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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 29-31.
[Spaltenumbruch] also mit sich bringet, und zur Würde des Chri-
stenthums gehöret, daß ein ieglicher, er sey dem
äusserlichen Stande nach so gering er wolle, bey
seinem Nechsten zur Aufrichtung des Reichs
GOttes in seiner Seele etwas beytragen kan.
5. Paulus nennet die Besserung oikodomen
tes khreias, eine Erbauung die da nöthig und
nützlich ist, das ist, die da also beschaffen ist,
wie es die Beschaffenheit derer, mit welchen man
redet, es erfodert. Denn da bedürfen einige
des Unterrichts, andere der Ermahnung und
Ermunterung, noch andere der brüderlichen Be-
strafung; einige auch der tröstlichen Aufrich-
tung; und alle einer solchen Rede, die sie wo
nicht auf gute Gedancken bringet, doch aber dar-
innen erhält.
6. Die letztern Worte: Daß es holdse-
lig sey zu hören,
lassen sich zwar also überse-
tzen: Daß er Gnade gebe denen, die es hö-
ren,
welches sich denn von dem Nutzen, der da-
her entstehet, erklären läßt. Allein weil der
Apostel des Nutzens, oder der Erbauung, als des
Zwecks, vorher schon gedacht hat, es auch noch
erst einer neuen Erklärung gebrauchet, wie es zu
verstehen sey, daß iemands erbauliche Rede
Gnade gebe, die doch eigentlich von GOTT
kömmt: so bleibet man alhier billig bey der U-
bersetzung Lutheri: Daß es holdselig sey zu
hören.
Da denn kharis ist die erbauliche Lieb-
lichkeit,
welche in der Rede ist, und bey den
Hörenden leichtlich einen Eingang findet, und
wie aus dem Grunde der im Hertzen wohnenden
Gnade GOttes kömmt, also auch ein vehicu-
lum
und instrumentum der zu vermehrenden Gna-
de GOttes bey andern wird. Und dieses redet
der Apostel wol sonderlich im Gegensatz auf das
faule Geschwätz. Denn gleichwie der Zweck
davon gemeiniglich dieser ist, daß man andern, die
in gleicher corruption liegen, dadurch eine eite-
le Belustigung machen will: also muß hingegen
bey wahren Kindern GOTTes die Absicht im
Reden also auf die Erbauung gerichtet seyn, daß
diese mit einem angenehmen und holdseligen
Vortrage desto eher erhalten werde.
7. Jm übrigen sind ausser dem Orte Matt.
12, 33. u. s. f. folgende Stellen alhier wohl zu
mercken Eph. 5, 4. Col. 3, 16. 17. Eure Rede
sey allezeit
en khariti, lieblich, mit Saltz ge-
würtzet.
Siehe auch Sirach 21, 27. Die un-
nützen Wäscher plaudern das nicht zur
Sache dienet; die Weisen aber bewegen
ihre Worte mit der Gold-Wage.
Jmglei-
chen c. 28, 28. 29.
V. 30.

Und betrübet nicht (mit faulem Ge-
schwätz und mit andern Sünden) den Heiligen
Geist GOttes, damit ihr
(zur Gewißheit
eurer Seligkeit) versiegelt seyd (bis) auf
den Tag der
(völligen) Erlösung (und Be-
freyung von allem Ubel, da ihr an statt der Ver-
siegelung und der Erstlinge zur völligen Erb-
schaft und Erndte des ewigen Lebens gelangen
werdet.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Es scheinet der Apostel mit den ersten
Worten dieses Verses sonderlich gesehen zu ha-
ben auf Jes. 63, 11. alwo von den Jsraeliten ste-
het, daß sie den Heiligen Geist erbittert und
entrüstet haben, daher er ihr Feind gewor-
den.
2. Da die dritte Person in der hochgelob-
ten Gottheit, der Geist, heißt der Heilige,
und dieses so viel ist, als der Heiligende, so ist
leichtlich zu erachten, warum der Apostel das
Wort agion mit wiederholtem articulo to zu dem
Worte pneuma setzet, nemlich daß durch ein
faules Geschwätz und andere Sünden das
Werck des heiligenden Geistes, oder der Heili-
gung verhindert und zerstöret wird.
3. Der Heilige Geist kan eigentlich weder
also erfreuet und betrübet werden, wie sich
beydes bey den Menschen befindet; sintemal sol-
ches seine höchste und unveränderliche Vollkom-
menheit nicht zuläßt. Gleichwie aber ein Mensch,
der durch den andern betrübet wird, sich seiner
äussert und enthält, auch oft gehindert wird,
ihm nützlich sich zu erweisen: also heißt den
Heiligen Geist betrüben
so viel, als dasjeni-
ge thun, wodurch die Gnaden-Wirckungen des
Heiligen Geistes verhindert und zerstöret wer-
den, also daß der Heilige Geist bewogen wird,
den Menschen zu verlassen, und an statt der
Gnade ihn nach seiner Gerechtigkeit anzuse-
hen.
4. Von der Versiegelung ist nachzule-
sen, was davon oben c. 1, 13. auch 2 Cor. 1, 22.
angemercket worden.
5. Das Wort Erlösung heißt alhier so
viel als die völlige Befreyung von allem U-
bel,
welches ist die völlige Frucht von dem durch
CHristum vollbrachten Wercke der Erlösung.
Jn welchem Verstande diß Wort auch Luc. 19,
28. Rom. 8, 23. genommen wird.
6. Womit der Heilige Geist ferner betrü-
bet werde, zeiget der Apostel mit folgenden Wor-
ten der Abmahnung an:
V. 31.

Alle Bitterkeit (als die Wurtzel aller
übrigen zum Haß und Zorn gehörigen Ausbrüche)
und Grimm, (oder Jag-Zorn, da die Bit-
terkeit mit Heftigkeit in Worten und Geberden
ausbricht,) und Zorn, (der nach der Heftig-
keit noch innerlich anhält und geheget wird,)
und Geschrey, (worin sich der gehegte Zorn
im Wort-Wechsel und Streite heraus läßt,)
und Lästerung, (dadurch man sich bey solchem
entbrannten Gemüthe wider den Nechsten, er
habe uns beleidiget, oder nicht, vergreift, (samt
aller Bosheit,
(die sich bey einem Haß-vollen
Gemüthe befindet, und auf Rache heimlich ge-
richtet ist, um den Nechsten Schaden zuzufügen.
Siehe auch Col. 3, 8.)

Anmerckung.

Es ist bereits zuvor v. 26. erinnert, welch
ein gemeiner, und schädlicher auch heftiger Feind

der
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 29-31.
[Spaltenumbruch] alſo mit ſich bringet, und zur Wuͤrde des Chri-
ſtenthums gehoͤret, daß ein ieglicher, er ſey dem
aͤuſſerlichen Stande nach ſo gering er wolle, bey
ſeinem Nechſten zur Aufrichtung des Reichs
GOttes in ſeiner Seele etwas beytragen kan.
5. Paulus nennet die Beſſerung ὀικοδομὴν
τῆς χρείας, eine Erbauung die da noͤthig und
nuͤtzlich iſt, das iſt, die da alſo beſchaffen iſt,
wie es die Beſchaffenheit derer, mit welchen man
redet, es erfodert. Denn da beduͤrfen einige
des Unterrichts, andere der Ermahnung und
Ermunterung, noch andere der bruͤderlichen Be-
ſtrafung; einige auch der troͤſtlichen Aufrich-
tung; und alle einer ſolchen Rede, die ſie wo
nicht auf gute Gedancken bringet, doch aber dar-
innen erhaͤlt.
6. Die letztern Worte: Daß es holdſe-
lig ſey zu hoͤren,
laſſen ſich zwar alſo uͤberſe-
tzen: Daß er Gnade gebe denen, die es hoͤ-
ren,
welches ſich denn von dem Nutzen, der da-
her entſtehet, erklaͤren laͤßt. Allein weil der
Apoſtel des Nutzens, oder der Erbauung, als des
Zwecks, vorher ſchon gedacht hat, es auch noch
erſt einer neuen Erklaͤrung gebrauchet, wie es zu
verſtehen ſey, daß iemands erbauliche Rede
Gnade gebe, die doch eigentlich von GOTT
koͤmmt: ſo bleibet man alhier billig bey der U-
berſetzung Lutheri: Daß es holdſelig ſey zu
hoͤren.
Da denn χάρις iſt die erbauliche Lieb-
lichkeit,
welche in der Rede iſt, und bey den
Hoͤrenden leichtlich einen Eingang findet, und
wie aus dem Grunde der im Hertzen wohnenden
Gnade GOttes koͤmmt, alſo auch ein vehicu-
lum
und inſtrumentum der zu vermehrenden Gna-
de GOttes bey andern wird. Und dieſes redet
der Apoſtel wol ſonderlich im Gegenſatz auf das
faule Geſchwaͤtz. Denn gleichwie der Zweck
davon gemeiniglich dieſer iſt, daß man andern, die
in gleicher corruption liegen, dadurch eine eite-
le Beluſtigung machen will: alſo muß hingegen
bey wahren Kindern GOTTes die Abſicht im
Reden alſo auf die Erbauung gerichtet ſeyn, daß
dieſe mit einem angenehmen und holdſeligen
Vortrage deſto eher erhalten werde.
7. Jm uͤbrigen ſind auſſer dem Orte Matt.
12, 33. u. ſ. f. folgende Stellen alhier wohl zu
mercken Eph. 5, 4. Col. 3, 16. 17. Eure Rede
ſey allezeit
ἐν χάριτι, lieblich, mit Saltz ge-
wuͤrtzet.
Siehe auch Sirach 21, 27. Die un-
nuͤtzen Waͤſcher plaudern das nicht zur
Sache dienet; die Weiſen aber bewegen
ihre Worte mit der Gold-Wage.
Jmglei-
chen c. 28, 28. 29.
V. 30.

Und betruͤbet nicht (mit faulem Ge-
ſchwaͤtz und mit andern Suͤnden) den Heiligen
Geiſt GOttes, damit ihr
(zur Gewißheit
eurer Seligkeit) verſiegelt ſeyd (bis) auf
den Tag der
(voͤlligen) Erloͤſung (und Be-
freyung von allem Ubel, da ihr an ſtatt der Ver-
ſiegelung und der Erſtlinge zur voͤlligen Erb-
ſchaft und Erndte des ewigen Lebens gelangen
werdet.)

[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.
1. Es ſcheinet der Apoſtel mit den erſten
Worten dieſes Verſes ſonderlich geſehen zu ha-
ben auf Jeſ. 63, 11. alwo von den Jſraeliten ſte-
het, daß ſie den Heiligen Geiſt erbittert und
entruͤſtet haben, daher er ihr Feind gewor-
den.
2. Da die dritte Perſon in der hochgelob-
ten Gottheit, der Geiſt, heißt der Heilige,
und dieſes ſo viel iſt, als der Heiligende, ſo iſt
leichtlich zu erachten, warum der Apoſtel das
Wort ἅγιον mit wiederholtem articulo τὸ zu dem
Worte πνεῦμα ſetzet, nemlich daß durch ein
faules Geſchwaͤtz und andere Suͤnden das
Werck des heiligenden Geiſtes, oder der Heili-
gung verhindert und zerſtoͤret wird.
3. Der Heilige Geiſt kan eigentlich weder
alſo erfreuet und betruͤbet werden, wie ſich
beydes bey den Menſchen befindet; ſintemal ſol-
ches ſeine hoͤchſte und unveraͤnderliche Vollkom-
menheit nicht zulaͤßt. Gleichwie aber ein Menſch,
der durch den andern betruͤbet wird, ſich ſeiner
aͤuſſert und enthaͤlt, auch oft gehindert wird,
ihm nuͤtzlich ſich zu erweiſen: alſo heißt den
Heiligen Geiſt betruͤben
ſo viel, als dasjeni-
ge thun, wodurch die Gnaden-Wirckungen des
Heiligen Geiſtes verhindert und zerſtoͤret wer-
den, alſo daß der Heilige Geiſt bewogen wird,
den Menſchen zu verlaſſen, und an ſtatt der
Gnade ihn nach ſeiner Gerechtigkeit anzuſe-
hen.
4. Von der Verſiegelung iſt nachzule-
ſen, was davon oben c. 1, 13. auch 2 Cor. 1, 22.
angemercket worden.
5. Das Wort Erloͤſung heißt alhier ſo
viel als die voͤllige Befreyung von allem U-
bel,
welches iſt die voͤllige Frucht von dem durch
CHriſtum vollbrachten Wercke der Erloͤſung.
Jn welchem Verſtande diß Wort auch Luc. 19,
28. Rom. 8, 23. genommen wird.
6. Womit der Heilige Geiſt ferner betruͤ-
bet werde, zeiget der Apoſtel mit folgenden Wor-
ten der Abmahnung an:
V. 31.

Alle Bitterkeit (als die Wurtzel aller
uͤbrigen zum Haß und Zorn gehoͤrigen Ausbruͤche)
und Grimm, (oder Jag-Zorn, da die Bit-
terkeit mit Heftigkeit in Worten und Geberden
ausbricht,) und Zorn, (der nach der Heftig-
keit noch innerlich anhaͤlt und geheget wird,)
und Geſchrey, (worin ſich der gehegte Zorn
im Wort-Wechſel und Streite heraus laͤßt,)
und Laͤſterung, (dadurch man ſich bey ſolchem
entbrannten Gemuͤthe wider den Nechſten, er
habe uns beleidiget, oder nicht, vergreift, (ſamt
aller Bosheit,
(die ſich bey einem Haß-vollen
Gemuͤthe befindet, und auf Rache heimlich ge-
richtet iſt, um den Nechſten Schaden zuzufuͤgen.
Siehe auch Col. 3, 8.)

Anmerckung.

Es iſt bereits zuvor v. 26. erinnert, welch
ein gemeiner, und ſchaͤdlicher auch heftiger Feind

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[648/0676] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 4, v. 29-31. alſo mit ſich bringet, und zur Wuͤrde des Chri- ſtenthums gehoͤret, daß ein ieglicher, er ſey dem aͤuſſerlichen Stande nach ſo gering er wolle, bey ſeinem Nechſten zur Aufrichtung des Reichs GOttes in ſeiner Seele etwas beytragen kan. 5. Paulus nennet die Beſſerung ὀικοδομὴν τῆς χρείας, eine Erbauung die da noͤthig und nuͤtzlich iſt, das iſt, die da alſo beſchaffen iſt, wie es die Beſchaffenheit derer, mit welchen man redet, es erfodert. Denn da beduͤrfen einige des Unterrichts, andere der Ermahnung und Ermunterung, noch andere der bruͤderlichen Be- ſtrafung; einige auch der troͤſtlichen Aufrich- tung; und alle einer ſolchen Rede, die ſie wo nicht auf gute Gedancken bringet, doch aber dar- innen erhaͤlt. 6. Die letztern Worte: Daß es holdſe- lig ſey zu hoͤren, laſſen ſich zwar alſo uͤberſe- tzen: Daß er Gnade gebe denen, die es hoͤ- ren, welches ſich denn von dem Nutzen, der da- her entſtehet, erklaͤren laͤßt. Allein weil der Apoſtel des Nutzens, oder der Erbauung, als des Zwecks, vorher ſchon gedacht hat, es auch noch erſt einer neuen Erklaͤrung gebrauchet, wie es zu verſtehen ſey, daß iemands erbauliche Rede Gnade gebe, die doch eigentlich von GOTT koͤmmt: ſo bleibet man alhier billig bey der U- berſetzung Lutheri: Daß es holdſelig ſey zu hoͤren. Da denn χάρις iſt die erbauliche Lieb- lichkeit, welche in der Rede iſt, und bey den Hoͤrenden leichtlich einen Eingang findet, und wie aus dem Grunde der im Hertzen wohnenden Gnade GOttes koͤmmt, alſo auch ein vehicu- lum und inſtrumentum der zu vermehrenden Gna- de GOttes bey andern wird. Und dieſes redet der Apoſtel wol ſonderlich im Gegenſatz auf das faule Geſchwaͤtz. Denn gleichwie der Zweck davon gemeiniglich dieſer iſt, daß man andern, die in gleicher corruption liegen, dadurch eine eite- le Beluſtigung machen will: alſo muß hingegen bey wahren Kindern GOTTes die Abſicht im Reden alſo auf die Erbauung gerichtet ſeyn, daß dieſe mit einem angenehmen und holdſeligen Vortrage deſto eher erhalten werde. 7. Jm uͤbrigen ſind auſſer dem Orte Matt. 12, 33. u. ſ. f. folgende Stellen alhier wohl zu mercken Eph. 5, 4. Col. 3, 16. 17. Eure Rede ſey allezeit ἐν χάριτι, lieblich, mit Saltz ge- wuͤrtzet. Siehe auch Sirach 21, 27. Die un- nuͤtzen Waͤſcher plaudern das nicht zur Sache dienet; die Weiſen aber bewegen ihre Worte mit der Gold-Wage. Jmglei- chen c. 28, 28. 29. V. 30. Und betruͤbet nicht (mit faulem Ge- ſchwaͤtz und mit andern Suͤnden) den Heiligen Geiſt GOttes, damit ihr (zur Gewißheit eurer Seligkeit) verſiegelt ſeyd (bis) auf den Tag der (voͤlligen) Erloͤſung (und Be- freyung von allem Ubel, da ihr an ſtatt der Ver- ſiegelung und der Erſtlinge zur voͤlligen Erb- ſchaft und Erndte des ewigen Lebens gelangen werdet.) Anmerckungen. 1. Es ſcheinet der Apoſtel mit den erſten Worten dieſes Verſes ſonderlich geſehen zu ha- ben auf Jeſ. 63, 11. alwo von den Jſraeliten ſte- het, daß ſie den Heiligen Geiſt erbittert und entruͤſtet haben, daher er ihr Feind gewor- den. 2. Da die dritte Perſon in der hochgelob- ten Gottheit, der Geiſt, heißt der Heilige, und dieſes ſo viel iſt, als der Heiligende, ſo iſt leichtlich zu erachten, warum der Apoſtel das Wort ἅγιον mit wiederholtem articulo τὸ zu dem Worte πνεῦμα ſetzet, nemlich daß durch ein faules Geſchwaͤtz und andere Suͤnden das Werck des heiligenden Geiſtes, oder der Heili- gung verhindert und zerſtoͤret wird. 3. Der Heilige Geiſt kan eigentlich weder alſo erfreuet und betruͤbet werden, wie ſich beydes bey den Menſchen befindet; ſintemal ſol- ches ſeine hoͤchſte und unveraͤnderliche Vollkom- menheit nicht zulaͤßt. Gleichwie aber ein Menſch, der durch den andern betruͤbet wird, ſich ſeiner aͤuſſert und enthaͤlt, auch oft gehindert wird, ihm nuͤtzlich ſich zu erweiſen: alſo heißt den Heiligen Geiſt betruͤben ſo viel, als dasjeni- ge thun, wodurch die Gnaden-Wirckungen des Heiligen Geiſtes verhindert und zerſtoͤret wer- den, alſo daß der Heilige Geiſt bewogen wird, den Menſchen zu verlaſſen, und an ſtatt der Gnade ihn nach ſeiner Gerechtigkeit anzuſe- hen. 4. Von der Verſiegelung iſt nachzule- ſen, was davon oben c. 1, 13. auch 2 Cor. 1, 22. angemercket worden. 5. Das Wort Erloͤſung heißt alhier ſo viel als die voͤllige Befreyung von allem U- bel, welches iſt die voͤllige Frucht von dem durch CHriſtum vollbrachten Wercke der Erloͤſung. Jn welchem Verſtande diß Wort auch Luc. 19, 28. Rom. 8, 23. genommen wird. 6. Womit der Heilige Geiſt ferner betruͤ- bet werde, zeiget der Apoſtel mit folgenden Wor- ten der Abmahnung an: V. 31. Alle Bitterkeit (als die Wurtzel aller uͤbrigen zum Haß und Zorn gehoͤrigen Ausbruͤche) und Grimm, (oder Jag-Zorn, da die Bit- terkeit mit Heftigkeit in Worten und Geberden ausbricht,) und Zorn, (der nach der Heftig- keit noch innerlich anhaͤlt und geheget wird,) und Geſchrey, (worin ſich der gehegte Zorn im Wort-Wechſel und Streite heraus laͤßt,) und Laͤſterung, (dadurch man ſich bey ſolchem entbrannten Gemuͤthe wider den Nechſten, er habe uns beleidiget, oder nicht, vergreift, (ſamt aller Bosheit, (die ſich bey einem Haß-vollen Gemuͤthe befindet, und auf Rache heimlich ge- richtet iſt, um den Nechſten Schaden zuzufuͤgen. Siehe auch Col. 3, 8.) Anmerckung. Es iſt bereits zuvor v. 26. erinnert, welch ein gemeiner, und ſchaͤdlicher auch heftiger Feind der

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/676>, abgerufen am 24.11.2024.