Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Cap. 12, v. 11-13. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
nem andern Geister (Seelen, sonderlich derLehrer, die sich auf einen besondern Trieb des Geistes bezogen, selbst aber nach der Natur aller Menschen, unsichtbare Geister waren) zu un- terscheiden (ob sie aus GOtt sind, oder nicht: gleichwie Petrus Simonem prüfete Act. 8, 20. Und Johannes fodert 1 Joh. 4, 1. Welche Ga- be zwar in so weit allgemein seyn muß, als sie nöthig ist, einen wahren Hirten von einem Miet- linge nach Lehr und Leben in den rechten Haupt- stücken zu unterscheiden; aber doch bey einigen sich in einem besondern Grad funde, und zur Ent- deckung solcher Geister dienete, welche sich gleichsam in Engel des Lichtes verstellen und Un- geübte leichtlich einnehmen und berücken konten) Einem andern mancherley Sprachen (die er vor dem nie gelernet hatte, und sonderlich zu dem Ende gegeben wurden, damit man daraus die Eigenschaft des unter alle Völcker auszubrei- tenden Reichs des Meßiä erkennen, und bey Gelegenheit nebst den Aposteln das seinige dazu mit beytragen möchte) Einem andern die (fremden) Sprachen auszulegen) in einer bekanten, und also die fremden Sprachen zwar nicht zu reden, aber doch zu verstehen; und zwar also, daß er sie gar fertig andern erklaren kan. Siehe auch c. 14, 27. V. 11. Diß aber wircket derselbige einige V. 12. Denn gleichwie ein Leib ist, und hat V. 13. Denn wir sind durch einen Geist (da- Anmerckungen. 1. Der Apostel führet den Empfang, oder Gebrauch der beyden Sacramenten an zum Er- weise der unter einander zu haltenden Einigkeit des Geistes: zu welchem Ende er den Heiligen Geist to en pneuma, den einen Geist nennet: sintemal nicht der eine diesen, der andere einen andern Geist empfangen hatte. 2. Wenn er des Heiligen Geistes bey der heiligen Taufe gedencket, so will er damit so viel sagen, als unser Heiland, wenn er Joh. 3, 5. spricht, daß man müsse aus dem Wasser und Geiste wiedergeboren werden: sinte- mal das Tauf-Wasser seine Kraft hat von GOtt dem Heiligen Geiste, der dadurch den Glauben an Christum, den er verkläret, in dem Hertzen anzündet, oder bekräftiget: wie denn auch die heilige Taufe daher Tit. 3, 5. 6. heißt ein Bad der Wiedergeburt und Erneurung des über uns reichlich ausgegossenen Heiligen Geistes. 3. Zu einem Leibe getaufet werden, ist durch die Taufe Christo also einverleibet wer- den, daß man unter ihm, als dem einzigen wah- ren Haupte, ein wahres Glied sey an seinem von ihm belebten und regirten geistlichen Leibe. Daher man aufs kräftigste zur Einigkeit verbun- den ist, da man zu einem Leibe durch eine Taufe gelanget; wie denn Paulus auch Eph. 4, v. 5. dieses, daß wir nur einen HErrn, einen Glauben und eine Taufe haben, zum Erweise der Einig- keit gebraucht, und v. 4. spricht, daß da sey ein Leib und ein Geist, von dem nemlich alle Glie- der regieret würden. 4. Daß der Apostel mit dem Worte ge- träncket auf das H. Abendmahl siehet, ist leicht- lich daraus zu erkennen, daß er vorher der heili- gen Taufe gedencket. Und gleichwie die Re- dens-Art, geträncket werden, genommen ist aus den c. 11. v. 25. sq. oft wiederholeten Wor- ten, von dem Kelche trincken; so siehet er da- mit auch wol ohne Zweifel weiter zurück auf das c. 10, v. 4. angeführte Vorbild vom Trincken aus dem leiblichen und aus dem geistlichen Fels, Christo. 5. Daß aber Paulus vom H. Abendmahl nur der einen Gestalt des Kelcks, oder Trin- ckens, nicht aber zugleich auch der andern, des ge- segneten Brodts, gedencket, kömmt wol daher, weil er vorher der Taufe gedacht; mit welcher das geträncket werden eine mehrere Aehn- lichkeit hat, als gespeiset werden. Daß aber mit Anführung der einen Gestalt der andern nichts zu nahe geschehe, siehet man auch daraus, daß das, was der Apostel alhier von dem gesegne- ten Kelche, oder Weine saget, c. 10, 17. von dem gesegneten Brodte spricht: denn ein Brodt ists, so sind wir viele ein Leib, die- weil wir alle eines Brodtes theilhaftig sind. 6. Zu P p 3
Cap. 12, v. 11-13. an die Corinthier. [Spaltenumbruch]
nem andern Geiſter (Seelen, ſonderlich derLehrer, die ſich auf einen beſondern Trieb des Geiſtes bezogen, ſelbſt aber nach der Natur aller Menſchen, unſichtbare Geiſter waren) zu un- terſcheiden (ob ſie aus GOtt ſind, oder nicht: gleichwie Petrus Simonem pruͤfete Act. 8, 20. Und Johannes fodert 1 Joh. 4, 1. Welche Ga- be zwar in ſo weit allgemein ſeyn muß, als ſie noͤthig iſt, einen wahren Hirten von einem Miet- linge nach Lehr und Leben in den rechten Haupt- ſtuͤcken zu unterſcheiden; aber doch bey einigen ſich in einem beſondern Grad funde, und zur Ent- deckung ſolcher Geiſter dienete, welche ſich gleichſam in Engel des Lichtes verſtellen und Un- geuͤbte leichtlich einnehmen und beruͤcken konten) Einem andern mancherley Sprachen (die er vor dem nie gelernet hatte, und ſonderlich zu dem Ende gegeben wurden, damit man daraus die Eigenſchaft des unter alle Voͤlcker auszubrei- tenden Reichs des Meßiaͤ erkennen, und bey Gelegenheit nebſt den Apoſteln das ſeinige dazu mit beytragen moͤchte) Einem andern die (fremden) Sprachen auszulegen) in einer bekanten, und alſo die fremden Sprachen zwar nicht zu reden, aber doch zu verſtehen; und zwar alſo, daß er ſie gar fertig andern erklaren kan. Siehe auch c. 14, 27. V. 11. Diß aber wircket derſelbige einige V. 12. Denn gleichwie ein Leib iſt, und hat V. 13. Denn wir ſind durch einen Geiſt (da- Anmerckungen. 1. Der Apoſtel fuͤhret den Empfang, oder Gebrauch der beyden Sacramenten an zum Er- weiſe der unter einander zu haltenden Einigkeit des Geiſtes: zu welchem Ende er den Heiligen Geiſt τὸ ἕν πνεῦμα, den einen Geiſt nennet: ſintemal nicht der eine dieſen, der andere einen andern Geiſt empfangen hatte. 2. Wenn er des Heiligen Geiſtes bey der heiligen Taufe gedencket, ſo will er damit ſo viel ſagen, als unſer Heiland, wenn er Joh. 3, 5. ſpricht, daß man muͤſſe aus dem Waſſer und Geiſte wiedergeboren werden: ſinte- mal das Tauf-Waſſer ſeine Kraft hat von GOtt dem Heiligen Geiſte, der dadurch den Glauben an Chriſtum, den er verklaͤret, in dem Hertzen anzuͤndet, oder bekraͤftiget: wie denn auch die heilige Taufe daher Tit. 3, 5. 6. heißt ein Bad der Wiedergeburt und Erneurung des uͤber uns reichlich ausgegoſſenen Heiligen Geiſtes. 3. Zu einem Leibe getaufet werden, iſt durch die Taufe Chriſto alſo einverleibet wer- den, daß man unter ihm, als dem einzigen wah- ren Haupte, ein wahres Glied ſey an ſeinem von ihm belebten und regirten geiſtlichen Leibe. Daher man aufs kraͤftigſte zur Einigkeit verbun- den iſt, da man zu einem Leibe durch eine Taufe gelanget; wie denn Paulus auch Eph. 4, v. 5. dieſes, daß wir nur einen HErrn, einen Glauben und eine Taufe haben, zum Erweiſe der Einig- keit gebraucht, und v. 4. ſpricht, daß da ſey ein Leib und ein Geiſt, von dem nemlich alle Glie- der regieret wuͤrden. 4. Daß der Apoſtel mit dem Worte ge- traͤncket auf das H. Abendmahl ſiehet, iſt leicht- lich daraus zu erkennen, daß er vorher der heili- gen Taufe gedencket. Und gleichwie die Re- dens-Art, getraͤncket werden, genommen iſt aus den c. 11. v. 25. ſq. oft wiederholeten Wor- ten, von dem Kelche trincken; ſo ſiehet er da- mit auch wol ohne Zweifel weiter zuruͤck auf das c. 10, v. 4. angefuͤhrte Vorbild vom Trincken aus dem leiblichen und aus dem geiſtlichen Fels, Chriſto. 5. Daß aber Paulus vom H. Abendmahl nur der einen Geſtalt des Kelcks, oder Trin- ckens, nicht aber zugleich auch der andern, des ge- ſegneten Brodts, gedencket, koͤmmt wol daher, weil er vorher der Taufe gedacht; mit welcher das getraͤncket werden eine mehrere Aehn- lichkeit hat, als geſpeiſet werden. Daß aber mit Anfuͤhrung der einen Geſtalt der andern nichts zu nahe geſchehe, ſiehet man auch daraus, daß das, was der Apoſtel alhier von dem geſegne- ten Kelche, oder Weine ſaget, c. 10, 17. von dem geſegneten Brodte ſpricht: denn ein Brodt iſts, ſo ſind wir viele ein Leib, die- weil wir alle eines Brodtes theilhaftig ſind. 6. Zu P p 3
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Cap. 12, v. 11-13. an die Corinthier.
nem andern Geiſter (Seelen, ſonderlich der
Lehrer, die ſich auf einen beſondern Trieb des
Geiſtes bezogen, ſelbſt aber nach der Natur aller
Menſchen, unſichtbare Geiſter waren) zu un-
terſcheiden (ob ſie aus GOtt ſind, oder nicht:
gleichwie Petrus Simonem pruͤfete Act. 8, 20.
Und Johannes fodert 1 Joh. 4, 1. Welche Ga-
be zwar in ſo weit allgemein ſeyn muß, als ſie
noͤthig iſt, einen wahren Hirten von einem Miet-
linge nach Lehr und Leben in den rechten Haupt-
ſtuͤcken zu unterſcheiden; aber doch bey einigen
ſich in einem beſondern Grad funde, und zur Ent-
deckung ſolcher Geiſter dienete, welche ſich
gleichſam in Engel des Lichtes verſtellen und Un-
geuͤbte leichtlich einnehmen und beruͤcken konten)
Einem andern mancherley Sprachen (die
er vor dem nie gelernet hatte, und ſonderlich zu
dem Ende gegeben wurden, damit man daraus die
Eigenſchaft des unter alle Voͤlcker auszubrei-
tenden Reichs des Meßiaͤ erkennen, und bey
Gelegenheit nebſt den Apoſteln das ſeinige dazu
mit beytragen moͤchte) Einem andern die
(fremden) Sprachen auszulegen) in einer
bekanten, und alſo die fremden Sprachen zwar
nicht zu reden, aber doch zu verſtehen; und zwar
alſo, daß er ſie gar fertig andern erklaren kan.
Siehe auch c. 14, 27.
V. 11.
Diß aber wircket derſelbige einige
Geiſt, und theilet einem ieglichen ſeines
zu, nachdem er will (ſintemal er niemanden
nichts ſchuldig iſt, und alſo auch niemand
dieſe und jene Gabe fuͤr ſich fodern kan. Mit
welcher Freyheit der Austheilung er ſeine hoͤch-
ſte Ober-Macht und Regierung der Kirche be-
zeiget. Wie man denn daraus erkennet, daß er
wahrer GOtt und eine beſondere Perſon der
einigen Gottheit iſt, da ihm das wollen und
wircken beygeleget wird. Siehe auch Joh. 3, 8.
Rom. 12, 3. Eph. 4, 7. Hebr. 2, 4.)
V. 12.
Denn gleichwie ein Leib iſt, und hat
doch viel Glieder, alle Glieder aber eines
Leibes, wiewol ihrer viele ſind, ſind ſie
doch (nur) ein Leib: alſo auch Chriſtus (in
Anſehung ſeines geiſtlichen Leibes; als der, ob
er gleich viele Glaͤubigen von vielen Nationen
und von mancherley Gaben, als Glieder hat,
dennoch nur einen geiſtlichen Leib hat, davon er
das einzige Oberhaupt iſt. Auf welches Gleich-
niß, welches zu dieſer Sache Vorſtellung gar
bequem iſt, der Apoſtel auch anderwaͤrtig fuͤhret,
als Rom. 12, 4. 5. 1 Cor. 10, 17. Eph. 4, 4. 7.
16. 25. 5, 30.)
V. 13.
Denn wir ſind durch einen Geiſt (da-
von die heilige Taufe ihre Kraft hat) alle zu ei-
nem (geiſtlichen) Leibe getaufet, wir ſeynd
Juͤden, oder Griechen, Knechte oder
Freyen (wir moͤgen nach der Religion als Ju-
den und Heiden, oder nach dem Stande, als
leibeigene Knechte, oder freye Leute, nach jenem
vorher, nach dieſem noch ietzo unterſchieden ſeyn)
und ſind alle zu einem Geiſt (um uns davon
regieren zu laſſen im heiligen Abendmahl) ge-
traͤncket.
Anmerckungen.
1. Der Apoſtel fuͤhret den Empfang, oder
Gebrauch der beyden Sacramenten an zum Er-
weiſe der unter einander zu haltenden Einigkeit
des Geiſtes: zu welchem Ende er den Heiligen
Geiſt τὸ ἕν πνεῦμα, den einen Geiſt nennet:
ſintemal nicht der eine dieſen, der andere einen
andern Geiſt empfangen hatte.
2. Wenn er des Heiligen Geiſtes bey
der heiligen Taufe gedencket, ſo will er damit
ſo viel ſagen, als unſer Heiland, wenn er Joh. 3,
5. ſpricht, daß man muͤſſe aus dem Waſſer
und Geiſte wiedergeboren werden: ſinte-
mal das Tauf-Waſſer ſeine Kraft hat von GOtt
dem Heiligen Geiſte, der dadurch den Glauben
an Chriſtum, den er verklaͤret, in dem Hertzen
anzuͤndet, oder bekraͤftiget: wie denn auch die
heilige Taufe daher Tit. 3, 5. 6. heißt ein Bad
der Wiedergeburt und Erneurung des
uͤber uns reichlich ausgegoſſenen Heiligen
Geiſtes.
3. Zu einem Leibe getaufet werden,
iſt durch die Taufe Chriſto alſo einverleibet wer-
den, daß man unter ihm, als dem einzigen wah-
ren Haupte, ein wahres Glied ſey an ſeinem
von ihm belebten und regirten geiſtlichen Leibe.
Daher man aufs kraͤftigſte zur Einigkeit verbun-
den iſt, da man zu einem Leibe durch eine Taufe
gelanget; wie denn Paulus auch Eph. 4, v. 5.
dieſes, daß wir nur einen HErrn, einen Glauben
und eine Taufe haben, zum Erweiſe der Einig-
keit gebraucht, und v. 4. ſpricht, daß da ſey ein
Leib und ein Geiſt, von dem nemlich alle Glie-
der regieret wuͤrden.
4. Daß der Apoſtel mit dem Worte ge-
traͤncket auf das H. Abendmahl ſiehet, iſt leicht-
lich daraus zu erkennen, daß er vorher der heili-
gen Taufe gedencket. Und gleichwie die Re-
dens-Art, getraͤncket werden, genommen iſt
aus den c. 11. v. 25. ſq. oft wiederholeten Wor-
ten, von dem Kelche trincken; ſo ſiehet er da-
mit auch wol ohne Zweifel weiter zuruͤck auf das
c. 10, v. 4. angefuͤhrte Vorbild vom Trincken
aus dem leiblichen und aus dem geiſtlichen
Fels, Chriſto.
5. Daß aber Paulus vom H. Abendmahl
nur der einen Geſtalt des Kelcks, oder Trin-
ckens, nicht aber zugleich auch der andern, des ge-
ſegneten Brodts, gedencket, koͤmmt wol daher,
weil er vorher der Taufe gedacht; mit welcher
das getraͤncket werden eine mehrere Aehn-
lichkeit hat, als geſpeiſet werden. Daß aber
mit Anfuͤhrung der einen Geſtalt der andern
nichts zu nahe geſchehe, ſiehet man auch daraus,
daß das, was der Apoſtel alhier von dem geſegne-
ten Kelche, oder Weine ſaget, c. 10, 17. von
dem geſegneten Brodte ſpricht: denn ein
Brodt iſts, ſo ſind wir viele ein Leib, die-
weil wir alle eines Brodtes theilhaftig
ſind.
6. Zu
P p 3
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