaͤntniß und Bekaͤntniß unſerer Unge-
rechtigkeit, oder unſers verderbten Zuſtandes,
GOttes Wahrheit, Unſchuld und Gerechtigkeit
alſo preiſet, daß dieſe dadurch ſo viel mehr ans
Licht geſtellet wird:) was wollen wir dazu
ſagen?
(was wollen wir daraus folgern, oder
ſchlieſſen?) Jſt denn GOtt auch ungerecht,
daß er daruͤber zuͤrnet?
(Solte wol dieſes
daraus folgen, daß GOTT ungerecht ſey, oder
wider die Gerechtigkeit handele, wenn er uͤber
das Boͤſe, ſo doch gleichwol zur Verherrlichung
ſeines Namens, oder ſeiner Wahrheit und Ge-
rechtigkeit, gereichet, ſeinen Zorn ergehen laͤſſet,
oder es in ſeinem Geſetze und in der That beſtra-
fet, und damit bẽweiſet, daß er daruͤber zuͤrne?)
Jch rede alſo, (ob denn GOtt daher wol koͤn-
ne fuͤr ungerecht gehalten werden) auf Men-
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(wie etwa ein Menſch, der die Sa-
che nicht recht einſiehet, oder auch muthwillig
verkehret, reden moͤchte.)

V. 6.

Das ſey ferne, (daß GOtt irgend einiger
Unwahrheit, oder Ungerechtigkeit, daher, daß er
die Suͤnden ſtrafet, und daß die Bekentniß unſe-
rer Suͤnden zur Verrherrlichung ſeines Namens
gereichet, beſchuldiget werden koͤnte:) wie koͤnte
ſonſt GOTT
(wenn er nicht im hoͤchſten Grad
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[47/0075] Cap. 3, v 3-6. an die Roͤmer. ja durch Noam und ſeine Nachkommen unter al- len Voͤlckern ausgebreitete Wahrheit ging. Und alſo hatte GOTT unter dem Juͤdiſchen Volcke dergeſtalt gleichſam ſein Feuer und ſeinen Heerd, daß auch andere Nationen daſelbſt ihr verloſche- nes Licht der Noachiſchen Traditionen wieder anzuͤnden koͤnnen: wie auch manche unter ihnen gethan haben, und daher Proſelyti, und Juͤden- genoſſen geworden ſind. V. 3. Daß aber etliche (und zwar ihrer nicht wenige) nicht glaͤuben an daſſelbe, (was GOTT ihnen in den Schriften Moſis und der Propheten anvertrauet hat, alſo, daß ſie den ſchon geſandten Meßiam daraus recht erkenne- ten, Gr. unglaͤubig ſind,) was lieget daran, (wie kan das den ihnen in gewiſſer maſſe gegoͤn- neten Vorzug an ſich ſelbſt vernichten?) wie kan ihr Unglaube (an den verheiſſenen, und als ſchon geſandten Meßiam) GOttes Glau- ben (die Treue, Wahrheit und Veſtigkeit der goͤttlichen Verheiſſungen: ſiehe 1 Cor. 1, 9. 10, 13. 2 Cor. 1, 18. 1 Theſſ. 5, 14. 2 Theſſ. 3, 3. ferner 1 Tim. 1, 15. 3, 1. 4, 9. 2 Tim. 2, 11. Tit. 3, 1. und ſonderlich 2 Tim. 2, 13. Glauben wir nicht, ſo bleibet er treu, er kan ſich ſelbſt nicht leugnen:) aufheben? (alſo daß daher folgen ſolte, als waͤren ihre von GOtt empfan- gene Vorrechte um ihres Unglaubens wegen auch an ſich ſelbſt fuͤr nichts zu achten, und habe GOTT die Erfuͤllung ſeiner Verheiſſung, von der Sendung des Meßiaͤ, an der Juͤden ihren Glauben gebunden. Siehe auch 5 B. Moſ. 23, 19. Roͤm. 9, 6. 11, 29.) V. 4. Das ſey ferne (daß unſer Unglaube GOt- tes Glauben, oder die Wahrheit goͤttlicher Ver- heiſſungen und Gaben aufheben ſolte) es bleibe vielmehr alſo, daß GOTT ſey wahrhaftig, und alle Menſchen falſch, (nemlich von Na- tur des Ebenbildes GOttes, ſo lauter Wahrheit, oder rechtſchaffenes Wiſſen war, beraubete. Mit welchem Ausſpruch Paulus immer naͤher koͤmmt zu ſeinem Zweck, welcher war, alle Menſchen zu Suͤndern zu machen, und alſo das gantze menſch- liche Geſchlecht des allgemeinen Verderbens wegen dem Gerichte GOttes zu unterwerfen, damit es moͤchte die Nothwendigkeit, durch CHriſtum ſelig zu werden, erkennen:) wie im 51 Pſalm v. 6.) geſchrieben ſtehet: an dir al- lein habe ich geſuͤndiget, und uͤbel vor dir gethan: welches ich, ſagte David, zu dem Ende frey und bußfertig bekenne) auf daß du gerecht ſeyſt (gerecht erkant werdeſt, und alſo recht behalteſt) in deinen Worten (es moͤgen nun Worte der Verheiſſungen, oder der Draͤuungen und Be- ſtrafungen ſeyn, inſonderheit diejenigen, welche da in den zehen Geboten wider den Ehebruch und den Todſchlag gegeben, und die du durch den Nathan ankuͤndigen laſſen 2 Sam. 12, 10-12.) und uͤberwindeſt (wie es die Griechiſchen In- terpretes gegeben haben, nemlich gerichtlich, das iſt, recht zu haben erkant und bekant werdeſt, und alſo, wie du biſt, auch nach der Menſchen Urtheil rein bleibeſt, und deine Wahrheit durch die Bekaͤntniß unſerer Suͤnden zu deinem Preiſe herrlicher werde v. 7.) wenn du gerichtet wirſt, (wenn du nach dem, wie du mit dem Men- ſchen verfaͤhreſt, beurtheilet wirſt: oder auch in dem, wie du richteſt, das iſt, mit dem Menſchen handelſt: und alſo kund werde, daß du nieman- den Unrecht thuſt.) Anmerckungen. 1. Da Pauli Zweck war, nachdem er von dem natuͤrlichen und ſehr verderbten Zuſtande der Heiden und Juͤden geredet hatte, ſeine Rede dahin zu lencken, daß er, wie hernach geſchiehet, zeigete, wie beyde in der Ordnung der Buſſe und des Glaubens ſich muͤſſen zum Gnaden-Stul GOttes in CHriſto wenden; ſo fuͤhret er, zur Beſtetigung ſeines im dritten Vers gethanen Ausſpruchs, im vierten gar fuͤglich einen ſolchen Ort an, da der bußfertige David vor GOTT ſeine Suͤnde erkennet und bekennet, und mit ſei- nem Exempel lehret, wie es alle Menſchen, wenn ſie auch gleich dieſe und jene Suͤnde nicht auf die Art, wie er, begangen, es ihres ſo groſſen natuͤr- lichen Verderbens wegen machen ſollen. 2. Da aber Davids und Pauli Worte von dem, daß GOTT wider den Suͤnder recht habe und behalte, koͤnten gemißbrauchet werden, ſo ſtellet Paulus ſolche Mißdeutung v. 5. vor, und beantwortet ſie v. 6. welches der Connexion we- gen zu mercken iſt. V. 5. Jſt es aber alſo, daß unſere Ungerech- tigkeit GOttes Gerechtigkeit preiſet, (wenn aber die Erkaͤntniß und Bekaͤntniß unſerer Unge- rechtigkeit, oder unſers verderbten Zuſtandes, GOttes Wahrheit, Unſchuld und Gerechtigkeit alſo preiſet, daß dieſe dadurch ſo viel mehr ans Licht geſtellet wird:) was wollen wir dazu ſagen? (was wollen wir daraus folgern, oder ſchlieſſen?) Jſt denn GOtt auch ungerecht, daß er daruͤber zuͤrnet? (Solte wol dieſes daraus folgen, daß GOTT ungerecht ſey, oder wider die Gerechtigkeit handele, wenn er uͤber das Boͤſe, ſo doch gleichwol zur Verherrlichung ſeines Namens, oder ſeiner Wahrheit und Ge- rechtigkeit, gereichet, ſeinen Zorn ergehen laͤſſet, oder es in ſeinem Geſetze und in der That beſtra- fet, und damit bẽweiſet, daß er daruͤber zuͤrne?) Jch rede alſo, (ob denn GOtt daher wol koͤn- ne fuͤr ungerecht gehalten werden) auf Men- ſchen weiſe (wie etwa ein Menſch, der die Sa- che nicht recht einſiehet, oder auch muthwillig verkehret, reden moͤchte.) V. 6. Das ſey ferne, (daß GOtt irgend einiger Unwahrheit, oder Ungerechtigkeit, daher, daß er die Suͤnden ſtrafet, und daß die Bekentniß unſe- rer Suͤnden zur Verrherrlichung ſeines Namens gereichet, beſchuldiget werden koͤnte:) wie koͤnte ſonſt GOTT (wenn er nicht im hoͤchſten Grad gerecht waͤre) die Welt richten? (als welches wir alle bekennen; wozu aber die Gerechtigkeit erfo-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/75>, abgerufen am 22.11.2024.