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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 12, v. 7. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] so viel mehrern Wahrnehmung ihrer selbst
dienen.
d. Weil sich mehr gedachte Anfechtung nicht zu
Pauli gutem Zustande in der Gnade GOt-
tes gar wohl, und zu dessen vorigem Stan-
de der Sünden wohl noch besser schickte.
Denn gleichwie es dem Guten nichts scha-
den konte; so dienete es zu einem demüthi-
genden Andencken seines vorigen gar argen
Verfahrens. Hatte Paulus nicht allein
selbst vorher in seiner so grossen Blindheit
CHristum geschmähet, sondern auch die noch
schwächern und unbevestigten Christen zu al-
lerhand Lästerungen des Namens GOttes
gezwungen, Act. 26, 10. 11. so muste er nun,
was er vorher selbst mit aller Activität verü-
bet hatte, mit einer Passivität in sich selbst er-
fahren und leiden: auf welche Art denn die-
se geheime Noth mit dem betrübten Anden-
cken seines vorigen Zustandes verknüpfet war:
daher man so viel weniger nöthig hat, wie zu-
vor n. b. angezeiget ist, dieselbe alhier allein
zu verstehen. War es nun gleich keine ei-
gentliche poena talionis, oder Strafe der
Wiedervergeltung; als die bey den Glaubi-
gen, welchen ihre Sünden um CHristi wil-
len vergeben, und also auch derselben Stra-
fen erlassen sind: so war es doch ein Anala-
gon,
etwas ähnliches von solcher Strafe,
welche Paulo zur väterlichen Züchtigung
wurde.
e. Weil sich diese Anfechtung gar eigentlich auf
die Worte des Textes und Contextes schi-
cket: welches in unterschiedlichen Stücken
zu zeigen ist.
a. Paulus nennet dieses Ubel einen Pfahl
ins Fleisch;
welche Redens-Art herge-
nommen ist von spitzigen Pfählen, oder
Spiessen, woran zuweilen einige der greu-
lichsten Ubelthäter gespiesset wurden, oder
auch von einem spitzigen Eisen, oder Dorn,
welcher einem ins Fleisch fähret und dar-
innen mit Empfindung grosser Schmer-
tzen stecken bleibet. Da er nun diese Noth
der ärgsten Gedancken wider GOTT da-
mit vergleichet, so drucket er sie auf sol-
che Art so eigentlich aus, daß es nicht
wol eigentlicher und nachdrücklicher hätte
seyn können. Denn wenn einen, sonder-
lich einen noch Ungeübten, diese Noth
antritt, so empfindet er, der Seele nach,
was ein Gespiesseter, oder auch einer, dem
ein spitziges Eisen ins Fleisch gefallen, oder
einen spitzigen Dorn darinnen stecken hat,
am Leibe fühlet.
b. Paulus nennet den Pfahl des Satans
Engel,
und zeiget damit an, es sey ein
solches Ubel, welches weder von der in ihm
noch übrigen Erb-Sünde, noch von äus-
serlichen Feinden, sondern vom Satan
selbst unmittelbar, herrühre. Und eben
eine solche Beschaffenheit hat es mit die-
sem Leiden. Denn es sind Gedancken,
welche nicht so wol von innen herauskom-
men, und dem Menschen eigen sind; wie
[Spaltenumbruch] man wol an andern mit einigen bösen Be-
gierden verknüpften Gedancken befindet;
sondern welche von aussen, wie die Pfei-
le, in die Seele, und sonderlich in dero
Imagination oder Bildungs-Kraft einge-
schossen werden, und daher auch mit kei-
ner Begierde, sondern mit der innigsten
Verabscheuung verbunden sind.
g. Paulus nennet es Fäusten-Schläge:
womit das Ubel sich auch gar wohl verglei-
chen läßt. Denn diese sind ein Leiden, so
einem von aussen wiederfähret; sie sind
bey einem Unschuldigen ein schmähliges
Unrecht, davon man starcke Empfindung
hat: dem man aber auch nicht beständig
und ohne Unterlaß, sondern nur zu gewis-
sen Zeiten unterworfen ist. Gewiß wen
diese Noth in eingegebnen Gedancken an-
tritt, dem ist fast nicht anders, der See-
len nach, zu muthe, als gäbe ihm der Sa-
tan dem Leibe nach einen Fausten-Schlag
nach dem andern. Und also wird auch hie-
mit die Passivität, daß sich die Seele, oh-
ne alle eigne Activität, oder Wirckung,
nur passive verhalte, angezeiget.
d. Paulus schreibet, es wiederfahre ihm die-
ses Ubel zu dem Ende, daß er sich der
hohen Offenbarungen nicht überhe-
be.
Daraus man siehet, wie daß er die-
ses Verhängniß GOttes, nach dem heil-
samen Zwecke GOttes, zu seiner Demü-
thigung angewendet habe; welches denn
wol nicht geblieben ist ohne öfters Anden-
cken seines vorigen Zustandes, wie sehr er
sich in der Aehnlichkeit dessen, dabey er
sich passive verhalten muste, sich mit aller
Activität vor diesem versündiget hatte.
Aus deme aber, wozu es ihme dienete,
machte er im Lichte der rechten Einsicht
billig diesen Schluß, daß auch das Abse-
hen GOttes mit dem Verhängniß dahin
gegangen sey. Da nun die Bewahrung
vor Uberhebung bey so hohen und ausseror-
dentlichen Begnadigungen, die Paulo
wiederfahren waren, durch diese Art
der Anfechtung am allerfüglichsten ge-
schehen konte; so siehet man, wie wohl der
Text auch in diesem Stücke zu dieser Aus-
legung sich schicke.
e. Paulus spricht in dem Contexte: Er ha-
be den HErrn dreymal
(nemlich, aus-
ser der öftern Anrufung, in einer mit Fa-
sten angestelleten besondern Gebets-U-
bung,) angeflehet, daß dieses Ubel
von ihm genommen werden möchte;
GOTT aber habe ihm gesaget: Er
solle sich an seiner Gnade genügen
lassen: denn seine Kraft sey in den
Schwachen mächtig.
Daraus man
siehet, daß es ein solcher Stand hoher An-
fechtungen gewesen sey, dabey man un-
verrückt in der Gnade GOttes bleibe, und
welche er, sie noch ferner zu verhengen,
ihm nicht undienlich finde. Welches sich
denn gleichfals auf das zuvor gedachte U-
bel
N n n
Cap. 12, v. 7. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] ſo viel mehrern Wahrnehmung ihrer ſelbſt
dienen.
d. Weil ſich mehr gedachte Anfechtung nicht zu
Pauli gutem Zuſtande in der Gnade GOt-
tes gar wohl, und zu deſſen vorigem Stan-
de der Suͤnden wohl noch beſſer ſchickte.
Denn gleichwie es dem Guten nichts ſcha-
den konte; ſo dienete es zu einem demuͤthi-
genden Andencken ſeines vorigen gar argen
Verfahrens. Hatte Paulus nicht allein
ſelbſt vorher in ſeiner ſo groſſen Blindheit
CHriſtum geſchmaͤhet, ſondern auch die noch
ſchwaͤchern und unbeveſtigten Chriſten zu al-
lerhand Laͤſterungen des Namens GOttes
gezwungen, Act. 26, 10. 11. ſo muſte er nun,
was er vorher ſelbſt mit aller Activitaͤt veruͤ-
bet hatte, mit einer Paſſivitaͤt in ſich ſelbſt er-
fahren und leiden: auf welche Art denn die-
ſe geheime Noth mit dem betruͤbten Anden-
cken ſeines vorigen Zuſtandes verknuͤpfet war:
daher man ſo viel weniger noͤthig hat, wie zu-
vor n. b. angezeiget iſt, dieſelbe alhier allein
zu verſtehen. War es nun gleich keine ei-
gentliche pœna talionis, oder Strafe der
Wiedervergeltung; als die bey den Glaubi-
gen, welchen ihre Suͤnden um CHriſti wil-
len vergeben, und alſo auch derſelben Stra-
fen erlaſſen ſind: ſo war es doch ein Anala-
gon,
etwas aͤhnliches von ſolcher Strafe,
welche Paulo zur vaͤterlichen Zuͤchtigung
wurde.
e. Weil ſich dieſe Anfechtung gar eigentlich auf
die Worte des Textes und Contextes ſchi-
cket: welches in unterſchiedlichen Stuͤcken
zu zeigen iſt.
α. Paulus nennet dieſes Ubel einen Pfahl
ins Fleiſch;
welche Redens-Art herge-
nommen iſt von ſpitzigen Pfaͤhlen, oder
Spieſſen, woran zuweilen einige der greu-
lichſten Ubelthaͤter geſpieſſet wurden, oder
auch von einem ſpitzigen Eiſen, oder Dorn,
welcher einem ins Fleiſch faͤhret und dar-
innen mit Empfindung groſſer Schmer-
tzen ſtecken bleibet. Da er nun dieſe Noth
der aͤrgſten Gedancken wider GOTT da-
mit vergleichet, ſo drucket er ſie auf ſol-
che Art ſo eigentlich aus, daß es nicht
wol eigentlicher und nachdruͤcklicher haͤtte
ſeyn koͤnnen. Denn wenn einen, ſonder-
lich einen noch Ungeuͤbten, dieſe Noth
antritt, ſo empfindet er, der Seele nach,
was ein Geſpieſſeter, oder auch einer, dem
ein ſpitziges Eiſen ins Fleiſch gefallen, oder
einen ſpitzigen Dorn darinnen ſtecken hat,
am Leibe fuͤhlet.
β. Paulus nennet den Pfahl des Satans
Engel,
und zeiget damit an, es ſey ein
ſolches Ubel, welches weder von der in ihm
noch uͤbrigen Erb-Suͤnde, noch von aͤuſ-
ſerlichen Feinden, ſondern vom Satan
ſelbſt unmittelbar, herruͤhre. Und eben
eine ſolche Beſchaffenheit hat es mit die-
ſem Leiden. Denn es ſind Gedancken,
welche nicht ſo wol von innen herauskom-
men, und dem Menſchen eigen ſind; wie
[Spaltenumbruch] man wol an andern mit einigen boͤſen Be-
gierden verknuͤpften Gedancken befindet;
ſondern welche von auſſen, wie die Pfei-
le, in die Seele, und ſonderlich in dero
Imagination oder Bildungs-Kraft einge-
ſchoſſen werden, und daher auch mit kei-
ner Begierde, ſondern mit der innigſten
Verabſcheuung verbunden ſind.
γ. Paulus nennet es Faͤuſten-Schlaͤge:
womit das Ubel ſich auch gar wohl verglei-
chen laͤßt. Denn dieſe ſind ein Leiden, ſo
einem von auſſen wiederfaͤhret; ſie ſind
bey einem Unſchuldigen ein ſchmaͤhliges
Unrecht, davon man ſtarcke Empfindung
hat: dem man aber auch nicht beſtaͤndig
und ohne Unterlaß, ſondern nur zu gewiſ-
ſen Zeiten unterworfen iſt. Gewiß wen
dieſe Noth in eingegebnen Gedancken an-
tritt, dem iſt faſt nicht anders, der See-
len nach, zu muthe, als gaͤbe ihm der Sa-
tan dem Leibe nach einen Fauſten-Schlag
nach dem andern. Und alſo wird auch hie-
mit die Paſſivitaͤt, daß ſich die Seele, oh-
ne alle eigne Activitaͤt, oder Wirckung,
nur paſſive verhalte, angezeiget.
δ. Paulus ſchreibet, es wiederfahre ihm die-
ſes Ubel zu dem Ende, daß er ſich der
hohen Offenbarungen nicht uͤberhe-
be.
Daraus man ſiehet, wie daß er die-
ſes Verhaͤngniß GOttes, nach dem heil-
ſamen Zwecke GOttes, zu ſeiner Demuͤ-
thigung angewendet habe; welches denn
wol nicht geblieben iſt ohne oͤfters Anden-
cken ſeines vorigen Zuſtandes, wie ſehr er
ſich in der Aehnlichkeit deſſen, dabey er
ſich paſſive verhalten muſte, ſich mit aller
Activitaͤt vor dieſem verſuͤndiget hatte.
Aus deme aber, wozu es ihme dienete,
machte er im Lichte der rechten Einſicht
billig dieſen Schluß, daß auch das Abſe-
hen GOttes mit dem Verhaͤngniß dahin
gegangen ſey. Da nun die Bewahrung
vor Uberhebung bey ſo hohen und auſſeror-
dentlichen Begnadigungen, die Paulo
wiederfahren waren, durch dieſe Art
der Anfechtung am allerfuͤglichſten ge-
ſchehen konte; ſo ſiehet man, wie wohl der
Text auch in dieſem Stuͤcke zu dieſer Aus-
legung ſich ſchicke.
ε. Paulus ſpricht in dem Contexte: Er ha-
be den HErrn dreymal
(nemlich, auſ-
ſer der oͤftern Anrufung, in einer mit Fa-
ſten angeſtelleten beſondern Gebets-U-
bung,) angeflehet, daß dieſes Ubel
von ihm genommen werden moͤchte;
GOTT aber habe ihm geſaget: Er
ſolle ſich an ſeiner Gnade genuͤgen
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Schwachen maͤchtig.
Daraus man
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fechtungen geweſen ſey, dabey man un-
verruͤckt in der Gnade GOttes bleibe, und
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[465/0493] Cap. 12, v. 7. an die Corinthier. ſo viel mehrern Wahrnehmung ihrer ſelbſt dienen. d. Weil ſich mehr gedachte Anfechtung nicht zu Pauli gutem Zuſtande in der Gnade GOt- tes gar wohl, und zu deſſen vorigem Stan- de der Suͤnden wohl noch beſſer ſchickte. Denn gleichwie es dem Guten nichts ſcha- den konte; ſo dienete es zu einem demuͤthi- genden Andencken ſeines vorigen gar argen Verfahrens. Hatte Paulus nicht allein ſelbſt vorher in ſeiner ſo groſſen Blindheit CHriſtum geſchmaͤhet, ſondern auch die noch ſchwaͤchern und unbeveſtigten Chriſten zu al- lerhand Laͤſterungen des Namens GOttes gezwungen, Act. 26, 10. 11. ſo muſte er nun, was er vorher ſelbſt mit aller Activitaͤt veruͤ- bet hatte, mit einer Paſſivitaͤt in ſich ſelbſt er- fahren und leiden: auf welche Art denn die- ſe geheime Noth mit dem betruͤbten Anden- cken ſeines vorigen Zuſtandes verknuͤpfet war: daher man ſo viel weniger noͤthig hat, wie zu- vor n. b. angezeiget iſt, dieſelbe alhier allein zu verſtehen. War es nun gleich keine ei- gentliche pœna talionis, oder Strafe der Wiedervergeltung; als die bey den Glaubi- gen, welchen ihre Suͤnden um CHriſti wil- len vergeben, und alſo auch derſelben Stra- fen erlaſſen ſind: ſo war es doch ein Anala- gon, etwas aͤhnliches von ſolcher Strafe, welche Paulo zur vaͤterlichen Zuͤchtigung wurde. e. Weil ſich dieſe Anfechtung gar eigentlich auf die Worte des Textes und Contextes ſchi- cket: welches in unterſchiedlichen Stuͤcken zu zeigen iſt. α. Paulus nennet dieſes Ubel einen Pfahl ins Fleiſch; welche Redens-Art herge- nommen iſt von ſpitzigen Pfaͤhlen, oder Spieſſen, woran zuweilen einige der greu- lichſten Ubelthaͤter geſpieſſet wurden, oder auch von einem ſpitzigen Eiſen, oder Dorn, welcher einem ins Fleiſch faͤhret und dar- innen mit Empfindung groſſer Schmer- tzen ſtecken bleibet. Da er nun dieſe Noth der aͤrgſten Gedancken wider GOTT da- mit vergleichet, ſo drucket er ſie auf ſol- che Art ſo eigentlich aus, daß es nicht wol eigentlicher und nachdruͤcklicher haͤtte ſeyn koͤnnen. Denn wenn einen, ſonder- lich einen noch Ungeuͤbten, dieſe Noth antritt, ſo empfindet er, der Seele nach, was ein Geſpieſſeter, oder auch einer, dem ein ſpitziges Eiſen ins Fleiſch gefallen, oder einen ſpitzigen Dorn darinnen ſtecken hat, am Leibe fuͤhlet. β. Paulus nennet den Pfahl des Satans Engel, und zeiget damit an, es ſey ein ſolches Ubel, welches weder von der in ihm noch uͤbrigen Erb-Suͤnde, noch von aͤuſ- ſerlichen Feinden, ſondern vom Satan ſelbſt unmittelbar, herruͤhre. Und eben eine ſolche Beſchaffenheit hat es mit die- ſem Leiden. Denn es ſind Gedancken, welche nicht ſo wol von innen herauskom- men, und dem Menſchen eigen ſind; wie man wol an andern mit einigen boͤſen Be- gierden verknuͤpften Gedancken befindet; ſondern welche von auſſen, wie die Pfei- le, in die Seele, und ſonderlich in dero Imagination oder Bildungs-Kraft einge- ſchoſſen werden, und daher auch mit kei- ner Begierde, ſondern mit der innigſten Verabſcheuung verbunden ſind. γ. Paulus nennet es Faͤuſten-Schlaͤge: womit das Ubel ſich auch gar wohl verglei- chen laͤßt. Denn dieſe ſind ein Leiden, ſo einem von auſſen wiederfaͤhret; ſie ſind bey einem Unſchuldigen ein ſchmaͤhliges Unrecht, davon man ſtarcke Empfindung hat: dem man aber auch nicht beſtaͤndig und ohne Unterlaß, ſondern nur zu gewiſ- ſen Zeiten unterworfen iſt. Gewiß wen dieſe Noth in eingegebnen Gedancken an- tritt, dem iſt faſt nicht anders, der See- len nach, zu muthe, als gaͤbe ihm der Sa- tan dem Leibe nach einen Fauſten-Schlag nach dem andern. Und alſo wird auch hie- mit die Paſſivitaͤt, daß ſich die Seele, oh- ne alle eigne Activitaͤt, oder Wirckung, nur paſſive verhalte, angezeiget. δ. Paulus ſchreibet, es wiederfahre ihm die- ſes Ubel zu dem Ende, daß er ſich der hohen Offenbarungen nicht uͤberhe- be. Daraus man ſiehet, wie daß er die- ſes Verhaͤngniß GOttes, nach dem heil- ſamen Zwecke GOttes, zu ſeiner Demuͤ- thigung angewendet habe; welches denn wol nicht geblieben iſt ohne oͤfters Anden- cken ſeines vorigen Zuſtandes, wie ſehr er ſich in der Aehnlichkeit deſſen, dabey er ſich paſſive verhalten muſte, ſich mit aller Activitaͤt vor dieſem verſuͤndiget hatte. Aus deme aber, wozu es ihme dienete, machte er im Lichte der rechten Einſicht billig dieſen Schluß, daß auch das Abſe- hen GOttes mit dem Verhaͤngniß dahin gegangen ſey. Da nun die Bewahrung vor Uberhebung bey ſo hohen und auſſeror- dentlichen Begnadigungen, die Paulo wiederfahren waren, durch dieſe Art der Anfechtung am allerfuͤglichſten ge- ſchehen konte; ſo ſiehet man, wie wohl der Text auch in dieſem Stuͤcke zu dieſer Aus- legung ſich ſchicke. ε. Paulus ſpricht in dem Contexte: Er ha- be den HErrn dreymal (nemlich, auſ- ſer der oͤftern Anrufung, in einer mit Fa- ſten angeſtelleten beſondern Gebets-U- bung,) angeflehet, daß dieſes Ubel von ihm genommen werden moͤchte; GOTT aber habe ihm geſaget: Er ſolle ſich an ſeiner Gnade genuͤgen laſſen: denn ſeine Kraft ſey in den Schwachen maͤchtig. Daraus man ſiehet, daß es ein ſolcher Stand hoher An- fechtungen geweſen ſey, dabey man un- verruͤckt in der Gnade GOttes bleibe, und welche er, ſie noch ferner zu verhengen, ihm nicht undienlich finde. Welches ſich denn gleichfals auf das zuvor gedachte U- bel N n n

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/493>, abgerufen am 24.11.2024.