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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 11, v. 24. 25.
[Spaltenumbruch] selben. Was die gegenwärtige betrifft, so lau-
tet das Gesetz hievon Deut. 25, 2. 3. also: So
der Gottlose Schläge verdienet hat, so
soll ihn der Richter heissen niederfallen,
und sollen ihn vor ihm schlagen, nach der
Maß und Zahl seiner Missethat. Wenn
man ihm vierzig Schläge gegeben hat, so
soll man ihn nicht mehr schlagen
u. s. w.
Es ist diese Strafe die härteste gewesen nechst
der Todes-Strafe; sie wurde aber nach der
Grösse des Verbrechers gemildert durch eine
geringere Anzahl der Streiche, und der höch-
ste Grad auf 40 gesetzet. Und diese ist nun
Paulo bey seinen so grossen Verdiensten, als
einem der grössesten Ubelthäter wiederfahren.
Daraus man auch siehet, was die heidnische
Obrigkeit dem Jüdischen Volcke für eine gros-
se Macht in Gerichten über die ihrigen noch zu
dieser Zeit gelassen habe: und würden sie gern
zur Todes-Strafe selbst geschritten seyn, wenn
sie dazu nur die Gewalt gehabt hätten.
2. Daß aber von der Zahl der vierzig
Schläge einer gemangelt hat, kömmt eigent-
lich daher, weil die Geissel, womit die Schlä-
ge gegeben wurden, drey Stränge hatte, zwey
kurtze, welche nur den Rücken traffen, und ei-
ne längere, welche auch von vorne die Brust
erreichte. Wenn denn nun der Schlag da-
mit dreyzehenmal geschehen war, so waren es
39 Schläge. Und kan es wohl seyn, daß, ehe
diese Weise erwehlet worden, man, um die Zahl
der 40 so viel weniger zu überschreiten, lieber
hat einen fehlen lassen, weil die Zahl ohne das
der Erkäntniß des Richters überlassen wur-
de.
3. Es ist dieses das Leiden, welches den
Jüngern von CHristo vorher gesaget worden,
Matth. 10, 17. Hütet euch vor den Men-
schen: denn sie werden euch überantwor-
ten vor ihre Rahthäuser, und werden euch
geisseln in ihren Schulen.
Da man aus
den Worten von Synedriis und Synagogis sie-
het, daß sonderlich die Juden gemeinet wer-
den. Siehe auch c. 23, 34. Und wie bald es
den Aposteln insgesamt nach der Auferstehung
CHristi begegnet, und wie es von ihnen auf-
genommen worden, siehet man Apost. Gesch.
5, 40. 41. da es heißt: Sie stäupeten sie:
sie gingen aber frölich von des Rahts An-
gesicht, daß sie würdig gewesen waren, um
des Namens CHristi willen Schmach zu
leiden.
4. Wer siehet aber alhier, und in allen
übrigen Leiden nicht das Geheimniß des Creu-
tzes CHristi? Nicht allein solche Schmertzen
der empfindlichsten Schläge, sondern auch sol-
che öffentliche und grosse Schmach, wie es auch
mit Recht von Luca genennet wird, bey der
grössesten Unschuld, ja bey so vielen Verdien-
sten auszustehen, und dem Tode selbst unter-
worfen seyn, ist gewißlich eine Sache, welche
ohne die Erkäntniß des Geheimnisses vom Creu-
tze CHristi, darinn die Glieder in eine solche
Gemeinschaft mit ihrem hochgelobten Haupte,
CHristo, kommen, nicht kan beurtheilet wer-
[Spaltenumbruch] den. O wie groß muß nicht die Ehre und
Herrlichkeit seyn, welche GOTT darauf ver-
heissen hat! Wie denn unser Heiland Matt.
5, 12. saget: Seyd frölich und getrost, es
wird euch im Himmel wohl belohnet wer-
den!
V. 25.

Jch bin dreymal gestäupet, einmal
gesteiniget, dreymal habe ich Schiff-
bruch erlitten; Tag und Nacht habe ich
zugebracht in der Tiefe des Meers.

Anmerckungen.
1. Der Staupenschlag, so entweder mit
Ruthen, oder mit Stecken geschahe, war un-
ter den Römern gebräuchlich, meistentheils auch
unter denen ihnen unterworfenen Völckern.
Und ist diese Art der Strafe dem Apostel von
den Heiden wiederfahren, und von der vor-
hergedachten Geisselung unterschieden. Von
einem mal lesen wir es Ap. Gesch. 14, 22. da
die Obrigkeit zu Philippis ihm und dem Silas
die Kleider liesse abreissen und sie stäupen, und
noch dazu in das tiefste Gefängniß werfen, als
die auch wol gar zur Todes-Strafe noch gezo-
gen werden müsten. Wo der Apostel zum an-
dern und dritten mal dergleichen erlitten habe,
ist unbekant.
2. Die Steinigung ist geschehen in der
Landschaft Lycaonien zu Lystra. Ap. Gesch. 14,
19. Doch aber nicht so wol ordentlicher Wei-
se und nach einem gerichtlichen Ausspruche, als
bey einem Tumult, da allerhand loses Volck
hie und da beym hinaus jagen aus der Stadt
Steine nach ihm geworfen, ihn auch damit der-
gestalt getroffen, daß er darüber niedergefallen
und für todt gehalten worden, aber unter dem
Umringen und der Pflege der Christen, sich
bald wieder erhohlet hat, und es sich dabey al-
so gefüget, daß er wieder in die Stadt gehen
können. Vielleicht mag es den rasenden Leu-
ten leid geworden seyn, oder die Obrigkeit da-
gegen ihren Unwillen bezeuget haben: Wie
denn auch der Aufruhr von denen aus Antio-
chia und Jconien dahin gekommenen und ohne
alle Ursache wider ihn erbitterten Juden war
erreget worden.
3. Daß der Apost. Gesch. 27. beschriebene
Schiffbruch von Paulo alhier nicht gemeinet sey,
ist daraus zu erkennen, daß dieser Brief fast vier
Jahre vorher geschrieben worden. Man siehet
auch aus dem Schiffbruch, des lieben GOttes
theils gerechte, theils gütige Verhängnisse, da er
im Reiche der Natur oft dieses und jenes grosse
Unglück, ohne es durch Wunder-Wercke zu ver-
hindern, und wie manchen zur Strafe, al-
so auch manchen zur väterlichen Prüfung ge-
schehen lässet, und dabey seine sonderbare Provi-
den
tz, die der wunderthätigen gar nahe kömmt,
in so manchen Fällen gantz augenscheinlich erwei-
set. Und daß dergleichen in diesen Begebenhei-
ten Paulo (auch mit ihm noch wol vielen andern)
widerfahren, siehet man daraus, daß er darin-
nen
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 11, v. 24. 25.
[Spaltenumbruch] ſelben. Was die gegenwaͤrtige betrifft, ſo lau-
tet das Geſetz hievon Deut. 25, 2. 3. alſo: So
der Gottloſe Schlaͤge verdienet hat, ſo
ſoll ihn der Richter heiſſen niederfallen,
und ſollen ihn vor ihm ſchlagen, nach der
Maß und Zahl ſeiner Miſſethat. Wenn
man ihm vierzig Schlaͤge gegeben hat, ſo
ſoll man ihn nicht mehr ſchlagen
u. ſ. w.
Es iſt dieſe Strafe die haͤrteſte geweſen nechſt
der Todes-Strafe; ſie wurde aber nach der
Groͤſſe des Verbrechers gemildert durch eine
geringere Anzahl der Streiche, und der hoͤch-
ſte Grad auf 40 geſetzet. Und dieſe iſt nun
Paulo bey ſeinen ſo groſſen Verdienſten, als
einem der groͤſſeſten Ubelthaͤter wiederfahren.
Daraus man auch ſiehet, was die heidniſche
Obrigkeit dem Juͤdiſchen Volcke fuͤr eine groſ-
ſe Macht in Gerichten uͤber die ihrigen noch zu
dieſer Zeit gelaſſen habe: und wuͤrden ſie gern
zur Todes-Strafe ſelbſt geſchritten ſeyn, wenn
ſie dazu nur die Gewalt gehabt haͤtten.
2. Daß aber von der Zahl der vierzig
Schlaͤge einer gemangelt hat, koͤmmt eigent-
lich daher, weil die Geiſſel, womit die Schlaͤ-
ge gegeben wurden, drey Straͤnge hatte, zwey
kurtze, welche nur den Ruͤcken traffen, und ei-
ne laͤngere, welche auch von vorne die Bruſt
erreichte. Wenn denn nun der Schlag da-
mit dreyzehenmal geſchehen war, ſo waren es
39 Schlaͤge. Und kan es wohl ſeyn, daß, ehe
dieſe Weiſe erwehlet worden, man, um die Zahl
der 40 ſo viel weniger zu uͤberſchreiten, lieber
hat einen fehlen laſſen, weil die Zahl ohne das
der Erkaͤntniß des Richters uͤberlaſſen wur-
de.
3. Es iſt dieſes das Leiden, welches den
Juͤngern von CHriſto vorher geſaget worden,
Matth. 10, 17. Huͤtet euch vor den Men-
ſchen: denn ſie werden euch uͤberantwor-
ten vor ihre Rahthaͤuſer, und werden euch
geiſſeln in ihren Schulen.
Da man aus
den Worten von Synedriis und Synagogis ſie-
het, daß ſonderlich die Juden gemeinet wer-
den. Siehe auch c. 23, 34. Und wie bald es
den Apoſteln insgeſamt nach der Auferſtehung
CHriſti begegnet, und wie es von ihnen auf-
genommen worden, ſiehet man Apoſt. Geſch.
5, 40. 41. da es heißt: Sie ſtaͤupeten ſie:
ſie gingen aber froͤlich von des Rahts An-
geſicht, daß ſie wuͤrdig geweſen waren, um
des Namens CHriſti willen Schmach zu
leiden.
4. Wer ſiehet aber alhier, und in allen
uͤbrigen Leiden nicht das Geheimniß des Creu-
tzes CHriſti? Nicht allein ſolche Schmertzen
der empfindlichſten Schlaͤge, ſondern auch ſol-
che oͤffentliche und groſſe Schmach, wie es auch
mit Recht von Luca genennet wird, bey der
groͤſſeſten Unſchuld, ja bey ſo vielen Verdien-
ſten auszuſtehen, und dem Tode ſelbſt unter-
worfen ſeyn, iſt gewißlich eine Sache, welche
ohne die Erkaͤntniß des Geheimniſſes vom Creu-
tze CHriſti, darinn die Glieder in eine ſolche
Gemeinſchaft mit ihrem hochgelobten Haupte,
CHriſto, kommen, nicht kan beurtheilet wer-
[Spaltenumbruch] den. O wie groß muß nicht die Ehre und
Herrlichkeit ſeyn, welche GOTT darauf ver-
heiſſen hat! Wie denn unſer Heiland Matt.
5, 12. ſaget: Seyd froͤlich und getroſt, es
wird euch im Himmel wohl belohnet wer-
den!
V. 25.

Jch bin dreymal geſtaͤupet, einmal
geſteiniget, dreymal habe ich Schiff-
bruch erlitten; Tag und Nacht habe ich
zugebracht in der Tiefe des Meers.

Anmerckungen.
1. Der Staupenſchlag, ſo entweder mit
Ruthen, oder mit Stecken geſchahe, war un-
ter den Roͤmern gebraͤuchlich, meiſtentheils auch
unter denen ihnen unterworfenen Voͤlckern.
Und iſt dieſe Art der Strafe dem Apoſtel von
den Heiden wiederfahren, und von der vor-
hergedachten Geiſſelung unterſchieden. Von
einem mal leſen wir es Ap. Geſch. 14, 22. da
die Obrigkeit zu Philippis ihm und dem Silas
die Kleider lieſſe abreiſſen und ſie ſtaͤupen, und
noch dazu in das tiefſte Gefaͤngniß werfen, als
die auch wol gar zur Todes-Strafe noch gezo-
gen werden muͤſten. Wo der Apoſtel zum an-
dern und dritten mal dergleichen erlitten habe,
iſt unbekant.
2. Die Steinigung iſt geſchehen in der
Landſchaft Lycaonien zu Lyſtra. Ap. Geſch. 14,
19. Doch aber nicht ſo wol ordentlicher Wei-
ſe und nach einem gerichtlichen Ausſpruche, als
bey einem Tumult, da allerhand loſes Volck
hie und da beym hinaus jagen aus der Stadt
Steine nach ihm geworfen, ihn auch damit der-
geſtalt getroffen, daß er daruͤber niedergefallen
und fuͤr todt gehalten worden, aber unter dem
Umringen und der Pflege der Chriſten, ſich
bald wieder erhohlet hat, und es ſich dabey al-
ſo gefuͤget, daß er wieder in die Stadt gehen
koͤnnen. Vielleicht mag es den raſenden Leu-
ten leid geworden ſeyn, oder die Obrigkeit da-
gegen ihren Unwillen bezeuget haben: Wie
denn auch der Aufruhr von denen aus Antio-
chia und Jconien dahin gekommenen und ohne
alle Urſache wider ihn erbitterten Juden war
erreget worden.
3. Daß der Apoſt. Geſch. 27. beſchriebene
Schiffbruch von Paulo alhier nicht gemeinet ſey,
iſt daraus zu erkennen, daß dieſer Brief faſt vier
Jahre vorher geſchrieben worden. Man ſiehet
auch aus dem Schiffbruch, des lieben GOttes
theils gerechte, theils guͤtige Verhaͤngniſſe, da er
im Reiche der Natur oft dieſes und jenes groſſe
Ungluͤck, ohne es durch Wunder-Wercke zu ver-
hindern, und wie manchen zur Strafe, al-
ſo auch manchen zur vaͤterlichen Pruͤfung ge-
ſchehen laͤſſet, und dabey ſeine ſonderbare Provi-
den
tz, die der wunderthaͤtigen gar nahe koͤmmt,
in ſo manchen Faͤllen gantz augenſcheinlich erwei-
ſet. Und daß dergleichen in dieſen Begebenhei-
ten Paulo (auch mit ihm noch wol vielen andern)
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[452/0480] Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 11, v. 24. 25. ſelben. Was die gegenwaͤrtige betrifft, ſo lau- tet das Geſetz hievon Deut. 25, 2. 3. alſo: So der Gottloſe Schlaͤge verdienet hat, ſo ſoll ihn der Richter heiſſen niederfallen, und ſollen ihn vor ihm ſchlagen, nach der Maß und Zahl ſeiner Miſſethat. Wenn man ihm vierzig Schlaͤge gegeben hat, ſo ſoll man ihn nicht mehr ſchlagen u. ſ. w. Es iſt dieſe Strafe die haͤrteſte geweſen nechſt der Todes-Strafe; ſie wurde aber nach der Groͤſſe des Verbrechers gemildert durch eine geringere Anzahl der Streiche, und der hoͤch- ſte Grad auf 40 geſetzet. Und dieſe iſt nun Paulo bey ſeinen ſo groſſen Verdienſten, als einem der groͤſſeſten Ubelthaͤter wiederfahren. Daraus man auch ſiehet, was die heidniſche Obrigkeit dem Juͤdiſchen Volcke fuͤr eine groſ- ſe Macht in Gerichten uͤber die ihrigen noch zu dieſer Zeit gelaſſen habe: und wuͤrden ſie gern zur Todes-Strafe ſelbſt geſchritten ſeyn, wenn ſie dazu nur die Gewalt gehabt haͤtten. 2. Daß aber von der Zahl der vierzig Schlaͤge einer gemangelt hat, koͤmmt eigent- lich daher, weil die Geiſſel, womit die Schlaͤ- ge gegeben wurden, drey Straͤnge hatte, zwey kurtze, welche nur den Ruͤcken traffen, und ei- ne laͤngere, welche auch von vorne die Bruſt erreichte. Wenn denn nun der Schlag da- mit dreyzehenmal geſchehen war, ſo waren es 39 Schlaͤge. Und kan es wohl ſeyn, daß, ehe dieſe Weiſe erwehlet worden, man, um die Zahl der 40 ſo viel weniger zu uͤberſchreiten, lieber hat einen fehlen laſſen, weil die Zahl ohne das der Erkaͤntniß des Richters uͤberlaſſen wur- de. 3. Es iſt dieſes das Leiden, welches den Juͤngern von CHriſto vorher geſaget worden, Matth. 10, 17. Huͤtet euch vor den Men- ſchen: denn ſie werden euch uͤberantwor- ten vor ihre Rahthaͤuſer, und werden euch geiſſeln in ihren Schulen. Da man aus den Worten von Synedriis und Synagogis ſie- het, daß ſonderlich die Juden gemeinet wer- den. Siehe auch c. 23, 34. Und wie bald es den Apoſteln insgeſamt nach der Auferſtehung CHriſti begegnet, und wie es von ihnen auf- genommen worden, ſiehet man Apoſt. Geſch. 5, 40. 41. da es heißt: Sie ſtaͤupeten ſie: ſie gingen aber froͤlich von des Rahts An- geſicht, daß ſie wuͤrdig geweſen waren, um des Namens CHriſti willen Schmach zu leiden. 4. Wer ſiehet aber alhier, und in allen uͤbrigen Leiden nicht das Geheimniß des Creu- tzes CHriſti? Nicht allein ſolche Schmertzen der empfindlichſten Schlaͤge, ſondern auch ſol- che oͤffentliche und groſſe Schmach, wie es auch mit Recht von Luca genennet wird, bey der groͤſſeſten Unſchuld, ja bey ſo vielen Verdien- ſten auszuſtehen, und dem Tode ſelbſt unter- worfen ſeyn, iſt gewißlich eine Sache, welche ohne die Erkaͤntniß des Geheimniſſes vom Creu- tze CHriſti, darinn die Glieder in eine ſolche Gemeinſchaft mit ihrem hochgelobten Haupte, CHriſto, kommen, nicht kan beurtheilet wer- den. O wie groß muß nicht die Ehre und Herrlichkeit ſeyn, welche GOTT darauf ver- heiſſen hat! Wie denn unſer Heiland Matt. 5, 12. ſaget: Seyd froͤlich und getroſt, es wird euch im Himmel wohl belohnet wer- den! V. 25. Jch bin dreymal geſtaͤupet, einmal geſteiniget, dreymal habe ich Schiff- bruch erlitten; Tag und Nacht habe ich zugebracht in der Tiefe des Meers. Anmerckungen. 1. Der Staupenſchlag, ſo entweder mit Ruthen, oder mit Stecken geſchahe, war un- ter den Roͤmern gebraͤuchlich, meiſtentheils auch unter denen ihnen unterworfenen Voͤlckern. Und iſt dieſe Art der Strafe dem Apoſtel von den Heiden wiederfahren, und von der vor- hergedachten Geiſſelung unterſchieden. Von einem mal leſen wir es Ap. Geſch. 14, 22. da die Obrigkeit zu Philippis ihm und dem Silas die Kleider lieſſe abreiſſen und ſie ſtaͤupen, und noch dazu in das tiefſte Gefaͤngniß werfen, als die auch wol gar zur Todes-Strafe noch gezo- gen werden muͤſten. Wo der Apoſtel zum an- dern und dritten mal dergleichen erlitten habe, iſt unbekant. 2. Die Steinigung iſt geſchehen in der Landſchaft Lycaonien zu Lyſtra. Ap. Geſch. 14, 19. Doch aber nicht ſo wol ordentlicher Wei- ſe und nach einem gerichtlichen Ausſpruche, als bey einem Tumult, da allerhand loſes Volck hie und da beym hinaus jagen aus der Stadt Steine nach ihm geworfen, ihn auch damit der- geſtalt getroffen, daß er daruͤber niedergefallen und fuͤr todt gehalten worden, aber unter dem Umringen und der Pflege der Chriſten, ſich bald wieder erhohlet hat, und es ſich dabey al- ſo gefuͤget, daß er wieder in die Stadt gehen koͤnnen. Vielleicht mag es den raſenden Leu- ten leid geworden ſeyn, oder die Obrigkeit da- gegen ihren Unwillen bezeuget haben: Wie denn auch der Aufruhr von denen aus Antio- chia und Jconien dahin gekommenen und ohne alle Urſache wider ihn erbitterten Juden war erreget worden. 3. Daß der Apoſt. Geſch. 27. beſchriebene Schiffbruch von Paulo alhier nicht gemeinet ſey, iſt daraus zu erkennen, daß dieſer Brief faſt vier Jahre vorher geſchrieben worden. Man ſiehet auch aus dem Schiffbruch, des lieben GOttes theils gerechte, theils guͤtige Verhaͤngniſſe, da er im Reiche der Natur oft dieſes und jenes groſſe Ungluͤck, ohne es durch Wunder-Wercke zu ver- hindern, und wie manchen zur Strafe, al- ſo auch manchen zur vaͤterlichen Pruͤfung ge- ſchehen laͤſſet, und dabey ſeine ſonderbare Provi- dentz, die der wunderthaͤtigen gar nahe koͤmmt, in ſo manchen Faͤllen gantz augenſcheinlich erwei- ſet. Und daß dergleichen in dieſen Begebenhei- ten Paulo (auch mit ihm noch wol vielen andern) widerfahren, ſiehet man daraus, daß er darin- nen

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/480>, abgerufen am 24.11.2024.