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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 3, v. 7-9. an die Galater.
[Spaltenumbruch] und daher beziehet sie sich dem Verstande nach
auf den vorhergehenden Context; als darinnen
der Apostel auf eine solche Glaubens-Gerechtig-
keit gehet, wie Abraham durch den Glauben er-
halten hat.

V. 7.

So erkennet ihr ja nun, daß die des
Glaubens sind
(also, daß sie die Gerechtigkeit
nicht mit ihren Kräften aus ihren eignen nach
dem Gesetz eingerichteten Wercken, sondern
durch den Glauben an CHristum suchen und
annehmen) das sind Abrahams (als des rech-
ten Vaters aller Gläubigen ächte und rechte geist-
liche) Kinder (welche durch den Sohn, welcher
Vermöge der göttlichen Verheissung gebohren
worden, vorgebildet sind. Siehe Rom. 4, 11.
12. 16. 9, 7. 8.)

V. 8.

Die Schrift aber (der heilige Geist, der
sie dem Mosi eingegeben) hat es zuvor ersehen,
daß GOTT die Heiden
(in der Ordnung der
wahren Bekehrung, darinn sie sich zum Glau-
ben bringen lassen,) durch den Glauben (in
Ansehung dessen, daß er CHristum zu seiner Ge-
rechtigkeit ergreifet) gerecht mache, darum
verkündiget sie
(GOTT in ihr: da dasjeni-
ge, was GOTT zum Abraham geredet hat, dar-
innen aufgezeichnet ist) dem Abraham: Jn
dir
(zuvorderst in deinem durch den Jsaac vor-
gebildeten Samen; und denn in dir und mit dir
v. 9. so fern sie sich aus dem wilden Oel-Baum
in dich, als den rechten Stamm, also einpflan-
tzen lassen, daß sie in den Fußstapfen deines Glau-
bens, als deine geistliche Kinder und Nachfolger
einher gehen Rom. 4, 12.) sollen (ausser dem
Jüdischen Volcke) alle Heiden (oder übrige
Völcker) gesegnet werden (sonderlich mit geist-
lichen Segen; davon die Gerechtigkeit CHristi,
die dem zueignenden Glauben zugerechnet wird,
der vornehmste ist, welcher alle andere Heils-
Güter in sich fasset, und mit sich führet. 1 B.
Mos. 12, 3. 18, 18. 22, 18. 26, 4.

Anmerckungen.

1. Jn den Worten: daß GOTT durch
den Glauben gerecht mache,
wird der Glaube
nicht betrachtet als ein gutes, und unser eignes,
Werck; sintemal er an sich gar unvollkommen
ist, und uns nicht gerecht machen kan; wie er
denn auch nicht einmal unser eignes, sondern
GOttes Werck ist, welches er in uns wircket
Joh. 6, 29. sondern in seiner natura relativa, in
seinem vornehmsten Geschäfte, da er es mit der
Ergreifung und Zueignung der erworbenen Ge-
rechtigkeit CHristi zu thun hat. Und also wird
von GOTT nicht so wol der Glaube selbst, als
das, woran sich der Glaube hält, angesehen.

2. Da von dem Meßia verheissen worden,
daß durch ihn alle Völcker auf Erden ge-
segnet werden sollen,
und nun gleichwol JE-
sus von Nazareth von allen Völckern für den
Meßiam und rechten Segens-Mann angenom-
men worden, er ihnen auch den geistlichen Se-
gen erworben und würcklich mitgetheilet, also,
[Spaltenumbruch] daß so viele tausend, welche die verständigen Jü-
den selbst nicht für verdammt halten werden, da-
durch selig verstorben sind: so können sie auch
hierdurch überzeuget werden, daß er der wahre
Meßias seyn müsse. Denn daß kein falscher
Meßias einen so grossen und so beständigen An-
hang haben könne, als sie an dem von den sämt-
lichen Christen erkannten Meßia sehen, das zei-
gen die Kirchen-Geschichte an: da man siehet,
wie bald der Betrug derer, die sich fälschlich für
den Meßiam ausgegeben, offenbar, und wie sie
mit ihren Adhaerenten zu Schanden worden.

V. 9.

Also werden nun, die des Glaubens
sind,
(die durch das Evangelium unter der kräf-
tigen Wirckung des Heiligen Geistes aus GOtt
gebohren und in der Wiedergeburt mit dem wah-
ren lebendigen Glauben an CHristum begabet
sind, und durch denselben die Gerechtigkeit
CHristi zur Seligkeit sich zueignen) gesegnet
(an himmlischen Gütern, hier zeitlich und dort
ewig Eph. 1, 3.) mit dem gläubigen Abra-
ham
(nach seinem Exempel; ja im Reiche der
Gnaden ietzo so viel reichlicher als Abraham, so
viel grössern Vorzug die ietzige Oeconomie des
Heils vor der damaligen hat.)

Anmerckungen.
1. Daß der Segen niemanden zu Theil
werde mit Hinwegnehmung des Fluches, als
dem, der nach der Heils-Ordnung in der Wie-
dergeburt und Erneuerung einher gehet, zeiget
der Glaube an, der zum Segen erfodert ist, und
schon selbst der grosse Anfang des Segens ist, in
der Wiedergeburt entstehet, und in der Erneue-
rung wächset und unterhalten wird.
2. Eine feine Erläuterung von dem Zweck
und von der Ordnung des Segens zeiget Petrus
an, wenn er Ap. Gesch. 3, 25. spricht: Euch
zuvorderst hat GOTT erwecket
(dargestel-
let) sein Kind JESUM, und hat ihn zu
euch gesandt, euch zu segnen, daß ein iegli-
cher sich bekehre von seiner Bosheit.
Und
da Petrus c. 15, 8. 9. den Segen, welcher den
Heiden durch CHristum bey Annehmung des
Evangelii angedien war, benennen wolte, sprach
er: GOTT, der Hertzen-Kündiger, zeugete
über sie, und gab ihnen den Heiligen Geist,
gleichwie auch uns, und machte keinen Un-
terscheid zwischen uns und ihnen, und rei-
nigte ihre Hertzen durch den Glauben.
Wel-
che Reinigung der Hertzen durch die Vergebung
der Sünden in der Ordnung der Bekehrung
geschahe.
3. Wie alles auf diesen Segen ankomme,
siehet man aus dem Gegensatze, nemlich aus dem
Fluche, welcher der Sünde wegen zur Ver-
dammniß über dem Menschen lieget, aber durch
den Segen dergestalt hinweg genommen wird,
daß er in lauter Heils-Schätze verwandelt wird.
Darum Paulus den Brief an die Epheser mit
diesem Lob-Spruch gegen GOTT anhebet:
Gelobet sey GOTT und der Vater unsers
HErrn JEsu CHristi, der uns gesegnet hat

mit
S s s 3

Cap. 3, v. 7-9. an die Galater.
[Spaltenumbruch] und daher beziehet ſie ſich dem Verſtande nach
auf den vorhergehenden Context; als darinnen
der Apoſtel auf eine ſolche Glaubens-Gerechtig-
keit gehet, wie Abraham durch den Glauben er-
halten hat.

V. 7.

So erkennet ihr ja nun, daß die des
Glaubens ſind
(alſo, daß ſie die Gerechtigkeit
nicht mit ihren Kraͤften aus ihren eignen nach
dem Geſetz eingerichteten Wercken, ſondern
durch den Glauben an CHriſtum ſuchen und
annehmen) das ſind Abrahams (als des rech-
ten Vaters aller Glaͤubigen aͤchte und rechte geiſt-
liche) Kinder (welche durch den Sohn, welcher
Vermoͤge der goͤttlichen Verheiſſung gebohren
worden, vorgebildet ſind. Siehe Rom. 4, 11.
12. 16. 9, 7. 8.)

V. 8.

Die Schrift aber (der heilige Geiſt, der
ſie dem Moſi eingegeben) hat es zuvor erſehen,
daß GOTT die Heiden
(in der Ordnung der
wahren Bekehrung, darinn ſie ſich zum Glau-
ben bringen laſſen,) durch den Glauben (in
Anſehung deſſen, daß er CHriſtum zu ſeiner Ge-
rechtigkeit ergreifet) gerecht mache, darum
verkuͤndiget ſie
(GOTT in ihr: da dasjeni-
ge, was GOTT zum Abraham geredet hat, dar-
innen aufgezeichnet iſt) dem Abraham: Jn
dir
(zuvorderſt in deinem durch den Jſaac vor-
gebildeten Samen; und denn in dir und mit dir
v. 9. ſo fern ſie ſich aus dem wilden Oel-Baum
in dich, als den rechten Stamm, alſo einpflan-
tzen laſſen, daß ſie in den Fußſtapfen deines Glau-
bens, als deine geiſtliche Kinder und Nachfolger
einher gehen Rom. 4, 12.) ſollen (auſſer dem
Juͤdiſchen Volcke) alle Heiden (oder uͤbrige
Voͤlcker) geſegnet werden (ſonderlich mit geiſt-
lichen Segen; davon die Gerechtigkeit CHriſti,
die dem zueignenden Glauben zugerechnet wird,
der vornehmſte iſt, welcher alle andere Heils-
Guͤter in ſich faſſet, und mit ſich fuͤhret. 1 B.
Moſ. 12, 3. 18, 18. 22, 18. 26, 4.

Anmerckungen.

1. Jn den Worten: daß GOTT durch
den Glauben gerecht mache,
wird der Glaube
nicht betrachtet als ein gutes, und unſer eignes,
Werck; ſintemal er an ſich gar unvollkommen
iſt, und uns nicht gerecht machen kan; wie er
denn auch nicht einmal unſer eignes, ſondern
GOttes Werck iſt, welches er in uns wircket
Joh. 6, 29. ſondern in ſeiner natura relativa, in
ſeinem vornehmſten Geſchaͤfte, da er es mit der
Ergreifung und Zueignung der erworbenen Ge-
rechtigkeit CHriſti zu thun hat. Und alſo wird
von GOTT nicht ſo wol der Glaube ſelbſt, als
das, woran ſich der Glaube haͤlt, angeſehen.

2. Da von dem Meßia verheiſſen worden,
daß durch ihn alle Voͤlcker auf Erden ge-
ſegnet werden ſollen,
und nun gleichwol JE-
ſus von Nazareth von allen Voͤlckern fuͤr den
Meßiam und rechten Segens-Mann angenom-
men worden, er ihnen auch den geiſtlichen Se-
gen erworben und wuͤrcklich mitgetheilet, alſo,
[Spaltenumbruch] daß ſo viele tauſend, welche die verſtaͤndigen Juͤ-
den ſelbſt nicht fuͤr verdammt halten werden, da-
durch ſelig verſtorben ſind: ſo koͤnnen ſie auch
hierdurch uͤberzeuget werden, daß er der wahre
Meßias ſeyn muͤſſe. Denn daß kein falſcher
Meßias einen ſo groſſen und ſo beſtaͤndigen An-
hang haben koͤnne, als ſie an dem von den ſaͤmt-
lichen Chriſten erkannten Meßia ſehen, das zei-
gen die Kirchen-Geſchichte an: da man ſiehet,
wie bald der Betrug derer, die ſich faͤlſchlich fuͤr
den Meßiam ausgegeben, offenbar, und wie ſie
mit ihren Adhærenten zu Schanden worden.

V. 9.

Alſo werden nun, die des Glaubens
ſind,
(die durch das Evangelium unter der kraͤf-
tigen Wirckung des Heiligen Geiſtes aus GOtt
gebohren und in der Wiedergeburt mit dem wah-
ren lebendigen Glauben an CHriſtum begabet
ſind, und durch denſelben die Gerechtigkeit
CHriſti zur Seligkeit ſich zueignen) geſegnet
(an himmliſchen Guͤtern, hier zeitlich und dort
ewig Eph. 1, 3.) mit dem glaͤubigen Abra-
ham
(nach ſeinem Exempel; ja im Reiche der
Gnaden ietzo ſo viel reichlicher als Abraham, ſo
viel groͤſſern Vorzug die ietzige Oeconomie des
Heils vor der damaligen hat.)

Anmerckungen.
1. Daß der Segen niemanden zu Theil
werde mit Hinwegnehmung des Fluches, als
dem, der nach der Heils-Ordnung in der Wie-
dergeburt und Erneuerung einher gehet, zeiget
der Glaube an, der zum Segen erfodert iſt, und
ſchon ſelbſt der groſſe Anfang des Segens iſt, in
der Wiedergeburt entſtehet, und in der Erneue-
rung waͤchſet und unterhalten wird.
2. Eine feine Erlaͤuterung von dem Zweck
und von der Ordnung des Segens zeiget Petrus
an, wenn er Ap. Geſch. 3, 25. ſpricht: Euch
zuvorderſt hat GOTT erwecket
(dargeſtel-
let) ſein Kind JESUM, und hat ihn zu
euch geſandt, euch zu ſegnen, daß ein iegli-
cher ſich bekehre von ſeiner Bosheit.
Und
da Petrus c. 15, 8. 9. den Segen, welcher den
Heiden durch CHriſtum bey Annehmung des
Evangelii angedien war, benennen wolte, ſprach
er: GOTT, der Hertzen-Kuͤndiger, zeugete
uͤber ſie, und gab ihnen den Heiligen Geiſt,
gleichwie auch uns, und machte keinen Un-
terſcheid zwiſchen uns und ihnen, und rei-
nigte ihre Hertzen durch den Glauben.
Wel-
che Reinigung der Hertzen durch die Vergebung
der Suͤnden in der Ordnung der Bekehrung
geſchahe.
3. Wie alles auf dieſen Segen ankomme,
ſiehet man aus dem Gegenſatze, nemlich aus dem
Fluche, welcher der Suͤnde wegen zur Ver-
dammniß uͤber dem Menſchen lieget, aber durch
den Segen dergeſtalt hinweg genommen wird,
daß er in lauter Heils-Schaͤtze verwandelt wird.
Darum Paulus den Brief an die Epheſer mit
dieſem Lob-Spruch gegen GOTT anhebet:
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HErrn JEſu CHriſti, der uns geſegnet hat

mit
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[509/0537] Cap. 3, v. 7-9. an die Galater. und daher beziehet ſie ſich dem Verſtande nach auf den vorhergehenden Context; als darinnen der Apoſtel auf eine ſolche Glaubens-Gerechtig- keit gehet, wie Abraham durch den Glauben er- halten hat. V. 7. So erkennet ihr ja nun, daß die des Glaubens ſind (alſo, daß ſie die Gerechtigkeit nicht mit ihren Kraͤften aus ihren eignen nach dem Geſetz eingerichteten Wercken, ſondern durch den Glauben an CHriſtum ſuchen und annehmen) das ſind Abrahams (als des rech- ten Vaters aller Glaͤubigen aͤchte und rechte geiſt- liche) Kinder (welche durch den Sohn, welcher Vermoͤge der goͤttlichen Verheiſſung gebohren worden, vorgebildet ſind. Siehe Rom. 4, 11. 12. 16. 9, 7. 8.) V. 8. Die Schrift aber (der heilige Geiſt, der ſie dem Moſi eingegeben) hat es zuvor erſehen, daß GOTT die Heiden (in der Ordnung der wahren Bekehrung, darinn ſie ſich zum Glau- ben bringen laſſen,) durch den Glauben (in Anſehung deſſen, daß er CHriſtum zu ſeiner Ge- rechtigkeit ergreifet) gerecht mache, darum verkuͤndiget ſie (GOTT in ihr: da dasjeni- ge, was GOTT zum Abraham geredet hat, dar- innen aufgezeichnet iſt) dem Abraham: Jn dir (zuvorderſt in deinem durch den Jſaac vor- gebildeten Samen; und denn in dir und mit dir v. 9. ſo fern ſie ſich aus dem wilden Oel-Baum in dich, als den rechten Stamm, alſo einpflan- tzen laſſen, daß ſie in den Fußſtapfen deines Glau- bens, als deine geiſtliche Kinder und Nachfolger einher gehen Rom. 4, 12.) ſollen (auſſer dem Juͤdiſchen Volcke) alle Heiden (oder uͤbrige Voͤlcker) geſegnet werden (ſonderlich mit geiſt- lichen Segen; davon die Gerechtigkeit CHriſti, die dem zueignenden Glauben zugerechnet wird, der vornehmſte iſt, welcher alle andere Heils- Guͤter in ſich faſſet, und mit ſich fuͤhret. 1 B. Moſ. 12, 3. 18, 18. 22, 18. 26, 4. Anmerckungen. 1. Jn den Worten: daß GOTT durch den Glauben gerecht mache, wird der Glaube nicht betrachtet als ein gutes, und unſer eignes, Werck; ſintemal er an ſich gar unvollkommen iſt, und uns nicht gerecht machen kan; wie er denn auch nicht einmal unſer eignes, ſondern GOttes Werck iſt, welches er in uns wircket Joh. 6, 29. ſondern in ſeiner natura relativa, in ſeinem vornehmſten Geſchaͤfte, da er es mit der Ergreifung und Zueignung der erworbenen Ge- rechtigkeit CHriſti zu thun hat. Und alſo wird von GOTT nicht ſo wol der Glaube ſelbſt, als das, woran ſich der Glaube haͤlt, angeſehen. 2. Da von dem Meßia verheiſſen worden, daß durch ihn alle Voͤlcker auf Erden ge- ſegnet werden ſollen, und nun gleichwol JE- ſus von Nazareth von allen Voͤlckern fuͤr den Meßiam und rechten Segens-Mann angenom- men worden, er ihnen auch den geiſtlichen Se- gen erworben und wuͤrcklich mitgetheilet, alſo, daß ſo viele tauſend, welche die verſtaͤndigen Juͤ- den ſelbſt nicht fuͤr verdammt halten werden, da- durch ſelig verſtorben ſind: ſo koͤnnen ſie auch hierdurch uͤberzeuget werden, daß er der wahre Meßias ſeyn muͤſſe. Denn daß kein falſcher Meßias einen ſo groſſen und ſo beſtaͤndigen An- hang haben koͤnne, als ſie an dem von den ſaͤmt- lichen Chriſten erkannten Meßia ſehen, das zei- gen die Kirchen-Geſchichte an: da man ſiehet, wie bald der Betrug derer, die ſich faͤlſchlich fuͤr den Meßiam ausgegeben, offenbar, und wie ſie mit ihren Adhærenten zu Schanden worden. V. 9. Alſo werden nun, die des Glaubens ſind, (die durch das Evangelium unter der kraͤf- tigen Wirckung des Heiligen Geiſtes aus GOtt gebohren und in der Wiedergeburt mit dem wah- ren lebendigen Glauben an CHriſtum begabet ſind, und durch denſelben die Gerechtigkeit CHriſti zur Seligkeit ſich zueignen) geſegnet (an himmliſchen Guͤtern, hier zeitlich und dort ewig Eph. 1, 3.) mit dem glaͤubigen Abra- ham (nach ſeinem Exempel; ja im Reiche der Gnaden ietzo ſo viel reichlicher als Abraham, ſo viel groͤſſern Vorzug die ietzige Oeconomie des Heils vor der damaligen hat.) Anmerckungen. 1. Daß der Segen niemanden zu Theil werde mit Hinwegnehmung des Fluches, als dem, der nach der Heils-Ordnung in der Wie- dergeburt und Erneuerung einher gehet, zeiget der Glaube an, der zum Segen erfodert iſt, und ſchon ſelbſt der groſſe Anfang des Segens iſt, in der Wiedergeburt entſtehet, und in der Erneue- rung waͤchſet und unterhalten wird. 2. Eine feine Erlaͤuterung von dem Zweck und von der Ordnung des Segens zeiget Petrus an, wenn er Ap. Geſch. 3, 25. ſpricht: Euch zuvorderſt hat GOTT erwecket (dargeſtel- let) ſein Kind JESUM, und hat ihn zu euch geſandt, euch zu ſegnen, daß ein iegli- cher ſich bekehre von ſeiner Bosheit. Und da Petrus c. 15, 8. 9. den Segen, welcher den Heiden durch CHriſtum bey Annehmung des Evangelii angedien war, benennen wolte, ſprach er: GOTT, der Hertzen-Kuͤndiger, zeugete uͤber ſie, und gab ihnen den Heiligen Geiſt, gleichwie auch uns, und machte keinen Un- terſcheid zwiſchen uns und ihnen, und rei- nigte ihre Hertzen durch den Glauben. Wel- che Reinigung der Hertzen durch die Vergebung der Suͤnden in der Ordnung der Bekehrung geſchahe. 3. Wie alles auf dieſen Segen ankomme, ſiehet man aus dem Gegenſatze, nemlich aus dem Fluche, welcher der Suͤnde wegen zur Ver- dammniß uͤber dem Menſchen lieget, aber durch den Segen dergeſtalt hinweg genommen wird, daß er in lauter Heils-Schaͤtze verwandelt wird. Darum Paulus den Brief an die Epheſer mit dieſem Lob-Spruch gegen GOTT anhebet: Gelobet ſey GOTT und der Vater unſers HErrn JEſu CHriſti, der uns geſegnet hat mit S s s 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/537>, abgerufen am 24.11.2024.