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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des Briefes Pauli Cap. 1, 18-20.
[Spaltenumbruch] und herrschenden bösen Lüsten, hervorthut) und
Ungerechtigkeit
(als Sünden wider die an-
dere Tafel des Gesetzes GOttes, welche aus
dem gottlosen Wesen, oder aus den Sünden
wider die erste Tafel, entstehen) der (unbe-
kehrten) Menschen (überhaupt) die die (nach
dem Lichte der Natur und noch vielmehr nach dem
geoffenbahrten Gesetze zu erkennende und auch
würcklich erkannte) Wahrheit (von der Be-
dienung und Verehrung GOttes, auch von den
Pflichten gegen uns selbst und unsern Nächsten)
in ungerechtigkeit (in der Verunehrung
GOTTes und in allen übrigen herrschenden
Sünden wider ihr Gewissen dergestalt) auf-
halten
(daß sie darunter gantz unkräftig und
ersticket, und gleichsam gefangen gehalten
wird.

Anmerckungen.

1. Gottloses Wesen wider die erste
Tafel, und Ungerechtigkeit wider die ande-
re
sind mit einander verknüpfet wie eine Wur-
tzel samt dem Stamme mit den Aesten oder
Zancken und Früchten an einem Baume.

2. Weil die Gottlosigkeit eine Quelle
ist alles ungerechten Wesens, so wider uns
selbst und wider andere Menschen ausgeü-
bet wird; dieselbe aber in der Atheisterey auf
die gröste Art lieget; so ist leicht zu erachten,
daß die Atheisterey nicht erst zufälliger Weise
und durch ihren blossen Mißbrauch (wie etliche
falsche Philosophi, die ihr das Wort reden, vor-
geben) sondern von sich selbst schon einen Ein-
fluß zu aller Ungerechtigkeit und zu allen La-
stern gebe; in so fern sie davon durch Furcht der
obrigkeitlichen Strase nicht zurück gehalten
wird.

V. 19.

Denn (zu zeigen, warum solche die
Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhaltende Leute,
und unter ihnen auch sonderlich die Heyden, die
das geschriebene Gesetz GOttes nicht haben, den
Zorn GOTTes vom Himmel auf sich ziehen,
sintemal es ihnen doch nicht fehlet an der na-
türlichen Erkäntniß GOttes: denn) daß man
weiß, daß ein GOtt sey
(und was von ihm
sich natürlicher Weise erkennet lässet, oder die
Erkäntniß GOttes, der Eindruck, daß ein GOtt
ist, dem man zu dienen habe) ist ihnen (en
autoi~s, in ihnen in ihrem Gewissen und noch
vielmehr unter ihnen, ihrer Bekentniß nach)
offenbar (eine gantz klare und unleugbare Sa-
che, davon sie gnugsam überzeuget sind, davon
sie auch reden und schreiben.) Denn GOtt
hat es ihnen offenbaret
(wie durch das ihnen
ins Hertz geschriebene Natur-Gesetze c. 2, 14.
15. also auch äusserlich durch die Geschöpfe,
durch welche sich GOtt, als den Schöpfer und
ihren Herrn, dem sie zu dienen verbunden sind,
ihnen zu erkennen giebet. Act. XIV, 15. seq. 17,
24. 26.

Anmerckungen.

1. Das alleredelste Theil des natürlichen
Lichts bestehet in der Theologia naturali, oder
[Spaltenumbruch] natürlichen Erkäntniß von der Existentz, dem
Wesen und den Wercken GOttes: und also
ist das Natur-Licht auch noch nach dem Sün-
den-Fall nicht gering zu achten, ob es gleich zur
Seligkeit nicht hinlänglich ist.

2. Es muß einer entweder ein Unmensch
seyn, der seiner Vernunft und des natürlichen
Lichts beraubet, und im Gewissen gantz fühlloß
worden ist, oder einen wahren GOTT,
wie er auch natürlicher Weise erkant werden
kan, erkennen und bekennen.

3. Weil die Atheisten GOtt nicht allein
in der That, sondern auch mit Worten ver-
leugnen, so sind sie in diesem Stücke keines
weges kluge und verständige Leute, sondern
rechte Unmenschen, welche mit dem in sich aus-
gelöschten, oder untergedruckten Lichte der Na-
tur in so weit gleichsam die menschliche Natur
ausgezogen haben, und die allergrössesten Nar-
ren auch die allerelendesten Leute unter der Son-
nen sind.

V. 20.

Damit, daß (denn) GOttes unsicht-
bares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und
Gottheit
(göttliche Herrlichkeit, welche nebst
der göttlichen Kraft alle übrige alhier nicht ge-
nennete Eigenschaften des unsichtbaren göttli-
chen Wesens in sich fasset) wird ersehen, so
man des wahr nimmt an den Wercken,
nemlich an der Schöpfung der Welt
(und
also auch zugleich von der Zeit her, da die Welt
erschaffen ist, und an allen ihren Theilen und
Cörpern, die von sich selbst und von ohngefähr
nicht können entstanden seyn, uns von sich auf
ihren unsichtbaren Urheber, der sie nach seiner
Allmacht, und übrigen Eigenschaften seiner
Gottheit, sonderlich der Weisheit und Liebe
also zubereitet, in solche Ordnung gesetzet und
mit solchen Kräften und Wirckungen begabet
hat, zurück weiset:) also (daher denn von sich
selbst erfolget,) daß sie (bey ihrem Gottlosen
Wesen und bey ihrer Ungerechtigkeit, damit
sie GOtt in der That verleugnen) keine Ent-
schuldigung haben
(wenn der wider sie ge-
offenbahrete und genugsam declarirte Zorn
GOttes am Tage des Gerichts wider sie ent-
brennen, oder zur execution der wohl verdien-
ten Strafe schreiten wird: wie sich sonst die
Menschen nach ihrer Unart gern zu entschuldi-
gen und zu rechtfertigen, ja die Schuld wol gar
von sich auf GOtt zu legen pflegen. Siehe auch
Jes. 60, 26.)

Anmerckungen.

1. Es kan dieser 20. V. zu desto mehrern
Deutlichkeit in folgende Sätze zerleget werden.

a. Das Wesen und die zum Wesen gehörigen
Eigenschaften GOttes, als eines unendli-
chen Geistes, sind unsichtbar.
b. Jnsonderheit ist seine ewige Kraft, und über-
haupt seine Gottheit, unsichtbar.
c. Das unsichtbare Wesen wird mit seinen Ei-
genschaften von der Erschaffung der Welt
her an den Wercken der Schöpfung und an
den Geschöpfen erkant und ersehen.
d. Diese

Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 1, 18-20.
[Spaltenumbruch] und herrſchenden boͤſen Luͤſten, hervorthut) und
Ungerechtigkeit
(als Suͤnden wider die an-
dere Tafel des Geſetzes GOttes, welche aus
dem gottloſen Weſen, oder aus den Suͤnden
wider die erſte Tafel, entſtehen) der (unbe-
kehrten) Menſchen (uͤberhaupt) die die (nach
dem Lichte der Natur und noch vielmehr nach dem
geoffenbahrten Geſetze zu erkennende und auch
wuͤrcklich erkannte) Wahrheit (von der Be-
dienung und Verehrung GOttes, auch von den
Pflichten gegen uns ſelbſt und unſern Naͤchſten)
in ungerechtigkeit (in der Verunehrung
GOTTes und in allen uͤbrigen herrſchenden
Suͤnden wider ihr Gewiſſen dergeſtalt) auf-
halten
(daß ſie darunter gantz unkraͤftig und
erſticket, und gleichſam gefangen gehalten
wird.

Anmerckungen.

1. Gottloſes Weſen wider die erſte
Tafel, und Ungerechtigkeit wider die ande-
re
ſind mit einander verknuͤpfet wie eine Wur-
tzel ſamt dem Stamme mit den Aeſten oder
Zancken und Fruͤchten an einem Baume.

2. Weil die Gottloſigkeit eine Quelle
iſt alles ungerechten Weſens, ſo wider uns
ſelbſt und wider andere Menſchen ausgeuͤ-
bet wird; dieſelbe aber in der Atheiſterey auf
die groͤſte Art lieget; ſo iſt leicht zu erachten,
daß die Atheiſterey nicht erſt zufaͤlliger Weiſe
und durch ihren bloſſen Mißbrauch (wie etliche
falſche Philoſophi, die ihr das Wort reden, vor-
geben) ſondern von ſich ſelbſt ſchon einen Ein-
fluß zu aller Ungerechtigkeit und zu allen La-
ſtern gebe; in ſo fern ſie davon durch Furcht der
obrigkeitlichen Straſe nicht zuruͤck gehalten
wird.

V. 19.

Denn (zu zeigen, warum ſolche die
Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhaltende Leute,
und unter ihnen auch ſonderlich die Heyden, die
das geſchriebene Geſetz GOttes nicht haben, den
Zorn GOTTes vom Himmel auf ſich ziehen,
ſintemal es ihnen doch nicht fehlet an der na-
tuͤrlichen Erkaͤntniß GOttes: denn) daß man
weiß, daß ein GOtt ſey
(und was von ihm
ſich natuͤrlicher Weiſe erkennet laͤſſet, oder die
Erkaͤntniß GOttes, der Eindruck, daß ein GOtt
iſt, dem man zu dienen habe) iſt ihnen (ἐν
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vielmehr unter ihnen, ihrer Bekentniß nach)
offenbar (eine gantz klare und unleugbare Sa-
che, davon ſie gnugſam uͤberzeuget ſind, davon
ſie auch reden und ſchreiben.) Denn GOtt
hat es ihnen offenbaret
(wie durch das ihnen
ins Hertz geſchriebene Natur-Geſetze c. 2, 14.
15. alſo auch aͤuſſerlich durch die Geſchoͤpfe,
durch welche ſich GOtt, als den Schoͤpfer und
ihren Herrn, dem ſie zu dienen verbunden ſind,
ihnen zu erkennen giebet. Act. XIV, 15. ſeq. 17,
24. 26.

Anmerckungen.

1. Das alleredelſte Theil des natuͤrlichen
Lichts beſtehet in der Theologia naturali, oder
[Spaltenumbruch] natuͤrlichen Erkaͤntniß von der Exiſtentz, dem
Weſen und den Wercken GOttes: und alſo
iſt das Natur-Licht auch noch nach dem Suͤn-
den-Fall nicht gering zu achten, ob es gleich zur
Seligkeit nicht hinlaͤnglich iſt.

2. Es muß einer entweder ein Unmenſch
ſeyn, der ſeiner Vernunft und des natuͤrlichen
Lichts beraubet, und im Gewiſſen gantz fuͤhlloß
worden iſt, oder einen wahren GOTT,
wie er auch natuͤrlicher Weiſe erkant werden
kan, erkennen und bekennen.

3. Weil die Atheiſten GOtt nicht allein
in der That, ſondern auch mit Worten ver-
leugnen, ſo ſind ſie in dieſem Stuͤcke keines
weges kluge und verſtaͤndige Leute, ſondern
rechte Unmenſchen, welche mit dem in ſich aus-
geloͤſchten, oder untergedruckten Lichte der Na-
tur in ſo weit gleichſam die menſchliche Natur
ausgezogen haben, und die allergroͤſſeſten Nar-
ren auch die allerelendeſten Leute unter der Son-
nen ſind.

V. 20.

Damit, daß (denn) GOttes unſicht-
bares Weſen, das iſt, ſeine ewige Kraft und
Gottheit
(goͤttliche Herrlichkeit, welche nebſt
der goͤttlichen Kraft alle uͤbrige alhier nicht ge-
nennete Eigenſchaften des unſichtbaren goͤttli-
chen Weſens in ſich faſſet) wird erſehen, ſo
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nemlich an der Schoͤpfung der Welt
(und
alſo auch zugleich von der Zeit her, da die Welt
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Allmacht, und uͤbrigen Eigenſchaften ſeiner
Gottheit, ſonderlich der Weisheit und Liebe
alſo zubereitet, in ſolche Ordnung geſetzet und
mit ſolchen Kraͤften und Wirckungen begabet
hat, zuruͤck weiſet:) alſo (daher denn von ſich
ſelbſt erfolget,) daß ſie (bey ihrem Gottloſen
Weſen und bey ihrer Ungerechtigkeit, damit
ſie GOtt in der That verleugnen) keine Ent-
ſchuldigung haben
(wenn der wider ſie ge-
offenbahrete und genugſam declarirte Zorn
GOttes am Tage des Gerichts wider ſie ent-
brennen, oder zur execution der wohl verdien-
ten Strafe ſchreiten wird: wie ſich ſonſt die
Menſchen nach ihrer Unart gern zu entſchuldi-
gen und zu rechtfertigen, ja die Schuld wol gar
von ſich auf GOtt zu legen pflegen. Siehe auch
Jeſ. 60, 26.)

Anmerckungen.

1. Es kan dieſer 20. V. zu deſto mehrern
Deutlichkeit in folgende Saͤtze zerleget werden.

a. Das Weſen und die zum Weſen gehoͤrigen
Eigenſchaften GOttes, als eines unendli-
chen Geiſtes, ſind unſichtbar.
b. Jnſonderheit iſt ſeine ewige Kraft, und uͤber-
haupt ſeine Gottheit, unſichtbar.
c. Das unſichtbare Weſen wird mit ſeinen Ei-
genſchaften von der Erſchaffung der Welt
her an den Wercken der Schoͤpfung und an
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d. Dieſe
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[32/0060] Erklaͤrung des Briefes Pauli Cap. 1, 18-20. und herrſchenden boͤſen Luͤſten, hervorthut) und Ungerechtigkeit (als Suͤnden wider die an- dere Tafel des Geſetzes GOttes, welche aus dem gottloſen Weſen, oder aus den Suͤnden wider die erſte Tafel, entſtehen) der (unbe- kehrten) Menſchen (uͤberhaupt) die die (nach dem Lichte der Natur und noch vielmehr nach dem geoffenbahrten Geſetze zu erkennende und auch wuͤrcklich erkannte) Wahrheit (von der Be- dienung und Verehrung GOttes, auch von den Pflichten gegen uns ſelbſt und unſern Naͤchſten) in ungerechtigkeit (in der Verunehrung GOTTes und in allen uͤbrigen herrſchenden Suͤnden wider ihr Gewiſſen dergeſtalt) auf- halten (daß ſie darunter gantz unkraͤftig und erſticket, und gleichſam gefangen gehalten wird. Anmerckungen. 1. Gottloſes Weſen wider die erſte Tafel, und Ungerechtigkeit wider die ande- re ſind mit einander verknuͤpfet wie eine Wur- tzel ſamt dem Stamme mit den Aeſten oder Zancken und Fruͤchten an einem Baume. 2. Weil die Gottloſigkeit eine Quelle iſt alles ungerechten Weſens, ſo wider uns ſelbſt und wider andere Menſchen ausgeuͤ- bet wird; dieſelbe aber in der Atheiſterey auf die groͤſte Art lieget; ſo iſt leicht zu erachten, daß die Atheiſterey nicht erſt zufaͤlliger Weiſe und durch ihren bloſſen Mißbrauch (wie etliche falſche Philoſophi, die ihr das Wort reden, vor- geben) ſondern von ſich ſelbſt ſchon einen Ein- fluß zu aller Ungerechtigkeit und zu allen La- ſtern gebe; in ſo fern ſie davon durch Furcht der obrigkeitlichen Straſe nicht zuruͤck gehalten wird. V. 19. Denn (zu zeigen, warum ſolche die Wahrheit in Ungerechtigkeit aufhaltende Leute, und unter ihnen auch ſonderlich die Heyden, die das geſchriebene Geſetz GOttes nicht haben, den Zorn GOTTes vom Himmel auf ſich ziehen, ſintemal es ihnen doch nicht fehlet an der na- tuͤrlichen Erkaͤntniß GOttes: denn) daß man weiß, daß ein GOtt ſey (und was von ihm ſich natuͤrlicher Weiſe erkennet laͤſſet, oder die Erkaͤntniß GOttes, der Eindruck, daß ein GOtt iſt, dem man zu dienen habe) iſt ihnen (ἐν ἀυτοι῀ς, in ihnen in ihrem Gewiſſen und noch vielmehr unter ihnen, ihrer Bekentniß nach) offenbar (eine gantz klare und unleugbare Sa- che, davon ſie gnugſam uͤberzeuget ſind, davon ſie auch reden und ſchreiben.) Denn GOtt hat es ihnen offenbaret (wie durch das ihnen ins Hertz geſchriebene Natur-Geſetze c. 2, 14. 15. alſo auch aͤuſſerlich durch die Geſchoͤpfe, durch welche ſich GOtt, als den Schoͤpfer und ihren Herrn, dem ſie zu dienen verbunden ſind, ihnen zu erkennen giebet. Act. XIV, 15. ſeq. 17, 24. 26. Anmerckungen. 1. Das alleredelſte Theil des natuͤrlichen Lichts beſtehet in der Theologia naturali, oder natuͤrlichen Erkaͤntniß von der Exiſtentz, dem Weſen und den Wercken GOttes: und alſo iſt das Natur-Licht auch noch nach dem Suͤn- den-Fall nicht gering zu achten, ob es gleich zur Seligkeit nicht hinlaͤnglich iſt. 2. Es muß einer entweder ein Unmenſch ſeyn, der ſeiner Vernunft und des natuͤrlichen Lichts beraubet, und im Gewiſſen gantz fuͤhlloß worden iſt, oder einen wahren GOTT, wie er auch natuͤrlicher Weiſe erkant werden kan, erkennen und bekennen. 3. Weil die Atheiſten GOtt nicht allein in der That, ſondern auch mit Worten ver- leugnen, ſo ſind ſie in dieſem Stuͤcke keines weges kluge und verſtaͤndige Leute, ſondern rechte Unmenſchen, welche mit dem in ſich aus- geloͤſchten, oder untergedruckten Lichte der Na- tur in ſo weit gleichſam die menſchliche Natur ausgezogen haben, und die allergroͤſſeſten Nar- ren auch die allerelendeſten Leute unter der Son- nen ſind. V. 20. Damit, daß (denn) GOttes unſicht- bares Weſen, das iſt, ſeine ewige Kraft und Gottheit (goͤttliche Herrlichkeit, welche nebſt der goͤttlichen Kraft alle uͤbrige alhier nicht ge- nennete Eigenſchaften des unſichtbaren goͤttli- chen Weſens in ſich faſſet) wird erſehen, ſo man des wahr nimmt an den Wercken, nemlich an der Schoͤpfung der Welt (und alſo auch zugleich von der Zeit her, da die Welt erſchaffen iſt, und an allen ihren Theilen und Coͤrpern, die von ſich ſelbſt und von ohngefaͤhr nicht koͤnnen entſtanden ſeyn, uns von ſich auf ihren unſichtbaren Urheber, der ſie nach ſeiner Allmacht, und uͤbrigen Eigenſchaften ſeiner Gottheit, ſonderlich der Weisheit und Liebe alſo zubereitet, in ſolche Ordnung geſetzet und mit ſolchen Kraͤften und Wirckungen begabet hat, zuruͤck weiſet:) alſo (daher denn von ſich ſelbſt erfolget,) daß ſie (bey ihrem Gottloſen Weſen und bey ihrer Ungerechtigkeit, damit ſie GOtt in der That verleugnen) keine Ent- ſchuldigung haben (wenn der wider ſie ge- offenbahrete und genugſam declarirte Zorn GOttes am Tage des Gerichts wider ſie ent- brennen, oder zur execution der wohl verdien- ten Strafe ſchreiten wird: wie ſich ſonſt die Menſchen nach ihrer Unart gern zu entſchuldi- gen und zu rechtfertigen, ja die Schuld wol gar von ſich auf GOtt zu legen pflegen. Siehe auch Jeſ. 60, 26.) Anmerckungen. 1. Es kan dieſer 20. V. zu deſto mehrern Deutlichkeit in folgende Saͤtze zerleget werden. a. Das Weſen und die zum Weſen gehoͤrigen Eigenſchaften GOttes, als eines unendli- chen Geiſtes, ſind unſichtbar. b. Jnſonderheit iſt ſeine ewige Kraft, und uͤber- haupt ſeine Gottheit, unſichtbar. c. Das unſichtbare Weſen wird mit ſeinen Ei- genſchaften von der Erſchaffung der Welt her an den Wercken der Schoͤpfung und an den Geſchoͤpfen erkant und erſehen. d. Dieſe

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/60>, abgerufen am 24.11.2024.