Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 12, 1. 2. [Spaltenumbruch]
ihr zusammen kommet zu essen (vor dem sa-cramentlichen Genuß des gesegneten Brodts und Weins, das Liebesmal mit einander zu hal- ten) so harre eines des andern (daß diejeni- gen, welche die Nothdurft mit sich gebracht ha- ben, nicht vor der dürftigen ihrer Ankunft, das ihrige verzehren nach v. 21. sondern ihrer erwar- ten. V. 34. Hungert aber iemand (hat ie- mand auf das Liebesmal etwa vorher schon ge- fastet, daß ihm das Warten zu lange werden will) der esse (lieber vorher ohne Fasten) da- heime, auf daß ihr nicht zum Gericht zu- sammen kommet (nach v. 21. 22. mit Fortse- tzung der bisherigen Unordnung gerechte Heim- [Spaltenumbruch] suchungen GOttes verursachet.) Das ande- re (was noch sonst von dem öffentlichen Gottes- dienste, auch wol von noch einigen andern Pun- cten, ausser dem, was Cap. 12. und 14. folget, zu erinnern wäre) will ich ordnen (als welches die Apostel mit besonderer Auctorität thun kon- ten) wenn ich komme (welches im folgenden Jahre, nachdem der Apostel noch vorher die an- dere Epistel geschrieben hatte, geschehen ist, nem- lich im Jahr Christi 57. da er sich denn drey Monate zu Corinthen aufgehalten, und da- selbst den Brief an die Römer geschrieben hat. Ap. Gesch. 20, 2. 3. Siehe oben die Einlei- tung. Das zwölfte Capitel/ Darinnen die Materie von den meist ausserordentlichen geistli- chen Gnaden-Gaben abgehandelt und gezeiget wird/ wie dieselbe von den Gliedern des geistlichen Leibes CHristi in guter Ordnung und demüthigem Gebrauch zur gemeinen Erbauung sollen angewendet werden. V. 1. [Spaltenumbruch]
VOn den geistlichen Gaben aber Anmerckungen. 1. GOtt hat in der ersten Kirche bey ih- rer Pflantzung und Bevestigung nicht allein die Apostel mit besondern und ausserordentlichen Gaben der Wunderthätigkeit ausgerüstet, son- dern er theilete dieselbe in gewisser Masse durch die Handauflegung der Apostel auch vielen Gläu- bigen in der Gemeine mit, um theils sie damit zu überzeugen, wie daß sie ihm in Christo nicht weniger lieb und werth wären, als die Apostel; theils aber auch die Gemeinen selbst gegen die, die draussen waren, so vielmehr zu characterisiren, und dadurch zu derselben immer mehr von den Un- glaubigen herbey zu ziehen. Dieses siehet man an der Gemeinde zu Corinthen; wie auch an andern Ap. Gesch. 8, 17. seqq. c. 10, 44. seqq. c. 11, 17. c. 20 6. nach der Verheissung CHristi Joh. 7, 38. 39. Marc. 16, 17. 18. 2. Von diesen besondern und grossen theils Wunder-Gaben sind wohl zu unterscheiden die Gaben der Heiligung, das ist, solche, welche einem Christen zum Glauben, zur Liebe und zur würdigen Ausübung aller Christen-Pflichten nö- thig sind, und zur Ordnung des Heils also ge- hören, daß diese ohne sie nicht statt hat, noch man ohne dieselbe zur Seligkeit gelangen kan. Und da die Heiligungs Gaben von solcher Noth- wendigkeit sind, so sind sie auch allgemein, und [Spaltenumbruch] werden den Gläubigey zu allen Zeiten mitgethei- let; ja der Glaube selbst ist die Mittheilung, und selbst die Haupt-Gabe. Und also gehet uns, durch Ermangelung der Wunder-Gaben, zur Erlangung der Seligkeit gar nichts ab. 3. Es sind aber die ausserordentlichen Amts-Gaben der Apostel wohl zu unterschei- den von den ordentlichen und gemeinen, so da bestunden in den natürlichen Kräften ihres Gemüths, auch in einigen natürlicher Weise erlangeten Wissenschaften; wie sich sonderlich bey Paulo funden; und fürnehmlich in der na- türlichen Gabe des Vortrages. Denn ob die- se gleich bey ihnen geheiliget wurden, so waren sie doch an sich selbst nur bloß natürliche Gaben. Und also ists ein grosser Misschlag im Urtheil, wenn einige, welche fleischlich gesinneten Lehrern das Wort reden, und mit solcher Vorsprache selbst ihren unbekehrten Sinn an den Tag legen, von den ausserordentlichen Gaben der be- kehrten Apostel einen Schluß machen auf die ordentlichen Natur-Gaben unbekehrter Lehrer, und daher, weil jene vom Heiligen Geiste gewesen, auch diese dafür ausgeben. Da ja kaum ein Schluß ungereimter seyn kan, als dieser. V. 2. Jhr wisset, daß ihr (grossen Theils vor den
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 12, 1. 2. [Spaltenumbruch]
ihr zuſammen kommet zu eſſen (vor dem ſa-cramentlichen Genuß des geſegneten Brodts und Weins, das Liebesmal mit einander zu hal- ten) ſo harre eines des andern (daß diejeni- gen, welche die Nothdurft mit ſich gebracht ha- ben, nicht vor der duͤrftigen ihrer Ankunft, das ihrige verzehren nach v. 21. ſondern ihrer erwar- ten. V. 34. Hungert aber iemand (hat ie- mand auf das Liebesmal etwa vorher ſchon ge- faſtet, daß ihm das Warten zu lange werden will) der eſſe (lieber vorher ohne Faſten) da- heime, auf daß ihr nicht zum Gericht zu- ſammen kommet (nach v. 21. 22. mit Fortſe- tzung der bisherigen Unordnung gerechte Heim- [Spaltenumbruch] ſuchungen GOttes verurſachet.) Das ande- re (was noch ſonſt von dem oͤffentlichen Gottes- dienſte, auch wol von noch einigen andern Pun- cten, auſſer dem, was Cap. 12. und 14. folget, zu erinnern waͤre) will ich ordnen (als welches die Apoſtel mit beſonderer Auctoritaͤt thun kon- ten) wenn ich komme (welches im folgenden Jahre, nachdem der Apoſtel noch vorher die an- dere Epiſtel geſchrieben hatte, geſchehen iſt, nem- lich im Jahr Chriſti 57. da er ſich denn drey Monate zu Corinthen aufgehalten, und da- ſelbſt den Brief an die Roͤmer geſchrieben hat. Ap. Geſch. 20, 2. 3. Siehe oben die Einlei- tung. Das zwoͤlfte Capitel/ Darinnen die Materie von den meiſt auſſerordentlichen geiſtli- chen Gnaden-Gaben abgehandelt und gezeiget wird/ wie dieſelbe von den Gliedern des geiſtlichen Leibes CHriſti in guter Ordnung und demuͤthigem Gebrauch zur gemeinen Erbauung ſollen angewendet werden. V. 1. [Spaltenumbruch]
VOn den geiſtlichen Gaben aber Anmerckungen. 1. GOtt hat in der erſten Kirche bey ih- rer Pflantzung und Beveſtigung nicht allein die Apoſtel mit beſondern und auſſerordentlichen Gaben der Wunderthaͤtigkeit ausgeruͤſtet, ſon- dern er theilete dieſelbe in gewiſſer Maſſe durch die Handauflegung der Apoſtel auch vielen Glaͤu- bigen in der Gemeine mit, um theils ſie damit zu uͤberzeugen, wie daß ſie ihm in Chriſto nicht weniger lieb und werth waͤren, als die Apoſtel; theils aber auch die Gemeinen ſelbſt gegen die, die drauſſen waren, ſo vielmehr zu characteriſiren, und dadurch zu derſelben immer mehr von den Un- glaubigen herbey zu ziehen. Dieſes ſiehet man an der Gemeinde zu Corinthen; wie auch an andern Ap. Geſch. 8, 17. ſeqq. c. 10, 44. ſeqq. c. 11, 17. c. 20 6. nach der Verheiſſung CHriſti Joh. 7, 38. 39. Marc. 16, 17. 18. 2. Von dieſen beſondern und groſſen theils Wunder-Gaben ſind wohl zu unterſcheiden die Gaben der Heiligung, das iſt, ſolche, welche einem Chriſten zum Glauben, zur Liebe und zur wuͤrdigen Ausuͤbung aller Chriſten-Pflichten noͤ- thig ſind, und zur Ordnung des Heils alſo ge- hoͤren, daß dieſe ohne ſie nicht ſtatt hat, noch man ohne dieſelbe zur Seligkeit gelangen kan. Und da die Heiligungs Gaben von ſolcher Noth- wendigkeit ſind, ſo ſind ſie auch allgemein, und [Spaltenumbruch] werden den Glaͤubigey zu allen Zeiten mitgethei- let; ja der Glaube ſelbſt iſt die Mittheilung, und ſelbſt die Haupt-Gabe. Und alſo gehet uns, durch Ermangelung der Wunder-Gaben, zur Erlangung der Seligkeit gar nichts ab. 3. Es ſind aber die auſſerordentlichen Amts-Gaben der Apoſtel wohl zu unterſchei- den von den ordentlichen und gemeinen, ſo da beſtunden in den natuͤrlichen Kraͤften ihres Gemuͤths, auch in einigen natuͤrlicher Weiſe erlangeten Wiſſenſchaften; wie ſich ſonderlich bey Paulo funden; und fuͤrnehmlich in der na- tuͤrlichen Gabe des Vortrages. Denn ob die- ſe gleich bey ihnen geheiliget wurden, ſo waren ſie doch an ſich ſelbſt nur bloß natuͤrliche Gaben. Und alſo iſts ein groſſer Misſchlag im Urtheil, wenn einige, welche fleiſchlich geſinneten Lehrern das Wort reden, und mit ſolcher Vorſprache ſelbſt ihren unbekehrten Sinn an den Tag legen, von den auſſerordentlichen Gaben der be- kehrten Apoſtel einen Schluß machen auf die ordentlichen Natur-Gaben unbekehrter Lehrer, und daher, weil jene vom Heiligen Geiſte geweſen, auch dieſe dafuͤr ausgeben. Da ja kaum ein Schluß ungereimter ſeyn kan, als dieſer. V. 2. Jhr wiſſet, daß ihr (groſſen Theils vor den
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0326" n="98"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 12, 1. 2.</hi></hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#fr">ihr zuſammen kommet zu eſſen</hi> (vor dem ſa-<lb/> cramentlichen Genuß des geſegneten Brodts<lb/> und Weins, das Liebesmal mit einander zu hal-<lb/> ten) <hi rendition="#fr">ſo harre eines des andern</hi> (daß diejeni-<lb/> gen, welche die Nothdurft mit ſich gebracht ha-<lb/> ben, nicht vor der duͤrftigen ihrer Ankunft, das<lb/> ihrige verzehren nach v. 21. ſondern ihrer erwar-<lb/> ten. V. 34. <hi rendition="#fr">Hungert aber iemand</hi> (hat ie-<lb/> mand auf das Liebesmal etwa vorher ſchon ge-<lb/> faſtet, daß ihm das Warten zu lange werden<lb/> will) <hi rendition="#fr">der eſſe</hi> (lieber vorher ohne Faſten) <hi rendition="#fr">da-<lb/> heime, auf daß ihr nicht zum Gericht zu-<lb/> ſammen kommet</hi> (nach v. 21. 22. mit Fortſe-<lb/> tzung der bisherigen Unordnung gerechte Heim-<lb/><cb/> ſuchungen GOttes verurſachet.) <hi rendition="#fr">Das ande-<lb/> re</hi> (was noch ſonſt von dem oͤffentlichen Gottes-<lb/> dienſte, auch wol von noch einigen andern Pun-<lb/> cten, auſſer dem, was Cap. 12. und 14. folget,<lb/> zu erinnern waͤre) <hi rendition="#fr">will ich ordnen</hi> (als welches<lb/> die Apoſtel mit beſonderer <hi rendition="#aq">Auctorit</hi>aͤt thun kon-<lb/> ten) <hi rendition="#fr">wenn ich komme</hi> (welches im folgenden<lb/> Jahre, nachdem der Apoſtel noch vorher die an-<lb/> dere Epiſtel geſchrieben hatte, geſchehen iſt, nem-<lb/> lich im Jahr Chriſti 57. da er ſich denn drey<lb/> Monate zu Corinthen aufgehalten, und da-<lb/> ſelbſt den Brief an die Roͤmer geſchrieben hat.<lb/> Ap. Geſch. 20, 2. 3. Siehe oben die Einlei-<lb/> tung.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das zwoͤlfte Capitel/<lb/> Darinnen die Materie von den meiſt auſſerordentlichen geiſtli-<lb/> chen Gnaden-Gaben abgehandelt und gezeiget wird/ wie dieſelbe von<lb/> den Gliedern des geiſtlichen Leibes CHriſti in guter Ordnung<lb/> und demuͤthigem Gebrauch zur gemeinen Erbauung<lb/> ſollen angewendet werden.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <head>V. 1.</head><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#in">V</hi><hi rendition="#fr">On den geiſtlichen Gaben aber</hi><lb/> (welche hernach v. 8. 9. 10. er-<lb/> zehlet werden) <hi rendition="#fr">will ich euch, lie-<lb/> ben Bruͤder, nicht verhalten</hi><lb/> (was ihr von deren Zweck und er-<lb/> baulichen Gebrauch zu wiſſen habet; zumal da<lb/> ich ſehe, daß auch dieſer wegen, der dabey ein-<lb/> geſchlichenen Unordnung halber, euch eine Erin-<lb/> nerung noͤthig iſt.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. GOtt hat in der erſten Kirche bey ih-<lb/> rer Pflantzung und Beveſtigung nicht allein die<lb/> Apoſtel mit beſondern und auſſerordentlichen<lb/> Gaben der Wunderthaͤtigkeit ausgeruͤſtet, ſon-<lb/> dern er theilete dieſelbe in gewiſſer Maſſe durch<lb/> die Handauflegung der Apoſtel auch vielen Glaͤu-<lb/> bigen in der Gemeine mit, um theils ſie damit<lb/> zu uͤberzeugen, wie daß ſie ihm in Chriſto nicht<lb/> weniger lieb und werth waͤren, als die Apoſtel;<lb/> theils aber auch die Gemeinen ſelbſt gegen die,<lb/> die drauſſen waren, ſo vielmehr zu <hi rendition="#aq">characteriſi</hi>ren,<lb/> und dadurch zu derſelben immer mehr von den Un-<lb/> glaubigen herbey zu ziehen. Dieſes ſiehet man an<lb/> der Gemeinde zu Corinthen; wie auch an andern<lb/> Ap. Geſch. 8, 17. <hi rendition="#aq">ſeqq.</hi> c. 10, 44. <hi rendition="#aq">ſeqq.</hi> c. 11, 17.<lb/> c. 20 6. nach der Verheiſſung CHriſti Joh. 7, 38.<lb/> 39. Marc. 16, 17. 18.</item><lb/> <item>2. Von dieſen beſondern und groſſen theils<lb/><hi rendition="#fr">Wunder-Gaben</hi> ſind wohl zu unterſcheiden die<lb/><hi rendition="#fr">Gaben der Heiligung,</hi> das iſt, ſolche, welche<lb/> einem Chriſten zum Glauben, zur Liebe und zur<lb/> wuͤrdigen Ausuͤbung aller Chriſten-Pflichten noͤ-<lb/> thig ſind, und zur Ordnung des Heils alſo ge-<lb/> hoͤren, daß dieſe ohne ſie nicht ſtatt hat, noch<lb/> man ohne dieſelbe zur Seligkeit gelangen kan.<lb/> Und da die Heiligungs Gaben von ſolcher Noth-<lb/> wendigkeit ſind, ſo ſind ſie auch allgemein, und<lb/><cb/> werden den Glaͤubigey zu allen Zeiten mitgethei-<lb/> let; ja der <hi rendition="#fr">Glaube</hi> ſelbſt iſt die Mittheilung,<lb/> und ſelbſt die Haupt-Gabe. Und alſo gehet<lb/> uns, durch Ermangelung der Wunder-Gaben,<lb/> zur Erlangung der Seligkeit gar nichts ab.</item><lb/> <item>3. Es ſind aber die <hi rendition="#fr">auſſerordentlichen<lb/> Amts-Gaben</hi> der Apoſtel wohl zu unterſchei-<lb/> den von den <hi rendition="#fr">ordentlichen</hi> und <hi rendition="#fr">gemeinen,</hi> ſo<lb/> da beſtunden in den natuͤrlichen Kraͤften ihres<lb/> Gemuͤths, auch in einigen natuͤrlicher Weiſe<lb/> erlangeten Wiſſenſchaften; wie ſich ſonderlich<lb/> bey Paulo funden; und fuͤrnehmlich in der na-<lb/> tuͤrlichen Gabe des Vortrages. Denn ob die-<lb/> ſe gleich bey ihnen <hi rendition="#fr">geheiliget</hi> wurden, ſo waren<lb/> ſie doch an ſich ſelbſt nur <hi rendition="#fr">bloß natuͤrliche</hi> Gaben.<lb/> Und alſo iſts ein groſſer Misſchlag im Urtheil,<lb/> wenn einige, welche fleiſchlich geſinneten Lehrern<lb/> das Wort reden, und mit ſolcher Vorſprache<lb/> ſelbſt ihren unbekehrten Sinn an den Tag legen,<lb/> von den <hi rendition="#fr">auſſerordentlichen</hi> Gaben der <hi rendition="#fr">be-<lb/> kehrten</hi> Apoſtel einen Schluß machen auf die<lb/><hi rendition="#fr">ordentlichen Natur-Gaben unbekehrter</hi><lb/> Lehrer, und daher, weil jene vom Heiligen<lb/> Geiſte geweſen, auch dieſe dafuͤr ausgeben.<lb/> Da ja kaum ein Schluß ungereimter ſeyn kan,<lb/> als dieſer.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 2.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Jhr wiſſet, daß ihr</hi> (groſſen Theils vor<lb/> dem blinde) <hi rendition="#fr">Heiden ſeyd geweſen, und hin-<lb/> gegangen zu den ſtummen Goͤtzen, wie ihr<lb/> gefuͤhret wurdet</hi> (ihr ſeyd nebſt andern in eu-<lb/> rem blinden und tollen Sinne ἀπαγόμενοι mit<lb/> hingeriſſen worden zu den Goͤtzen, ſie um das<lb/> und das zu befragen, und ihnen zu dienen, wie<lb/> euch die Goͤtzen-Prieſter und Wahrſager an-<lb/> fuͤhreten. Dieſes wiſſet ihr, und alſo koͤnnet ihr<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0326]
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 12, 1. 2.
ihr zuſammen kommet zu eſſen (vor dem ſa-
cramentlichen Genuß des geſegneten Brodts
und Weins, das Liebesmal mit einander zu hal-
ten) ſo harre eines des andern (daß diejeni-
gen, welche die Nothdurft mit ſich gebracht ha-
ben, nicht vor der duͤrftigen ihrer Ankunft, das
ihrige verzehren nach v. 21. ſondern ihrer erwar-
ten. V. 34. Hungert aber iemand (hat ie-
mand auf das Liebesmal etwa vorher ſchon ge-
faſtet, daß ihm das Warten zu lange werden
will) der eſſe (lieber vorher ohne Faſten) da-
heime, auf daß ihr nicht zum Gericht zu-
ſammen kommet (nach v. 21. 22. mit Fortſe-
tzung der bisherigen Unordnung gerechte Heim-
ſuchungen GOttes verurſachet.) Das ande-
re (was noch ſonſt von dem oͤffentlichen Gottes-
dienſte, auch wol von noch einigen andern Pun-
cten, auſſer dem, was Cap. 12. und 14. folget,
zu erinnern waͤre) will ich ordnen (als welches
die Apoſtel mit beſonderer Auctoritaͤt thun kon-
ten) wenn ich komme (welches im folgenden
Jahre, nachdem der Apoſtel noch vorher die an-
dere Epiſtel geſchrieben hatte, geſchehen iſt, nem-
lich im Jahr Chriſti 57. da er ſich denn drey
Monate zu Corinthen aufgehalten, und da-
ſelbſt den Brief an die Roͤmer geſchrieben hat.
Ap. Geſch. 20, 2. 3. Siehe oben die Einlei-
tung.
Das zwoͤlfte Capitel/
Darinnen die Materie von den meiſt auſſerordentlichen geiſtli-
chen Gnaden-Gaben abgehandelt und gezeiget wird/ wie dieſelbe von
den Gliedern des geiſtlichen Leibes CHriſti in guter Ordnung
und demuͤthigem Gebrauch zur gemeinen Erbauung
ſollen angewendet werden.
V. 1.
VOn den geiſtlichen Gaben aber
(welche hernach v. 8. 9. 10. er-
zehlet werden) will ich euch, lie-
ben Bruͤder, nicht verhalten
(was ihr von deren Zweck und er-
baulichen Gebrauch zu wiſſen habet; zumal da
ich ſehe, daß auch dieſer wegen, der dabey ein-
geſchlichenen Unordnung halber, euch eine Erin-
nerung noͤthig iſt.)
Anmerckungen.
1. GOtt hat in der erſten Kirche bey ih-
rer Pflantzung und Beveſtigung nicht allein die
Apoſtel mit beſondern und auſſerordentlichen
Gaben der Wunderthaͤtigkeit ausgeruͤſtet, ſon-
dern er theilete dieſelbe in gewiſſer Maſſe durch
die Handauflegung der Apoſtel auch vielen Glaͤu-
bigen in der Gemeine mit, um theils ſie damit
zu uͤberzeugen, wie daß ſie ihm in Chriſto nicht
weniger lieb und werth waͤren, als die Apoſtel;
theils aber auch die Gemeinen ſelbſt gegen die,
die drauſſen waren, ſo vielmehr zu characteriſiren,
und dadurch zu derſelben immer mehr von den Un-
glaubigen herbey zu ziehen. Dieſes ſiehet man an
der Gemeinde zu Corinthen; wie auch an andern
Ap. Geſch. 8, 17. ſeqq. c. 10, 44. ſeqq. c. 11, 17.
c. 20 6. nach der Verheiſſung CHriſti Joh. 7, 38.
39. Marc. 16, 17. 18.
2. Von dieſen beſondern und groſſen theils
Wunder-Gaben ſind wohl zu unterſcheiden die
Gaben der Heiligung, das iſt, ſolche, welche
einem Chriſten zum Glauben, zur Liebe und zur
wuͤrdigen Ausuͤbung aller Chriſten-Pflichten noͤ-
thig ſind, und zur Ordnung des Heils alſo ge-
hoͤren, daß dieſe ohne ſie nicht ſtatt hat, noch
man ohne dieſelbe zur Seligkeit gelangen kan.
Und da die Heiligungs Gaben von ſolcher Noth-
wendigkeit ſind, ſo ſind ſie auch allgemein, und
werden den Glaͤubigey zu allen Zeiten mitgethei-
let; ja der Glaube ſelbſt iſt die Mittheilung,
und ſelbſt die Haupt-Gabe. Und alſo gehet
uns, durch Ermangelung der Wunder-Gaben,
zur Erlangung der Seligkeit gar nichts ab.
3. Es ſind aber die auſſerordentlichen
Amts-Gaben der Apoſtel wohl zu unterſchei-
den von den ordentlichen und gemeinen, ſo
da beſtunden in den natuͤrlichen Kraͤften ihres
Gemuͤths, auch in einigen natuͤrlicher Weiſe
erlangeten Wiſſenſchaften; wie ſich ſonderlich
bey Paulo funden; und fuͤrnehmlich in der na-
tuͤrlichen Gabe des Vortrages. Denn ob die-
ſe gleich bey ihnen geheiliget wurden, ſo waren
ſie doch an ſich ſelbſt nur bloß natuͤrliche Gaben.
Und alſo iſts ein groſſer Misſchlag im Urtheil,
wenn einige, welche fleiſchlich geſinneten Lehrern
das Wort reden, und mit ſolcher Vorſprache
ſelbſt ihren unbekehrten Sinn an den Tag legen,
von den auſſerordentlichen Gaben der be-
kehrten Apoſtel einen Schluß machen auf die
ordentlichen Natur-Gaben unbekehrter
Lehrer, und daher, weil jene vom Heiligen
Geiſte geweſen, auch dieſe dafuͤr ausgeben.
Da ja kaum ein Schluß ungereimter ſeyn kan,
als dieſer.
V. 2.
Jhr wiſſet, daß ihr (groſſen Theils vor
dem blinde) Heiden ſeyd geweſen, und hin-
gegangen zu den ſtummen Goͤtzen, wie ihr
gefuͤhret wurdet (ihr ſeyd nebſt andern in eu-
rem blinden und tollen Sinne ἀπαγόμενοι mit
hingeriſſen worden zu den Goͤtzen, ſie um das
und das zu befragen, und ihnen zu dienen, wie
euch die Goͤtzen-Prieſter und Wahrſager an-
fuͤhreten. Dieſes wiſſet ihr, und alſo koͤnnet ihr
den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |