Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. 2, v. 1. an die Epheser.
[Spaltenumbruch]
9. CHristus ist das Haupt der Gemeine in
der angenommenen und mit der göttlichen ver-
einigten menschlichen Natur. Denn er ist nach
derselben ein wahrer, aber auch zugleich ein
GOtt-Mensch, und also ein solcher Mensch,
welcher das Haupt seiner Kirche seyn kan: und
zwar ein solches Haupt, welches das eintzige ist,
und keines neben und unter sich leidet, sondern
den, der sich für seinen Statthalter hält, für sei-
nen Feind erkennet: wie denn auch kein natür-
licher Leib zwey Häupter hat, ein Ober- und ein
Unter-Haupt, sonsten es ein monstrum, oder Un-
geheuer wäre. Und da das Haupt der Kirche
seyn, auf das königliche Amt CHristi gehet; so
ist er ein solches Haupt, das dem Leibe allen Ein-
fluß des Segens mittheilet, ihn nähret und schü-
tzet; ja sich den Leib mit allen seinen Gliedern
selbst erworben und neu erschaffen hat. Wel-
ches von keinem natürlichen und politischen
Haupte kan gesaget werden, und sich in keinem
Stücke auf den Römischen Papst schicket. Wie
CHristus das Haupt der Kirchen sey, davon sehe
man Eph. 4, 8. u. f. 15. 16. 5, 23. Col. 1, 18.
2, 10. 19.
10. Die Gemeine ist sein Leib; und auch
nur ein einiger, der aus unzehlig vielen Gliedern,
welche von Anfang der Welt gewesen, noch sind,
und noch künftig seyn werden, bestehet: dessen
Glieder alle darinnen überein kommen, daß sie
sich an das Haupt halten, von ihm mit ihrem
Gewissen allein dependiren und sich von seinem
Geiste regiren lassen. Denn wer den Geist
CHristi nicht hat, der ist nicht sein
Rom. 8,
9. Siehe das Gleichniß vom Leibe mit mehrern
Rom. 12, 4. 5. 1 Cor. 10, 17. 12, 12. u. f. Col. 1,
24. u. s. w.
11. Wenn der Leib genannt wird die Fülle
[Spaltenumbruch] CHristi, so heisset die Fülle so viel, als was gantz
ist: nemlich aus CHristo und der Kirche wird
ein gantzer, aus dem Haupte und allen Gliedern
bestehender Leib, da sonst weder das Haupt oh-
ne den übrigen Leib, noch dieser ohne jenes et-
was gantzes ist und genennet werden kan.
12. Damit man aber daher, daß der Leib
die Fülle CHristi heißt, nicht meine, daß CHri-
stus eines einigen Menschen für sich zu seiner Se-
ligkeit bedürfe, oder etwas von dem Menschen,
ohne die Ehre der Bedienung, empfange, so setzet
Paulus dazu: deß, der alles in allen erfüllet.
Dadurch denn zugleich bezeuget wird, was der
HERR für ein Haupt der Kirche sey, nemlich
welches dieselbe nicht allein regiret und schützet,
sondern auch alle Glieder innerlich belebet, mit
sich aufs allergenaueste vereiniget, mit sich selbst
erfüllet, und also aus sich und in sich selig machet.
Da sie denn aus seiner Fülle nehmen Gnade um
Gnade Joh. 1, 16. und werden erfüllet mit aller-
ley GOttes-Fülle Eph. 3, 19. und wird CHristus
alles in ihnen allen Col. 3, 11. Es gehen die
Worte also auch zugleich auf die Allgegenwart
CHristi: gleichwie es heißt Jer. 23, 23. 24.
Bin ich nicht ein GOtt, der nahe ist, und
nicht ein GOtt der ferne ist? Meinest du,
daß sich iemand so heimlich verbergen kön-
ne, daß ich ihn nicht sehe? Bin ichs nicht,
der Himmel und Erden erfüllet? spricht
der HERR.
Und gleichwie der HERR alle
erfüllet, so erfüllet er auch in ihnen ta panta,
alles, ihren Verstand mit Licht, ihren Willen
mit Rath und Kraft, und alles, was ihnen sonst
an geistlichen Gütern mangelt, das ersetzet und
erfüllet er; er wird auch endlich ihren Leib in der
künftigen Verklärung mit Klarheit erfüllen.
Das andere Capitel/
Darinnen der Apostel nach angezeigtem so sehr verderbten
Zustande/ worinnen beyde Juden und Heiden vor ihrer Bekehrung ge-
legen/ mit mehrern vorstellet/ zu welchem herrlichen Stande der Gna-
de sie in der Gemeinschaft mit CHristo beyderseits gelanget wären/ nem-
lich wie als Glieder an einem Leibe/ also auch als GOttes
Haus-Genossen an seinem geistlichen
Tempel.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

UNd auch euch, da ihr todt wa-
ret durch Ubertretung und
Sünde,
(hat GOtt samt Christo
lebendig gemachet u. s. w. v. 5. 6.
Siehe auch Col. 2, 13.

Anmerckungen.
1. Gleichwie der Apostel schon vorher im
ersten Capitel mit den Wörtern uns und euch
abgewechselt, und damit auf die bekehrten Jü-
den
und Heiden gesehen hat v. 3. u. f. 13. 15. u. f.
[Spaltenumbruch] so gebrauchet er dieselbe auch alhier; und zwar
das euch und ihr von den Heiden; und das
wir und uns von den Jüden v. 3. 4. 5. Darauf
er denn v. 8. u. f. also von den Heiden redet, daß
er auch auf die Jüden mit siehet, als beyderseits
Reichs-Genossen CHristi.
2. Der sensus ist nicht völlig in diesem Ver-
se, sondern er hat seine Ergäntzung erst im fünften
und folgenden Versen. Welches der grosse und
dabey heilige Affect bey Paulo gemachet hat.
Denn nachdem er die Worte gesetzet: Da ihr
todt
H h h h 2
Cap. 2, v. 1. an die Epheſer.
[Spaltenumbruch]
9. CHriſtus iſt das Haupt der Gemeine in
der angenommenen und mit der goͤttlichen ver-
einigten menſchlichen Natur. Denn er iſt nach
derſelben ein wahrer, aber auch zugleich ein
GOtt-Menſch, und alſo ein ſolcher Menſch,
welcher das Haupt ſeiner Kirche ſeyn kan: und
zwar ein ſolches Haupt, welches das eintzige iſt,
und keines neben und unter ſich leidet, ſondern
den, der ſich fuͤr ſeinen Statthalter haͤlt, fuͤr ſei-
nen Feind erkennet: wie denn auch kein natuͤr-
licher Leib zwey Haͤupter hat, ein Ober- und ein
Unter-Haupt, ſonſten es ein monſtrum, oder Un-
geheuer waͤre. Und da das Haupt der Kirche
ſeyn, auf das koͤnigliche Amt CHriſti gehet; ſo
iſt er ein ſolches Haupt, das dem Leibe allen Ein-
fluß des Segens mittheilet, ihn naͤhret und ſchuͤ-
tzet; ja ſich den Leib mit allen ſeinen Gliedern
ſelbſt erworben und neu erſchaffen hat. Wel-
ches von keinem natuͤrlichen und politiſchen
Haupte kan geſaget werden, und ſich in keinem
Stuͤcke auf den Roͤmiſchen Papſt ſchicket. Wie
CHriſtus das Haupt der Kirchen ſey, davon ſehe
man Eph. 4, 8. u. f. 15. 16. 5, 23. Col. 1, 18.
2, 10. 19.
10. Die Gemeine iſt ſein Leib; und auch
nur ein einiger, der aus unzehlig vielen Gliedern,
welche von Anfang der Welt geweſen, noch ſind,
und noch kuͤnftig ſeyn werden, beſtehet: deſſen
Glieder alle darinnen uͤberein kommen, daß ſie
ſich an das Haupt halten, von ihm mit ihrem
Gewiſſen allein dependiren und ſich von ſeinem
Geiſte regiren laſſen. Denn wer den Geiſt
CHriſti nicht hat, der iſt nicht ſein
Rom. 8,
9. Siehe das Gleichniß vom Leibe mit mehrern
Rom. 12, 4. 5. 1 Cor. 10, 17. 12, 12. u. f. Col. 1,
24. u. ſ. w.
11. Wenn der Leib genannt wird die Fuͤlle
[Spaltenumbruch] CHriſti, ſo heiſſet die Fuͤlle ſo viel, als was gantz
iſt: nemlich aus CHriſto und der Kirche wird
ein gantzer, aus dem Haupte und allen Gliedern
beſtehender Leib, da ſonſt weder das Haupt oh-
ne den uͤbrigen Leib, noch dieſer ohne jenes et-
was gantzes iſt und genennet werden kan.
12. Damit man aber daher, daß der Leib
die Fuͤlle CHriſti heißt, nicht meine, daß CHri-
ſtus eines einigen Menſchen fuͤr ſich zu ſeiner Se-
ligkeit beduͤrfe, oder etwas von dem Menſchen,
ohne die Ehre der Bedienung, empfange, ſo ſetzet
Paulus dazu: deß, der alles in allen erfuͤllet.
Dadurch denn zugleich bezeuget wird, was der
HERR fuͤr ein Haupt der Kirche ſey, nemlich
welches dieſelbe nicht allein regiret und ſchuͤtzet,
ſondern auch alle Glieder innerlich belebet, mit
ſich aufs allergenaueſte vereiniget, mit ſich ſelbſt
erfuͤllet, und alſo aus ſich und in ſich ſelig machet.
Da ſie denn aus ſeiner Fuͤlle nehmen Gnade um
Gnade Joh. 1, 16. und werden erfuͤllet mit aller-
ley GOttes-Fuͤlle Eph. 3, 19. und wird CHriſtus
alles in ihnen allen Col. 3, 11. Es gehen die
Worte alſo auch zugleich auf die Allgegenwart
CHriſti: gleichwie es heißt Jer. 23, 23. 24.
Bin ich nicht ein GOtt, der nahe iſt, und
nicht ein GOtt der ferne iſt? Meineſt du,
daß ſich iemand ſo heimlich verbergen koͤn-
ne, daß ich ihn nicht ſehe? Bin ichs nicht,
der Himmel und Erden erfuͤllet? ſpricht
der HERR.
Und gleichwie der HERR alle
erfuͤllet, ſo erfuͤllet er auch in ihnen τὰ πάντα,
alles, ihren Verſtand mit Licht, ihren Willen
mit Rath und Kraft, und alles, was ihnen ſonſt
an geiſtlichen Guͤtern mangelt, das erſetzet und
erfuͤllet er; er wird auch endlich ihren Leib in der
kuͤnftigen Verklaͤrung mit Klarheit erfuͤllen.
Das andere Capitel/
Darinnen der Apoſtel nach angezeigtem ſo ſehr verderbten
Zuſtande/ worinnen beyde Juden und Heiden vor ihrer Bekehrung ge-
legen/ mit mehrern vorſtellet/ zu welchem herrlichen Stande der Gna-
de ſie in der Gemeinſchaft mit CHriſto beyderſeits gelanget waͤren/ nem-
lich wie als Glieder an einem Leibe/ alſo auch als GOttes
Haus-Genoſſen an ſeinem geiſtlichen
Tempel.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

UNd auch euch, da ihr todt wa-
ret durch Ubertretung und
Suͤnde,
(hat GOtt ſamt Chriſto
lebendig gemachet u. ſ. w. v. 5. 6.
Siehe auch Col. 2, 13.

Anmerckungen.
1. Gleichwie der Apoſtel ſchon vorher im
erſten Capitel mit den Woͤrtern uns und euch
abgewechſelt, und damit auf die bekehrten Juͤ-
den
und Heiden geſehen hat v. 3. u. f. 13. 15. u. f.
[Spaltenumbruch] ſo gebrauchet er dieſelbe auch alhier; und zwar
das euch und ihr von den Heiden; und das
wir und uns von den Juͤden v. 3. 4. 5. Darauf
er denn v. 8. u. f. alſo von den Heiden redet, daß
er auch auf die Juͤden mit ſiehet, als beyderſeits
Reichs-Genoſſen CHriſti.
2. Der ſenſus iſt nicht voͤllig in dieſem Ver-
ſe, ſondern er hat ſeine Ergaͤntzung erſt im fuͤnften
und folgenden Verſen. Welches der groſſe und
dabey heilige Affect bey Paulo gemachet hat.
Denn nachdem er die Worte geſetzet: Da ihr
todt
H h h h 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0639" n="611"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Cap. 2, v. 1. an die Ephe&#x017F;er.</hi> </fw><lb/>
              <cb/>
              <list>
                <item>9. CHri&#x017F;tus i&#x017F;t das Haupt der Gemeine in<lb/>
der angenommenen und mit der go&#x0364;ttlichen ver-<lb/>
einigten men&#x017F;chlichen Natur. Denn er i&#x017F;t nach<lb/>
der&#x017F;elben ein wahrer, aber auch zugleich ein<lb/>
GOtt-Men&#x017F;ch, und al&#x017F;o ein &#x017F;olcher Men&#x017F;ch,<lb/>
welcher das Haupt &#x017F;einer Kirche &#x017F;eyn kan: und<lb/>
zwar ein &#x017F;olches Haupt, welches das eintzige i&#x017F;t,<lb/>
und keines neben und unter &#x017F;ich leidet, &#x017F;ondern<lb/>
den, der &#x017F;ich fu&#x0364;r &#x017F;einen Statthalter ha&#x0364;lt, fu&#x0364;r &#x017F;ei-<lb/>
nen Feind erkennet: wie denn auch kein natu&#x0364;r-<lb/>
licher Leib zwey Ha&#x0364;upter hat, ein Ober- und ein<lb/>
Unter-Haupt, &#x017F;on&#x017F;ten es ein <hi rendition="#aq">mon&#x017F;trum,</hi> oder Un-<lb/>
geheuer wa&#x0364;re. Und da das Haupt der Kirche<lb/>
&#x017F;eyn, auf das ko&#x0364;nigliche Amt CHri&#x017F;ti gehet; &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t er ein &#x017F;olches Haupt, das dem Leibe allen Ein-<lb/>
fluß des Segens mittheilet, ihn na&#x0364;hret und &#x017F;chu&#x0364;-<lb/>
tzet; ja &#x017F;ich den Leib mit allen &#x017F;einen Gliedern<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t erworben und neu er&#x017F;chaffen hat. Wel-<lb/>
ches von keinem natu&#x0364;rlichen und <hi rendition="#aq">politi</hi>&#x017F;chen<lb/>
Haupte kan ge&#x017F;aget werden, und &#x017F;ich in keinem<lb/>
Stu&#x0364;cke auf den Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Pap&#x017F;t &#x017F;chicket. Wie<lb/>
CHri&#x017F;tus das Haupt der Kirchen &#x017F;ey, davon &#x017F;ehe<lb/>
man Eph. 4, 8. u. f. 15. 16. 5, 23. Col. 1, 18.<lb/>
2, 10. 19.</item><lb/>
                <item>10. Die Gemeine i&#x017F;t &#x017F;ein <hi rendition="#fr">Leib;</hi> und auch<lb/>
nur ein einiger, der aus unzehlig vielen Gliedern,<lb/>
welche von Anfang der Welt gewe&#x017F;en, noch &#x017F;ind,<lb/>
und noch ku&#x0364;nftig &#x017F;eyn werden, be&#x017F;tehet: de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Glieder alle darinnen u&#x0364;berein kommen, daß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich an das Haupt halten, von ihm mit ihrem<lb/>
Gewi&#x017F;&#x017F;en allein <hi rendition="#aq">dependir</hi>en und &#x017F;ich von &#x017F;einem<lb/>
Gei&#x017F;te regiren la&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#fr">Denn wer den Gei&#x017F;t<lb/>
CHri&#x017F;ti nicht hat, der i&#x017F;t nicht &#x017F;ein</hi> Rom. 8,<lb/>
9. Siehe das Gleichniß vom Leibe mit mehrern<lb/>
Rom. 12, 4. 5. 1 Cor. 10, 17. 12, 12. u. f. Col. 1,<lb/>
24. u. &#x017F;. w.</item><lb/>
                <item>11. Wenn der Leib genannt wird die <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;lle</hi><lb/><cb/>
CHri&#x017F;ti, &#x017F;o hei&#x017F;&#x017F;et die <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;lle</hi> &#x017F;o viel, als was <hi rendition="#fr">gantz</hi><lb/>
i&#x017F;t: nemlich aus CHri&#x017F;to und der Kirche wird<lb/>
ein gantzer, aus dem Haupte und allen Gliedern<lb/>
be&#x017F;tehender Leib, da &#x017F;on&#x017F;t weder das Haupt oh-<lb/>
ne den u&#x0364;brigen Leib, noch die&#x017F;er ohne jenes et-<lb/>
was gantzes i&#x017F;t und genennet werden kan.</item><lb/>
                <item>12. Damit man aber daher, daß der Leib<lb/>
die <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;lle CHri&#x017F;ti</hi> heißt, nicht meine, daß CHri-<lb/>
&#x017F;tus eines einigen Men&#x017F;chen fu&#x0364;r &#x017F;ich zu &#x017F;einer Se-<lb/>
ligkeit bedu&#x0364;rfe, oder etwas von dem Men&#x017F;chen,<lb/>
ohne die Ehre der Bedienung, empfange, &#x017F;o &#x017F;etzet<lb/>
Paulus dazu: <hi rendition="#fr">deß, der alles in allen erfu&#x0364;llet.</hi><lb/>
Dadurch denn zugleich bezeuget wird, was der<lb/>
HERR fu&#x0364;r ein Haupt der Kirche &#x017F;ey, nemlich<lb/>
welches die&#x017F;elbe nicht allein regiret und &#x017F;chu&#x0364;tzet,<lb/>
&#x017F;ondern auch alle Glieder innerlich belebet, mit<lb/>
&#x017F;ich aufs allergenaue&#x017F;te vereiniget, mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
erfu&#x0364;llet, und al&#x017F;o aus &#x017F;ich und in &#x017F;ich &#x017F;elig machet.<lb/>
Da &#x017F;ie denn aus &#x017F;einer Fu&#x0364;lle nehmen Gnade um<lb/>
Gnade Joh. 1, 16. und werden erfu&#x0364;llet mit aller-<lb/>
ley GOttes-Fu&#x0364;lle Eph. 3, 19. und wird CHri&#x017F;tus<lb/>
alles in ihnen allen Col. 3, 11. Es gehen die<lb/>
Worte al&#x017F;o auch zugleich auf die Allgegenwart<lb/>
CHri&#x017F;ti: gleichwie es heißt Jer. 23, 23. 24.<lb/><hi rendition="#fr">Bin ich nicht ein GOtt, der nahe i&#x017F;t, und<lb/>
nicht ein GOtt der ferne i&#x017F;t? Meine&#x017F;t du,<lb/>
daß &#x017F;ich iemand &#x017F;o heimlich verbergen ko&#x0364;n-<lb/>
ne, daß ich ihn nicht &#x017F;ehe? Bin ichs nicht,<lb/>
der Himmel und Erden erfu&#x0364;llet? &#x017F;pricht<lb/>
der HERR.</hi> Und gleichwie der HERR <hi rendition="#fr">alle</hi><lb/>
erfu&#x0364;llet, &#x017F;o erfu&#x0364;llet er auch in ihnen &#x03C4;&#x1F70; &#x03C0;&#x03AC;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;,<lb/><hi rendition="#fr">alles,</hi> ihren Ver&#x017F;tand mit Licht, ihren Willen<lb/>
mit Rath und Kraft, und alles, was ihnen &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
an gei&#x017F;tlichen Gu&#x0364;tern mangelt, das er&#x017F;etzet und<lb/>
erfu&#x0364;llet er; er wird auch endlich ihren Leib in der<lb/>
ku&#x0364;nftigen Verkla&#x0364;rung mit Klarheit erfu&#x0364;llen.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Das andere Capitel/<lb/>
Darinnen der Apo&#x017F;tel nach angezeigtem &#x017F;o &#x017F;ehr verderbten<lb/>
Zu&#x017F;tande/ worinnen beyde Juden und Heiden vor ihrer Bekehrung ge-<lb/>
legen/ mit mehrern vor&#x017F;tellet/ zu welchem herrlichen Stande der Gna-<lb/>
de &#x017F;ie in der Gemein&#x017F;chaft mit CHri&#x017F;to beyder&#x017F;eits gelanget wa&#x0364;ren/ nem-<lb/>
lich wie als Glieder an einem Leibe/ al&#x017F;o auch als GOttes<lb/>
Haus-Geno&#x017F;&#x017F;en an &#x017F;einem gei&#x017F;tlichen<lb/>
Tempel.</hi> </head>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 1.</head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">U</hi><hi rendition="#fr">Nd auch euch, da ihr todt wa-<lb/>
ret durch Ubertretung und<lb/>
Su&#x0364;nde,</hi> (hat GOtt &#x017F;amt Chri&#x017F;to<lb/>
lebendig gemachet u. &#x017F;. w. v. 5. 6.<lb/>
Siehe auch Col. 2, 13.</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Gleichwie der Apo&#x017F;tel &#x017F;chon vorher im<lb/>
er&#x017F;ten Capitel mit den Wo&#x0364;rtern <hi rendition="#fr">uns</hi> und <hi rendition="#fr">euch</hi><lb/>
abgewech&#x017F;elt, und damit auf die bekehrten <hi rendition="#fr">Ju&#x0364;-<lb/>
den</hi> und <hi rendition="#fr">Heiden</hi> ge&#x017F;ehen hat v. 3. u. f. 13. 15. u. f.<lb/><cb/>
&#x017F;o gebrauchet er die&#x017F;elbe auch alhier; und zwar<lb/>
das <hi rendition="#fr">euch</hi> und <hi rendition="#fr">ihr</hi> von den <hi rendition="#fr">Heiden;</hi> und das<lb/><hi rendition="#fr">wir</hi> und <hi rendition="#fr">uns</hi> von den <hi rendition="#fr">Ju&#x0364;den</hi> v. 3. 4. 5. Darauf<lb/>
er denn v. 8. u. f. al&#x017F;o von den Heiden redet, daß<lb/>
er auch auf die Ju&#x0364;den mit &#x017F;iehet, als beyder&#x017F;eits<lb/>
Reichs-Geno&#x017F;&#x017F;en CHri&#x017F;ti.</item><lb/>
                <item>2. Der <hi rendition="#aq">&#x017F;en&#x017F;us</hi> i&#x017F;t nicht vo&#x0364;llig in die&#x017F;em Ver-<lb/>
&#x017F;e, &#x017F;ondern er hat &#x017F;eine Erga&#x0364;ntzung er&#x017F;t im fu&#x0364;nften<lb/>
und folgenden Ver&#x017F;en. Welches der gro&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
dabey heilige <hi rendition="#aq">Affect</hi> bey Paulo gemachet hat.<lb/>
Denn nachdem er die Worte ge&#x017F;etzet: <hi rendition="#fr">Da ihr</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h h h 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">todt</hi></fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[611/0639] Cap. 2, v. 1. an die Epheſer. 9. CHriſtus iſt das Haupt der Gemeine in der angenommenen und mit der goͤttlichen ver- einigten menſchlichen Natur. Denn er iſt nach derſelben ein wahrer, aber auch zugleich ein GOtt-Menſch, und alſo ein ſolcher Menſch, welcher das Haupt ſeiner Kirche ſeyn kan: und zwar ein ſolches Haupt, welches das eintzige iſt, und keines neben und unter ſich leidet, ſondern den, der ſich fuͤr ſeinen Statthalter haͤlt, fuͤr ſei- nen Feind erkennet: wie denn auch kein natuͤr- licher Leib zwey Haͤupter hat, ein Ober- und ein Unter-Haupt, ſonſten es ein monſtrum, oder Un- geheuer waͤre. Und da das Haupt der Kirche ſeyn, auf das koͤnigliche Amt CHriſti gehet; ſo iſt er ein ſolches Haupt, das dem Leibe allen Ein- fluß des Segens mittheilet, ihn naͤhret und ſchuͤ- tzet; ja ſich den Leib mit allen ſeinen Gliedern ſelbſt erworben und neu erſchaffen hat. Wel- ches von keinem natuͤrlichen und politiſchen Haupte kan geſaget werden, und ſich in keinem Stuͤcke auf den Roͤmiſchen Papſt ſchicket. Wie CHriſtus das Haupt der Kirchen ſey, davon ſehe man Eph. 4, 8. u. f. 15. 16. 5, 23. Col. 1, 18. 2, 10. 19. 10. Die Gemeine iſt ſein Leib; und auch nur ein einiger, der aus unzehlig vielen Gliedern, welche von Anfang der Welt geweſen, noch ſind, und noch kuͤnftig ſeyn werden, beſtehet: deſſen Glieder alle darinnen uͤberein kommen, daß ſie ſich an das Haupt halten, von ihm mit ihrem Gewiſſen allein dependiren und ſich von ſeinem Geiſte regiren laſſen. Denn wer den Geiſt CHriſti nicht hat, der iſt nicht ſein Rom. 8, 9. Siehe das Gleichniß vom Leibe mit mehrern Rom. 12, 4. 5. 1 Cor. 10, 17. 12, 12. u. f. Col. 1, 24. u. ſ. w. 11. Wenn der Leib genannt wird die Fuͤlle CHriſti, ſo heiſſet die Fuͤlle ſo viel, als was gantz iſt: nemlich aus CHriſto und der Kirche wird ein gantzer, aus dem Haupte und allen Gliedern beſtehender Leib, da ſonſt weder das Haupt oh- ne den uͤbrigen Leib, noch dieſer ohne jenes et- was gantzes iſt und genennet werden kan. 12. Damit man aber daher, daß der Leib die Fuͤlle CHriſti heißt, nicht meine, daß CHri- ſtus eines einigen Menſchen fuͤr ſich zu ſeiner Se- ligkeit beduͤrfe, oder etwas von dem Menſchen, ohne die Ehre der Bedienung, empfange, ſo ſetzet Paulus dazu: deß, der alles in allen erfuͤllet. Dadurch denn zugleich bezeuget wird, was der HERR fuͤr ein Haupt der Kirche ſey, nemlich welches dieſelbe nicht allein regiret und ſchuͤtzet, ſondern auch alle Glieder innerlich belebet, mit ſich aufs allergenaueſte vereiniget, mit ſich ſelbſt erfuͤllet, und alſo aus ſich und in ſich ſelig machet. Da ſie denn aus ſeiner Fuͤlle nehmen Gnade um Gnade Joh. 1, 16. und werden erfuͤllet mit aller- ley GOttes-Fuͤlle Eph. 3, 19. und wird CHriſtus alles in ihnen allen Col. 3, 11. Es gehen die Worte alſo auch zugleich auf die Allgegenwart CHriſti: gleichwie es heißt Jer. 23, 23. 24. Bin ich nicht ein GOtt, der nahe iſt, und nicht ein GOtt der ferne iſt? Meineſt du, daß ſich iemand ſo heimlich verbergen koͤn- ne, daß ich ihn nicht ſehe? Bin ichs nicht, der Himmel und Erden erfuͤllet? ſpricht der HERR. Und gleichwie der HERR alle erfuͤllet, ſo erfuͤllet er auch in ihnen τὰ πάντα, alles, ihren Verſtand mit Licht, ihren Willen mit Rath und Kraft, und alles, was ihnen ſonſt an geiſtlichen Guͤtern mangelt, das erſetzet und erfuͤllet er; er wird auch endlich ihren Leib in der kuͤnftigen Verklaͤrung mit Klarheit erfuͤllen. Das andere Capitel/ Darinnen der Apoſtel nach angezeigtem ſo ſehr verderbten Zuſtande/ worinnen beyde Juden und Heiden vor ihrer Bekehrung ge- legen/ mit mehrern vorſtellet/ zu welchem herrlichen Stande der Gna- de ſie in der Gemeinſchaft mit CHriſto beyderſeits gelanget waͤren/ nem- lich wie als Glieder an einem Leibe/ alſo auch als GOttes Haus-Genoſſen an ſeinem geiſtlichen Tempel. V. 1. UNd auch euch, da ihr todt wa- ret durch Ubertretung und Suͤnde, (hat GOtt ſamt Chriſto lebendig gemachet u. ſ. w. v. 5. 6. Siehe auch Col. 2, 13. Anmerckungen. 1. Gleichwie der Apoſtel ſchon vorher im erſten Capitel mit den Woͤrtern uns und euch abgewechſelt, und damit auf die bekehrten Juͤ- den und Heiden geſehen hat v. 3. u. f. 13. 15. u. f. ſo gebrauchet er dieſelbe auch alhier; und zwar das euch und ihr von den Heiden; und das wir und uns von den Juͤden v. 3. 4. 5. Darauf er denn v. 8. u. f. alſo von den Heiden redet, daß er auch auf die Juͤden mit ſiehet, als beyderſeits Reichs-Genoſſen CHriſti. 2. Der ſenſus iſt nicht voͤllig in dieſem Ver- ſe, ſondern er hat ſeine Ergaͤntzung erſt im fuͤnften und folgenden Verſen. Welches der groſſe und dabey heilige Affect bey Paulo gemachet hat. Denn nachdem er die Worte geſetzet: Da ihr todt H h h h 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/639
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/639>, abgerufen am 11.06.2024.