Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefs Pauli Cap. 11, 2. 3. [Spaltenumbruch]
dels am meisten ankömmt. 2 Cor. 7, 1. Jn Er-wegung der grossen Verheissung, daß man soll ein Sohn, oder Tochter, oder eine Braut des Lammes seyn, sich reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes, und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht GOttes. Eph. 5, 26. 27. auch 1 Pet. 3, 28. seinen Bund des guten Gewissens bewahren, da man glaubet durch das Wasser- bad im Worte also gereiniget zu seyn, wie v. 27. beschrieben wird. 1 Pet. 2, 22. Seine Seele keusch machen im Gehorsam der Wahr- heit durch den Geist zu ungefärbter Bru- der-Liebe etc. 1 Joh. 3, 2. 3. vermöge der Ver- heissung, dermaleins GOtt zu schauen, wie er ist, sich selbst agnizein, keusch machen, oder reinigen, wie GOtt rein ist: Apoc. 14, 4. Unter den reinen Jungfrauen seyn, die mit Weibern (mit der Babylonischen Huren-Liebe) nicht beflecket sind, und dem Lamme fol- gen, wo es hingehet. 19. Daß unser Heiland keine andere als solche Seelen durch die geheime Vermählung in seine Gemeinschaft aufnimmt, ist auch dadurch vorgebildet, daß im alten Testament der Hohe- priester weder eine Witwe, noch Verstossene, noch eine Hure, sondern allein eine reine Jung- frau muste zum Weibe nehmen. Lev. 21, 13. 14. Ezech. 44, 22. 20. Jm übrigen giebt dieser Text noch nachfolgende gute Erinnerungen an die Hand: a. Da Paulus die Redensart gebrauchet, Chri- sto, als dem geistlichen Bräutigam und Ehe- manne, eine reine Jungfrau zuführen, so wer- den damit alle im Jungfräulichen Stande stehende Personen weiblichen Geschlechts an ihre Pflicht erinnert, welche ist, ihren Leib und ihr Gemüth von aller der jungfräulichen Keuschheit entgegen stehenden Befleckung sorgfältigst zu bewahren, auch dahin zu sehen, daß sie, um nach der göttlichen Führung in den Ehestand dermaleins mit geheiligter Ord- nung treten zu können, zuvorderst mit CHri- sto geistlich vermählet werden mögen. Wel- che Pflicht auch allen vom männlichen Ge- schlecht mit gleicher Verbindung oblieget. b. Da Paulus die geistliche Jungfrauschaft al- len Glaubigen und also auch den Verehelich- ten, davon er 1 Cor. 7. weitläuftig gehandelt hat, zueignet, so haben deßfalls diejenigen, welche sich dem ledigen Stande widmen, kei- nen weitern Vorzug vor den Verehlichten, als daß sie an der geistlichen Vermählung und Gemeinschaft mit JEsu weniger gehindert werden, als die verehlichten: und stehet dem- nach auch der Ehestand der wahren Vereini- gung mit GOtt an sich selbst keinesweges ent- gegen, und ist es unrecht, den gantzen Stand der Lehrer, auch Personen, die ohne genugsa- me Selbst-Prüfung zum Kloster-Leben sich begeben haben, beständig dazu verbinden wol- len. V. 3. Jch fürchte aber, daß nicht wie die Anmerckungen. 1. Die Schlange, welche die Evam ver- führet, war der Satan selbst, nachdem er mit vielen andern erschaffnen Geistern schon von GOtt durch Mißbrauch seines freyen Willens abgefallen war; wie er denn auch hernach v. 15. der Satan genennet wird. 2. Nun wird zwar gemeiniglich davor ge- halten, als habe sich der Satan einer natürli- chen Schlange bedienet, die er besessen, und aus der er geredet habe; und sey es eine solche Art der Schlangen gewesen, so mit aufgerichtetem Leibe einher gegangen; welche Statur sie aber her- nach durch den Fluch verlohren habe. Allein wir gebrauchen dieser Meinung gar nicht; zumal da sie solchen Schwierigkeiten unterworfen ist, daraus man siehet, daß sie gar nicht statt hat. Hingegen fallen dieselbe hinweg, wenn man das Wort Schlange nur figürlich annimmt, und dadurch nichts als den Satan allein verste- het: gleichwie in andern Orten der heiligen Schrift unter diesem Worte nur allein der Sa- tan verstanden wird in Ansehung seiner Argli- stigkeit und des geistlichen Seelen-Gifts, davon er solchen Namen bey dem alten Jüdischen Vol- cke bekommen hat. Man sehe hievon die Stel- len Apoc. 12, 9. 20, 2. und conferire dabey die folgende Ps. 91, 13. Jes. 27, 1. Matth. 3, 7. c. 12, 34. c. 23, 33. Rom. 3, 13. c. 16, 20. 2 Cor. 11, 15. coll. v. 3. Wie denn auch unser Heiland, wenn er Joh. 8, 44. sich auf die erste Verführung des Satans beziehet, nicht die Schlange, sondern den Teufel selbst nennet. Jch habe hievon ausführlich gehandelt im andern Theile des Buchs Caussa Dei genannt p. 228. u. s. f. 3. Die Schalckheit und Arglistigkeit des Satans bestund darinnen, daß er sich nach v. 15. in einen guten Engel des Lichts ver- stellete, und unter dem Schein eines gar wei- sen und nützlichen Raths Evam zu berücken such- te, auch damit seinen Zweck erhielte, wie Gen. 3, 1. seqq. zu lesen ist. Und da Moses von den allermeisten Sachen seiner Nachrichten nur den Jnhalt kürtzlich anzeiget, so sind der Umstände und der Anläufe ohne Zweifel wol noch mehrere gewesen, als am angeführten Orte aufgezeichnet stehen. Die beyden Haupt-Angriffe waren die- se, erstlich daß er gegen den Ausspruch GOttes einen Zweifel zu erregen suchte; und, da ihm das nicht anging, denselben zwar zugab, aber dessen Wahrheit im vorhergesagten Erfolg bestritte. 4. Und so machet es der Satan noch heute zu Tage mit seiner giftigten Verführung, daß er die Menschen entweder gantz von GOttes Wort abführet, es gar aus den Augen zu setzen; oder doch den wahren Verstand desselben zu verkeh- ren; auch wol den Menschen dahin zu bringen, daß er das Wort GOttes zwar an sich selbst eini- ger Massen in seinem Werthe lässet, doch aber we-
Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 11, 2. 3. [Spaltenumbruch]
dels am meiſten ankoͤmmt. 2 Cor. 7, 1. Jn Er-wegung der groſſen Verheiſſung, daß man ſoll ein Sohn, oder Tochter, oder eine Braut des Lammes ſeyn, ſich reinigen von aller Befleckung des Fleiſches und des Geiſtes, und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht GOttes. Eph. 5, 26. 27. auch 1 Pet. 3, 28. ſeinen Bund des guten Gewiſſens bewahren, da man glaubet durch das Waſſer- bad im Worte alſo gereiniget zu ſeyn, wie v. 27. beſchrieben wird. 1 Pet. 2, 22. Seine Seele keuſch machen im Gehorſam der Wahr- heit durch den Geiſt zu ungefaͤrbter Bru- der-Liebe ꝛc. 1 Joh. 3, 2. 3. vermoͤge der Ver- heiſſung, dermaleins GOtt zu ſchauen, wie er iſt, ſich ſelbſt ἁγνίζειν, keuſch machen, oder reinigen, wie GOtt rein iſt: Apoc. 14, 4. Unter den reinen Jungfrauen ſeyn, die mit Weibern (mit der Babyloniſchen Huren-Liebe) nicht beflecket ſind, und dem Lamme fol- gen, wo es hingehet. 19. Daß unſer Heiland keine andere als ſolche Seelen durch die geheime Vermaͤhlung in ſeine Gemeinſchaft aufnimmt, iſt auch dadurch vorgebildet, daß im alten Teſtament der Hohe- prieſter weder eine Witwe, noch Verſtoſſene, noch eine Hure, ſondern allein eine reine Jung- frau muſte zum Weibe nehmen. Lev. 21, 13. 14. Ezech. 44, 22. 20. Jm uͤbrigen giebt dieſer Text noch nachfolgende gute Erinnerungen an die Hand: a. Da Paulus die Redensart gebrauchet, Chri- ſto, als dem geiſtlichen Braͤutigam und Ehe- manne, eine reine Jungfrau zufuͤhren, ſo wer- den damit alle im Jungfraͤulichen Stande ſtehende Perſonen weiblichen Geſchlechts an ihre Pflicht erinnert, welche iſt, ihren Leib und ihr Gemuͤth von aller der jungfraͤulichen Keuſchheit entgegen ſtehenden Befleckung ſorgfaͤltigſt zu bewahren, auch dahin zu ſehen, daß ſie, um nach der goͤttlichen Fuͤhrung in den Eheſtand dermaleins mit geheiligter Ord- nung treten zu koͤnnen, zuvorderſt mit CHri- ſto geiſtlich vermaͤhlet werden moͤgen. Wel- che Pflicht auch allen vom maͤnnlichen Ge- ſchlecht mit gleicher Verbindung oblieget. b. Da Paulus die geiſtliche Jungfrauſchaft al- len Glaubigen und alſo auch den Verehelich- ten, davon er 1 Cor. 7. weitlaͤuftig gehandelt hat, zueignet, ſo haben deßfalls diejenigen, welche ſich dem ledigen Stande widmen, kei- nen weitern Vorzug vor den Verehlichten, als daß ſie an der geiſtlichen Vermaͤhlung und Gemeinſchaft mit JEſu weniger gehindert werden, als die verehlichten: und ſtehet dem- nach auch der Eheſtand der wahren Vereini- gung mit GOtt an ſich ſelbſt keinesweges ent- gegen, und iſt es unrecht, den gantzen Stand der Lehrer, auch Perſonen, die ohne genugſa- me Selbſt-Pruͤfung zum Kloſter-Leben ſich begeben haben, beſtaͤndig dazu verbinden wol- len. V. 3. Jch fuͤrchte aber, daß nicht wie die Anmerckungen. 1. Die Schlange, welche die Evam ver- fuͤhret, war der Satan ſelbſt, nachdem er mit vielen andern erſchaffnen Geiſtern ſchon von GOtt durch Mißbrauch ſeines freyen Willens abgefallen war; wie er denn auch hernach v. 15. der Satan genennet wird. 2. Nun wird zwar gemeiniglich davor ge- halten, als habe ſich der Satan einer natuͤrli- chen Schlange bedienet, die er beſeſſen, und aus der er geredet habe; und ſey es eine ſolche Art der Schlangen geweſen, ſo mit aufgerichtetem Leibe einher gegangen; welche Statur ſie aber her- nach durch den Fluch verlohren habe. Allein wir gebrauchen dieſer Meinung gar nicht; zumal da ſie ſolchen Schwierigkeiten unterworfen iſt, daraus man ſiehet, daß ſie gar nicht ſtatt hat. Hingegen fallen dieſelbe hinweg, wenn man das Wort Schlange nur figuͤrlich annimmt, und dadurch nichts als den Satan allein verſte- het: gleichwie in andern Orten der heiligen Schrift unter dieſem Worte nur allein der Sa- tan verſtanden wird in Anſehung ſeiner Argli- ſtigkeit und des geiſtlichen Seelen-Gifts, davon er ſolchen Namen bey dem alten Juͤdiſchen Vol- cke bekommen hat. Man ſehe hievon die Stel- len Apoc. 12, 9. 20, 2. und conferire dabey die folgende Pſ. 91, 13. Jeſ. 27, 1. Matth. 3, 7. c. 12, 34. c. 23, 33. Rom. 3, 13. c. 16, 20. 2 Cor. 11, 15. coll. v. 3. Wie denn auch unſer Heiland, wenn er Joh. 8, 44. ſich auf die erſte Verfuͤhrung des Satans beziehet, nicht die Schlange, ſondern den Teufel ſelbſt nennet. Jch habe hievon ausfuͤhrlich gehandelt im andern Theile des Buchs Cauſſa Dei genannt p. 228. u. ſ. f. 3. Die Schalckheit und Argliſtigkeit des Satans beſtund darinnen, daß er ſich nach v. 15. in einen guten Engel des Lichts ver- ſtellete, und unter dem Schein eines gar wei- ſen und nuͤtzlichen Raths Evam zu beruͤcken ſuch- te, auch damit ſeinen Zweck erhielte, wie Gen. 3, 1. ſeqq. zu leſen iſt. Und da Moſes von den allermeiſten Sachen ſeiner Nachrichten nur den Jnhalt kuͤrtzlich anzeiget, ſo ſind der Umſtaͤnde und der Anlaͤufe ohne Zweifel wol noch mehrere geweſen, als am angefuͤhrten Orte aufgezeichnet ſtehen. Die beyden Haupt-Angriffe waren die- ſe, erſtlich daß er gegen den Ausſpruch GOttes einen Zweifel zu erregen ſuchte; und, da ihm das nicht anging, denſelben zwar zugab, aber deſſen Wahrheit im vorhergeſagten Erfolg beſtritte. 4. Und ſo machet es der Satan noch heute zu Tage mit ſeiner giftigten Verfuͤhrung, daß er die Menſchen entweder gantz von GOttes Wort abfuͤhret, es gar aus den Augen zu ſetzen; oder doch den wahren Verſtand deſſelben zu verkeh- ren; auch wol den Menſchen dahin zu bringen, daß er das Wort GOttes zwar an ſich ſelbſt eini- ger Maſſen in ſeinem Werthe laͤſſet, doch aber we-
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Erklaͤrung des andern Briefs Pauli Cap. 11, 2. 3.
dels am meiſten ankoͤmmt. 2 Cor. 7, 1. Jn Er-
wegung der groſſen Verheiſſung, daß man ſoll
ein Sohn, oder Tochter, oder eine Braut
des Lammes ſeyn, ſich reinigen von aller
Befleckung des Fleiſches und des Geiſtes,
und fortfahren mit der Heiligung in der
Furcht GOttes. Eph. 5, 26. 27. auch 1 Pet.
3, 28. ſeinen Bund des guten Gewiſſens
bewahren, da man glaubet durch das Waſſer-
bad im Worte alſo gereiniget zu ſeyn, wie v. 27.
beſchrieben wird. 1 Pet. 2, 22. Seine Seele
keuſch machen im Gehorſam der Wahr-
heit durch den Geiſt zu ungefaͤrbter Bru-
der-Liebe ꝛc. 1 Joh. 3, 2. 3. vermoͤge der Ver-
heiſſung, dermaleins GOtt zu ſchauen, wie er
iſt, ſich ſelbſt ἁγνίζειν, keuſch machen, oder
reinigen, wie GOtt rein iſt: Apoc. 14, 4.
Unter den reinen Jungfrauen ſeyn, die mit
Weibern (mit der Babyloniſchen Huren-Liebe)
nicht beflecket ſind, und dem Lamme fol-
gen, wo es hingehet.
19. Daß unſer Heiland keine andere als
ſolche Seelen durch die geheime Vermaͤhlung in
ſeine Gemeinſchaft aufnimmt, iſt auch dadurch
vorgebildet, daß im alten Teſtament der Hohe-
prieſter weder eine Witwe, noch Verſtoſſene,
noch eine Hure, ſondern allein eine reine Jung-
frau muſte zum Weibe nehmen. Lev. 21, 13. 14.
Ezech. 44, 22.
20. Jm uͤbrigen giebt dieſer Text noch
nachfolgende gute Erinnerungen an die Hand:
a. Da Paulus die Redensart gebrauchet, Chri-
ſto, als dem geiſtlichen Braͤutigam und Ehe-
manne, eine reine Jungfrau zufuͤhren, ſo wer-
den damit alle im Jungfraͤulichen Stande
ſtehende Perſonen weiblichen Geſchlechts an
ihre Pflicht erinnert, welche iſt, ihren Leib
und ihr Gemuͤth von aller der jungfraͤulichen
Keuſchheit entgegen ſtehenden Befleckung
ſorgfaͤltigſt zu bewahren, auch dahin zu ſehen,
daß ſie, um nach der goͤttlichen Fuͤhrung in
den Eheſtand dermaleins mit geheiligter Ord-
nung treten zu koͤnnen, zuvorderſt mit CHri-
ſto geiſtlich vermaͤhlet werden moͤgen. Wel-
che Pflicht auch allen vom maͤnnlichen Ge-
ſchlecht mit gleicher Verbindung oblieget.
b. Da Paulus die geiſtliche Jungfrauſchaft al-
len Glaubigen und alſo auch den Verehelich-
ten, davon er 1 Cor. 7. weitlaͤuftig gehandelt
hat, zueignet, ſo haben deßfalls diejenigen,
welche ſich dem ledigen Stande widmen, kei-
nen weitern Vorzug vor den Verehlichten,
als daß ſie an der geiſtlichen Vermaͤhlung und
Gemeinſchaft mit JEſu weniger gehindert
werden, als die verehlichten: und ſtehet dem-
nach auch der Eheſtand der wahren Vereini-
gung mit GOtt an ſich ſelbſt keinesweges ent-
gegen, und iſt es unrecht, den gantzen Stand
der Lehrer, auch Perſonen, die ohne genugſa-
me Selbſt-Pruͤfung zum Kloſter-Leben ſich
begeben haben, beſtaͤndig dazu verbinden wol-
len.
V. 3.
Jch fuͤrchte aber, daß nicht wie die
Schlange (der Satan Gen. 3, 1. ſeqq. Joh. 4,
44. Apoc. 12, 9. c. 20, 2.) Hevam verfuͤhret
hat mit ihrer Schalckheit, alſo auch eure
Sinne verruͤcket werden von der Einfalt
in CHriſto (ἀπὸ τῆς ἁπλότητος, τῆς εἰς χρι-
ϛὸν, von der Einfalt, die auf CHriſtum gehet.)
Anmerckungen.
1. Die Schlange, welche die Evam ver-
fuͤhret, war der Satan ſelbſt, nachdem er mit
vielen andern erſchaffnen Geiſtern ſchon von
GOtt durch Mißbrauch ſeines freyen Willens
abgefallen war; wie er denn auch hernach v. 15.
der Satan genennet wird.
2. Nun wird zwar gemeiniglich davor ge-
halten, als habe ſich der Satan einer natuͤrli-
chen Schlange bedienet, die er beſeſſen, und aus
der er geredet habe; und ſey es eine ſolche Art der
Schlangen geweſen, ſo mit aufgerichtetem Leibe
einher gegangen; welche Statur ſie aber her-
nach durch den Fluch verlohren habe. Allein
wir gebrauchen dieſer Meinung gar nicht; zumal
da ſie ſolchen Schwierigkeiten unterworfen iſt,
daraus man ſiehet, daß ſie gar nicht ſtatt hat.
Hingegen fallen dieſelbe hinweg, wenn man
das Wort Schlange nur figuͤrlich annimmt,
und dadurch nichts als den Satan allein verſte-
het: gleichwie in andern Orten der heiligen
Schrift unter dieſem Worte nur allein der Sa-
tan verſtanden wird in Anſehung ſeiner Argli-
ſtigkeit und des geiſtlichen Seelen-Gifts, davon
er ſolchen Namen bey dem alten Juͤdiſchen Vol-
cke bekommen hat. Man ſehe hievon die Stel-
len Apoc. 12, 9. 20, 2. und conferire dabey die
folgende Pſ. 91, 13. Jeſ. 27, 1. Matth. 3, 7.
c. 12, 34. c. 23, 33. Rom. 3, 13. c. 16, 20.
2 Cor. 11, 15. coll. v. 3. Wie denn auch unſer
Heiland, wenn er Joh. 8, 44. ſich auf die erſte
Verfuͤhrung des Satans beziehet, nicht die
Schlange, ſondern den Teufel ſelbſt nennet.
Jch habe hievon ausfuͤhrlich gehandelt im andern
Theile des Buchs Cauſſa Dei genannt p. 228.
u. ſ. f.
3. Die Schalckheit und Argliſtigkeit
des Satans beſtund darinnen, daß er ſich nach
v. 15. in einen guten Engel des Lichts ver-
ſtellete, und unter dem Schein eines gar wei-
ſen und nuͤtzlichen Raths Evam zu beruͤcken ſuch-
te, auch damit ſeinen Zweck erhielte, wie Gen.
3, 1. ſeqq. zu leſen iſt. Und da Moſes von den
allermeiſten Sachen ſeiner Nachrichten nur den
Jnhalt kuͤrtzlich anzeiget, ſo ſind der Umſtaͤnde
und der Anlaͤufe ohne Zweifel wol noch mehrere
geweſen, als am angefuͤhrten Orte aufgezeichnet
ſtehen. Die beyden Haupt-Angriffe waren die-
ſe, erſtlich daß er gegen den Ausſpruch GOttes
einen Zweifel zu erregen ſuchte; und, da ihm das
nicht anging, denſelben zwar zugab, aber deſſen
Wahrheit im vorhergeſagten Erfolg beſtritte.
4. Und ſo machet es der Satan noch heute
zu Tage mit ſeiner giftigten Verfuͤhrung, daß er
die Menſchen entweder gantz von GOttes Wort
abfuͤhret, es gar aus den Augen zu ſetzen; oder
doch den wahren Verſtand deſſelben zu verkeh-
ren; auch wol den Menſchen dahin zu bringen,
daß er das Wort GOttes zwar an ſich ſelbſt eini-
ger Maſſen in ſeinem Werthe laͤſſet, doch aber
we-
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