Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 16-18. [Spaltenumbruch]
hen. Matth. 5, 14. Eph. 5, 8. 1 Thess 5, 5. Undnimmt man das verbum in indicativo, so hält es ein solches Zeugniß vom dem Gnaden-Stande der glaubigen Philipper in sich, welches ihnen zugleich einen kräftigen Antrieb zur Wahrneh- mung ihrer selbst, und zu Leistung ihrer Pflicht geben konte. V. 16. Damit, daß ihr haltet ob dem Wor- Anmerckungen. 1. Es ist eine nachdrückliche Redens-Art, wenn das Evangelium von CHristo genennet wird ein Wort des Lebens. Denn wir wer- den damit zuvorderst gewiesen auf CHristum selbst, als der da wesentlich ist das Leben Joh. 14, 6. u. s. w. und denn dabey auf desselben Jnn- halt, da uns, die wir in Sünden todt sind, und den ewigen Tod verdienet haben, in CHri- sto das geistliche und ewige Leben verkündiget und angepriesen, la in uns gewircket wird. 2. Dieses halten ob dem Worte des Le- bens kömmt zwar sonderlich den Lehrern zu Tit. 1, 9. aber es ist auch die Pflicht aller Christen, daß man, was man von dieser theuren Beyla- ge hat, bewahre durch den Heiligen Geist 1. Tim. 1, 13. 14. ja darob kämpfe, und lieber das Leben, als solches fahren lasse Jud. v. 3. 3. Des Worts Ruhm bedienet sich der Apostel öfters: es ist aber, wie leichtlich zu er- achten, nicht nach dem Grunde der Eigen-Liebe zu verstehen, sondern es heißt so viel, als eine Freudigkeit, und, sich eines Dinges rühmen, ist, worüber eine Freudigkeit haben. Zum Ex- empel Rom. 5, 2. 3. Sich der zukünftigen Herrlichkeit und der Trübsal rühmen, das ist, darüber freudig und gutes Muthes seyn. 4. Von diesem Ruhm an jenem Tage spricht unser Heiland Matth. 25, 21. Ey du frommer und getreuer Knecht! du bist ü- ber wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen, gehe ein in deines HErrn Freude! Daher denn auch die Freudigkeit kömmt am Tage des Gerichts, da man sich in sich selbst des guten Gewissens, und ausser sich der Fürsprache CHristi versichert hält. Sie- he auch 1 Thess. 2, 19. 1 Joh. 2, 28. 5. Es ist zwar manches Laufen und man- ches Arbeiten eines rechtschafnen Lehrers bey manchen Seelen vergeblich, doch nöthig zur Be- wahrung des Gewissens: und hingegen bey an- dern desto gesegneter: Wie es Pauli Exempel [Spaltenumbruch] und noch immer die beständige Erfahrung aus- weiset. Dannenhero man sich keine Mühe muß verdriessen lassen. 6. Wenn Paulus alhier dem Laufen nicht allein den reichen Segen, sondern auch das göttliche Wohlgefallen zuschreibet, und hinge- gen Rom. 9, 16. spricht: Es lieget nicht an iemands Wollen oder Laufen, sondern an GOttes Erbarmen: so siehet man wol, daß er das eigenwillige und selbst erwehlte verdienst- liche Wollen und Laufen von dem wohlgeord- neten unterscheidet. Siehe von diesem auch 1 Cor. 9, 24. 26. Gal. 2, 2. 2 Tim. 4, 7. 8. V. 17. 18. Und ob ich geopfert werde über dem Anmerckungen. 1. Die ersten Redens-Arten dieses Ver- ses sind hergenommen von dem Levitischen Got- tes-Dienste: dabey waren nebst den Schlacht- Opfern von lebendigen Thieren und nebst den Speis-Opfern auch Tranck-Opfer von Oel und Wein, die zu den Schlacht- und Speis- Opfern gegossen wurden. 2. B. Mos. 29, 40. 4 B. Mos. 28, 7. Gleichwie der Apostel sein Amt und dabey die Philipper, (mit welchen er es, um sie zum Glauben zu bringen und darinnen zu erhalten, zu thun hatte,) mit dem Dienste, welcher bey den Schlacht- und Speis-Opfern verrichtet wurde, vergleichet: also vergleichet er sich selbst, in Ansehung des beoorstehenden Martyr-Todes mit einem Tranck-Opfer, da sein Blut so würde vergossen werden, wie ein Tranck-Opfer auf dem Altar zu den Speis- Opfern dahin gegossen wurde. Daß aber der Apostel alhier von keinem Versöhn-Opfer rede, ist leichtlich zu erachten. 2. Es ist hiebey sonderlich zu conferiren der Ort Rom. 15, 16. da es heißt: Mir ist von GOTT gegeben die Gnade, daß ich soll seyn ein Diener CHristi unter die Heiden zu opfern das Evangelium GOttes, auf daß die Heiden ein Opfer werden, GOTT angenehm, durch den Heiligen Geist. Deßgleichen 2 Tim. 4, 6. Jch werde schon geopfert, (spendomai, werde zum Tranck- Opfer hingegossen,) und die Zeit meines Ab- scheidens ist vorhanden. 3. Wenn die Freude der Kinder dieser Welt aufhöret, so gehet die Freude der Gläu- bigen erst recht an. Und sich, wenn es zum äus- sersten Leiden, ja Tode selbst gehet, freuen kön- nen, ist ein Beweis von der Wahrheit und der Vortreflichkeit der Christlichen Religion. 4. Jm übrigen ist wohl zu mercken, daß dieser siebenzehende Vers mit dem 23ten des er- sten Capitels genau zusammen hanget. Denn nachdem der Apostel daselbst gesaget hatte, wie ihm beydes, zu sterben, und doch auch bald völ- lig
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 16-18. [Spaltenumbruch]
hen. Matth. 5, 14. Eph. 5, 8. 1 Theſſ 5, 5. Undnimmt man das verbum in indicativo, ſo haͤlt es ein ſolches Zeugniß vom dem Gnaden-Stande der glaubigen Philipper in ſich, welches ihnen zugleich einen kraͤftigen Antrieb zur Wahrneh- mung ihrer ſelbſt, und zu Leiſtung ihrer Pflicht geben konte. V. 16. Damit, daß ihr haltet ob dem Wor- Anmerckungen. 1. Es iſt eine nachdruͤckliche Redens-Art, wenn das Evangelium von CHriſto genennet wird ein Wort des Lebens. Denn wir wer- den damit zuvorderſt gewieſen auf CHriſtum ſelbſt, als der da weſentlich iſt das Leben Joh. 14, 6. u. ſ. w. und denn dabey auf deſſelben Jnn- halt, da uns, die wir in Suͤnden todt ſind, und den ewigen Tod verdienet haben, in CHri- ſto das geiſtliche und ewige Leben verkuͤndiget und angeprieſen, la in uns gewircket wird. 2. Dieſes halten ob dem Worte des Le- bens koͤmmt zwar ſonderlich den Lehrern zu Tit. 1, 9. aber es iſt auch die Pflicht aller Chriſten, daß man, was man von dieſer theuren Beyla- ge hat, bewahre durch den Heiligen Geiſt 1. Tim. 1, 13. 14. ja darob kaͤmpfe, und lieber das Leben, als ſolches fahren laſſe Jud. v. 3. 3. Des Worts Ruhm bedienet ſich der Apoſtel oͤfters: es iſt aber, wie leichtlich zu er- achten, nicht nach dem Grunde der Eigen-Liebe zu verſtehen, ſondern es heißt ſo viel, als eine Freudigkeit, und, ſich eines Dinges ruͤhmen, iſt, woruͤber eine Freudigkeit haben. Zum Ex- empel Rom. 5, 2. 3. Sich der zukuͤnftigen Herrlichkeit und der Truͤbſal ruͤhmen, das iſt, daruͤber freudig und gutes Muthes ſeyn. 4. Von dieſem Ruhm an jenem Tage ſpricht unſer Heiland Matth. 25, 21. Ey du frommer und getreuer Knecht! du biſt uͤ- ber wenigem getreu geweſen, ich will dich uͤber viel ſetzen, gehe ein in deines HErrn Freude! Daher denn auch die Freudigkeit koͤmmt am Tage des Gerichts, da man ſich in ſich ſelbſt des guten Gewiſſens, und auſſer ſich der Fuͤrſprache CHriſti verſichert haͤlt. Sie- he auch 1 Theſſ. 2, 19. 1 Joh. 2, 28. 5. Es iſt zwar manches Laufen und man- ches Arbeiten eines rechtſchafnen Lehrers bey manchen Seelen vergeblich, doch noͤthig zur Be- wahrung des Gewiſſens: und hingegen bey an- dern deſto geſegneter: Wie es Pauli Exempel [Spaltenumbruch] und noch immer die beſtaͤndige Erfahrung aus- weiſet. Dannenhero man ſich keine Muͤhe muß verdrieſſen laſſen. 6. Wenn Paulus alhier dem Laufen nicht allein den reichen Segen, ſondern auch das goͤttliche Wohlgefallen zuſchreibet, und hinge- gen Rom. 9, 16. ſpricht: Es lieget nicht an iemands Wollen oder Laufen, ſondern an GOttes Erbarmen: ſo ſiehet man wol, daß er das eigenwillige und ſelbſt erwehlte verdienſt- liche Wollen und Laufen von dem wohlgeord- neten unterſcheidet. Siehe von dieſem auch 1 Cor. 9, 24. 26. Gal. 2, 2. 2 Tim. 4, 7. 8. V. 17. 18. Und ob ich geopfert werde uͤber dem Anmerckungen. 1. Die erſten Redens-Arten dieſes Ver- ſes ſind hergenommen von dem Levitiſchen Got- tes-Dienſte: dabey waren nebſt den Schlacht- Opfern von lebendigen Thieren und nebſt den Speis-Opfern auch Tranck-Opfer von Oel und Wein, die zu den Schlacht- und Speis- Opfern gegoſſen wurden. 2. B. Moſ. 29, 40. 4 B. Moſ. 28, 7. Gleichwie der Apoſtel ſein Amt und dabey die Philipper, (mit welchen er es, um ſie zum Glauben zu bringen und darinnen zu erhalten, zu thun hatte,) mit dem Dienſte, welcher bey den Schlacht- und Speis-Opfern verrichtet wurde, vergleichet: alſo vergleichet er ſich ſelbſt, in Anſehung des beoorſtehenden Martyr-Todes mit einem Tranck-Opfer, da ſein Blut ſo wuͤrde vergoſſen werden, wie ein Tranck-Opfer auf dem Altar zu den Speis- Opfern dahin gegoſſen wurde. Daß aber der Apoſtel alhier von keinem Verſoͤhn-Opfer rede, iſt leichtlich zu erachten. 2. Es iſt hiebey ſonderlich zu conferiren der Ort Rom. 15, 16. da es heißt: Mir iſt von GOTT gegeben die Gnade, daß ich ſoll ſeyn ein Diener CHriſti unter die Heiden zu opfern das Evangelium GOttes, auf daß die Heiden ein Opfer werden, GOTT angenehm, durch den Heiligen Geiſt. Deßgleichen 2 Tim. 4, 6. Jch werde ſchon geopfert, (σπένδομαι, werde zum Tranck- Opfer hingegoſſen,) und die Zeit meines Ab- ſcheidens iſt vorhanden. 3. Wenn die Freude der Kinder dieſer Welt aufhoͤret, ſo gehet die Freude der Glaͤu- bigen erſt recht an. Und ſich, wenn es zum aͤuſ- ſerſten Leiden, ja Tode ſelbſt gehet, freuen koͤn- nen, iſt ein Beweis von der Wahrheit und der Vortreflichkeit der Chriſtlichen Religion. 4. Jm uͤbrigen iſt wohl zu mercken, daß dieſer ſiebenzehende Vers mit dem 23ten des er- ſten Capitels genau zuſammen hanget. Denn nachdem der Apoſtel daſelbſt geſaget hatte, wie ihm beydes, zu ſterben, und doch auch bald voͤl- lig
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Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, v. 16-18.
hen. Matth. 5, 14. Eph. 5, 8. 1 Theſſ 5, 5. Und
nimmt man das verbum in indicativo, ſo haͤlt es
ein ſolches Zeugniß vom dem Gnaden-Stande
der glaubigen Philipper in ſich, welches ihnen
zugleich einen kraͤftigen Antrieb zur Wahrneh-
mung ihrer ſelbſt, und zu Leiſtung ihrer Pflicht
geben konte.
V. 16.
Damit, daß ihr haltet ob dem Wor-
te des Lebens, (bey dem Evangelio in der
Ordnung, da ihr euer Licht des Glaubens in ei-
nem rechtſchaffnen Wandel und alſo in der That
leuchten laſſet, veſte ſtehen bleibet,) mir zu ei-
nem Ruhm, (Freudigkeit, uͤber den Segen
meines Amts an euch,) an dem Tage CHri-
ſti, (da ich die Ehren-Krone aus Gnaden em-
pfangen werde 2 Tim. 4, 8.) als der ich nicht
vergeblich gelaufen, noch vergeblich gear-
beitet habe, (ſondern die Frucht meiner Arbeit
nicht allein alhier in der Zeit, ſondern auch dort
in der Ewigkeit, mit Freuden zum Lobe GOt-
tes ſehe.)
Anmerckungen.
1. Es iſt eine nachdruͤckliche Redens-Art,
wenn das Evangelium von CHriſto genennet
wird ein Wort des Lebens. Denn wir wer-
den damit zuvorderſt gewieſen auf CHriſtum
ſelbſt, als der da weſentlich iſt das Leben Joh.
14, 6. u. ſ. w. und denn dabey auf deſſelben Jnn-
halt, da uns, die wir in Suͤnden todt ſind,
und den ewigen Tod verdienet haben, in CHri-
ſto das geiſtliche und ewige Leben verkuͤndiget
und angeprieſen, la in uns gewircket wird.
2. Dieſes halten ob dem Worte des Le-
bens koͤmmt zwar ſonderlich den Lehrern zu Tit.
1, 9. aber es iſt auch die Pflicht aller Chriſten,
daß man, was man von dieſer theuren Beyla-
ge hat, bewahre durch den Heiligen Geiſt 1.
Tim. 1, 13. 14. ja darob kaͤmpfe, und lieber das
Leben, als ſolches fahren laſſe Jud. v. 3.
3. Des Worts Ruhm bedienet ſich der
Apoſtel oͤfters: es iſt aber, wie leichtlich zu er-
achten, nicht nach dem Grunde der Eigen-Liebe
zu verſtehen, ſondern es heißt ſo viel, als eine
Freudigkeit, und, ſich eines Dinges ruͤhmen,
iſt, woruͤber eine Freudigkeit haben. Zum Ex-
empel Rom. 5, 2. 3. Sich der zukuͤnftigen
Herrlichkeit und der Truͤbſal ruͤhmen, das
iſt, daruͤber freudig und gutes Muthes ſeyn.
4. Von dieſem Ruhm an jenem Tage
ſpricht unſer Heiland Matth. 25, 21. Ey du
frommer und getreuer Knecht! du biſt uͤ-
ber wenigem getreu geweſen, ich will dich
uͤber viel ſetzen, gehe ein in deines HErrn
Freude! Daher denn auch die Freudigkeit
koͤmmt am Tage des Gerichts, da man ſich in
ſich ſelbſt des guten Gewiſſens, und auſſer ſich
der Fuͤrſprache CHriſti verſichert haͤlt. Sie-
he auch 1 Theſſ. 2, 19. 1 Joh. 2, 28.
5. Es iſt zwar manches Laufen und man-
ches Arbeiten eines rechtſchafnen Lehrers bey
manchen Seelen vergeblich, doch noͤthig zur Be-
wahrung des Gewiſſens: und hingegen bey an-
dern deſto geſegneter: Wie es Pauli Exempel
und noch immer die beſtaͤndige Erfahrung aus-
weiſet. Dannenhero man ſich keine Muͤhe muß
verdrieſſen laſſen.
6. Wenn Paulus alhier dem Laufen
nicht allein den reichen Segen, ſondern auch das
goͤttliche Wohlgefallen zuſchreibet, und hinge-
gen Rom. 9, 16. ſpricht: Es lieget nicht an
iemands Wollen oder Laufen, ſondern an
GOttes Erbarmen: ſo ſiehet man wol, daß
er das eigenwillige und ſelbſt erwehlte verdienſt-
liche Wollen und Laufen von dem wohlgeord-
neten unterſcheidet. Siehe von dieſem auch
1 Cor. 9, 24. 26. Gal. 2, 2. 2 Tim. 4, 7. 8.
V. 17. 18.
Und ob ich geopfert werde uͤber dem
Opfer und Gottes-Dienſt eures Glau-
bens, ſo freue ich mich, und freue mich
mit euch allen, (in der guten Zuverſicht, daß
auch ihr euch daruͤber erfreuen werdet,) deſ-
ſelbigen ſolt ihr euch (δέ aber) auch freuen,
und ſolt euch mit mir freuen.
Anmerckungen.
1. Die erſten Redens-Arten dieſes Ver-
ſes ſind hergenommen von dem Levitiſchen Got-
tes-Dienſte: dabey waren nebſt den Schlacht-
Opfern von lebendigen Thieren und nebſt den
Speis-Opfern auch Tranck-Opfer von Oel
und Wein, die zu den Schlacht- und Speis-
Opfern gegoſſen wurden. 2. B. Moſ. 29, 40. 4
B. Moſ. 28, 7. Gleichwie der Apoſtel ſein Amt
und dabey die Philipper, (mit welchen er es,
um ſie zum Glauben zu bringen und darinnen
zu erhalten, zu thun hatte,) mit dem Dienſte,
welcher bey den Schlacht- und Speis-Opfern
verrichtet wurde, vergleichet: alſo vergleichet er
ſich ſelbſt, in Anſehung des beoorſtehenden
Martyr-Todes mit einem Tranck-Opfer, da
ſein Blut ſo wuͤrde vergoſſen werden, wie ein
Tranck-Opfer auf dem Altar zu den Speis-
Opfern dahin gegoſſen wurde. Daß aber der
Apoſtel alhier von keinem Verſoͤhn-Opfer rede,
iſt leichtlich zu erachten.
2. Es iſt hiebey ſonderlich zu conferiren
der Ort Rom. 15, 16. da es heißt: Mir iſt von
GOTT gegeben die Gnade, daß ich ſoll
ſeyn ein Diener CHriſti unter die Heiden
zu opfern das Evangelium GOttes, auf
daß die Heiden ein Opfer werden, GOTT
angenehm, durch den Heiligen Geiſt.
Deßgleichen 2 Tim. 4, 6. Jch werde ſchon
geopfert, (σπένδομαι, werde zum Tranck-
Opfer hingegoſſen,) und die Zeit meines Ab-
ſcheidens iſt vorhanden.
3. Wenn die Freude der Kinder dieſer
Welt aufhoͤret, ſo gehet die Freude der Glaͤu-
bigen erſt recht an. Und ſich, wenn es zum aͤuſ-
ſerſten Leiden, ja Tode ſelbſt gehet, freuen koͤn-
nen, iſt ein Beweis von der Wahrheit und der
Vortreflichkeit der Chriſtlichen Religion.
4. Jm uͤbrigen iſt wohl zu mercken, daß
dieſer ſiebenzehende Vers mit dem 23ten des er-
ſten Capitels genau zuſammen hanget. Denn
nachdem der Apoſtel daſelbſt geſaget hatte, wie
ihm beydes, zu ſterben, und doch auch bald voͤl-
lig
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