Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 7, v. 14-16. c. 8, v. 1. 2. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] sein Geist (seine unsterbliche Seele, die eines
geistlichen Wesens ist, und von dem Heiligen
Geiste erneuret worden) ist erquicket an euch
allen
(so viel eurer rechtschaffen sind, welches
nun überhaupt von der Gemeine gesaget werden
kan; ob wol in derselben noch einige wenige wi-
derspenstige Köpfe übrig geblieben seyn mögen,
nach c. 13, 1. 2. 3.)

V. 14.

Denn was ich vor ihm von euch ge-
rühmet habe
(da ich ihn von Ephesus zu euch
senden wolte, und ihm bezeugete, wie liebreich,
ehrerbietig und folgsam ihr euch gegen mich bey
meiner Anwesenheit erwiesen hättet, und daß ich
daher der guten Zuversicht wäre, ihr würdet auch
abwesend, ob ich euch gleich einen in einigen
Stücken etwas schärfern Brief schreiben müssen,
also gegen mich gesinnet bleiben) bin ich nicht
zu schanden worden, sondern wie alles
wahr ist, das ich mit euch
(zu euch ehemals
mündlich) geredet habe, also ist auch unser
Ruhm
(von euch) bey Tito wahr wor-
den.

[Spaltenumbruch]
V. 15.

Und er ist überaus hertzlich wohl an
euch,
(stehet gegen euch in dem Affect der innig-
sten und zartesten Liebe) wenn er gedencket
an euer aller Gehorsam, wie ihr ihn mit
Furcht und Zittern
(das ist, nicht allein ehr-
erbietigst, sondern auch mit einer heiligen Furcht,
also daß ihr über die mir verursachte Betrübniß
und das bey euch gegebene Aergerniß, da ihr es
so wol aus meiner schriftlichen, als auch des Titi
mündlichen Vorstellung recht erwogen habet,
recht erschrocken seyd) habt aufgenommen
(und seinen mündlichen Vortrag von meinet we-
gen angehöret. Siehe die Redens-Art 1 Cor.
2, 3. Eph. 6, 5. Phil. 2, 12. Ps. 2, 11.)

V. 16.

Jch freue mich, daß (ihr es also machet,
und euch gegen Titum also erwiesen habet) daß
ich mich zu euch alles versehen darf
(im gu-
ten Vertrauen, welches aus dem bisherigen Ver-
halten auch auf die künftige Zeit in mir erwach-
set. Siehe auch c. 2, 3. 2 Thess. 3, 4. Philem.
v. 8. 21.)

Das achte Capitel/
Darinnen der Apostel die den Corinthiern schon im Beschlus-
se des ersten Briefs in Liebe zugemuthete Beysteuer für die Gemeine zu
Jerusalem/ gegen seine Ankunft aufs neue mit mehrern recommendiret/
und sie dazu durch das löbliche Exempel der Christen in Macedonien
aufmuntert/ auch gedencket/ wie Titus mit noch zweyen andern Brü-
dern/ durch welche er diesen Brief überschicket hat/ sich zu dem
Wercke würden gebrauchen lassen.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

JCh thue euch (de aber) kund,
(gnorizomen, wir, ich und Timo-
theus, wie droben c. 1, v. 1. thun
euch kund,) lieben Brüder, die
Gnade GOttes, die in den Ge-
meinen in Macedonia
(darunter die zu Phi-
lippen und Thessalonich, als den Haupt-Städ-
ten, die volckreichsten waren; dazu auch vor
andern die zu Berrhoen mit gehörete: welche
alle von Paulo vorher waren gepflantzet worden;
wie Ap. Gesch. 16. und 17. zu sehen ist) gegeben
ist
(wie im ersten Anfange ihrer Bekehrung zu
CHristo, also auch nachhero und ietzo, da ich
mich unter ihnen aufhalte, und sehe, wie durch
die Gnade GOttes ihr Glaube immer mehr zu
Kräften kömmt, und wie durch Geduld im Leiden,
also auch durch die Liebe gegen den Nächsten, und
in derselben insonderheit durch die Gutthätigkeit
gegen die Dürftigen, sich thätig erweiset.)

V. 2.

Denn ihre Freude war da überschwäng-
lich, da sie durch viel Trübsal bewähret
wurden
(also, daß sie eine dokimen, eine Probe
[Spaltenumbruch] nach der andern von ihrem rechtschafnen Wesen
ablegten:) und wiewol sie sehr arm waren
(dazu denn ihre Verfolgung nicht wenig beyge-
tragen; sintemal es des Christenthums wegen
manchmal über die Güter zum Raube herging,
und bey der heidnischen Obrigkeit für die Christen
nicht viel Hülfe war) haben sie doch sehr
reichlich gegeben in aller Einfältigkeit.

Anmerckungen.
1. Es könte der Vers auch also übersetzet
werden: Sintemal die Fülle ihrer Freude
bey ihrer tiefen Armuth, unter vieler be-
währenden Probe der Trübsal ist recht
übergeflossen zu einem in der Einfalt ge-
schehenen gar reichlichen Beytrag.
Den
Worten nach lässet sich nicht alles nach unserer
teutschen Mundart ausdrucken.
2. Es lobet der Apostel an den Macedoni-
ern eine herrliche Gnaden-Gabe und eine gedop-
pelte Tugend. Die Gnaden-Gabe war die
Freude des Geistes. Und diese war so viel ed-
ler, da sie sich mitten unter den Leiden bey ihnen
befand. Welches gewiß recht zu verwundern
war:

Cap. 7, v. 14-16. c. 8, v. 1. 2. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] ſein Geiſt (ſeine unſterbliche Seele, die eines
geiſtlichen Weſens iſt, und von dem Heiligen
Geiſte erneuret worden) iſt erquicket an euch
allen
(ſo viel eurer rechtſchaffen ſind, welches
nun uͤberhaupt von der Gemeine geſaget werden
kan; ob wol in derſelben noch einige wenige wi-
derſpenſtige Koͤpfe uͤbrig geblieben ſeyn moͤgen,
nach c. 13, 1. 2. 3.)

V. 14.

Denn was ich vor ihm von euch ge-
ruͤhmet habe
(da ich ihn von Epheſus zu euch
ſenden wolte, und ihm bezeugete, wie liebreich,
ehrerbietig und folgſam ihr euch gegen mich bey
meiner Anweſenheit erwieſen haͤttet, und daß ich
daher der guten Zuverſicht waͤre, ihr wuͤrdet auch
abweſend, ob ich euch gleich einen in einigen
Stuͤcken etwas ſchaͤrfern Brief ſchreiben muͤſſen,
alſo gegen mich geſinnet bleiben) bin ich nicht
zu ſchanden worden, ſondern wie alles
wahr iſt, das ich mit euch
(zu euch ehemals
muͤndlich) geredet habe, alſo iſt auch unſer
Ruhm
(von euch) bey Tito wahr wor-
den.

[Spaltenumbruch]
V. 15.

Und er iſt uͤberaus hertzlich wohl an
euch,
(ſtehet gegen euch in dem Affect der innig-
ſten und zarteſten Liebe) wenn er gedencket
an euer aller Gehorſam, wie ihr ihn mit
Furcht und Zittern
(das iſt, nicht allein ehr-
erbietigſt, ſondern auch mit einer heiligen Furcht,
alſo daß ihr uͤber die mir verurſachte Betruͤbniß
und das bey euch gegebene Aergerniß, da ihr es
ſo wol aus meiner ſchriftlichen, als auch des Titi
muͤndlichen Vorſtellung recht erwogen habet,
recht erſchrocken ſeyd) habt aufgenommen
(und ſeinen muͤndlichen Vortrag von meinet we-
gen angehoͤret. Siehe die Redens-Art 1 Cor.
2, 3. Eph. 6, 5. Phil. 2, 12. Pſ. 2, 11.)

V. 16.

Jch freue mich, daß (ihr es alſo machet,
und euch gegen Titum alſo erwieſen habet) daß
ich mich zu euch alles verſehen darf
(im gu-
ten Vertrauen, welches aus dem bisherigen Ver-
halten auch auf die kuͤnftige Zeit in mir erwach-
ſet. Siehe auch c. 2, 3. 2 Theſſ. 3, 4. Philem.
v. 8. 21.)

Das achte Capitel/
Darinnen der Apoſtel die den Corinthiern ſchon im Beſchluſ-
ſe des erſten Briefs in Liebe zugemuthete Beyſteuer fuͤr die Gemeine zu
Jeruſalem/ gegen ſeine Ankunft aufs neue mit mehrern recommendiret/
und ſie dazu durch das loͤbliche Exempel der Chriſten in Macedonien
aufmuntert/ auch gedencket/ wie Titus mit noch zweyen andern Bruͤ-
dern/ durch welche er dieſen Brief uͤberſchicket hat/ ſich zu dem
Wercke wuͤrden gebrauchen laſſen.
V. 1.
[Spaltenumbruch]

JCh thue euch (δὲ aber) kund,
(γνωρίζομεν, wir, ich und Timo-
theus, wie droben c. 1, v. 1. thun
euch kund,) lieben Bruͤder, die
Gnade GOttes, die in den Ge-
meinen in Macedonia
(darunter die zu Phi-
lippen und Theſſalonich, als den Haupt-Staͤd-
ten, die volckreichſten waren; dazu auch vor
andern die zu Berrhoen mit gehoͤrete: welche
alle von Paulo vorher waren gepflantzet worden;
wie Ap. Geſch. 16. und 17. zu ſehen iſt) gegeben
iſt
(wie im erſten Anfange ihrer Bekehrung zu
CHriſto, alſo auch nachhero und ietzo, da ich
mich unter ihnen aufhalte, und ſehe, wie durch
die Gnade GOttes ihr Glaube immer mehr zu
Kraͤften koͤmmt, und wie durch Geduld im Leiden,
alſo auch durch die Liebe gegen den Naͤchſten, und
in derſelben inſonderheit durch die Gutthaͤtigkeit
gegen die Duͤrftigen, ſich thaͤtig erweiſet.)

V. 2.

Denn ihre Freude war da uͤberſchwaͤng-
lich, da ſie durch viel Truͤbſal bewaͤhret
wurden
(alſo, daß ſie eine δοκιμὴν, eine Probe
[Spaltenumbruch] nach der andern von ihrem rechtſchafnen Weſen
ablegten:) und wiewol ſie ſehr arm waren
(dazu denn ihre Verfolgung nicht wenig beyge-
tragen; ſintemal es des Chriſtenthums wegen
manchmal uͤber die Guͤter zum Raube herging,
und bey der heidniſchen Obrigkeit fuͤr die Chriſten
nicht viel Huͤlfe war) haben ſie doch ſehr
reichlich gegeben in aller Einfaͤltigkeit.

Anmerckungen.
1. Es koͤnte der Vers auch alſo uͤberſetzet
werden: Sintemal die Fuͤlle ihrer Freude
bey ihrer tiefen Armuth, unter vieler be-
waͤhrenden Probe der Truͤbſal iſt recht
uͤbergefloſſen zu einem in der Einfalt ge-
ſchehenen gar reichlichen Beytrag.
Den
Worten nach laͤſſet ſich nicht alles nach unſerer
teutſchen Mundart ausdrucken.
2. Es lobet der Apoſtel an den Macedoni-
ern eine herrliche Gnaden-Gabe und eine gedop-
pelte Tugend. Die Gnaden-Gabe war die
Freude des Geiſtes. Und dieſe war ſo viel ed-
ler, da ſie ſich mitten unter den Leiden bey ihnen
befand. Welches gewiß recht zu verwundern
war:
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0451" n="423"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 7, v. 14-16. c. 8, v. 1. 2. an die Corinthier.</hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ein Gei&#x017F;t</hi> (&#x017F;eine un&#x017F;terbliche Seele, die eines<lb/>
gei&#x017F;tlichen We&#x017F;ens i&#x017F;t, und von dem Heiligen<lb/>
Gei&#x017F;te erneuret worden) <hi rendition="#fr">i&#x017F;t erquicket an euch<lb/>
allen</hi> (&#x017F;o viel eurer recht&#x017F;chaffen &#x017F;ind, welches<lb/>
nun u&#x0364;berhaupt von der Gemeine ge&#x017F;aget werden<lb/>
kan; ob wol in der&#x017F;elben noch einige wenige wi-<lb/>
der&#x017F;pen&#x017F;tige Ko&#x0364;pfe u&#x0364;brig geblieben &#x017F;eyn mo&#x0364;gen,<lb/>
nach c. 13, 1. 2. 3.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 14.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn was ich vor ihm von euch ge-<lb/>
ru&#x0364;hmet habe</hi> (da ich ihn von Ephe&#x017F;us zu euch<lb/>
&#x017F;enden wolte, und ihm bezeugete, wie liebreich,<lb/>
ehrerbietig und folg&#x017F;am ihr euch gegen mich bey<lb/>
meiner Anwe&#x017F;enheit erwie&#x017F;en ha&#x0364;ttet, und daß ich<lb/>
daher der guten Zuver&#x017F;icht wa&#x0364;re, ihr wu&#x0364;rdet auch<lb/>
abwe&#x017F;end, ob ich euch gleich einen in einigen<lb/>
Stu&#x0364;cken etwas &#x017F;cha&#x0364;rfern Brief &#x017F;chreiben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
al&#x017F;o gegen mich ge&#x017F;innet bleiben) <hi rendition="#fr">bin ich nicht<lb/>
zu &#x017F;chanden worden, &#x017F;ondern wie alles<lb/>
wahr i&#x017F;t, das ich mit euch</hi> (zu euch ehemals<lb/>
mu&#x0364;ndlich) <hi rendition="#fr">geredet habe, al&#x017F;o i&#x017F;t auch un&#x017F;er<lb/>
Ruhm</hi> (von euch) <hi rendition="#fr">bey Tito wahr wor-<lb/>
den.</hi></p><lb/>
            <cb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 15.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Und er i&#x017F;t u&#x0364;beraus hertzlich wohl an<lb/>
euch,</hi> (&#x017F;tehet gegen euch in dem <hi rendition="#aq">Affect</hi> der innig-<lb/>
&#x017F;ten und zarte&#x017F;ten Liebe) <hi rendition="#fr">wenn er gedencket<lb/>
an euer aller Gehor&#x017F;am, wie ihr ihn mit<lb/>
Furcht und Zittern</hi> (das i&#x017F;t, nicht allein ehr-<lb/>
erbietig&#x017F;t, &#x017F;ondern auch mit einer heiligen Furcht,<lb/>
al&#x017F;o daß ihr u&#x0364;ber die mir verur&#x017F;achte Betru&#x0364;bniß<lb/>
und das bey euch gegebene Aergerniß, da ihr es<lb/>
&#x017F;o wol aus meiner &#x017F;chriftlichen, als auch des Titi<lb/>
mu&#x0364;ndlichen Vor&#x017F;tellung recht erwogen habet,<lb/>
recht er&#x017F;chrocken &#x017F;eyd) <hi rendition="#fr">habt aufgenommen</hi><lb/>
(und &#x017F;einen mu&#x0364;ndlichen Vortrag von meinet we-<lb/>
gen angeho&#x0364;ret. Siehe die Redens-Art 1 Cor.<lb/>
2, 3. Eph. 6, 5. Phil. 2, 12. P&#x017F;. 2, 11.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 16.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Jch freue mich, daß</hi> (ihr es al&#x017F;o machet,<lb/>
und euch gegen Titum al&#x017F;o erwie&#x017F;en habet) <hi rendition="#fr">daß<lb/>
ich mich zu euch alles ver&#x017F;ehen darf</hi> (im gu-<lb/>
ten Vertrauen, welches aus dem bisherigen Ver-<lb/>
halten auch auf die ku&#x0364;nftige Zeit in mir erwach-<lb/>
&#x017F;et. Siehe auch c. 2, 3. 2 The&#x017F;&#x017F;. 3, 4. Philem.<lb/>
v. 8. 21.)</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das achte Capitel/<lb/>
Darinnen der Apo&#x017F;tel die den Corinthiern &#x017F;chon im Be&#x017F;chlu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e des er&#x017F;ten Briefs in Liebe zugemuthete Bey&#x017F;teuer fu&#x0364;r die Gemeine zu<lb/>
Jeru&#x017F;alem/ gegen &#x017F;eine Ankunft aufs neue mit mehrern <hi rendition="#aq">recommendi</hi>ret/<lb/>
und &#x017F;ie dazu durch das lo&#x0364;bliche Exempel der Chri&#x017F;ten in Macedonien<lb/>
aufmuntert/ auch gedencket/ wie Titus mit noch zweyen andern Bru&#x0364;-<lb/>
dern/ durch welche er die&#x017F;en Brief u&#x0364;ber&#x017F;chicket hat/ &#x017F;ich zu dem<lb/>
Wercke wu&#x0364;rden gebrauchen la&#x017F;&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 1.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi><hi rendition="#fr">Ch thue euch</hi> (&#x03B4;&#x1F72; aber) <hi rendition="#fr">kund,</hi><lb/>
(&#x03B3;&#x03BD;&#x03C9;&#x03C1;&#x03AF;&#x03B6;&#x03BF;&#x03BC;&#x03B5;&#x03BD;, wir, ich und Timo-<lb/>
theus, wie droben c. 1, v. 1. thun<lb/>
euch kund,) <hi rendition="#fr">lieben Bru&#x0364;der, die<lb/>
Gnade GOttes, die in den Ge-<lb/>
meinen in Macedonia</hi> (darunter die zu Phi-<lb/>
lippen und The&#x017F;&#x017F;alonich, als den Haupt-Sta&#x0364;d-<lb/>
ten, die volckreich&#x017F;ten waren; dazu auch vor<lb/>
andern die zu Berrhoen mit geho&#x0364;rete: welche<lb/>
alle von Paulo vorher waren gepflantzet worden;<lb/>
wie Ap. Ge&#x017F;ch. 16. und 17. zu &#x017F;ehen i&#x017F;t) <hi rendition="#fr">gegeben<lb/>
i&#x017F;t</hi> (wie im er&#x017F;ten Anfange ihrer Bekehrung zu<lb/>
CHri&#x017F;to, al&#x017F;o auch nachhero und ietzo, da ich<lb/>
mich unter ihnen aufhalte, und &#x017F;ehe, wie durch<lb/>
die Gnade GOttes ihr Glaube immer mehr zu<lb/>
Kra&#x0364;ften ko&#x0364;mmt, und wie durch Geduld im Leiden,<lb/>
al&#x017F;o auch durch die Liebe gegen den Na&#x0364;ch&#x017F;ten, und<lb/>
in der&#x017F;elben in&#x017F;onderheit durch die Guttha&#x0364;tigkeit<lb/>
gegen die Du&#x0364;rftigen, &#x017F;ich tha&#x0364;tig erwei&#x017F;et.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">V. 2.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Denn ihre Freude war da u&#x0364;ber&#x017F;chwa&#x0364;ng-<lb/>
lich, da &#x017F;ie durch viel Tru&#x0364;b&#x017F;al bewa&#x0364;hret<lb/>
wurden</hi> (al&#x017F;o, daß &#x017F;ie eine &#x03B4;&#x03BF;&#x03BA;&#x03B9;&#x03BC;&#x1F74;&#x03BD;, eine Probe<lb/><cb/>
nach der andern von ihrem recht&#x017F;chafnen We&#x017F;en<lb/>
ablegten:) <hi rendition="#fr">und wiewol &#x017F;ie &#x017F;ehr arm waren</hi><lb/>
(dazu denn ihre Verfolgung nicht wenig beyge-<lb/>
tragen; &#x017F;intemal es des Chri&#x017F;tenthums wegen<lb/>
manchmal u&#x0364;ber die Gu&#x0364;ter zum Raube herging,<lb/>
und bey der heidni&#x017F;chen Obrigkeit fu&#x0364;r die Chri&#x017F;ten<lb/>
nicht viel Hu&#x0364;lfe war) <hi rendition="#fr">haben &#x017F;ie doch &#x017F;ehr<lb/>
reichlich gegeben in aller Einfa&#x0364;ltigkeit.</hi></p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Es ko&#x0364;nte der Vers auch al&#x017F;o u&#x0364;ber&#x017F;etzet<lb/>
werden: <hi rendition="#fr">Sintemal die Fu&#x0364;lle ihrer Freude<lb/>
bey ihrer tiefen Armuth, unter vieler be-<lb/>
wa&#x0364;hrenden Probe der Tru&#x0364;b&#x017F;al i&#x017F;t recht<lb/>
u&#x0364;bergeflo&#x017F;&#x017F;en zu einem in der Einfalt ge-<lb/>
&#x017F;chehenen gar reichlichen Beytrag.</hi> Den<lb/>
Worten nach la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich nicht alles nach un&#x017F;erer<lb/>
teut&#x017F;chen Mundart ausdrucken.</item><lb/>
                <item>2. Es lobet der Apo&#x017F;tel an den Macedoni-<lb/>
ern eine herrliche Gnaden-Gabe und eine gedop-<lb/>
pelte Tugend. Die Gnaden-Gabe war die<lb/><hi rendition="#fr">Freude</hi> des Gei&#x017F;tes. Und die&#x017F;e war &#x017F;o viel ed-<lb/>
ler, da &#x017F;ie &#x017F;ich mitten unter den Leiden bey ihnen<lb/>
befand. Welches gewiß recht zu verwundern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">war:</fw><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0451] Cap. 7, v. 14-16. c. 8, v. 1. 2. an die Corinthier. ſein Geiſt (ſeine unſterbliche Seele, die eines geiſtlichen Weſens iſt, und von dem Heiligen Geiſte erneuret worden) iſt erquicket an euch allen (ſo viel eurer rechtſchaffen ſind, welches nun uͤberhaupt von der Gemeine geſaget werden kan; ob wol in derſelben noch einige wenige wi- derſpenſtige Koͤpfe uͤbrig geblieben ſeyn moͤgen, nach c. 13, 1. 2. 3.) V. 14. Denn was ich vor ihm von euch ge- ruͤhmet habe (da ich ihn von Epheſus zu euch ſenden wolte, und ihm bezeugete, wie liebreich, ehrerbietig und folgſam ihr euch gegen mich bey meiner Anweſenheit erwieſen haͤttet, und daß ich daher der guten Zuverſicht waͤre, ihr wuͤrdet auch abweſend, ob ich euch gleich einen in einigen Stuͤcken etwas ſchaͤrfern Brief ſchreiben muͤſſen, alſo gegen mich geſinnet bleiben) bin ich nicht zu ſchanden worden, ſondern wie alles wahr iſt, das ich mit euch (zu euch ehemals muͤndlich) geredet habe, alſo iſt auch unſer Ruhm (von euch) bey Tito wahr wor- den. V. 15. Und er iſt uͤberaus hertzlich wohl an euch, (ſtehet gegen euch in dem Affect der innig- ſten und zarteſten Liebe) wenn er gedencket an euer aller Gehorſam, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern (das iſt, nicht allein ehr- erbietigſt, ſondern auch mit einer heiligen Furcht, alſo daß ihr uͤber die mir verurſachte Betruͤbniß und das bey euch gegebene Aergerniß, da ihr es ſo wol aus meiner ſchriftlichen, als auch des Titi muͤndlichen Vorſtellung recht erwogen habet, recht erſchrocken ſeyd) habt aufgenommen (und ſeinen muͤndlichen Vortrag von meinet we- gen angehoͤret. Siehe die Redens-Art 1 Cor. 2, 3. Eph. 6, 5. Phil. 2, 12. Pſ. 2, 11.) V. 16. Jch freue mich, daß (ihr es alſo machet, und euch gegen Titum alſo erwieſen habet) daß ich mich zu euch alles verſehen darf (im gu- ten Vertrauen, welches aus dem bisherigen Ver- halten auch auf die kuͤnftige Zeit in mir erwach- ſet. Siehe auch c. 2, 3. 2 Theſſ. 3, 4. Philem. v. 8. 21.) Das achte Capitel/ Darinnen der Apoſtel die den Corinthiern ſchon im Beſchluſ- ſe des erſten Briefs in Liebe zugemuthete Beyſteuer fuͤr die Gemeine zu Jeruſalem/ gegen ſeine Ankunft aufs neue mit mehrern recommendiret/ und ſie dazu durch das loͤbliche Exempel der Chriſten in Macedonien aufmuntert/ auch gedencket/ wie Titus mit noch zweyen andern Bruͤ- dern/ durch welche er dieſen Brief uͤberſchicket hat/ ſich zu dem Wercke wuͤrden gebrauchen laſſen. V. 1. JCh thue euch (δὲ aber) kund, (γνωρίζομεν, wir, ich und Timo- theus, wie droben c. 1, v. 1. thun euch kund,) lieben Bruͤder, die Gnade GOttes, die in den Ge- meinen in Macedonia (darunter die zu Phi- lippen und Theſſalonich, als den Haupt-Staͤd- ten, die volckreichſten waren; dazu auch vor andern die zu Berrhoen mit gehoͤrete: welche alle von Paulo vorher waren gepflantzet worden; wie Ap. Geſch. 16. und 17. zu ſehen iſt) gegeben iſt (wie im erſten Anfange ihrer Bekehrung zu CHriſto, alſo auch nachhero und ietzo, da ich mich unter ihnen aufhalte, und ſehe, wie durch die Gnade GOttes ihr Glaube immer mehr zu Kraͤften koͤmmt, und wie durch Geduld im Leiden, alſo auch durch die Liebe gegen den Naͤchſten, und in derſelben inſonderheit durch die Gutthaͤtigkeit gegen die Duͤrftigen, ſich thaͤtig erweiſet.) V. 2. Denn ihre Freude war da uͤberſchwaͤng- lich, da ſie durch viel Truͤbſal bewaͤhret wurden (alſo, daß ſie eine δοκιμὴν, eine Probe nach der andern von ihrem rechtſchafnen Weſen ablegten:) und wiewol ſie ſehr arm waren (dazu denn ihre Verfolgung nicht wenig beyge- tragen; ſintemal es des Chriſtenthums wegen manchmal uͤber die Guͤter zum Raube herging, und bey der heidniſchen Obrigkeit fuͤr die Chriſten nicht viel Huͤlfe war) haben ſie doch ſehr reichlich gegeben in aller Einfaͤltigkeit. Anmerckungen. 1. Es koͤnte der Vers auch alſo uͤberſetzet werden: Sintemal die Fuͤlle ihrer Freude bey ihrer tiefen Armuth, unter vieler be- waͤhrenden Probe der Truͤbſal iſt recht uͤbergefloſſen zu einem in der Einfalt ge- ſchehenen gar reichlichen Beytrag. Den Worten nach laͤſſet ſich nicht alles nach unſerer teutſchen Mundart ausdrucken. 2. Es lobet der Apoſtel an den Macedoni- ern eine herrliche Gnaden-Gabe und eine gedop- pelte Tugend. Die Gnaden-Gabe war die Freude des Geiſtes. Und dieſe war ſo viel ed- ler, da ſie ſich mitten unter den Leiden bey ihnen befand. Welches gewiß recht zu verwundern war:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/451
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/451>, abgerufen am 24.11.2024.