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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 4, 16-19. an die Epheser.
[Spaltenumbruch] men gefüget (durch eine Tauffe in einem
Glauben v. 5.) und ein Glied am andern han-
get
(und eines durch das andere bevestiget wird)
durch alle Gelencke (oder Fugen) dadurch ei-
nes dem andern Handreichung thut
(zu
Diensten stehet und zu hülfe kömmt) nach dem
Werck
(nach der Eigenschaft und Wirckung)
eines jeden Gliedes, in seiner Masse, und
machet, daß der Leib wächset
(der Leib be-
fordert den Wachsthum des Leibes, das ist,
seiner selbst) zu sein selbst Besserung, und
das alles in der Liebe.

Anmerckungen.
1. Es finden sich alhier solche Redens-Ar-
ten vom menschlichen Leibe, welche man am al-
lerbesten erkennen lernet aus der Anatomie, oder
Zerlegung eines Cörpers, daraus man die Wun-
derbare Zusammenfügung und besondere Ge-
schäfte aller Glieder erst recht einsiehet. Wel-
ches Gleichnisses, da es gar geschickt ist, sich der
Apostel öfter bedienet. Siehe unter andern
Rom. 12, 5. 1 Cor. 12, 12. 27.
2. Sechs Stücke aber sind bey diesem
Verse zu mercken: 1. wie bekehrte Juden und
Heyden so hoch geehret werden, daß sie ein geist-
licher Leib Christi heissen: 2. wie dieser Leib sei-
ne Zusammenfügung und Harmonie von und
aus Christo habe: 3. wie die Glieder bey solcher
Zusammenfügung in einer Gemeinschaftlichen
Darreichung der Dienste stehen: 4. wie ein
iegliches Glied zu solcher Dienstleistung ein be-
sonders Maß des Vermögens habe: 5. wie die-
ses alles zum gemeinen Wachsthum gereiche;
und 6. der Grund, auch die Art und Weise der
Ausübung in der Liebe bestehe.
3. Man hat hiebey unter andern sonder-
lich zu conferiren den Ort 1 Pet. 4, 10. Dienet
einer dem andern, ein ieglicher mit der
Gabe, die er empfangen hat, als die guten
Haushalter der mancherley Gnaden
GOttes.
V. 17.

So sage ich nun (nachdem ihr gewesene
Heiden in Christo zu solcher geistlichen Würde
gelanget seyd, wie bisher gezeiget worden, und
da ihr auch solche Pflichten über euch habet) und
zeuge in dem HErrn
(also, daß er, der HErr
JEsus Christus, durch mich zeuget, und als eine
wichtige Sache mit Darlegung an eure Gewis-
sen bezeuget) daß ihr nicht mehr wandelt,
wie die andern Heyden wandeln in der Ei-
telkeit ihres Sinnes.

Anmerckungen.
1. Etwas im HErrn sagen und zeugen
heißt nicht allein es thun in seinem Namen, auf
seinen Befehl, und nach seinem Willen, sondern
auch also, daß man in der Vereinigung und Ge-
meinschaft mit dem HErrn stehe.
2. Heiden und wahre Christen stehen in ei-
nem gar grossen Unterscheide, zuvorderst inner-
lich nach dem gantzen Stande ihrer Seelen, und
denn auch äusserlich nach dem Wandel, welcher
daher entstehen muß. Daß aber von dem äus-
[Spaltenumbruch] serlichen Christen-Volcke die meisten einen recht
heidnischen Wandel führen, zeiget ihre innerli-
che Verderbniß und den grossen Verfall des Chri-
stenthums an.
3. Von denen, die sich wahrhaftig zu GOtt
bekehren, muß es billig heissen aus 1 Pet. 4, 3.
Es ist genug, daß wir die vergangene Zeit
des Lebens zugebracht haben nach heidni-
schem Willen
u. s. w.
4. Unter dem Namen der Heiden werden
allerdinge auch ihre Philosophi sonderlich mit ver-
standen; als deren Weisheit grösten Theils ei-
ne rechte Thorheit war. Wie Paulus von ih-
nen saget Rom. 1, 21. Da sie sich für Weise
hielten, sind sie zu Narren worden.
5. Die Eitelkeit des Sinnes bestehet
darinnen, daß der Mensch in seinem Urtheil
nach dem Verstande keine gesunde principia,
sondern grosse Jrrthümer hat, und in grosser
Blindheit stecket, und darneben voller verderb-
ter Eigenliebe ist: die denn bey einem so ver-
blendeten Verstande zu allerhand greulichen
Wercken ausbricht: wie vers 18. angezeiget
wird.
V. 18.

Welcher Verstand verfinstert ist,
und sind entfremdet von dem
(geistlichen)
Leben, das aus GOtt ist (und dazu ihr durch
die Wiedergeburt gelanget seyd) durch die Un-
wissenheit, die in ihnen ist
(nicht allein von
Natur, sondern auch durch muthwillige Selbst-
Verblendung, d. i.) durch die Blindheit
(Verstockung oder Verhärtung) ihres Her-
tzens.
)

Anmerckungen.
1. Da die Seele die zwo Haupt-Kräfte
hat, den Verstand und den Willen; so zeiget
der Apostel an, wie daß alle beyde im äussersten
Grad bey den Heyden verderbt gewesen sind.
2. Der Verstand war verfinstert durch
Unwissenheit und Blindheit, also, daß sie
nicht allein des göttlichen Lichts ermangelten,
sondern auch das natürliche größten theils bey
sich ausgelöschet hatten. Wie man noch heute
zu Tage an den Jndianischen Heiden aus den
Nachrichten der Mission unter den Malabaren
nicht ohne Entsetzen siehet.
3. Jhr Wille war entfremdet und gantz
entfernet von dem geistlichen Leben, das aus
GOtt ist; dagegen lagen sie im geistlichen Tode.
Und bey solchem Zustande hatten sie sich, dem
Hertzen nach, zugezogen porosin, eine solche
Verhärtung, dadurch sie gleichsam recht dick-
häutig und gantz fühllos geworden waren. Sie-
he, was er von ihnen gesaget hat oben c. 2, 12.
imgleichen 1 Thess. 4, 5. Rom. 11, 21. u. s. f.
V. 19.

Welche ruchlos sind (apelgekotes,
durch die zuvorgedachte Verhärtung fühllos und
gantz unempfindlich worden sind an ihrem Ge-
wissen) und ergeben sich der Unzucht (also
daß sie sich der Lust-Seuche recht zu Sclaven
machen 1 Thess. 4, 5. und auch auf gantz unna-

tür-
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Cap. 4, 16-19. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch] men gefuͤget (durch eine Tauffe in einem
Glauben v. 5.) und ein Glied am andern han-
get
(und eines durch das andere beveſtiget wird)
durch alle Gelencke (oder Fugen) dadurch ei-
nes dem andern Handreichung thut
(zu
Dienſten ſtehet und zu huͤlfe koͤmmt) nach dem
Werck
(nach der Eigenſchaft und Wirckung)
eines jeden Gliedes, in ſeiner Maſſe, und
machet, daß der Leib waͤchſet
(der Leib be-
fordert den Wachsthum des Leibes, das iſt,
ſeiner ſelbſt) zu ſein ſelbſt Beſſerung, und
das alles in der Liebe.

Anmerckungen.
1. Es finden ſich alhier ſolche Redens-Ar-
ten vom menſchlichen Leibe, welche man am al-
lerbeſten erkennen lernet aus der Anatomie, oder
Zerlegung eines Coͤrpers, daraus man die Wun-
derbare Zuſammenfuͤgung und beſondere Ge-
ſchaͤfte aller Glieder erſt recht einſiehet. Wel-
ches Gleichniſſes, da es gar geſchickt iſt, ſich der
Apoſtel oͤfter bedienet. Siehe unter andern
Rom. 12, 5. 1 Cor. 12, 12. 27.
2. Sechs Stuͤcke aber ſind bey dieſem
Verſe zu mercken: 1. wie bekehrte Juden und
Heyden ſo hoch geehret werden, daß ſie ein geiſt-
licher Leib Chriſti heiſſen: 2. wie dieſer Leib ſei-
ne Zuſammenfuͤgung und Harmonie von und
aus Chriſto habe: 3. wie die Glieder bey ſolcher
Zuſammenfuͤgung in einer Gemeinſchaftlichen
Darreichung der Dienſte ſtehen: 4. wie ein
iegliches Glied zu ſolcher Dienſtleiſtung ein be-
ſonders Maß des Vermoͤgens habe: 5. wie die-
ſes alles zum gemeinen Wachsthum gereiche;
und 6. der Grund, auch die Art und Weiſe der
Ausuͤbung in der Liebe beſtehe.
3. Man hat hiebey unter andern ſonder-
lich zu conferiren den Ort 1 Pet. 4, 10. Dienet
einer dem andern, ein ieglicher mit der
Gabe, die er empfangen hat, als die guten
Haushalter der mancherley Gnaden
GOttes.
V. 17.

So ſage ich nun (nachdem ihr geweſene
Heiden in Chriſto zu ſolcher geiſtlichen Wuͤrde
gelanget ſeyd, wie bisher gezeiget worden, und
da ihr auch ſolche Pflichten uͤber euch habet) und
zeuge in dem HErrn
(alſo, daß er, der HErr
JEſus Chriſtus, durch mich zeuget, und als eine
wichtige Sache mit Darlegung an eure Gewiſ-
ſen bezeuget) daß ihr nicht mehr wandelt,
wie die andern Heyden wandeln in der Ei-
telkeit ihres Sinnes.

Anmerckungen.
1. Etwas im HErrn ſagen und zeugen
heißt nicht allein es thun in ſeinem Namen, auf
ſeinen Befehl, und nach ſeinem Willen, ſondern
auch alſo, daß man in der Vereinigung und Ge-
meinſchaft mit dem HErrn ſtehe.
2. Heiden und wahre Chriſten ſtehen in ei-
nem gar groſſen Unterſcheide, zuvorderſt inner-
lich nach dem gantzen Stande ihrer Seelen, und
denn auch aͤuſſerlich nach dem Wandel, welcher
daher entſtehen muß. Daß aber von dem aͤuſ-
[Spaltenumbruch] ſerlichen Chriſten-Volcke die meiſten einen recht
heidniſchen Wandel fuͤhren, zeiget ihre innerli-
che Verderbniß und den groſſen Verfall des Chri-
ſtenthums an.
3. Von denen, die ſich wahrhaftig zu GOtt
bekehren, muß es billig heiſſen aus 1 Pet. 4, 3.
Es iſt genug, daß wir die vergangene Zeit
des Lebens zugebracht haben nach heidni-
ſchem Willen
u. ſ. w.
4. Unter dem Namen der Heiden werden
allerdinge auch ihre Philoſophi ſonderlich mit ver-
ſtanden; als deren Weisheit groͤſten Theils ei-
ne rechte Thorheit war. Wie Paulus von ih-
nen ſaget Rom. 1, 21. Da ſie ſich fuͤr Weiſe
hielten, ſind ſie zu Narren worden.
5. Die Eitelkeit des Sinnes beſtehet
darinnen, daß der Menſch in ſeinem Urtheil
nach dem Verſtande keine geſunde principia,
ſondern groſſe Jrrthuͤmer hat, und in groſſer
Blindheit ſtecket, und darneben voller verderb-
ter Eigenliebe iſt: die denn bey einem ſo ver-
blendeten Verſtande zu allerhand greulichen
Wercken ausbricht: wie vers 18. angezeiget
wird.
V. 18.

Welcher Verſtand verfinſtert iſt,
und ſind entfremdet von dem
(geiſtlichen)
Leben, das aus GOtt iſt (und dazu ihr durch
die Wiedergeburt gelanget ſeyd) durch die Un-
wiſſenheit, die in ihnen iſt
(nicht allein von
Natur, ſondern auch durch muthwillige Selbſt-
Verblendung, d. i.) durch die Blindheit
(Verſtockung oder Verhaͤrtung) ihres Her-
tzens.
)

Anmerckungen.
1. Da die Seele die zwo Haupt-Kraͤfte
hat, den Verſtand und den Willen; ſo zeiget
der Apoſtel an, wie daß alle beyde im aͤuſſerſten
Grad bey den Heyden verderbt geweſen ſind.
2. Der Verſtand war verfinſtert durch
Unwiſſenheit und Blindheit, alſo, daß ſie
nicht allein des goͤttlichen Lichts ermangelten,
ſondern auch das natuͤrliche groͤßten theils bey
ſich ausgeloͤſchet hatten. Wie man noch heute
zu Tage an den Jndianiſchen Heiden aus den
Nachrichten der Miſſion unter den Malabaren
nicht ohne Entſetzen ſiehet.
3. Jhr Wille war entfremdet und gantz
entfernet von dem geiſtlichen Leben, das aus
GOtt iſt; dagegen lagen ſie im geiſtlichen Tode.
Und bey ſolchem Zuſtande hatten ſie ſich, dem
Hertzen nach, zugezogen πώρωσιν, eine ſolche
Verhaͤrtung, dadurch ſie gleichſam recht dick-
haͤutig und gantz fuͤhllos geworden waren. Sie-
he, was er von ihnen geſaget hat oben c. 2, 12.
imgleichen 1 Theſſ. 4, 5. Rom. 11, 21. u. ſ. f.
V. 19.

Welche ruchlos ſind (ἀπηλγηκότες,
durch die zuvorgedachte Verhaͤrtung fuͤhllos und
gantz unempfindlich worden ſind an ihrem Ge-
wiſſen) und ergeben ſich der Unzucht (alſo
daß ſie ſich der Luſt-Seuche recht zu Sclaven
machen 1 Theſſ. 4, 5. und auch auf gantz unna-

tuͤr-
M m m m
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[641/0669] Cap. 4, 16-19. an die Epheſer. men gefuͤget (durch eine Tauffe in einem Glauben v. 5.) und ein Glied am andern han- get (und eines durch das andere beveſtiget wird) durch alle Gelencke (oder Fugen) dadurch ei- nes dem andern Handreichung thut (zu Dienſten ſtehet und zu huͤlfe koͤmmt) nach dem Werck (nach der Eigenſchaft und Wirckung) eines jeden Gliedes, in ſeiner Maſſe, und machet, daß der Leib waͤchſet (der Leib be- fordert den Wachsthum des Leibes, das iſt, ſeiner ſelbſt) zu ſein ſelbſt Beſſerung, und das alles in der Liebe. Anmerckungen. 1. Es finden ſich alhier ſolche Redens-Ar- ten vom menſchlichen Leibe, welche man am al- lerbeſten erkennen lernet aus der Anatomie, oder Zerlegung eines Coͤrpers, daraus man die Wun- derbare Zuſammenfuͤgung und beſondere Ge- ſchaͤfte aller Glieder erſt recht einſiehet. Wel- ches Gleichniſſes, da es gar geſchickt iſt, ſich der Apoſtel oͤfter bedienet. Siehe unter andern Rom. 12, 5. 1 Cor. 12, 12. 27. 2. Sechs Stuͤcke aber ſind bey dieſem Verſe zu mercken: 1. wie bekehrte Juden und Heyden ſo hoch geehret werden, daß ſie ein geiſt- licher Leib Chriſti heiſſen: 2. wie dieſer Leib ſei- ne Zuſammenfuͤgung und Harmonie von und aus Chriſto habe: 3. wie die Glieder bey ſolcher Zuſammenfuͤgung in einer Gemeinſchaftlichen Darreichung der Dienſte ſtehen: 4. wie ein iegliches Glied zu ſolcher Dienſtleiſtung ein be- ſonders Maß des Vermoͤgens habe: 5. wie die- ſes alles zum gemeinen Wachsthum gereiche; und 6. der Grund, auch die Art und Weiſe der Ausuͤbung in der Liebe beſtehe. 3. Man hat hiebey unter andern ſonder- lich zu conferiren den Ort 1 Pet. 4, 10. Dienet einer dem andern, ein ieglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherley Gnaden GOttes. V. 17. So ſage ich nun (nachdem ihr geweſene Heiden in Chriſto zu ſolcher geiſtlichen Wuͤrde gelanget ſeyd, wie bisher gezeiget worden, und da ihr auch ſolche Pflichten uͤber euch habet) und zeuge in dem HErrn (alſo, daß er, der HErr JEſus Chriſtus, durch mich zeuget, und als eine wichtige Sache mit Darlegung an eure Gewiſ- ſen bezeuget) daß ihr nicht mehr wandelt, wie die andern Heyden wandeln in der Ei- telkeit ihres Sinnes. Anmerckungen. 1. Etwas im HErrn ſagen und zeugen heißt nicht allein es thun in ſeinem Namen, auf ſeinen Befehl, und nach ſeinem Willen, ſondern auch alſo, daß man in der Vereinigung und Ge- meinſchaft mit dem HErrn ſtehe. 2. Heiden und wahre Chriſten ſtehen in ei- nem gar groſſen Unterſcheide, zuvorderſt inner- lich nach dem gantzen Stande ihrer Seelen, und denn auch aͤuſſerlich nach dem Wandel, welcher daher entſtehen muß. Daß aber von dem aͤuſ- ſerlichen Chriſten-Volcke die meiſten einen recht heidniſchen Wandel fuͤhren, zeiget ihre innerli- che Verderbniß und den groſſen Verfall des Chri- ſtenthums an. 3. Von denen, die ſich wahrhaftig zu GOtt bekehren, muß es billig heiſſen aus 1 Pet. 4, 3. Es iſt genug, daß wir die vergangene Zeit des Lebens zugebracht haben nach heidni- ſchem Willen u. ſ. w. 4. Unter dem Namen der Heiden werden allerdinge auch ihre Philoſophi ſonderlich mit ver- ſtanden; als deren Weisheit groͤſten Theils ei- ne rechte Thorheit war. Wie Paulus von ih- nen ſaget Rom. 1, 21. Da ſie ſich fuͤr Weiſe hielten, ſind ſie zu Narren worden. 5. Die Eitelkeit des Sinnes beſtehet darinnen, daß der Menſch in ſeinem Urtheil nach dem Verſtande keine geſunde principia, ſondern groſſe Jrrthuͤmer hat, und in groſſer Blindheit ſtecket, und darneben voller verderb- ter Eigenliebe iſt: die denn bey einem ſo ver- blendeten Verſtande zu allerhand greulichen Wercken ausbricht: wie vers 18. angezeiget wird. V. 18. Welcher Verſtand verfinſtert iſt, und ſind entfremdet von dem (geiſtlichen) Leben, das aus GOtt iſt (und dazu ihr durch die Wiedergeburt gelanget ſeyd) durch die Un- wiſſenheit, die in ihnen iſt (nicht allein von Natur, ſondern auch durch muthwillige Selbſt- Verblendung, d. i.) durch die Blindheit (Verſtockung oder Verhaͤrtung) ihres Her- tzens.) Anmerckungen. 1. Da die Seele die zwo Haupt-Kraͤfte hat, den Verſtand und den Willen; ſo zeiget der Apoſtel an, wie daß alle beyde im aͤuſſerſten Grad bey den Heyden verderbt geweſen ſind. 2. Der Verſtand war verfinſtert durch Unwiſſenheit und Blindheit, alſo, daß ſie nicht allein des goͤttlichen Lichts ermangelten, ſondern auch das natuͤrliche groͤßten theils bey ſich ausgeloͤſchet hatten. Wie man noch heute zu Tage an den Jndianiſchen Heiden aus den Nachrichten der Miſſion unter den Malabaren nicht ohne Entſetzen ſiehet. 3. Jhr Wille war entfremdet und gantz entfernet von dem geiſtlichen Leben, das aus GOtt iſt; dagegen lagen ſie im geiſtlichen Tode. Und bey ſolchem Zuſtande hatten ſie ſich, dem Hertzen nach, zugezogen πώρωσιν, eine ſolche Verhaͤrtung, dadurch ſie gleichſam recht dick- haͤutig und gantz fuͤhllos geworden waren. Sie- he, was er von ihnen geſaget hat oben c. 2, 12. imgleichen 1 Theſſ. 4, 5. Rom. 11, 21. u. ſ. f. V. 19. Welche ruchlos ſind (ἀπηλγηκότες, durch die zuvorgedachte Verhaͤrtung fuͤhllos und gantz unempfindlich worden ſind an ihrem Ge- wiſſen) und ergeben ſich der Unzucht (alſo daß ſie ſich der Luſt-Seuche recht zu Sclaven machen 1 Theſſ. 4, 5. und auch auf gantz unna- tuͤr- M m m m

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/669>, abgerufen am 24.11.2024.