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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 2, 9-11.
[Spaltenumbruch] GOtt und zu eurem GOtt. Und Hebr. 1, 3.
Nachdem er hat gemachet die Reinigung
unserer Sünde durch sich selbst, so hat er
sich gesetzet zur Rechten der Majestät in der
Höhe.
Es wird doch aber die Erhöhung
deßwegen sonderlich dem Vater zugeschrieben,
weil er in dem Wercke unserer Seligkeit, als der
Richter vorgestellet wird, der nach seiner un-
wandelbaren richterlichen Gerechtigkeit die Ge-
nugthuung gefodert, und als gültig angenom-
men, und zur Bezeugung solcher Gültigkeit sei-
nen Sohn nach seiner menschlichen Natur aus
dem Stande der Erniedrigung wieder hervorge-
zogen und erhöhet hat.
4. Die Erhöhung selbst bestehet nun
auf Seiten Christi in der Annehmung des völ-
ligen Gebrauchs der ihm beywohnenden göttli-
chen Herrlichkeit, dadurch denn die Auferstehung,
Himmelfahrt und das Sitzen zur Rechten Got-
tes geschehen ist: auf Seiten des Vaters darin,
daß er ihn hat von den Todten erwecket, in den
Himmel aufgenommen und zu seiner Rechten ge-
setzet, und ihn damit nach der menschlichen Na-
tur verkläret mit der Herrlichkeit, die er als wah-
rer GOtt von Ewigkeit in und bey ihm, dem
Vater, gehabt hatte: darauf er sahe, wenn er
Joh. 17, 4. 5. sagte: Jch habe dich verkläret
auf Erden, und vollendet das Werck, das
du mir gegeben hast, das ich thun solte:
und nun verkläre mich, du Vater, bey dir
selbst mit der Klarheit, die ich bey dir hatte,
ehe die Welt war.
5. Und diese Verklärung ist die Erhö-
hung,
und die Gebung des Namens, der
über alle Namen ist:
da denn der Name ist
die göttliche Majestät und Herrlichkeit; sinte-
mal die Eigenschaft der Hebräischen und ande-
rer Sprachen es also mit sich bringet, daß mit
dem Worte Name die Ehre, Würde, das
Ansehen und die Herrlichkeit verstanden werde.
Dabey denn auch insonderheit gesehen wird auf
diejenigen Namen, welche die Herrlichkeit am
nachdrücklichsten bezeichnen, nemlich der Name
des Sohnes GOttes und JEHOVAH, daß
solche vermöge der persönlichen Vereinigung
beyder Naturen der gantzen Person Christi bey-
geleget werden, nnd also nicht allein der göttli-
chen, sondern auch der menschlichen Natur zu-
kommen. Und ob denn nun gleich unser Heiland
diese Namen und mit den Namen die Sache selbst
schon vermöge gedachter persönlichen Vereinigung
beyder Naturen gehabt hatte, so hatte er sich doch
im Stande der Erniedrigung des völligen Ge-
brauchs derselben willig begeben, und ihn nicht
eher wieder angenommen, als bis ihm denselben
der Vater nach seiner richterlichen Gerechtigkeit,
zur Bezeugung der Gültigkeit des in der Ernie-
drigung gebrachten Löse-Gelds, gegeben, und
ihn also siegreich auferwecket, aufgenommen
gen Himmel, und zur Rechten seiner Majestät
gesetzet hat.
6. Diß nennet der Apostel einen Namen,
der über alle Namen ist,
weil solche Erhö-
hung und Majestät über alles gehet. Davon
er spricht Eph. 1, 20-22. Er hat ihn von den
Todten auferwecket, und gesetzet zu seiner
[Spaltenumbruch] Rechten im Himmel, über alle Fürsten-
thum, Gewalt, Macht, Herrschaft, und
alles, was genannt mag werden nicht al-
lein in dieser Welt, sondern auch in der zu-
künftigen, und hat alle Dinge unter seine
Füsse gethan, und hat ihn gesetzet zum
Haupte der Gemeine über alles.
u. f. Sie-
he von dem Namen, darinnen wir sollen se-
lig werden,
Ap. Gesch. 4, 12. Und wenn denn
der Sohn GOttes sich im Stande der Erhöhung
mit der Kraft und Application seiner Erniedri-
gung als einen rechten Heiland mit Nach-
druck erweiset, so verherrlichet er denn auch an
sich den Namen JEsus in der That, da er lau-
ter Heil und Segen mittheilet.
7. Der Zweck der Erhöhung war theils,
wie schon gedacht, die Bezeugung der Gültig-
keit des in der Erniedrigung gebrachten Versöhn-
Opfers; theils die schuldige Verehrung der
gantzen Person des Sohnes GOttes, und also
auch nach der menschlichen Natur, und denn die
daher entstehende Verherrlichung des Vaters,
als dessen Rathe des Friedes und dessen Sen-
dung des Sohnes und dessen Annehmung des
Löse-Geldes man das Werck der Seligkeit solte
zu dancken haben. Darum es heißt: Daß in
dem Namen JEsu sich beugen sollen alle
Knie derer, die im Himmel und auf Erden
und unter der Erden sind, und alle Zungen
bekennen sollen, daß JEsus Christus der
HERR sey, zur Ehre GOttes des Va-
ters.
8. Das Kniebeugen ist eine solche Ge-
berde, womit auf Seiten des Beugenden eine
demüthige Unterwerfung und Ehrerbietung; auf
Seiten dessen, gegen welchen die Beugung ge-
schiehet, die Majestät und Herrlichkeit, welcher
solche ehrerbietige Unterwerfung zukömmt, be-
zeichnet wird. Und also kömmt es alhier nicht an
auf die Geberde, sondern auf die dadurch bezeich-
nete Sache: wie denn von denen, welche von der
Auferstehung der Leiber im Himmel sind, keine
eigentliche Kniebeugung kan gesaget werden.
Durch die, welche unter der Erden sind, ver-
stehet man am füglichsten die Verstorbenen, aber
ihren Seelen nach lebenden, ob sie wol von den Lei-
bern ihre Benennung haben: nach welchem Ver-
stande man aber so dann durch die, welche im
Himmel sind,
die Heiligen Engel zu verstehen
hat, als welche alle den Sohn GOttes, auch nach
der erhöheten menschlichen Natur, anbeten Hebr.
1, 4. u. f. Will man aber durch die, so unter der
Erden sind, nach der Redens-Art der Hebräer
die Verdammten verstehen, so hat man die
Verehrung also zu erklären, wie es die Sache
selbst mit sich bringet.
9. Die Bekäntniß aller Creaturen soll
denn dahin gehen, daß JEsus sey der HErr,
der JEHOVAH, das ist, daß er sey wahrer ewi-
ger GOtt, der seine göttliche Majestät und Herr-
lichkeit, welche in Vereinigung beyder Naturen
der menschlichen zwar mitgetheilet, aber im
Stande der Erhöhung an der menschlichen Na-
tur in vollem Gebrauche und Glantze, zum
Heil des menschlichen Geschlechts und zur herr-
lichen
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, 9-11.
[Spaltenumbruch] GOtt und zu eurem GOtt. Und Hebr. 1, 3.
Nachdem er hat gemachet die Reinigung
unſerer Suͤnde durch ſich ſelbſt, ſo hat er
ſich geſetzet zur Rechten der Majeſtaͤt in der
Hoͤhe.
Es wird doch aber die Erhoͤhung
deßwegen ſonderlich dem Vater zugeſchrieben,
weil er in dem Wercke unſerer Seligkeit, als der
Richter vorgeſtellet wird, der nach ſeiner un-
wandelbaren richterlichen Gerechtigkeit die Ge-
nugthuung gefodert, und als guͤltig angenom-
men, und zur Bezeugung ſolcher Guͤltigkeit ſei-
nen Sohn nach ſeiner menſchlichen Natur aus
dem Stande der Erniedrigung wieder hervorge-
zogen und erhoͤhet hat.
4. Die Erhoͤhung ſelbſt beſtehet nun
auf Seiten Chriſti in der Annehmung des voͤl-
ligen Gebrauchs der ihm beywohnenden goͤttli-
chen Herrlichkeit, dadurch denn die Auferſtehung,
Himmelfahrt und das Sitzen zur Rechten Got-
tes geſchehen iſt: auf Seiten des Vaters darin,
daß er ihn hat von den Todten erwecket, in den
Himmel aufgenommen und zu ſeiner Rechten ge-
ſetzet, und ihn damit nach der menſchlichen Na-
tur verklaͤret mit der Herrlichkeit, die er als wah-
rer GOtt von Ewigkeit in und bey ihm, dem
Vater, gehabt hatte: darauf er ſahe, wenn er
Joh. 17, 4. 5. ſagte: Jch habe dich verklaͤret
auf Erden, und vollendet das Werck, das
du mir gegeben haſt, das ich thun ſolte:
und nun verklaͤre mich, du Vater, bey dir
ſelbſt mit der Klarheit, die ich bey dir hatte,
ehe die Welt war.
5. Und dieſe Verklaͤrung iſt die Erhoͤ-
hung,
und die Gebung des Namens, der
uͤber alle Namen iſt:
da denn der Name iſt
die goͤttliche Majeſtaͤt und Herrlichkeit; ſinte-
mal die Eigenſchaft der Hebraͤiſchen und ande-
rer Sprachen es alſo mit ſich bringet, daß mit
dem Worte Name die Ehre, Wuͤrde, das
Anſehen und die Herrlichkeit verſtanden werde.
Dabey denn auch inſonderheit geſehen wird auf
diejenigen Namen, welche die Herrlichkeit am
nachdruͤcklichſten bezeichnen, nemlich der Name
des Sohnes GOttes und JEHOVAH, daß
ſolche vermoͤge der perſoͤnlichen Vereinigung
beyder Naturen der gantzen Perſon Chriſti bey-
geleget werden, nnd alſo nicht allein der goͤttli-
chen, ſondern auch der menſchlichen Natur zu-
kommen. Und ob denn nun gleich unſer Heiland
dieſe Namen und mit den Namen die Sache ſelbſt
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beyder Naturen gehabt hatte, ſo hatte er ſich doch
im Stande der Erniedrigung des voͤlligen Ge-
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der Vater nach ſeiner richterlichen Gerechtigkeit,
zur Bezeugung der Guͤltigkeit des in der Ernie-
drigung gebrachten Loͤſe-Gelds, gegeben, und
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gen Himmel, und zur Rechten ſeiner Majeſtaͤt
geſetzet hat.
6. Diß nennet der Apoſtel einen Namen,
der uͤber alle Namen iſt,
weil ſolche Erhoͤ-
hung und Majeſtaͤt uͤber alles gehet. Davon
er ſpricht Eph. 1, 20-22. Er hat ihn von den
Todten auferwecket, und geſetzet zu ſeiner
[Spaltenumbruch] Rechten im Himmel, uͤber alle Fuͤrſten-
thum, Gewalt, Macht, Herrſchaft, und
alles, was genannt mag werden nicht al-
lein in dieſer Welt, ſondern auch in der zu-
kuͤnftigen, und hat alle Dinge unter ſeine
Fuͤſſe gethan, und hat ihn geſetzet zum
Haupte der Gemeine uͤber alles.
u. f. Sie-
he von dem Namen, darinnen wir ſollen ſe-
lig werden,
Ap. Geſch. 4, 12. Und wenn denn
der Sohn GOttes ſich im Stande der Erhoͤhung
mit der Kraft und Application ſeiner Erniedri-
gung als einen rechten Heiland mit Nach-
druck erweiſet, ſo verherrlichet er denn auch an
ſich den Namen JEſus in der That, da er lau-
ter Heil und Segen mittheilet.
7. Der Zweck der Erhoͤhung war theils,
wie ſchon gedacht, die Bezeugung der Guͤltig-
keit des in der Erniedrigung gebrachten Verſoͤhn-
Opfers; theils die ſchuldige Verehrung der
gantzen Perſon des Sohnes GOttes, und alſo
auch nach der menſchlichen Natur, und denn die
daher entſtehende Verherrlichung des Vaters,
als deſſen Rathe des Friedes und deſſen Sen-
dung des Sohnes und deſſen Annehmung des
Loͤſe-Geldes man das Werck der Seligkeit ſolte
zu dancken haben. Darum es heißt: Daß in
dem Namen JEſu ſich beugen ſollen alle
Knie derer, die im Himmel und auf Erden
und unter der Erden ſind, und alle Zungen
bekennen ſollen, daß JEſus Chriſtus der
HERR ſey, zur Ehre GOttes des Va-
ters.
8. Das Kniebeugen iſt eine ſolche Ge-
berde, womit auf Seiten des Beugenden eine
demuͤthige Unterwerfung und Ehrerbietung; auf
Seiten deſſen, gegen welchen die Beugung ge-
ſchiehet, die Majeſtaͤt und Herrlichkeit, welcher
ſolche ehrerbietige Unterwerfung zukoͤmmt, be-
zeichnet wird. Und alſo koͤmmt es alhier nicht an
auf die Geberde, ſondern auf die dadurch bezeich-
nete Sache: wie denn von denen, welche von der
Auferſtehung der Leiber im Himmel ſind, keine
eigentliche Kniebeugung kan geſaget werden.
Durch die, welche unter der Erden ſind, ver-
ſtehet man am fuͤglichſten die Verſtorbenen, aber
ihren Seelen nach lebenden, ob ſie wol von den Lei-
bern ihre Benennung haben: nach welchem Ver-
ſtande man aber ſo dann durch die, welche im
Himmel ſind,
die Heiligen Engel zu verſtehen
hat, als welche alle den Sohn GOttes, auch nach
der erhoͤheten menſchlichen Natur, anbeten Hebr.
1, 4. u. f. Will man aber durch die, ſo unter der
Erden ſind, nach der Redens-Art der Hebraͤer
die Verdammten verſtehen, ſo hat man die
Verehrung alſo zu erklaͤren, wie es die Sache
ſelbſt mit ſich bringet.
9. Die Bekaͤntniß aller Creaturen ſoll
denn dahin gehen, daß JEſus ſey der HErr,
der JEHOVAH, das iſt, daß er ſey wahrer ewi-
ger GOtt, der ſeine goͤttliche Majeſtaͤt und Herr-
lichkeit, welche in Vereinigung beyder Naturen
der menſchlichen zwar mitgetheilet, aber im
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[710/0738] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 2, 9-11. GOtt und zu eurem GOtt. Und Hebr. 1, 3. Nachdem er hat gemachet die Reinigung unſerer Suͤnde durch ſich ſelbſt, ſo hat er ſich geſetzet zur Rechten der Majeſtaͤt in der Hoͤhe. Es wird doch aber die Erhoͤhung deßwegen ſonderlich dem Vater zugeſchrieben, weil er in dem Wercke unſerer Seligkeit, als der Richter vorgeſtellet wird, der nach ſeiner un- wandelbaren richterlichen Gerechtigkeit die Ge- nugthuung gefodert, und als guͤltig angenom- men, und zur Bezeugung ſolcher Guͤltigkeit ſei- nen Sohn nach ſeiner menſchlichen Natur aus dem Stande der Erniedrigung wieder hervorge- zogen und erhoͤhet hat. 4. Die Erhoͤhung ſelbſt beſtehet nun auf Seiten Chriſti in der Annehmung des voͤl- ligen Gebrauchs der ihm beywohnenden goͤttli- chen Herrlichkeit, dadurch denn die Auferſtehung, Himmelfahrt und das Sitzen zur Rechten Got- tes geſchehen iſt: auf Seiten des Vaters darin, daß er ihn hat von den Todten erwecket, in den Himmel aufgenommen und zu ſeiner Rechten ge- ſetzet, und ihn damit nach der menſchlichen Na- tur verklaͤret mit der Herrlichkeit, die er als wah- rer GOtt von Ewigkeit in und bey ihm, dem Vater, gehabt hatte: darauf er ſahe, wenn er Joh. 17, 4. 5. ſagte: Jch habe dich verklaͤret auf Erden, und vollendet das Werck, das du mir gegeben haſt, das ich thun ſolte: und nun verklaͤre mich, du Vater, bey dir ſelbſt mit der Klarheit, die ich bey dir hatte, ehe die Welt war. 5. Und dieſe Verklaͤrung iſt die Erhoͤ- hung, und die Gebung des Namens, der uͤber alle Namen iſt: da denn der Name iſt die goͤttliche Majeſtaͤt und Herrlichkeit; ſinte- mal die Eigenſchaft der Hebraͤiſchen und ande- rer Sprachen es alſo mit ſich bringet, daß mit dem Worte Name die Ehre, Wuͤrde, das Anſehen und die Herrlichkeit verſtanden werde. Dabey denn auch inſonderheit geſehen wird auf diejenigen Namen, welche die Herrlichkeit am nachdruͤcklichſten bezeichnen, nemlich der Name des Sohnes GOttes und JEHOVAH, daß ſolche vermoͤge der perſoͤnlichen Vereinigung beyder Naturen der gantzen Perſon Chriſti bey- geleget werden, nnd alſo nicht allein der goͤttli- chen, ſondern auch der menſchlichen Natur zu- kommen. Und ob denn nun gleich unſer Heiland dieſe Namen und mit den Namen die Sache ſelbſt ſchon vermoͤge gedachter perſoͤnlichẽ Vereinigung beyder Naturen gehabt hatte, ſo hatte er ſich doch im Stande der Erniedrigung des voͤlligen Ge- brauchs derſelben willig begeben, und ihn nicht eher wieder angenommen, als bis ihm denſelben der Vater nach ſeiner richterlichen Gerechtigkeit, zur Bezeugung der Guͤltigkeit des in der Ernie- drigung gebrachten Loͤſe-Gelds, gegeben, und ihn alſo ſiegreich auferwecket, aufgenommen gen Himmel, und zur Rechten ſeiner Majeſtaͤt geſetzet hat. 6. Diß nennet der Apoſtel einen Namen, der uͤber alle Namen iſt, weil ſolche Erhoͤ- hung und Majeſtaͤt uͤber alles gehet. Davon er ſpricht Eph. 1, 20-22. Er hat ihn von den Todten auferwecket, und geſetzet zu ſeiner Rechten im Himmel, uͤber alle Fuͤrſten- thum, Gewalt, Macht, Herrſchaft, und alles, was genannt mag werden nicht al- lein in dieſer Welt, ſondern auch in der zu- kuͤnftigen, und hat alle Dinge unter ſeine Fuͤſſe gethan, und hat ihn geſetzet zum Haupte der Gemeine uͤber alles. u. f. Sie- he von dem Namen, darinnen wir ſollen ſe- lig werden, Ap. Geſch. 4, 12. Und wenn denn der Sohn GOttes ſich im Stande der Erhoͤhung mit der Kraft und Application ſeiner Erniedri- gung als einen rechten Heiland mit Nach- druck erweiſet, ſo verherrlichet er denn auch an ſich den Namen JEſus in der That, da er lau- ter Heil und Segen mittheilet. 7. Der Zweck der Erhoͤhung war theils, wie ſchon gedacht, die Bezeugung der Guͤltig- keit des in der Erniedrigung gebrachten Verſoͤhn- Opfers; theils die ſchuldige Verehrung der gantzen Perſon des Sohnes GOttes, und alſo auch nach der menſchlichen Natur, und denn die daher entſtehende Verherrlichung des Vaters, als deſſen Rathe des Friedes und deſſen Sen- dung des Sohnes und deſſen Annehmung des Loͤſe-Geldes man das Werck der Seligkeit ſolte zu dancken haben. Darum es heißt: Daß in dem Namen JEſu ſich beugen ſollen alle Knie derer, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden ſind, und alle Zungen bekennen ſollen, daß JEſus Chriſtus der HERR ſey, zur Ehre GOttes des Va- ters. 8. Das Kniebeugen iſt eine ſolche Ge- berde, womit auf Seiten des Beugenden eine demuͤthige Unterwerfung und Ehrerbietung; auf Seiten deſſen, gegen welchen die Beugung ge- ſchiehet, die Majeſtaͤt und Herrlichkeit, welcher ſolche ehrerbietige Unterwerfung zukoͤmmt, be- zeichnet wird. Und alſo koͤmmt es alhier nicht an auf die Geberde, ſondern auf die dadurch bezeich- nete Sache: wie denn von denen, welche von der Auferſtehung der Leiber im Himmel ſind, keine eigentliche Kniebeugung kan geſaget werden. Durch die, welche unter der Erden ſind, ver- ſtehet man am fuͤglichſten die Verſtorbenen, aber ihren Seelen nach lebenden, ob ſie wol von den Lei- bern ihre Benennung haben: nach welchem Ver- ſtande man aber ſo dann durch die, welche im Himmel ſind, die Heiligen Engel zu verſtehen hat, als welche alle den Sohn GOttes, auch nach der erhoͤheten menſchlichen Natur, anbeten Hebr. 1, 4. u. f. Will man aber durch die, ſo unter der Erden ſind, nach der Redens-Art der Hebraͤer die Verdammten verſtehen, ſo hat man die Verehrung alſo zu erklaͤren, wie es die Sache ſelbſt mit ſich bringet. 9. Die Bekaͤntniß aller Creaturen ſoll denn dahin gehen, daß JEſus ſey der HErr, der JEHOVAH, das iſt, daß er ſey wahrer ewi- ger GOtt, der ſeine goͤttliche Majeſtaͤt und Herr- lichkeit, welche in Vereinigung beyder Naturen der menſchlichen zwar mitgetheilet, aber im Stande der Erhoͤhung an der menſchlichen Na- tur in vollem Gebrauche und Glantze, zum Heil des menſchlichen Geſchlechts und zur herr- lichen

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/738>, abgerufen am 24.11.2024.