Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 3, v. 7-9. an die Galater. [Spaltenumbruch]
und daher beziehet sie sich dem Verstande nachauf den vorhergehenden Context; als darinnen der Apostel auf eine solche Glaubens-Gerechtig- keit gehet, wie Abraham durch den Glauben er- halten hat. V. 7. So erkennet ihr ja nun, daß die des V. 8. Die Schrift aber (der heilige Geist, der Anmerckungen. 1. Jn den Worten: daß GOTT durch 2. Da von dem Meßia verheissen worden, V. 9. Also werden nun, die des Glaubens Anmerckungen. 1. Daß der Segen niemanden zu Theil werde mit Hinwegnehmung des Fluches, als dem, der nach der Heils-Ordnung in der Wie- dergeburt und Erneuerung einher gehet, zeiget der Glaube an, der zum Segen erfodert ist, und schon selbst der grosse Anfang des Segens ist, in der Wiedergeburt entstehet, und in der Erneue- rung wächset und unterhalten wird. 2. Eine feine Erläuterung von dem Zweck und von der Ordnung des Segens zeiget Petrus an, wenn er Ap. Gesch. 3, 25. spricht: Euch zuvorderst hat GOTT erwecket (dargestel- let) sein Kind JESUM, und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, daß ein iegli- cher sich bekehre von seiner Bosheit. Und da Petrus c. 15, 8. 9. den Segen, welcher den Heiden durch CHristum bey Annehmung des Evangelii angedien war, benennen wolte, sprach er: GOTT, der Hertzen-Kündiger, zeugete über sie, und gab ihnen den Heiligen Geist, gleichwie auch uns, und machte keinen Un- terscheid zwischen uns und ihnen, und rei- nigte ihre Hertzen durch den Glauben. Wel- che Reinigung der Hertzen durch die Vergebung der Sünden in der Ordnung der Bekehrung geschahe. 3. Wie alles auf diesen Segen ankomme, siehet man aus dem Gegensatze, nemlich aus dem Fluche, welcher der Sünde wegen zur Ver- dammniß über dem Menschen lieget, aber durch den Segen dergestalt hinweg genommen wird, daß er in lauter Heils-Schätze verwandelt wird. Darum Paulus den Brief an die Epheser mit diesem Lob-Spruch gegen GOTT anhebet: Gelobet sey GOTT und der Vater unsers HErrn JEsu CHristi, der uns gesegnet hat mit S s s 3
Cap. 3, v. 7-9. an die Galater. [Spaltenumbruch]
und daher beziehet ſie ſich dem Verſtande nachauf den vorhergehenden Context; als darinnen der Apoſtel auf eine ſolche Glaubens-Gerechtig- keit gehet, wie Abraham durch den Glauben er- halten hat. V. 7. So erkennet ihr ja nun, daß die des V. 8. Die Schrift aber (der heilige Geiſt, der Anmerckungen. 1. Jn den Worten: daß GOTT durch 2. Da von dem Meßia verheiſſen worden, V. 9. Alſo werden nun, die des Glaubens Anmerckungen. 1. Daß der Segen niemanden zu Theil werde mit Hinwegnehmung des Fluches, als dem, der nach der Heils-Ordnung in der Wie- dergeburt und Erneuerung einher gehet, zeiget der Glaube an, der zum Segen erfodert iſt, und ſchon ſelbſt der groſſe Anfang des Segens iſt, in der Wiedergeburt entſtehet, und in der Erneue- rung waͤchſet und unterhalten wird. 2. Eine feine Erlaͤuterung von dem Zweck und von der Ordnung des Segens zeiget Petrus an, wenn er Ap. Geſch. 3, 25. ſpricht: Euch zuvorderſt hat GOTT erwecket (dargeſtel- let) ſein Kind JESUM, und hat ihn zu euch geſandt, euch zu ſegnen, daß ein iegli- cher ſich bekehre von ſeiner Bosheit. Und da Petrus c. 15, 8. 9. den Segen, welcher den Heiden durch CHriſtum bey Annehmung des Evangelii angedien war, benennen wolte, ſprach er: GOTT, der Hertzen-Kuͤndiger, zeugete uͤber ſie, und gab ihnen den Heiligen Geiſt, gleichwie auch uns, und machte keinen Un- terſcheid zwiſchen uns und ihnen, und rei- nigte ihre Hertzen durch den Glauben. Wel- che Reinigung der Hertzen durch die Vergebung der Suͤnden in der Ordnung der Bekehrung geſchahe. 3. Wie alles auf dieſen Segen ankomme, ſiehet man aus dem Gegenſatze, nemlich aus dem Fluche, welcher der Suͤnde wegen zur Ver- dammniß uͤber dem Menſchen lieget, aber durch den Segen dergeſtalt hinweg genommen wird, daß er in lauter Heils-Schaͤtze verwandelt wird. Darum Paulus den Brief an die Epheſer mit dieſem Lob-Spruch gegen GOTT anhebet: Gelobet ſey GOTT und der Vater unſers HErrn JEſu CHriſti, der uns geſegnet hat mit S s s 3
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Cap. 3, v. 7-9. an die Galater.
und daher beziehet ſie ſich dem Verſtande nach
auf den vorhergehenden Context; als darinnen
der Apoſtel auf eine ſolche Glaubens-Gerechtig-
keit gehet, wie Abraham durch den Glauben er-
halten hat.
V. 7.
So erkennet ihr ja nun, daß die des
Glaubens ſind (alſo, daß ſie die Gerechtigkeit
nicht mit ihren Kraͤften aus ihren eignen nach
dem Geſetz eingerichteten Wercken, ſondern
durch den Glauben an CHriſtum ſuchen und
annehmen) das ſind Abrahams (als des rech-
ten Vaters aller Glaͤubigen aͤchte und rechte geiſt-
liche) Kinder (welche durch den Sohn, welcher
Vermoͤge der goͤttlichen Verheiſſung gebohren
worden, vorgebildet ſind. Siehe Rom. 4, 11.
12. 16. 9, 7. 8.)
V. 8.
Die Schrift aber (der heilige Geiſt, der
ſie dem Moſi eingegeben) hat es zuvor erſehen,
daß GOTT die Heiden (in der Ordnung der
wahren Bekehrung, darinn ſie ſich zum Glau-
ben bringen laſſen,) durch den Glauben (in
Anſehung deſſen, daß er CHriſtum zu ſeiner Ge-
rechtigkeit ergreifet) gerecht mache, darum
verkuͤndiget ſie (GOTT in ihr: da dasjeni-
ge, was GOTT zum Abraham geredet hat, dar-
innen aufgezeichnet iſt) dem Abraham: Jn
dir (zuvorderſt in deinem durch den Jſaac vor-
gebildeten Samen; und denn in dir und mit dir
v. 9. ſo fern ſie ſich aus dem wilden Oel-Baum
in dich, als den rechten Stamm, alſo einpflan-
tzen laſſen, daß ſie in den Fußſtapfen deines Glau-
bens, als deine geiſtliche Kinder und Nachfolger
einher gehen Rom. 4, 12.) ſollen (auſſer dem
Juͤdiſchen Volcke) alle Heiden (oder uͤbrige
Voͤlcker) geſegnet werden (ſonderlich mit geiſt-
lichen Segen; davon die Gerechtigkeit CHriſti,
die dem zueignenden Glauben zugerechnet wird,
der vornehmſte iſt, welcher alle andere Heils-
Guͤter in ſich faſſet, und mit ſich fuͤhret. 1 B.
Moſ. 12, 3. 18, 18. 22, 18. 26, 4.
Anmerckungen.
1. Jn den Worten: daß GOTT durch
den Glauben gerecht mache, wird der Glaube
nicht betrachtet als ein gutes, und unſer eignes,
Werck; ſintemal er an ſich gar unvollkommen
iſt, und uns nicht gerecht machen kan; wie er
denn auch nicht einmal unſer eignes, ſondern
GOttes Werck iſt, welches er in uns wircket
Joh. 6, 29. ſondern in ſeiner natura relativa, in
ſeinem vornehmſten Geſchaͤfte, da er es mit der
Ergreifung und Zueignung der erworbenen Ge-
rechtigkeit CHriſti zu thun hat. Und alſo wird
von GOTT nicht ſo wol der Glaube ſelbſt, als
das, woran ſich der Glaube haͤlt, angeſehen.
2. Da von dem Meßia verheiſſen worden,
daß durch ihn alle Voͤlcker auf Erden ge-
ſegnet werden ſollen, und nun gleichwol JE-
ſus von Nazareth von allen Voͤlckern fuͤr den
Meßiam und rechten Segens-Mann angenom-
men worden, er ihnen auch den geiſtlichen Se-
gen erworben und wuͤrcklich mitgetheilet, alſo,
daß ſo viele tauſend, welche die verſtaͤndigen Juͤ-
den ſelbſt nicht fuͤr verdammt halten werden, da-
durch ſelig verſtorben ſind: ſo koͤnnen ſie auch
hierdurch uͤberzeuget werden, daß er der wahre
Meßias ſeyn muͤſſe. Denn daß kein falſcher
Meßias einen ſo groſſen und ſo beſtaͤndigen An-
hang haben koͤnne, als ſie an dem von den ſaͤmt-
lichen Chriſten erkannten Meßia ſehen, das zei-
gen die Kirchen-Geſchichte an: da man ſiehet,
wie bald der Betrug derer, die ſich faͤlſchlich fuͤr
den Meßiam ausgegeben, offenbar, und wie ſie
mit ihren Adhærenten zu Schanden worden.
V. 9.
Alſo werden nun, die des Glaubens
ſind, (die durch das Evangelium unter der kraͤf-
tigen Wirckung des Heiligen Geiſtes aus GOtt
gebohren und in der Wiedergeburt mit dem wah-
ren lebendigen Glauben an CHriſtum begabet
ſind, und durch denſelben die Gerechtigkeit
CHriſti zur Seligkeit ſich zueignen) geſegnet
(an himmliſchen Guͤtern, hier zeitlich und dort
ewig Eph. 1, 3.) mit dem glaͤubigen Abra-
ham (nach ſeinem Exempel; ja im Reiche der
Gnaden ietzo ſo viel reichlicher als Abraham, ſo
viel groͤſſern Vorzug die ietzige Oeconomie des
Heils vor der damaligen hat.)
Anmerckungen.
1. Daß der Segen niemanden zu Theil
werde mit Hinwegnehmung des Fluches, als
dem, der nach der Heils-Ordnung in der Wie-
dergeburt und Erneuerung einher gehet, zeiget
der Glaube an, der zum Segen erfodert iſt, und
ſchon ſelbſt der groſſe Anfang des Segens iſt, in
der Wiedergeburt entſtehet, und in der Erneue-
rung waͤchſet und unterhalten wird.
2. Eine feine Erlaͤuterung von dem Zweck
und von der Ordnung des Segens zeiget Petrus
an, wenn er Ap. Geſch. 3, 25. ſpricht: Euch
zuvorderſt hat GOTT erwecket (dargeſtel-
let) ſein Kind JESUM, und hat ihn zu
euch geſandt, euch zu ſegnen, daß ein iegli-
cher ſich bekehre von ſeiner Bosheit. Und
da Petrus c. 15, 8. 9. den Segen, welcher den
Heiden durch CHriſtum bey Annehmung des
Evangelii angedien war, benennen wolte, ſprach
er: GOTT, der Hertzen-Kuͤndiger, zeugete
uͤber ſie, und gab ihnen den Heiligen Geiſt,
gleichwie auch uns, und machte keinen Un-
terſcheid zwiſchen uns und ihnen, und rei-
nigte ihre Hertzen durch den Glauben. Wel-
che Reinigung der Hertzen durch die Vergebung
der Suͤnden in der Ordnung der Bekehrung
geſchahe.
3. Wie alles auf dieſen Segen ankomme,
ſiehet man aus dem Gegenſatze, nemlich aus dem
Fluche, welcher der Suͤnde wegen zur Ver-
dammniß uͤber dem Menſchen lieget, aber durch
den Segen dergeſtalt hinweg genommen wird,
daß er in lauter Heils-Schaͤtze verwandelt wird.
Darum Paulus den Brief an die Epheſer mit
dieſem Lob-Spruch gegen GOTT anhebet:
Gelobet ſey GOTT und der Vater unſers
HErrn JEſu CHriſti, der uns geſegnet hat
mit
S s s 3
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