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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 14, v. 26-30. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] ben wird, so ist die Rede nicht von einer Ver-
sammlung der Ungläubigen, sondern der Gläubi-
gen, in welche ein Ungläubiger aus Neugierig-
keit, oder auch wol zur Prüfung, und aus einiger
schon vorher empfangenen guten Rührung ge-
het. Man kan auch den ersten Ort gar füglich
von solchen Ungläubigen verstehen, welche das
Principium der heiligen Schrift noch nicht an-
nehmen; den letzten aber von solchen, die es
aus der vorlaufenden Gnade bereits bey sich
gelten lassen.

V. 26.

Wie ist ihm denn nun, lieben Brüder?
(wie soll es künftig mit dem Gebrauche der Ga-
ben in der öffentlichen Gemeine gehalten wer-
den? Das folget nun am Ende dieses 26ten Ver-
ses und hernach) Wenn ihr zusammen kom-
met, so hat ein ieglicher
(der eine diß, das
andere das von geistlichen Gaben) Psalmen,
(einen Lob-Gesang, welchen er aus Eingebung
des Heiligen Geistes machet, oder schon gemachet
hat,) er hat eine Lehre, (thut einen Vortrag
von dieser und jener zum Grunde, oder zur Ord-
nung des Heils gehörigen Lehre, darauf er durch
einen besondern Trieb des Heiligen Geistes
kömmt) er hat Zungen, (redet eine fremde
Sprache,) er hat Offenbarung (von unbekan-
ten und künftigen Dingen, dergleichen das Buch
der Offenbarung Johannis in sich hält, davon
sich auch hin und wieder etwas in den Apostoli-
schen Briefen befindet,) er hat Auslegung,
(theils dessen, was er selbst, oder andere in frem-
den Sprachen vorgetragen; theils der duncke-
len Oerter der Heil. Schrift alten Testaments.)
Lasset es alles geschehen zur Besserung,
(welches eure erste Regel sey bey dem Gebrauch
solcher an sich guten und herrlichen Gaben, dar-
auf nun noch mehrere folgen.)

V. 27.

So iemand mit der Zungen (fremde
Sprachen) redet, oder zween, oder aufs
meiste drey, eines ums ander, so lege es
einer aus.

Anmerckung.

Bey dem Gebrauch der fremden Sprachen
giebt der Apostel eine dreyfache Erinnerung, wie
es dabey gehalten werden solle:

1. Es sollen bey einer Zusammenkunft sich dersel-
ben nur ihrer wenige bedienen, aufs höchste
ihrer drey, damit nicht zu viel Zeit damit zu-
gebracht werde.
2. Sie sollen nicht zusammen auf einmal reden;
als womit sie einander nur verhindern und
Unordnung machen würden; sondern einer
soll den Vortrag nach dem andern thun: da
denn die Tugend der Demuth und weisen
Mäßigung viele Gelegenheit zur Ubung
hatte.
3. Einer soll das Vorgetragene auslegen, de-
nen zum Besten, die der fremden Sprachen
nicht kundig waren. Welches denn bey dem
Ausleger eine doppelte Gabe erfoderte: erst-
lich die Wissenschaft der fremden Sprachen;
[Spaltenumbruch] und denn die Gabe der deutlichen Auslegung,
bey welcher zugleich aus einer besondern Wir-
ckung des Heiligen Geistes eine solche starcke
Gedächtniß-Kraft ist nöthig gewesen, daß ei-
ner die in einer fremden Sprache gehaltene
Rede von Anfang bis zu Ende hat wiederho-
len können; sintemal es nicht zu vermuthen
ist, daß die Auslegung wird stückweise dar-
zwischen geschehen seyn.
V. 28.

Jst aber nicht ein Ausleger (vorhanden,
welches man aus der deßwegen gemachten, oder
doch zu machenden Einrichtung und Ordnung,
leichtlich hat sehen können; zumal wenn einer ei-
nen Vortrag in einer fremden Sprache gethan,
und darauf beym innehalten sich kein Ausleger
gefunden hat. Da denn weder der andere, noch
der dritte, nach v. 27. hat in der fremden Spra-
che fortfahren sollen:) so schweige er unter
der Gemeine; rede aber ihm selber und
GOtte
(in dem, was er erkennet, lasse er es
bey den gottseligen Gedancken bleiben, und rich-
te solche innerlich bey sich selbst zur Chre GOttes;
doch also, daß er sein Gemüth von dem, was ihm
aus der andern ihrem Vortrage zur Erbauung
dienen kan, nicht abziehet; oder auch er überden-
cke es daheim, da er es allein mmit sich und GOtt
zu thun hat.)

V. 29.

Die Weissager aber lasset reden, zween,
oder drey,
(daß des Vortrages nicht zu viel
werde zur Verhinderung der Andacht; dazu den
einen nach dem andern; sintemal sonst einer von
dem andern im Reden, und auch die Zuhörer im
Aufmercken würden gestöret werden,) und die
andern
(die da die Gabe haben der Prüfung,
die Geister zu unterscheiden) lasset richten (be-
urtheilen, ob auch alles lauter, rein und der in der
heiligen Schrift geoffenbareten Wahrheit ge-
mäß sey, oder nicht: damit nicht aus menschli-
cher Schwachheit, und aus des Satans Betrug
etwas irriges mit unterlaufe, und Zerrüttung
mache. Darum es heißt 1 Thess. 5, 19. 20. 21.
Den Geist dämpfet nicht: Die Weissagung
verachtet nicht. Prüfet alles, und das Gu-
te behaltet.
Und 1 Joh. 4, 1. Jhr Lieben,
glaubet nicht einem ieglichen Geiste, son-
dern prüfet die Geister, ob sie von GOTT
sind.)

V. 30.

So aber eine Offenbarung geschiehet
einem andern, der da sitzet
(und also zuhöret;
da hingegen der, so da redete, es pflegete stehend
zu thun, auch um desto besser gehöret zu werden)
so schweige der erste (wenn er nemlich schon
einigen Vortrag gethan, und aus gewissen Zei-
chen wahrnimmt, daß GOtt einem andern ei-
nen besondern Trieb giebet, öffentlich zu reden,
ihm auch dazu die Materie selbst eingegeben
hat.

Anmerckung.

Daß die Offenbarung, oder aus der Offen-

barung
R r

Cap. 14, v. 26-30. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] ben wird, ſo iſt die Rede nicht von einer Ver-
ſammlung der Unglaͤubigen, ſondern der Glaͤubi-
gen, in welche ein Unglaͤubiger aus Neugierig-
keit, oder auch wol zur Pruͤfung, und aus einiger
ſchon vorher empfangenen guten Ruͤhrung ge-
het. Man kan auch den erſten Ort gar fuͤglich
von ſolchen Unglaͤubigen verſtehen, welche das
Principium der heiligen Schrift noch nicht an-
nehmen; den letzten aber von ſolchen, die es
aus der vorlaufenden Gnade bereits bey ſich
gelten laſſen.

V. 26.

Wie iſt ihm denn nun, lieben Bruͤder?
(wie ſoll es kuͤnftig mit dem Gebrauche der Ga-
ben in der oͤffentlichen Gemeine gehalten wer-
den? Das folget nun am Ende dieſes 26ten Ver-
ſes und hernach) Wenn ihr zuſammen kom-
met, ſo hat ein ieglicher
(der eine diß, das
andere das von geiſtlichen Gaben) Pſalmen,
(einen Lob-Geſang, welchen er aus Eingebung
des Heiligen Geiſtes machet, oder ſchon gemachet
hat,) er hat eine Lehre, (thut einen Vortrag
von dieſer und jener zum Grunde, oder zur Ord-
nung des Heils gehoͤrigen Lehre, darauf er durch
einen beſondern Trieb des Heiligen Geiſtes
koͤmmt) er hat Zungen, (redet eine fremde
Sprache,) er hat Offenbarung (von unbekan-
ten und kuͤnftigen Dingen, dergleichen das Buch
der Offenbarung Johannis in ſich haͤlt, davon
ſich auch hin und wieder etwas in den Apoſtoli-
ſchen Briefen befindet,) er hat Auslegung,
(theils deſſen, was er ſelbſt, oder andere in frem-
den Sprachen vorgetragen; theils der duncke-
len Oerter der Heil. Schrift alten Teſtaments.)
Laſſet es alles geſchehen zur Beſſerung,
(welches eure erſte Regel ſey bey dem Gebrauch
ſolcher an ſich guten und herrlichen Gaben, dar-
auf nun noch mehrere folgen.)

V. 27.

So iemand mit der Zungen (fremde
Sprachen) redet, oder zween, oder aufs
meiſte drey, eines ums ander, ſo lege es
einer aus.

Anmerckung.

Bey dem Gebrauch der fremden Sprachen
giebt der Apoſtel eine dreyfache Erinnerung, wie
es dabey gehalten werden ſolle:

1. Es ſollen bey einer Zuſammenkunft ſich derſel-
ben nur ihrer wenige bedienen, aufs hoͤchſte
ihrer drey, damit nicht zu viel Zeit damit zu-
gebracht werde.
2. Sie ſollen nicht zuſammen auf einmal reden;
als womit ſie einander nur verhindern und
Unordnung machen wuͤrden; ſondern einer
ſoll den Vortrag nach dem andern thun: da
denn die Tugend der Demuth und weiſen
Maͤßigung viele Gelegenheit zur Ubung
hatte.
3. Einer ſoll das Vorgetragene auslegen, de-
nen zum Beſten, die der fremden Sprachen
nicht kundig waren. Welches denn bey dem
Ausleger eine doppelte Gabe erfoderte: erſt-
lich die Wiſſenſchaft der fremden Sprachen;
[Spaltenumbruch] und denn die Gabe der deutlichen Auslegung,
bey welcher zugleich aus einer beſondern Wir-
ckung des Heiligen Geiſtes eine ſolche ſtarcke
Gedaͤchtniß-Kraft iſt noͤthig geweſen, daß ei-
ner die in einer fremden Sprache gehaltene
Rede von Anfang bis zu Ende hat wiederho-
len koͤnnen; ſintemal es nicht zu vermuthen
iſt, daß die Auslegung wird ſtuͤckweiſe dar-
zwiſchen geſchehen ſeyn.
V. 28.

Jſt aber nicht ein Ausleger (vorhanden,
welches man aus der deßwegen gemachten, oder
doch zu machenden Einrichtung und Ordnung,
leichtlich hat ſehen koͤnnen; zumal wenn einer ei-
nen Vortrag in einer fremden Sprache gethan,
und darauf beym innehalten ſich kein Ausleger
gefunden hat. Da denn weder der andere, noch
der dritte, nach v. 27. hat in der fremden Spra-
che fortfahren ſollen:) ſo ſchweige er unter
der Gemeine; rede aber ihm ſelber und
GOtte
(in dem, was er erkennet, laſſe er es
bey den gottſeligen Gedancken bleiben, und rich-
te ſolche innerlich bey ſich ſelbſt zur Chre GOttes;
doch alſo, daß er ſein Gemuͤth von dem, was ihm
aus der andern ihrem Vortrage zur Erbauung
dienen kan, nicht abziehet; oder auch er uͤberden-
cke es daheim, da er es allein m̃it ſich und GOtt
zu thun hat.)

V. 29.

Die Weiſſager aber laſſet reden, zween,
oder drey,
(daß des Vortrages nicht zu viel
werde zur Verhinderung der Andacht; dazu den
einen nach dem andern; ſintemal ſonſt einer von
dem andern im Reden, und auch die Zuhoͤrer im
Aufmercken wuͤrden geſtoͤret werden,) und die
andern
(die da die Gabe haben der Pruͤfung,
die Geiſter zu unterſcheiden) laſſet richten (be-
urtheilen, ob auch alles lauter, rein und der in der
heiligen Schrift geoffenbareten Wahrheit ge-
maͤß ſey, oder nicht: damit nicht aus menſchli-
cher Schwachheit, und aus des Satans Betrug
etwas irriges mit unterlaufe, und Zerruͤttung
mache. Darum es heißt 1 Theſſ. 5, 19. 20. 21.
Den Geiſt daͤmpfet nicht: Die Weiſſagung
verachtet nicht. Pruͤfet alles, und das Gu-
te behaltet.
Und 1 Joh. 4, 1. Jhr Lieben,
glaubet nicht einem ieglichen Geiſte, ſon-
dern pruͤfet die Geiſter, ob ſie von GOTT
ſind.)

V. 30.

So aber eine Offenbarung geſchiehet
einem andern, der da ſitzet
(und alſo zuhoͤret;
da hingegen der, ſo da redete, es pflegete ſtehend
zu thun, auch um deſto beſſer gehoͤret zu werden)
ſo ſchweige der erſte (wenn er nemlich ſchon
einigen Vortrag gethan, und aus gewiſſen Zei-
chen wahrnimmt, daß GOtt einem andern ei-
nen beſondern Trieb giebet, oͤffentlich zu reden,
ihm auch dazu die Materie ſelbſt eingegeben
hat.

Anmerckung.

Daß die Offenbarung, oder aus der Offen-

barung
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[313/0341] Cap. 14, v. 26-30. an die Corinthier. ben wird, ſo iſt die Rede nicht von einer Ver- ſammlung der Unglaͤubigen, ſondern der Glaͤubi- gen, in welche ein Unglaͤubiger aus Neugierig- keit, oder auch wol zur Pruͤfung, und aus einiger ſchon vorher empfangenen guten Ruͤhrung ge- het. Man kan auch den erſten Ort gar fuͤglich von ſolchen Unglaͤubigen verſtehen, welche das Principium der heiligen Schrift noch nicht an- nehmen; den letzten aber von ſolchen, die es aus der vorlaufenden Gnade bereits bey ſich gelten laſſen. V. 26. Wie iſt ihm denn nun, lieben Bruͤder? (wie ſoll es kuͤnftig mit dem Gebrauche der Ga- ben in der oͤffentlichen Gemeine gehalten wer- den? Das folget nun am Ende dieſes 26ten Ver- ſes und hernach) Wenn ihr zuſammen kom- met, ſo hat ein ieglicher (der eine diß, das andere das von geiſtlichen Gaben) Pſalmen, (einen Lob-Geſang, welchen er aus Eingebung des Heiligen Geiſtes machet, oder ſchon gemachet hat,) er hat eine Lehre, (thut einen Vortrag von dieſer und jener zum Grunde, oder zur Ord- nung des Heils gehoͤrigen Lehre, darauf er durch einen beſondern Trieb des Heiligen Geiſtes koͤmmt) er hat Zungen, (redet eine fremde Sprache,) er hat Offenbarung (von unbekan- ten und kuͤnftigen Dingen, dergleichen das Buch der Offenbarung Johannis in ſich haͤlt, davon ſich auch hin und wieder etwas in den Apoſtoli- ſchen Briefen befindet,) er hat Auslegung, (theils deſſen, was er ſelbſt, oder andere in frem- den Sprachen vorgetragen; theils der duncke- len Oerter der Heil. Schrift alten Teſtaments.) Laſſet es alles geſchehen zur Beſſerung, (welches eure erſte Regel ſey bey dem Gebrauch ſolcher an ſich guten und herrlichen Gaben, dar- auf nun noch mehrere folgen.) V. 27. So iemand mit der Zungen (fremde Sprachen) redet, oder zween, oder aufs meiſte drey, eines ums ander, ſo lege es einer aus. Anmerckung. Bey dem Gebrauch der fremden Sprachen giebt der Apoſtel eine dreyfache Erinnerung, wie es dabey gehalten werden ſolle: 1. Es ſollen bey einer Zuſammenkunft ſich derſel- ben nur ihrer wenige bedienen, aufs hoͤchſte ihrer drey, damit nicht zu viel Zeit damit zu- gebracht werde. 2. Sie ſollen nicht zuſammen auf einmal reden; als womit ſie einander nur verhindern und Unordnung machen wuͤrden; ſondern einer ſoll den Vortrag nach dem andern thun: da denn die Tugend der Demuth und weiſen Maͤßigung viele Gelegenheit zur Ubung hatte. 3. Einer ſoll das Vorgetragene auslegen, de- nen zum Beſten, die der fremden Sprachen nicht kundig waren. Welches denn bey dem Ausleger eine doppelte Gabe erfoderte: erſt- lich die Wiſſenſchaft der fremden Sprachen; und denn die Gabe der deutlichen Auslegung, bey welcher zugleich aus einer beſondern Wir- ckung des Heiligen Geiſtes eine ſolche ſtarcke Gedaͤchtniß-Kraft iſt noͤthig geweſen, daß ei- ner die in einer fremden Sprache gehaltene Rede von Anfang bis zu Ende hat wiederho- len koͤnnen; ſintemal es nicht zu vermuthen iſt, daß die Auslegung wird ſtuͤckweiſe dar- zwiſchen geſchehen ſeyn. V. 28. Jſt aber nicht ein Ausleger (vorhanden, welches man aus der deßwegen gemachten, oder doch zu machenden Einrichtung und Ordnung, leichtlich hat ſehen koͤnnen; zumal wenn einer ei- nen Vortrag in einer fremden Sprache gethan, und darauf beym innehalten ſich kein Ausleger gefunden hat. Da denn weder der andere, noch der dritte, nach v. 27. hat in der fremden Spra- che fortfahren ſollen:) ſo ſchweige er unter der Gemeine; rede aber ihm ſelber und GOtte (in dem, was er erkennet, laſſe er es bey den gottſeligen Gedancken bleiben, und rich- te ſolche innerlich bey ſich ſelbſt zur Chre GOttes; doch alſo, daß er ſein Gemuͤth von dem, was ihm aus der andern ihrem Vortrage zur Erbauung dienen kan, nicht abziehet; oder auch er uͤberden- cke es daheim, da er es allein m̃it ſich und GOtt zu thun hat.) V. 29. Die Weiſſager aber laſſet reden, zween, oder drey, (daß des Vortrages nicht zu viel werde zur Verhinderung der Andacht; dazu den einen nach dem andern; ſintemal ſonſt einer von dem andern im Reden, und auch die Zuhoͤrer im Aufmercken wuͤrden geſtoͤret werden,) und die andern (die da die Gabe haben der Pruͤfung, die Geiſter zu unterſcheiden) laſſet richten (be- urtheilen, ob auch alles lauter, rein und der in der heiligen Schrift geoffenbareten Wahrheit ge- maͤß ſey, oder nicht: damit nicht aus menſchli- cher Schwachheit, und aus des Satans Betrug etwas irriges mit unterlaufe, und Zerruͤttung mache. Darum es heißt 1 Theſſ. 5, 19. 20. 21. Den Geiſt daͤmpfet nicht: Die Weiſſagung verachtet nicht. Pruͤfet alles, und das Gu- te behaltet. Und 1 Joh. 4, 1. Jhr Lieben, glaubet nicht einem ieglichen Geiſte, ſon- dern pruͤfet die Geiſter, ob ſie von GOTT ſind.) V. 30. So aber eine Offenbarung geſchiehet einem andern, der da ſitzet (und alſo zuhoͤret; da hingegen der, ſo da redete, es pflegete ſtehend zu thun, auch um deſto beſſer gehoͤret zu werden) ſo ſchweige der erſte (wenn er nemlich ſchon einigen Vortrag gethan, und aus gewiſſen Zei- chen wahrnimmt, daß GOtt einem andern ei- nen beſondern Trieb giebet, oͤffentlich zu reden, ihm auch dazu die Materie ſelbſt eingegeben hat. Anmerckung. Daß die Offenbarung, oder aus der Offen- barung R r

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/341>, abgerufen am 25.11.2024.