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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 10, v. 5.
[Spaltenumbruch] Gebirge Horeb zu steigen, und daselbst vor dem
Angesicht des daselbst stehenden HErrn, einen
Fels zu schlagen, daß Wasser für das Volck
heraus laufe. Welches geschahe; und wurde
der Ort von dem Gezänck wider Mosen Me-
riba,
und von der Versuchung des HErrn Mas-
sa
genennet.
2. Dieses Wunder-Wasser heißt ein
geistlicher Tranck, weil er auf eine überna-
türliche Weise verschaffet wurde, und etwas
geistliches vorbildete: nemlich das Blut Christi,
und die damit verknüpfte Gnade GOttes des
himmlischen Vaters und die Salbung des Hei-
ligen Geistes. Wie denn unser Heiland saget
Joh. 4, 14. Wer des Wassers trincken wird,
das ich ihm geben werde, den wird ewig-
lich nicht dursten, sondern das Wasser,
das ich ihm geben werde, das wird in ihm
ein Brunn des Wassers werden, das in
das ewige Leben quillet.
Siehe auch c. 7,
38. 39. da er dieses von der Salbung des Heil.
Geistes erkläret. Jmgleichen Jes. 12, 3. Jhr
werdet mit Freuden Wasser schöpffen aus
dem Heilbrunnen.
Und c. 44, 3. spricht der
Sohn GOttes: Jch will Wasser giessen
auf die Dürstige, und Ströme auf die
Dürre: Jch will meinen Geist auf deinen
Samen giessen, und meinen Segen auf dei-
ne Nachkommen.
Siehe auch Zach. 13, 1.
Und Joh. 6. setzet unser Heiland zu dem Brod-
te
auch den Tranck des Lebens, wenn er v.
53. sqq. spricht: Warlich, warlich, ich sage
euch, werdet ihr nicht essen das Fleisch des
Menschen Sohns, und trincken sein Blut,
so habet ihr kein Leben in euch. Wer mein
Fleisch isset und trincket mein Blut, der
hat das ewige Leben, und ich werde ihn
am jüngsten Tage auferwecken. Denn
mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein
Blnt ist der rechte Tranck. Wer mein
Fleisch isset und trincket mein Blut, der
bleibet in mir und ich in ihm.
3. Der geistliche Fels, von dem die
Jsraeliten getruncken haben, ist Christus, wie
der Apostel selbst ausdrücklich dazu setzet. Die-
ser führet auch in Ansehung der unbeweglichen
Festigkeit und Beständigkeit seiner Person und
seines Amts, nach welchem er ist eine felsigte
Grund-Veste seiner Kirche, den Namen eines
Felsen im Alten und Neuen Testamente Deut.
32, 4. Psalm 118, 22. Jes. 8, 14. 28, 16. Zach.
3, 9. Matth. 16, 18. 21, 42. Act. 4, 12. Rom. 9,
33. 1 Pet. 2, 6. 7. Und dieser Fels hat das Wasser
des Lebens gegeben, nachdem er von GOtt ge-
schlagen
und dem Tode übergeben worden.
4. Jn der Redens-Art: sie truncken
von dem geistlichen Fels,
ist die particula
ek nicht von der Materie, sondern von der
caussa efficiente, der wirckenden Ursache, oder
von dem Urheber, zu verstehen: wie wir sie in
diesem Verstande auch sonst oft lesen, als Joh.
6, 65. Niemand kan zu mir kommen, es
sey ihm denn
ek tou~ patros mou, von meinem
Vater gegeben.
Ferner Matth. 1, 20. Rom.
11, 36. etc. Und also heißt es so viel, als sie ha-
[Spaltenumbruch] ben getruncken von dem, was ihnen der Sohn
GOttes, als der geistliche Fels, gegeben hat.
Denn dieser befahl Mosi den Fels in seiner Ge-
genwart zu schlagen, mit der Verheissung, dem
Volcke daraus Wasser zu geben.
5. Durch das Wort mitfolgen ist keines
weges mit einigen fabulirenden Juden zu verste-
hen, als wenn der natürliche Fels samt dem
Wasser dem Volcke allenthalben gefolget wä-
re: auch ist dieses nicht von dem Wasser zu glau-
ben, als sey es in der Wüsten allenthalben den
Jsraeliten nachgeflossen: sintemal Moses davon
nichts gedencket, solches Wunder-Werck aber
nicht würde verschwiegen haben, wenn es ge-
schehen wäre. So ist auch nicht zu zweifeln,
daß die Jsraeliten nicht solten anderswo Was-
ser gefunden haben. Wie denn, als dieses im
ersten Jahre nach dem Ausgange aus Aegypten
geschehen war, und sie hernach im 40ten Jah-
re in der Wüsten Zinn zu Kades wieder grossen
Mangel am Wasser hatten, der HERR ihnen
zum andern mal aus einem Felsen Wasser gab.
3 B. Mos. 20, 1. seqq. Was das Wort ako-
louthei~n betrift, heißt es bey den Griechen nicht
allein folgen, sondern auch begleiten; welches
dannenhero so viel füglicher von CHristo, als
dem geistlichen Fels, auf welchen die Jsraeliten
unter dem Bilde des leiblichen Felsen zu sehen
hatten, gesaget werden kan.
6. Jm übrigen ist es gar tröstlich, CHri-
stum
als einen geistlichen Fels, der uns mit
dem Wasser des Lebens träncket, sich vorzu-
stellen. Denn in Ansehung dessen, daß er ein
Fels ist, ist er unsers Glaubens Grund: nicht
weniger auch unsers Glaubens Trost, der den
auf sich gegründeten Glauben nähret, stärcket
und erquicket, als selbst die Speise und der Tranck
unserer Seele.
V. 5.

Aber an ihrer vielen hatte GOtt kei-
nen Wohlgefallen
(so gar, daß er vielmehr an
ihnen das äusserste Mißfallen, ja einen rechten
Greuel hatte:) dnen sie sind niedergeschla-
gen in der Wüsten
(aus welcher gerechten
Strafe man die Grösse ihrer Schuld erkennen
kan: welche sonderlich bestanden in dem Unglau-
ben, welcher die Sünde des Murrens und des
Ungehorsams mit allen übrigen Sünden nach
sich zog. 4 B. Mos. 14. c. 26, 64. 65.)

Anmerckungen.
1. Weil der Apostel der Strafe der in der
Wüsten niedergeschlagenen Jsraeliten gedencket:
die Niederschlagung aber zum theil gleich nach
dem 4 B. Mos. 11. beschriebenen Murren nach
v. 33. seq. geschehen ist, aber doch erst völlig im
andern Jahre darauf, nach noch mehr vorherge-
gangenen Sünden angekündiget wurde 4 B.
Mos. 14, 12. seqq. so siehet man daraus, daß der
Apostel auch auf gedachte andere Sünden mit
gesehen hat, dieselben aber nicht mit hat berüh-
ren wollen: gleichwie er, unter der Anführung
einer und der andern grossen Wohlthat, auch die
übrigen alle mit verstehet.
2. Pau-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, v. 5.
[Spaltenumbruch] Gebirge Horeb zu ſteigen, und daſelbſt vor dem
Angeſicht des daſelbſt ſtehenden HErrn, einen
Fels zu ſchlagen, daß Waſſer fuͤr das Volck
heraus laufe. Welches geſchahe; und wurde
der Ort von dem Gezaͤnck wider Moſen Me-
riba,
und von der Verſuchung des HErrn Maſ-
ſa
genennet.
2. Dieſes Wunder-Waſſer heißt ein
geiſtlicher Tranck, weil er auf eine uͤberna-
tuͤrliche Weiſe verſchaffet wurde, und etwas
geiſtliches vorbildete: nemlich das Blut Chriſti,
und die damit verknuͤpfte Gnade GOttes des
himmliſchen Vaters und die Salbung des Hei-
ligen Geiſtes. Wie denn unſer Heiland ſaget
Joh. 4, 14. Wer des Waſſers trincken wird,
das ich ihm geben werde, den wird ewig-
lich nicht durſten, ſondern das Waſſer,
das ich ihm geben werde, das wird in ihm
ein Brunn des Waſſers werden, das in
das ewige Leben quillet.
Siehe auch c. 7,
38. 39. da er dieſes von der Salbung des Heil.
Geiſtes erklaͤret. Jmgleichen Jeſ. 12, 3. Jhr
werdet mit Freuden Waſſer ſchoͤpffen aus
dem Heilbrunnen.
Und c. 44, 3. ſpricht der
Sohn GOttes: Jch will Waſſer gieſſen
auf die Duͤrſtige, und Stroͤme auf die
Duͤrre: Jch will meinen Geiſt auf deinen
Samen gieſſen, und meinen Segen auf dei-
ne Nachkommen.
Siehe auch Zach. 13, 1.
Und Joh. 6. ſetzet unſer Heiland zu dem Brod-
te
auch den Tranck des Lebens, wenn er v.
53. ſqq. ſpricht: Warlich, warlich, ich ſage
euch, werdet ihr nicht eſſen das Fleiſch des
Menſchen Sohns, und trincken ſein Blut,
ſo habet ihr kein Leben in euch. Wer mein
Fleiſch iſſet und trincket mein Blut, der
hat das ewige Leben, und ich werde ihn
am juͤngſten Tage auferwecken. Denn
mein Fleiſch iſt die rechte Speiſe, und mein
Blnt iſt der rechte Tranck. Wer mein
Fleiſch iſſet und trincket mein Blut, der
bleibet in mir und ich in ihm.
3. Der geiſtliche Fels, von dem die
Jſraeliten getruncken haben, iſt Chriſtus, wie
der Apoſtel ſelbſt ausdruͤcklich dazu ſetzet. Die-
ſer fuͤhret auch in Anſehung der unbeweglichen
Feſtigkeit und Beſtaͤndigkeit ſeiner Perſon und
ſeines Amts, nach welchem er iſt eine felſigte
Grund-Veſte ſeiner Kirche, den Namen eines
Felſen im Alten und Neuen Teſtamente Deut.
32, 4. Pſalm 118, 22. Jeſ. 8, 14. 28, 16. Zach.
3, 9. Matth. 16, 18. 21, 42. Act. 4, 12. Rom. 9,
33. 1 Pet. 2, 6. 7. Und dieſer Fels hat das Waſſer
des Lebens gegeben, nachdem er von GOtt ge-
ſchlagen
und dem Tode uͤbergeben worden.
4. Jn der Redens-Art: ſie truncken
von dem geiſtlichen Fels,
iſt die particula
ἐκ nicht von der Materie, ſondern von der
cauſſa efficiente, der wirckenden Urſache, oder
von dem Urheber, zu verſtehen: wie wir ſie in
dieſem Verſtande auch ſonſt oft leſen, als Joh.
6, 65. Niemand kan zu mir kommen, es
ſey ihm denn
ἐκ του῀ πατρὸς μου, von meinem
Vater gegeben.
Ferner Matth. 1, 20. Rom.
11, 36. ꝛc. Und alſo heißt es ſo viel, als ſie ha-
[Spaltenumbruch] ben getruncken von dem, was ihnen der Sohn
GOttes, als der geiſtliche Fels, gegeben hat.
Denn dieſer befahl Moſi den Fels in ſeiner Ge-
genwart zu ſchlagen, mit der Verheiſſung, dem
Volcke daraus Waſſer zu geben.
5. Durch das Wort mitfolgen iſt keines
weges mit einigen fabulirenden Juden zu verſte-
hen, als wenn der natuͤrliche Fels ſamt dem
Waſſer dem Volcke allenthalben gefolget waͤ-
re: auch iſt dieſes nicht von dem Waſſer zu glau-
ben, als ſey es in der Wuͤſten allenthalben den
Jſraeliten nachgefloſſen: ſintemal Moſes davon
nichts gedencket, ſolches Wunder-Werck aber
nicht wuͤrde verſchwiegen haben, wenn es ge-
ſchehen waͤre. So iſt auch nicht zu zweifeln,
daß die Jſraeliten nicht ſolten anderswo Waſ-
ſer gefunden haben. Wie denn, als dieſes im
erſten Jahre nach dem Ausgange aus Aegypten
geſchehen war, und ſie hernach im 40ten Jah-
re in der Wuͤſten Zinn zu Kades wieder groſſen
Mangel am Waſſer hatten, der HERR ihnen
zum andern mal aus einem Felſen Waſſer gab.
3 B. Moſ. 20, 1. ſeqq. Was das Wort ἀκο-
λουϑει῀ν betrift, heißt es bey den Griechen nicht
allein folgen, ſondern auch begleiten; welches
dannenhero ſo viel fuͤglicher von CHriſto, als
dem geiſtlichen Fels, auf welchen die Jſraeliten
unter dem Bilde des leiblichen Felſen zu ſehen
hatten, geſaget werden kan.
6. Jm uͤbrigen iſt es gar troͤſtlich, CHri-
ſtum
als einen geiſtlichen Fels, der uns mit
dem Waſſer des Lebens traͤncket, ſich vorzu-
ſtellen. Denn in Anſehung deſſen, daß er ein
Fels iſt, iſt er unſers Glaubens Grund: nicht
weniger auch unſers Glaubens Troſt, der den
auf ſich gegruͤndeten Glauben naͤhret, ſtaͤrcket
und erquicket, als ſelbſt die Speiſe und der Tranck
unſerer Seele.
V. 5.

Aber an ihrer vielen hatte GOtt kei-
nen Wohlgefallen
(ſo gar, daß er vielmehr an
ihnen das aͤuſſerſte Mißfallen, ja einen rechten
Greuel hatte:) dnen ſie ſind niedergeſchla-
gen in der Wuͤſten
(aus welcher gerechten
Strafe man die Groͤſſe ihrer Schuld erkennen
kan: welche ſonderlich beſtanden in dem Unglau-
ben, welcher die Suͤnde des Murrens und des
Ungehorſams mit allen uͤbrigen Suͤnden nach
ſich zog. 4 B. Moſ. 14. c. 26, 64. 65.)

Anmerckungen.
1. Weil der Apoſtel der Strafe der in der
Wuͤſten niedergeſchlagenen Jſraeliten gedencket:
die Niederſchlagung aber zum theil gleich nach
dem 4 B. Moſ. 11. beſchriebenen Murren nach
v. 33. ſeq. geſchehen iſt, aber doch erſt voͤllig im
andern Jahre darauf, nach noch mehr vorherge-
gangenen Suͤnden angekuͤndiget wurde 4 B.
Moſ. 14, 12. ſeqq. ſo ſiehet man daraus, daß der
Apoſtel auch auf gedachte andere Suͤnden mit
geſehen hat, dieſelben aber nicht mit hat beruͤh-
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[274/0302] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 10, v. 5. Gebirge Horeb zu ſteigen, und daſelbſt vor dem Angeſicht des daſelbſt ſtehenden HErrn, einen Fels zu ſchlagen, daß Waſſer fuͤr das Volck heraus laufe. Welches geſchahe; und wurde der Ort von dem Gezaͤnck wider Moſen Me- riba, und von der Verſuchung des HErrn Maſ- ſa genennet. 2. Dieſes Wunder-Waſſer heißt ein geiſtlicher Tranck, weil er auf eine uͤberna- tuͤrliche Weiſe verſchaffet wurde, und etwas geiſtliches vorbildete: nemlich das Blut Chriſti, und die damit verknuͤpfte Gnade GOttes des himmliſchen Vaters und die Salbung des Hei- ligen Geiſtes. Wie denn unſer Heiland ſaget Joh. 4, 14. Wer des Waſſers trincken wird, das ich ihm geben werde, den wird ewig- lich nicht durſten, ſondern das Waſſer, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunn des Waſſers werden, das in das ewige Leben quillet. Siehe auch c. 7, 38. 39. da er dieſes von der Salbung des Heil. Geiſtes erklaͤret. Jmgleichen Jeſ. 12, 3. Jhr werdet mit Freuden Waſſer ſchoͤpffen aus dem Heilbrunnen. Und c. 44, 3. ſpricht der Sohn GOttes: Jch will Waſſer gieſſen auf die Duͤrſtige, und Stroͤme auf die Duͤrre: Jch will meinen Geiſt auf deinen Samen gieſſen, und meinen Segen auf dei- ne Nachkommen. Siehe auch Zach. 13, 1. Und Joh. 6. ſetzet unſer Heiland zu dem Brod- te auch den Tranck des Lebens, wenn er v. 53. ſqq. ſpricht: Warlich, warlich, ich ſage euch, werdet ihr nicht eſſen das Fleiſch des Menſchen Sohns, und trincken ſein Blut, ſo habet ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleiſch iſſet und trincket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am juͤngſten Tage auferwecken. Denn mein Fleiſch iſt die rechte Speiſe, und mein Blnt iſt der rechte Tranck. Wer mein Fleiſch iſſet und trincket mein Blut, der bleibet in mir und ich in ihm. 3. Der geiſtliche Fels, von dem die Jſraeliten getruncken haben, iſt Chriſtus, wie der Apoſtel ſelbſt ausdruͤcklich dazu ſetzet. Die- ſer fuͤhret auch in Anſehung der unbeweglichen Feſtigkeit und Beſtaͤndigkeit ſeiner Perſon und ſeines Amts, nach welchem er iſt eine felſigte Grund-Veſte ſeiner Kirche, den Namen eines Felſen im Alten und Neuen Teſtamente Deut. 32, 4. Pſalm 118, 22. Jeſ. 8, 14. 28, 16. Zach. 3, 9. Matth. 16, 18. 21, 42. Act. 4, 12. Rom. 9, 33. 1 Pet. 2, 6. 7. Und dieſer Fels hat das Waſſer des Lebens gegeben, nachdem er von GOtt ge- ſchlagen und dem Tode uͤbergeben worden. 4. Jn der Redens-Art: ſie truncken von dem geiſtlichen Fels, iſt die particula ἐκ nicht von der Materie, ſondern von der cauſſa efficiente, der wirckenden Urſache, oder von dem Urheber, zu verſtehen: wie wir ſie in dieſem Verſtande auch ſonſt oft leſen, als Joh. 6, 65. Niemand kan zu mir kommen, es ſey ihm denn ἐκ του῀ πατρὸς μου, von meinem Vater gegeben. Ferner Matth. 1, 20. Rom. 11, 36. ꝛc. Und alſo heißt es ſo viel, als ſie ha- ben getruncken von dem, was ihnen der Sohn GOttes, als der geiſtliche Fels, gegeben hat. Denn dieſer befahl Moſi den Fels in ſeiner Ge- genwart zu ſchlagen, mit der Verheiſſung, dem Volcke daraus Waſſer zu geben. 5. Durch das Wort mitfolgen iſt keines weges mit einigen fabulirenden Juden zu verſte- hen, als wenn der natuͤrliche Fels ſamt dem Waſſer dem Volcke allenthalben gefolget waͤ- re: auch iſt dieſes nicht von dem Waſſer zu glau- ben, als ſey es in der Wuͤſten allenthalben den Jſraeliten nachgefloſſen: ſintemal Moſes davon nichts gedencket, ſolches Wunder-Werck aber nicht wuͤrde verſchwiegen haben, wenn es ge- ſchehen waͤre. So iſt auch nicht zu zweifeln, daß die Jſraeliten nicht ſolten anderswo Waſ- ſer gefunden haben. Wie denn, als dieſes im erſten Jahre nach dem Ausgange aus Aegypten geſchehen war, und ſie hernach im 40ten Jah- re in der Wuͤſten Zinn zu Kades wieder groſſen Mangel am Waſſer hatten, der HERR ihnen zum andern mal aus einem Felſen Waſſer gab. 3 B. Moſ. 20, 1. ſeqq. Was das Wort ἀκο- λουϑει῀ν betrift, heißt es bey den Griechen nicht allein folgen, ſondern auch begleiten; welches dannenhero ſo viel fuͤglicher von CHriſto, als dem geiſtlichen Fels, auf welchen die Jſraeliten unter dem Bilde des leiblichen Felſen zu ſehen hatten, geſaget werden kan. 6. Jm uͤbrigen iſt es gar troͤſtlich, CHri- ſtum als einen geiſtlichen Fels, der uns mit dem Waſſer des Lebens traͤncket, ſich vorzu- ſtellen. Denn in Anſehung deſſen, daß er ein Fels iſt, iſt er unſers Glaubens Grund: nicht weniger auch unſers Glaubens Troſt, der den auf ſich gegruͤndeten Glauben naͤhret, ſtaͤrcket und erquicket, als ſelbſt die Speiſe und der Tranck unſerer Seele. V. 5. Aber an ihrer vielen hatte GOtt kei- nen Wohlgefallen (ſo gar, daß er vielmehr an ihnen das aͤuſſerſte Mißfallen, ja einen rechten Greuel hatte:) dnen ſie ſind niedergeſchla- gen in der Wuͤſten (aus welcher gerechten Strafe man die Groͤſſe ihrer Schuld erkennen kan: welche ſonderlich beſtanden in dem Unglau- ben, welcher die Suͤnde des Murrens und des Ungehorſams mit allen uͤbrigen Suͤnden nach ſich zog. 4 B. Moſ. 14. c. 26, 64. 65.) Anmerckungen. 1. Weil der Apoſtel der Strafe der in der Wuͤſten niedergeſchlagenen Jſraeliten gedencket: die Niederſchlagung aber zum theil gleich nach dem 4 B. Moſ. 11. beſchriebenen Murren nach v. 33. ſeq. geſchehen iſt, aber doch erſt voͤllig im andern Jahre darauf, nach noch mehr vorherge- gangenen Suͤnden angekuͤndiget wurde 4 B. Moſ. 14, 12. ſeqq. ſo ſiehet man daraus, daß der Apoſtel auch auf gedachte andere Suͤnden mit geſehen hat, dieſelben aber nicht mit hat beruͤh- ren wollen: gleichwie er, unter der Anfuͤhrung einer und der andern groſſen Wohlthat, auch die uͤbrigen alle mit verſtehet. 2. Pau-

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/302>, abgerufen am 28.11.2024.