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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 9, v. 16-19. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] ist, die Lehre von der Person und dem Amte
CHristi.
2. Daß die Nothwendigkeit, nach wel-
cher Paulus das Evangelium predigen muß,
nicht absolut sey, sondern auf die Bedingung der
nicht zu verlierenden Gnade GOttes und ewi-
gen Seligkeit gehe, siehet man aus den dabey
stehenden Worten: Wehe mir, wenn ich
das Evangelium nicht predigte.
Womit
er anzeiget, daß er die Predigt unterlassen kön-
te, aber zu schwerer Verantwortung.
3. Da aber dieses nicht allein von dem Ev-
angelio an sich selbst, sondern auch von der rech-
ten Art eines lautern und allein in der Lauter-
keit kräftigen Vortrages zu verstehen ist; so mag
ein ieglicher Lehrer alhier wohl gedencken: We-
he mir, wenn ich das Evangelium nicht
recht predige, und es auch nicht selbst
recht annehme!
Gleichwie dieses letztere auch
ein ieder Zuhörer von sich zu gedencken hat.
V. 17.

Thue ichs gerne, (also daß aller Vor-
trag, es sey der öffentliche oder der geheime,
aus einem willigen Triebe und brünstigen Ver-
langen, nur CHristo Seelen zu gewinnen, ge-
schiehet, und mit einigem seligen Genuß aller
Evangelischen Heils-Schätze verknüpfet ist,) so
wird mir
(von GOTT aus Gnaden) ge-
lohnet.
(Davon siehe Matth. 24, 45. seqq.
Selig ist der Knecht, wenn sein HERR
kömmt etc.
und c. 25, 21. Ey du frommer
und getreuer Knecht, du bist über weni-
gem getreu gewesen, ich will dich über viel
setzen: Gehe ein zu deines HErrn Freude.

Und in Ansehung dessen konte Paulus sagen:
Jch habe einen guten Kampf gekämpfet
etc. hinfort ist mir beygeleget die Krone der
Gerechtigkeit etc.
2 Tim. 4, 7. 8.) Thue
ichs aber ungern,
(nach Art der Mietlinge,
die, was sie theils aus blosser Furcht der ewigen
Strafe, theils aber aus dem Absehen auf die
zeitliche Vergeltung mit Geitze, oder auch um
der äusserlichen Ordnung, und ihres Amts wil-
len vor Leuten, und also nur gezwungen, und
mit vieler Trägheit und Unlauterkeit, thun,) so
ist mir das Amt
(die Heils-Oeconomie, sie
vorzutragen,) doch befohlen, (und also muß
ichs doch verrichten: und so würde es mir viel
saurer werden: darum ich es lieber mit aller
Willigkeit, welche auch die rechte Lauterkeit mit
sich führet, verwalte.)

Anmerckungen.
1. Das innere Kennzeichen eines recht-
schaffnen Lehrers, das ein ieder bey sich selbst
hat, und daraus er wissen kan, daß er kein
Mietling sey, ist dieses, wenn er sein Amt und
die dazu gehörige Verrichtungen nicht allein nicht
versäumet, sondern auch mit einem recht willi-
gen Hertzen, und mit einem solchen innern Trie-
be der zarten Liebe zu CHristo und den Zuhörern
thut, welcher ihn nicht in eine Unlust, Trägheit
und Widerwillen eingehen läßt.
2. Da nun aber hiezu nicht ein weniges
gehöret, sonderlich wenn man theils so viele äus-
[Spaltenumbruch] serliche Hinderung, theils auch so viele Wider-
spänstigkeit bey den Zuhörern siehet, und so we-
nig Segen findet; so ists nicht ein geringes,
ein rechtschaffner Lehrer zu seyn; und kan jenes
unmöglich bey einem statt finden, es sey denn,
daß er wahrhaftig aus GOTT gebohren, und
die Gnade der Wiedergeburt bewahre und ge-
treulich anlege, und in dieser Ordnung selbst ei-
nen rechten Geschmack am Evangelio habe, al-
so daß auch die Verkündigung desselben daher
ihm sey ie länger ie lieber.
3. Jm übrigen ist alhier, da der Gnaden-
Belohnung für die Treue gedacht wird, wohl
zu mercken, was unser Heiland Luc. 17, 10.
spricht: Wenn ihr alles gethan habt, was
euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind
unnütze Knechte, wir haben gethan, was
wir zu thun schuldig waren.
Da denn ein
anders ist, ein unnützer Knecht seyn, in An-
sehung dessen, daß man mit seiner Treue eigent-
lich nichts verdienet hat, sondern den Lohn aus
Gnaden empfähet: ein anders ein Schalcks-
Knecht seyn, der sein Pfund vergraben und sich
untreu erwiesen hat Matth. 25, 24. seqq. wel-
cher daselbst v. 30. eben mit mehrem Nachdruck
der unnütze, das ist, der mit seinem Pfunde gar
nichts genutzet hat, genennet wird.
V. 18.

Was ist denn nun mein Lohn, (oder
wozu dienet er mir? dazu) daß ich predige
das Evangelium CHristi, und thue das-
selbe frey umsonst, auf daß ich nicht mei-
ner Freyheit mißbrauche am Evangelio?

Anmerckung.

Dieser Vers hält zweene Sätze in sich,
deren erster dieser ist: Der v. 17. gedachte Gna-
den-Lohn dienet mir, wenn ich mir denselben
vorstelle, dazu, daß ich keine Belohnung auf der
Welt bey Menschen suche, und daher das Ev-
angelium umsonst verkündige. Der andere
dieser: Diese Verkündigung thue ich zu dem
Ende umsonst, daß ich den Gebrauch meiner
Freyheit nicht zum Anstoß setze. Welches nicht
zum Anstoß setzen, oder dem Evangelio eine Hin-
dernisse machen, wie es v. 12. heißt, alhier ge-
nennet wird, sich der Freyheit am Evange-
lio nicht mißbrauchen:
wie denn der Ge-
brauch zum Mißbrauch wird, wenn er zur Un-
zeit, oder also geschiehet, daß er aus gewissen
Ursachen, die iemand vor andern gehabt hat,
hätte können und sollen unterlassen werdeu.

V. 19.

Denn wiewol ich frey bin von ieder-
man,
(ek panton, von allen Dingen, davon
uns CHristus durch seine Erlösung befreyet
hat,) habe ich doch mich selbst iederman
zum Knecht gemachet,
(ich habe mich, mit
Verleugnung meiner selbst und meiner sonder-
lich vom Joche des Mosaischen Gesetzes erhal-
tenen Freyheit, nach der Schwachheit der Men-
schen, ihnen zu Dienste gerichtet,) auf daß
ich ihrer viele gewinne,
(zum Glauben an
CHristum brächte; als wohin meine geistliche

Begier-
L l
Cap. 9, v. 16-19. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] iſt, die Lehre von der Perſon und dem Amte
CHriſti.
2. Daß die Nothwendigkeit, nach wel-
cher Paulus das Evangelium predigen muß,
nicht abſolut ſey, ſondern auf die Bedingung der
nicht zu verlierenden Gnade GOttes und ewi-
gen Seligkeit gehe, ſiehet man aus den dabey
ſtehenden Worten: Wehe mir, wenn ich
das Evangelium nicht predigte.
Womit
er anzeiget, daß er die Predigt unterlaſſen koͤn-
te, aber zu ſchwerer Verantwortung.
3. Da aber dieſes nicht allein von dem Ev-
angelio an ſich ſelbſt, ſondern auch von der rech-
ten Art eines lautern und allein in der Lauter-
keit kraͤftigen Vortrages zu verſtehen iſt; ſo mag
ein ieglicher Lehrer alhier wohl gedencken: We-
he mir, wenn ich das Evangelium nicht
recht predige, und es auch nicht ſelbſt
recht annehme!
Gleichwie dieſes letztere auch
ein ieder Zuhoͤrer von ſich zu gedencken hat.
V. 17.

Thue ichs gerne, (alſo daß aller Vor-
trag, es ſey der oͤffentliche oder der geheime,
aus einem willigen Triebe und bruͤnſtigen Ver-
langen, nur CHriſto Seelen zu gewinnen, ge-
ſchiehet, und mit einigem ſeligen Genuß aller
Evangeliſchen Heils-Schaͤtze verknuͤpfet iſt,) ſo
wird mir
(von GOTT aus Gnaden) ge-
lohnet.
(Davon ſiehe Matth. 24, 45. ſeqq.
Selig iſt der Knecht, wenn ſein HERR
koͤmmt ꝛc.
und c. 25, 21. Ey du frommer
und getreuer Knecht, du biſt uͤber weni-
gem getreu geweſen, ich will dich uͤber viel
ſetzen: Gehe ein zu deines HErrn Freude.

Und in Anſehung deſſen konte Paulus ſagen:
Jch habe einen guten Kampf gekaͤmpfet
ꝛc. hinfort iſt mir beygeleget die Krone der
Gerechtigkeit ꝛc.
2 Tim. 4, 7. 8.) Thue
ichs aber ungern,
(nach Art der Mietlinge,
die, was ſie theils aus bloſſer Furcht der ewigen
Strafe, theils aber aus dem Abſehen auf die
zeitliche Vergeltung mit Geitze, oder auch um
der aͤuſſerlichen Ordnung, und ihres Amts wil-
len vor Leuten, und alſo nur gezwungen, und
mit vieler Traͤgheit und Unlauterkeit, thun,) ſo
iſt mir das Amt
(die Heils-Oeconomie, ſie
vorzutragen,) doch befohlen, (und alſo muß
ichs doch verrichten: und ſo wuͤrde es mir viel
ſaurer werden: darum ich es lieber mit aller
Willigkeit, welche auch die rechte Lauterkeit mit
ſich fuͤhret, verwalte.)

Anmerckungen.
1. Das innere Kennzeichen eines recht-
ſchaffnen Lehrers, das ein ieder bey ſich ſelbſt
hat, und daraus er wiſſen kan, daß er kein
Mietling ſey, iſt dieſes, wenn er ſein Amt und
die dazu gehoͤrige Verrichtungen nicht allein nicht
verſaͤumet, ſondern auch mit einem recht willi-
gen Hertzen, und mit einem ſolchen innern Trie-
be der zarten Liebe zu CHriſto und den Zuhoͤrern
thut, welcher ihn nicht in eine Unluſt, Traͤgheit
und Widerwillen eingehen laͤßt.
2. Da nun aber hiezu nicht ein weniges
gehoͤret, ſonderlich wenn man theils ſo viele aͤuſ-
[Spaltenumbruch] ſerliche Hinderung, theils auch ſo viele Wider-
ſpaͤnſtigkeit bey den Zuhoͤrern ſiehet, und ſo we-
nig Segen findet; ſo iſts nicht ein geringes,
ein rechtſchaffner Lehrer zu ſeyn; und kan jenes
unmoͤglich bey einem ſtatt finden, es ſey denn,
daß er wahrhaftig aus GOTT gebohren, und
die Gnade der Wiedergeburt bewahre und ge-
treulich anlege, und in dieſer Ordnung ſelbſt ei-
nen rechten Geſchmack am Evangelio habe, al-
ſo daß auch die Verkuͤndigung deſſelben daher
ihm ſey ie laͤnger ie lieber.
3. Jm uͤbrigen iſt alhier, da der Gnaden-
Belohnung fuͤr die Treue gedacht wird, wohl
zu mercken, was unſer Heiland Luc. 17, 10.
ſpricht: Wenn ihr alles gethan habt, was
euch befohlen iſt, ſo ſprecht: Wir ſind
unnuͤtze Knechte, wir haben gethan, was
wir zu thun ſchuldig waren.
Da denn ein
anders iſt, ein unnuͤtzer Knecht ſeyn, in An-
ſehung deſſen, daß man mit ſeiner Treue eigent-
lich nichts verdienet hat, ſondern den Lohn aus
Gnaden empfaͤhet: ein anders ein Schalcks-
Knecht ſeyn, der ſein Pfund vergraben und ſich
untreu erwieſen hat Matth. 25, 24. ſeqq. wel-
cher daſelbſt v. 30. eben mit mehrem Nachdruck
der unnuͤtze, das iſt, der mit ſeinem Pfunde gar
nichts genutzet hat, genennet wird.
V. 18.

Was iſt denn nun mein Lohn, (oder
wozu dienet er mir? dazu) daß ich predige
das Evangelium CHriſti, und thue daſ-
ſelbe frey umſonſt, auf daß ich nicht mei-
ner Freyheit mißbrauche am Evangelio?

Anmerckung.

Dieſer Vers haͤlt zweene Saͤtze in ſich,
deren erſter dieſer iſt: Der v. 17. gedachte Gna-
den-Lohn dienet mir, wenn ich mir denſelben
vorſtelle, dazu, daß ich keine Belohnung auf der
Welt bey Menſchen ſuche, und daher das Ev-
angelium umſonſt verkuͤndige. Der andere
dieſer: Dieſe Verkuͤndigung thue ich zu dem
Ende umſonſt, daß ich den Gebrauch meiner
Freyheit nicht zum Anſtoß ſetze. Welches nicht
zum Anſtoß ſetzen, oder dem Evangelio eine Hin-
derniſſe machen, wie es v. 12. heißt, alhier ge-
nennet wird, ſich der Freyheit am Evange-
lio nicht mißbrauchen:
wie denn der Ge-
brauch zum Mißbrauch wird, wenn er zur Un-
zeit, oder alſo geſchiehet, daß er aus gewiſſen
Urſachen, die iemand vor andern gehabt hat,
haͤtte koͤnnen und ſollen unterlaſſen werdeu.

V. 19.

Denn wiewol ich frey bin von ieder-
man,
(ἐκ πάντων, von allen Dingen, davon
uns CHriſtus durch ſeine Erloͤſung befreyet
hat,) habe ich doch mich ſelbſt iederman
zum Knecht gemachet,
(ich habe mich, mit
Verleugnung meiner ſelbſt und meiner ſonder-
lich vom Joche des Moſaiſchen Geſetzes erhal-
tenen Freyheit, nach der Schwachheit der Men-
ſchen, ihnen zu Dienſte gerichtet,) auf daß
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(zum Glauben an
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[265/0293] Cap. 9, v. 16-19. an die Corinthier. iſt, die Lehre von der Perſon und dem Amte CHriſti. 2. Daß die Nothwendigkeit, nach wel- cher Paulus das Evangelium predigen muß, nicht abſolut ſey, ſondern auf die Bedingung der nicht zu verlierenden Gnade GOttes und ewi- gen Seligkeit gehe, ſiehet man aus den dabey ſtehenden Worten: Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte. Womit er anzeiget, daß er die Predigt unterlaſſen koͤn- te, aber zu ſchwerer Verantwortung. 3. Da aber dieſes nicht allein von dem Ev- angelio an ſich ſelbſt, ſondern auch von der rech- ten Art eines lautern und allein in der Lauter- keit kraͤftigen Vortrages zu verſtehen iſt; ſo mag ein ieglicher Lehrer alhier wohl gedencken: We- he mir, wenn ich das Evangelium nicht recht predige, und es auch nicht ſelbſt recht annehme! Gleichwie dieſes letztere auch ein ieder Zuhoͤrer von ſich zu gedencken hat. V. 17. Thue ichs gerne, (alſo daß aller Vor- trag, es ſey der oͤffentliche oder der geheime, aus einem willigen Triebe und bruͤnſtigen Ver- langen, nur CHriſto Seelen zu gewinnen, ge- ſchiehet, und mit einigem ſeligen Genuß aller Evangeliſchen Heils-Schaͤtze verknuͤpfet iſt,) ſo wird mir (von GOTT aus Gnaden) ge- lohnet. (Davon ſiehe Matth. 24, 45. ſeqq. Selig iſt der Knecht, wenn ſein HERR koͤmmt ꝛc. und c. 25, 21. Ey du frommer und getreuer Knecht, du biſt uͤber weni- gem getreu geweſen, ich will dich uͤber viel ſetzen: Gehe ein zu deines HErrn Freude. Und in Anſehung deſſen konte Paulus ſagen: Jch habe einen guten Kampf gekaͤmpfet ꝛc. hinfort iſt mir beygeleget die Krone der Gerechtigkeit ꝛc. 2 Tim. 4, 7. 8.) Thue ichs aber ungern, (nach Art der Mietlinge, die, was ſie theils aus bloſſer Furcht der ewigen Strafe, theils aber aus dem Abſehen auf die zeitliche Vergeltung mit Geitze, oder auch um der aͤuſſerlichen Ordnung, und ihres Amts wil- len vor Leuten, und alſo nur gezwungen, und mit vieler Traͤgheit und Unlauterkeit, thun,) ſo iſt mir das Amt (die Heils-Oeconomie, ſie vorzutragen,) doch befohlen, (und alſo muß ichs doch verrichten: und ſo wuͤrde es mir viel ſaurer werden: darum ich es lieber mit aller Willigkeit, welche auch die rechte Lauterkeit mit ſich fuͤhret, verwalte.) Anmerckungen. 1. Das innere Kennzeichen eines recht- ſchaffnen Lehrers, das ein ieder bey ſich ſelbſt hat, und daraus er wiſſen kan, daß er kein Mietling ſey, iſt dieſes, wenn er ſein Amt und die dazu gehoͤrige Verrichtungen nicht allein nicht verſaͤumet, ſondern auch mit einem recht willi- gen Hertzen, und mit einem ſolchen innern Trie- be der zarten Liebe zu CHriſto und den Zuhoͤrern thut, welcher ihn nicht in eine Unluſt, Traͤgheit und Widerwillen eingehen laͤßt. 2. Da nun aber hiezu nicht ein weniges gehoͤret, ſonderlich wenn man theils ſo viele aͤuſ- ſerliche Hinderung, theils auch ſo viele Wider- ſpaͤnſtigkeit bey den Zuhoͤrern ſiehet, und ſo we- nig Segen findet; ſo iſts nicht ein geringes, ein rechtſchaffner Lehrer zu ſeyn; und kan jenes unmoͤglich bey einem ſtatt finden, es ſey denn, daß er wahrhaftig aus GOTT gebohren, und die Gnade der Wiedergeburt bewahre und ge- treulich anlege, und in dieſer Ordnung ſelbſt ei- nen rechten Geſchmack am Evangelio habe, al- ſo daß auch die Verkuͤndigung deſſelben daher ihm ſey ie laͤnger ie lieber. 3. Jm uͤbrigen iſt alhier, da der Gnaden- Belohnung fuͤr die Treue gedacht wird, wohl zu mercken, was unſer Heiland Luc. 17, 10. ſpricht: Wenn ihr alles gethan habt, was euch befohlen iſt, ſo ſprecht: Wir ſind unnuͤtze Knechte, wir haben gethan, was wir zu thun ſchuldig waren. Da denn ein anders iſt, ein unnuͤtzer Knecht ſeyn, in An- ſehung deſſen, daß man mit ſeiner Treue eigent- lich nichts verdienet hat, ſondern den Lohn aus Gnaden empfaͤhet: ein anders ein Schalcks- Knecht ſeyn, der ſein Pfund vergraben und ſich untreu erwieſen hat Matth. 25, 24. ſeqq. wel- cher daſelbſt v. 30. eben mit mehrem Nachdruck der unnuͤtze, das iſt, der mit ſeinem Pfunde gar nichts genutzet hat, genennet wird. V. 18. Was iſt denn nun mein Lohn, (oder wozu dienet er mir? dazu) daß ich predige das Evangelium CHriſti, und thue daſ- ſelbe frey umſonſt, auf daß ich nicht mei- ner Freyheit mißbrauche am Evangelio? Anmerckung. Dieſer Vers haͤlt zweene Saͤtze in ſich, deren erſter dieſer iſt: Der v. 17. gedachte Gna- den-Lohn dienet mir, wenn ich mir denſelben vorſtelle, dazu, daß ich keine Belohnung auf der Welt bey Menſchen ſuche, und daher das Ev- angelium umſonſt verkuͤndige. Der andere dieſer: Dieſe Verkuͤndigung thue ich zu dem Ende umſonſt, daß ich den Gebrauch meiner Freyheit nicht zum Anſtoß ſetze. Welches nicht zum Anſtoß ſetzen, oder dem Evangelio eine Hin- derniſſe machen, wie es v. 12. heißt, alhier ge- nennet wird, ſich der Freyheit am Evange- lio nicht mißbrauchen: wie denn der Ge- brauch zum Mißbrauch wird, wenn er zur Un- zeit, oder alſo geſchiehet, daß er aus gewiſſen Urſachen, die iemand vor andern gehabt hat, haͤtte koͤnnen und ſollen unterlaſſen werdeu. V. 19. Denn wiewol ich frey bin von ieder- man, (ἐκ πάντων, von allen Dingen, davon uns CHriſtus durch ſeine Erloͤſung befreyet hat,) habe ich doch mich ſelbſt iederman zum Knecht gemachet, (ich habe mich, mit Verleugnung meiner ſelbſt und meiner ſonder- lich vom Joche des Moſaiſchen Geſetzes erhal- tenen Freyheit, nach der Schwachheit der Men- ſchen, ihnen zu Dienſte gerichtet,) auf daß ich ihrer viele gewinne, (zum Glauben an CHriſtum braͤchte; als wohin meine geiſtliche Begier- L l

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/293>, abgerufen am 27.11.2024.