Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 8, v. 3-6. [Spaltenumbruch]
gehen, die Gnaden-Kräfte aber bey herrschen-der Welt- und Eigen-Liebe nicht annehmen. 4. Wie schädlich der Eigendünckel bey geistlichen Dingen sey, sehe man unter andern auch Gal. 6, 9. So iemand sich läßt düncken, er sey etwas, so er doch nichts ist, der be- treugt sich selbst. Siehe auch 1 Cor. 3, 18. 2 Cor. 10, 12. Jac. 1, 26. V. 3. So aber iemand GOTT liebet (diese Anmerckungen. 1. Weil GOTT lieben hier dem Eigen- dünckel von der Erkäntniß entgegen gesetzet wird, so siehet man daraus, daß durch die eingebildete und aufblähende Erkäntniß eine solche verstanden werde, welche ohne Liebe GOttes ist. Und wie kan es auch anders seyn. Denn gedachter Ei- gendünckel ist nichts anders, als eine herrschende Eigen-Liebe: wo aber diese ist, da ist weder ge- gen den Nächsten, noch gegen GOtt, eine wah- re Liebe. Denn, wie Johannes spricht 1 Epist. c. 3, 20. 21. Wer seinen Bruder nicht liebet, den er siehet, wie kan er GOTT lieben, den er nicht siehet. Und diß Gebot haben wir von ihm, daß wer GOTT liebet, daß der auch seinen Bruder liebe. 2. Die Worte: derselbe ist von ihm, (von GOtt) erkant, können zwar nicht unfüg- lich also verstanden werden, daß es so viel heisse, als er ist von GOtt für einen rechten und ächten Kenner und Diener erkant, und also in dieser Ordnung von ihm lieb und werth gehal- ten: wie denn das Wort kennen, erkennen, als ein verbum notitiae mit solcher emphasi auch senst genommen wird. Siehe Ps. 1, 6. Joh. 10, 14. 27. 1 Tim. 2, 19. u. s. w. Aber noch füg- licher läßt sich doch das Wort egnostai, ist er- kant, nach dem Hebraismo erklären, daß es nach Art der Conjug. in Hiphil u. Hiphal so viel sey, als [fremdsprachliches Material - fehlt], er ist zur Erkäntniß gebracht, er ist erleuchtet worden. Denn dieses schicket sich am besten zum Vorhergehenden: da denn dieses von GOTT zur wahren Erkäntniß ge- bracht seyn, oder eine wahre Erkäntniß em- pfangen und sie bewahret auch bewiesen haben, ein Gegensatz ist von dem, da es hieß: der weiß noch nichts, wie er wissen soll. 3. Wir finden auch noch zweene andere Oerter, alwo das Wort erkant worden seyn eigentlich also muß verstanden werden, als: 1 Cor. 13, 12. Jetzt erkenne ichs stückweise: denn aber werde ichs erkennen, gleichwie ich ERRENNET BJN: das ist, ich werde alles so vollkömmlich erkennen, so voll- kommen die Erkäntniß seyn wird, wozu ich als- denn werde gebracht setzn. Und denn Gal. 4, 9. da es heißt: Nun ihr aber GOtt erkant habet, ja vielmehr von GOtt erkant (und [Spaltenumbruch] also erleuchtet, oder ein Licht im HErrn worden) seyd etc. V. 4. So wissen wir nun von der Speise V. 5. 6. Und wiewol es sind, die Götter ge- Anmerckungen. 1. Es werden zwar 2 B. Mos. 22, 19. Ps. 82, 6. Joh. 10, 35. die Richter dieser Welt, oder obrigkeitliche Personen; auch Ps. 97, 7. coll. Hebr. 1, 6. Engel, genannt Elohim, Götter: welches denn auch in der Hebräischen Sprache, darinnen solches Wort auch von den Creaturen, um des ihnen von GOTT angehängten Chara- cters willen, gebrauchet wird, leichter geschehen kan, als bey den Lateinern und Teutschen, wel- che nur das einige Wort GOtt haben, und es da- her nicht so füglich von dem Schöpfer und Ge- schöpfen sagen können: allein an diesem Ort hat man nicht nöthig, gedachtes Wort Elohim von den Engeln, oder Obrigkeiten zu verstehen; son- dern
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 8, v. 3-6. [Spaltenumbruch]
gehen, die Gnaden-Kraͤfte aber bey herrſchen-der Welt- und Eigen-Liebe nicht annehmen. 4. Wie ſchaͤdlich der Eigenduͤnckel bey geiſtlichen Dingen ſey, ſehe man unter andern auch Gal. 6, 9. So iemand ſich laͤßt duͤncken, er ſey etwas, ſo er doch nichts iſt, der be- treugt ſich ſelbſt. Siehe auch 1 Cor. 3, 18. 2 Cor. 10, 12. Jac. 1, 26. V. 3. So aber iemand GOTT liebet (dieſe Anmerckungen. 1. Weil GOTT lieben hier dem Eigen- duͤnckel von der Erkaͤntniß entgegen geſetzet wird, ſo ſiehet man daraus, daß durch die eingebildete und aufblaͤhende Erkaͤntniß eine ſolche verſtanden werde, welche ohne Liebe GOttes iſt. Und wie kan es auch anders ſeyn. Denn gedachter Ei- genduͤnckel iſt nichts anders, als eine herrſchende Eigen-Liebe: wo aber dieſe iſt, da iſt weder ge- gen den Naͤchſten, noch gegen GOtt, eine wah- re Liebe. Denn, wie Johannes ſpricht 1 Epiſt. c. 3, 20. 21. Wer ſeinen Bruder nicht liebet, den er ſiehet, wie kan er GOTT lieben, den er nicht ſiehet. Und diß Gebot haben wir von ihm, daß wer GOTT liebet, daß der auch ſeinen Bruder liebe. 2. Die Worte: derſelbe iſt von ihm, (von GOtt) erkant, koͤnnen zwar nicht unfuͤg- lich alſo verſtanden werden, daß es ſo viel heiſſe, als er iſt von GOtt fuͤr einen rechten und aͤchten Kenner und Diener erkant, und alſo in dieſer Ordnung von ihm lieb und werth gehal- ten: wie denn das Wort kennen, erkennen, als ein verbum notitiæ mit ſolcher emphaſi auch ſenſt genommen wird. Siehe Pſ. 1, 6. Joh. 10, 14. 27. 1 Tim. 2, 19. u. ſ. w. Aber noch fuͤg- licher laͤßt ſich doch das Wort ἔγνωσται, iſt er- kant, nach dem Hebraiſmo erklaͤren, daß es nach Art der Conjug. in Hiphil u. Hiphal ſo viel ſey, als [fremdsprachliches Material – fehlt], er iſt zur Erkaͤntniß gebracht, er iſt erleuchtet worden. Denn dieſes ſchicket ſich am beſten zum Vorhergehenden: da denn dieſes von GOTT zur wahren Erkaͤntniß ge- bracht ſeyn, oder eine wahre Erkaͤntniß em- pfangen und ſie bewahret auch bewieſen haben, ein Gegenſatz iſt von dem, da es hieß: der weiß noch nichts, wie er wiſſen ſoll. 3. Wir finden auch noch zweene andere Oerter, alwo das Wort erkant worden ſeyn eigentlich alſo muß verſtanden werden, als: 1 Cor. 13, 12. Jetzt erkenne ichs ſtuͤckweiſe: denn aber werde ichs erkennen, gleichwie ich ERRENNET BJN: das iſt, ich werde alles ſo vollkoͤmmlich erkennen, ſo voll- kommen die Erkaͤntniß ſeyn wird, wozu ich als- denn werde gebracht ſetzn. Und denn Gal. 4, 9. da es heißt: Nun ihr aber GOtt erkant habet, ja vielmehr von GOtt erkant (und [Spaltenumbruch] alſo erleuchtet, oder ein Licht im HErrn worden) ſeyd ꝛc. V. 4. So wiſſen wir nun von der Speiſe V. 5. 6. Und wiewol es ſind, die Goͤtter ge- Anmerckungen. 1. Es werden zwar 2 B. Moſ. 22, 19. Pſ. 82, 6. Joh. 10, 35. die Richter dieſer Welt, oder obrigkeitliche Perſonen; auch Pſ. 97, 7. coll. Hebr. 1, 6. Engel, genannt Elohim, Goͤtter: welches denn auch in der Hebraͤiſchen Sprache, darinnen ſolches Wort auch von den Creaturen, um des ihnen von GOTT angehaͤngten Chara- cters willen, gebrauchet wird, leichter geſchehen kan, als bey den Lateinern und Teutſchen, wel- che nur das einige Wort GOtt haben, und es da- her nicht ſo fuͤglich von dem Schoͤpfer und Ge- ſchoͤpfen ſagen koͤnnen: allein an dieſem Ort hat man nicht noͤthig, gedachtes Wort Elohim von den Engeln, oder Obrigkeiten zu verſtehen; ſon- dern
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <list> <item><pb facs="#f0284" n="256"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 8, v. 3-6.</hi></hi></fw><lb/><cb/> gehen, die Gnaden-Kraͤfte aber bey herrſchen-<lb/> der Welt- und Eigen-Liebe nicht annehmen.</item><lb/> <item>4. Wie ſchaͤdlich der Eigenduͤnckel bey<lb/> geiſtlichen Dingen ſey, ſehe man unter andern<lb/> auch Gal. 6, 9. <hi rendition="#fr">So iemand ſich laͤßt duͤncken,<lb/> er ſey etwas, ſo er doch nichts iſt, der be-<lb/> treugt ſich ſelbſt.</hi> Siehe auch 1 Cor. 3, 18.<lb/> 2 Cor. 10, 12. Jac. 1, 26.</item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 3.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">So aber iemand GOTT liebet</hi> (dieſe<lb/> Liebe auch gegen ſeinen Naͤchſten beweiſet) <hi rendition="#fr">der-<lb/> ſelbe iſt von ihm erkannt</hi> (zur wahren Er-<lb/> kaͤntniß gebracht: und alſo iſt die wahre Liebe<lb/> GOttes ein Kennzeichen deſſen, daß er GOtt<lb/> und goͤttliche Dinge im goͤttlichen Lichte recht<lb/> erkennet.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Weil <hi rendition="#fr">GOTT lieben</hi> hier dem <hi rendition="#fr">Eigen-<lb/> duͤnckel</hi> von der Erkaͤntniß entgegen geſetzet wird,<lb/> ſo ſiehet man daraus, daß durch die eingebildete<lb/> und aufblaͤhende Erkaͤntniß eine ſolche verſtanden<lb/> werde, welche ohne Liebe GOttes iſt. Und wie<lb/> kan es auch anders ſeyn. Denn gedachter Ei-<lb/> genduͤnckel iſt nichts anders, als eine herrſchende<lb/> Eigen-Liebe: wo aber dieſe iſt, da iſt weder ge-<lb/> gen den Naͤchſten, noch gegen GOtt, eine wah-<lb/> re Liebe. Denn, wie Johannes ſpricht 1 Epiſt.<lb/> c. 3, 20. 21. <hi rendition="#fr">Wer ſeinen Bruder nicht liebet,<lb/> den er ſiehet, wie kan er GOTT lieben,<lb/> den er nicht ſiehet. Und diß Gebot haben<lb/> wir von ihm, daß wer GOTT liebet, daß<lb/> der auch ſeinen Bruder liebe.</hi></item><lb/> <item>2. Die Worte: <hi rendition="#fr">derſelbe iſt von ihm,</hi><lb/> (von GOtt) <hi rendition="#fr">erkant,</hi> koͤnnen zwar nicht unfuͤg-<lb/> lich alſo verſtanden werden, daß es ſo viel<lb/> heiſſe, als er iſt von GOtt fuͤr einen rechten und<lb/> aͤchten Kenner und Diener erkant, und alſo in<lb/> dieſer Ordnung von ihm lieb und werth gehal-<lb/> ten: wie denn das Wort <hi rendition="#fr">kennen, erkennen,</hi><lb/> als ein <hi rendition="#aq">verbum notitiæ</hi> mit ſolcher <hi rendition="#aq">emphaſi</hi> auch<lb/> ſenſt genommen wird. Siehe Pſ. 1, 6. Joh.<lb/> 10, 14. 27. 1 Tim. 2, 19. u. ſ. w. Aber noch fuͤg-<lb/> licher laͤßt ſich doch das Wort ἔγνωσται, <hi rendition="#fr">iſt er-<lb/> kant,</hi> nach dem <hi rendition="#aq">Hebraiſmo</hi> erklaͤren, daß es nach<lb/> Art der <hi rendition="#aq">Conjug.</hi> in <hi rendition="#aq">Hiphil</hi> u. <hi rendition="#aq">Hiphal</hi> ſo viel ſey, als<lb/><foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>, <hi rendition="#fr">er iſt zur Erkaͤntniß gebracht, er iſt<lb/> erleuchtet worden.</hi> Denn dieſes ſchicket ſich<lb/> am beſten zum Vorhergehenden: da denn dieſes<lb/><hi rendition="#fr">von GOTT zur wahren Erkaͤntniß ge-<lb/> bracht ſeyn,</hi> oder eine wahre Erkaͤntniß em-<lb/> pfangen und ſie bewahret auch bewieſen haben,<lb/> ein Gegenſatz iſt von dem, da es hieß: <hi rendition="#fr">der<lb/> weiß noch nichts, wie er wiſſen ſoll.</hi></item><lb/> <item>3. Wir finden auch noch zweene andere<lb/> Oerter, alwo das Wort <hi rendition="#fr">erkant worden ſeyn</hi><lb/> eigentlich alſo muß verſtanden werden, als:<lb/> 1 Cor. 13, 12. <hi rendition="#fr">Jetzt erkenne ichs ſtuͤckweiſe:<lb/> denn aber werde ichs erkennen, gleichwie<lb/> ich ERRENNET BJN:</hi> das iſt, ich<lb/> werde alles ſo vollkoͤmmlich erkennen, ſo voll-<lb/> kommen die Erkaͤntniß ſeyn wird, wozu ich als-<lb/> denn werde gebracht ſetzn. Und denn Gal. 4,<lb/> 9. da es heißt: <hi rendition="#fr">Nun ihr aber GOtt erkant<lb/> habet, ja vielmehr von GOtt erkant</hi> (und<lb/><cb/> alſo erleuchtet, oder ein Licht im HErrn worden)<lb/><hi rendition="#fr">ſeyd ꝛc.</hi></item> </list> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 4.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">So wiſſen wir nun von der Speiſe<lb/> des Goͤtzen-Opfers</hi> (was die Speiſen betrift,<lb/> davon ein Theil den Goͤtzen geopfert worden, ſo<lb/> haben wir dabey auf die Goͤtzen ſelbſt zu ſehen; da<lb/> wir denn wiſſen,) <hi rendition="#fr">daß ein Goͤtze nichts in der<lb/> Welt ſey</hi> (zwar in ſo weit etwas iſt, daß er aus<lb/> einer gewiſſen Materie, als Gold, Silber, Ku-<lb/> pfer, Stein, Holtz u. ſ. w. beſtehet, auch wol<lb/> eine andere lebendige oder lebloſe <hi rendition="#aq">Subſtan</hi>tz iſt,<lb/> als etwa ein Menſch, ein Thier oder Geſtirne:<lb/> aber in Anſehung der ihm zugeſchriebenen goͤtt-<lb/> lichen Kraft nichts iſt, und nichts vermag: und<lb/> daher auch kein Vermoͤgen haben kan, gewiſſe<lb/> Speiſen, daher, daß ihm ein Theil davon ge-<lb/> widmet worden, zu verunreinigen, oder auf ei-<lb/> ne ſonderbare Art zu heiligen:) <hi rendition="#fr">und daß kein<lb/> ander</hi> (wahrer) <hi rendition="#fr">GOtt ſey, ohne der einige,</hi><lb/> (der ſich als einen Schoͤpfer und Erhalter Him-<lb/> mels und der Erden, und darauf vornehmlich<lb/> des menſchlichen Geſchlechts, und, nachdem die-<lb/> ſes von GOtt abgefallen war, als einen Erloͤſer<lb/> und Heiligmacher, und alſo auch in dreyen Per-<lb/> ſonen, als Vater, Sohn und Heiligen Geiſt ge-<lb/> offenbaret hat. Jm uͤbrigen ſind hiebey zu <hi rendition="#aq">con-<lb/> ferir</hi>en Jeſ. 41, 29. Jer. 10, 14. 5 B. Moſ. 4,<lb/> 39. 6, 4. Jeſ. 43, 11. 44, 6. 8. 45, 6.)</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 5. 6.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Und wiewol es ſind, die Goͤtter ge-<lb/> nennet werden, es ſey im Himmel,</hi> (Sonne,<lb/> Mond und das Geſtirn) <hi rendition="#fr">oder auf Erden,</hi><lb/> (ſterbliche Menſchen, ja auch andere Geſchoͤpfe<lb/> GOttes:) <hi rendition="#fr">ſintemal es ſind viel Goͤtter und<lb/> viele Herren</hi> (welche von abgoͤttiſchen Men-<lb/> ſchen dafuͤr gehalten werden.) V. 6. <hi rendition="#fr">So ha-<lb/> ben wir doch nur einen GOtt, den Vater,<lb/> von welchem alle Dinge ſind</hi> (erſchaffen,)<lb/><hi rendition="#fr">und wir in ihm</hi> (είς ἀυτὸν, auf ihn, zu ihm,<lb/> ſind wir gerichtet, alſo, daͤß wir ihn zu unſerm<lb/> Zweck im Glauben und Dienſte vor uns haben<lb/> ſollen.) <hi rendition="#fr">Und einen HErrn, JEſum CHri-<lb/> ſtum,</hi> (das <hi rendition="#aq">ſouverain</hi>e Haupt ſeiner Kirchen,<lb/> den falſchen Herren entgegen geſetzet,) <hi rendition="#fr">durch<lb/> welchen alle Dinge ſind</hi> (erſchaffen worden<lb/> und noch regieret werden:) <hi rendition="#fr">und wir durch<lb/> ihn</hi> (ſind erſchaffen und erloͤſet worden.)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Es werden zwar 2 B. Moſ. 22, 19. Pſ.<lb/> 82, 6. Joh. 10, 35. die Richter dieſer Welt, oder<lb/> obrigkeitliche Perſonen; auch Pſ. 97, 7. <hi rendition="#aq">coll.</hi><lb/> Hebr. 1, 6. Engel, genannt <hi rendition="#aq">Elohim,</hi> <hi rendition="#fr">Goͤtter:</hi><lb/> welches denn auch in der Hebraͤiſchen Sprache,<lb/> darinnen ſolches Wort auch von den Creaturen,<lb/> um des ihnen von GOTT angehaͤngten <hi rendition="#aq">Chara-<lb/> cter</hi>s willen, gebrauchet wird, leichter geſchehen<lb/> kan, als bey den Lateinern und Teutſchen, wel-<lb/> che nur das einige Wort GOtt haben, und es da-<lb/> her nicht ſo fuͤglich von dem Schoͤpfer und Ge-<lb/> ſchoͤpfen ſagen koͤnnen: allein an dieſem Ort hat<lb/> man nicht noͤthig, gedachtes Wort <hi rendition="#aq">Elohim</hi> von<lb/> den Engeln, oder Obrigkeiten zu verſtehen; ſon-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0284]
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 8, v. 3-6.
gehen, die Gnaden-Kraͤfte aber bey herrſchen-
der Welt- und Eigen-Liebe nicht annehmen.
4. Wie ſchaͤdlich der Eigenduͤnckel bey
geiſtlichen Dingen ſey, ſehe man unter andern
auch Gal. 6, 9. So iemand ſich laͤßt duͤncken,
er ſey etwas, ſo er doch nichts iſt, der be-
treugt ſich ſelbſt. Siehe auch 1 Cor. 3, 18.
2 Cor. 10, 12. Jac. 1, 26.
V. 3.
So aber iemand GOTT liebet (dieſe
Liebe auch gegen ſeinen Naͤchſten beweiſet) der-
ſelbe iſt von ihm erkannt (zur wahren Er-
kaͤntniß gebracht: und alſo iſt die wahre Liebe
GOttes ein Kennzeichen deſſen, daß er GOtt
und goͤttliche Dinge im goͤttlichen Lichte recht
erkennet.)
Anmerckungen.
1. Weil GOTT lieben hier dem Eigen-
duͤnckel von der Erkaͤntniß entgegen geſetzet wird,
ſo ſiehet man daraus, daß durch die eingebildete
und aufblaͤhende Erkaͤntniß eine ſolche verſtanden
werde, welche ohne Liebe GOttes iſt. Und wie
kan es auch anders ſeyn. Denn gedachter Ei-
genduͤnckel iſt nichts anders, als eine herrſchende
Eigen-Liebe: wo aber dieſe iſt, da iſt weder ge-
gen den Naͤchſten, noch gegen GOtt, eine wah-
re Liebe. Denn, wie Johannes ſpricht 1 Epiſt.
c. 3, 20. 21. Wer ſeinen Bruder nicht liebet,
den er ſiehet, wie kan er GOTT lieben,
den er nicht ſiehet. Und diß Gebot haben
wir von ihm, daß wer GOTT liebet, daß
der auch ſeinen Bruder liebe.
2. Die Worte: derſelbe iſt von ihm,
(von GOtt) erkant, koͤnnen zwar nicht unfuͤg-
lich alſo verſtanden werden, daß es ſo viel
heiſſe, als er iſt von GOtt fuͤr einen rechten und
aͤchten Kenner und Diener erkant, und alſo in
dieſer Ordnung von ihm lieb und werth gehal-
ten: wie denn das Wort kennen, erkennen,
als ein verbum notitiæ mit ſolcher emphaſi auch
ſenſt genommen wird. Siehe Pſ. 1, 6. Joh.
10, 14. 27. 1 Tim. 2, 19. u. ſ. w. Aber noch fuͤg-
licher laͤßt ſich doch das Wort ἔγνωσται, iſt er-
kant, nach dem Hebraiſmo erklaͤren, daß es nach
Art der Conjug. in Hiphil u. Hiphal ſo viel ſey, als
_ , er iſt zur Erkaͤntniß gebracht, er iſt
erleuchtet worden. Denn dieſes ſchicket ſich
am beſten zum Vorhergehenden: da denn dieſes
von GOTT zur wahren Erkaͤntniß ge-
bracht ſeyn, oder eine wahre Erkaͤntniß em-
pfangen und ſie bewahret auch bewieſen haben,
ein Gegenſatz iſt von dem, da es hieß: der
weiß noch nichts, wie er wiſſen ſoll.
3. Wir finden auch noch zweene andere
Oerter, alwo das Wort erkant worden ſeyn
eigentlich alſo muß verſtanden werden, als:
1 Cor. 13, 12. Jetzt erkenne ichs ſtuͤckweiſe:
denn aber werde ichs erkennen, gleichwie
ich ERRENNET BJN: das iſt, ich
werde alles ſo vollkoͤmmlich erkennen, ſo voll-
kommen die Erkaͤntniß ſeyn wird, wozu ich als-
denn werde gebracht ſetzn. Und denn Gal. 4,
9. da es heißt: Nun ihr aber GOtt erkant
habet, ja vielmehr von GOtt erkant (und
alſo erleuchtet, oder ein Licht im HErrn worden)
ſeyd ꝛc.
V. 4.
So wiſſen wir nun von der Speiſe
des Goͤtzen-Opfers (was die Speiſen betrift,
davon ein Theil den Goͤtzen geopfert worden, ſo
haben wir dabey auf die Goͤtzen ſelbſt zu ſehen; da
wir denn wiſſen,) daß ein Goͤtze nichts in der
Welt ſey (zwar in ſo weit etwas iſt, daß er aus
einer gewiſſen Materie, als Gold, Silber, Ku-
pfer, Stein, Holtz u. ſ. w. beſtehet, auch wol
eine andere lebendige oder lebloſe Subſtantz iſt,
als etwa ein Menſch, ein Thier oder Geſtirne:
aber in Anſehung der ihm zugeſchriebenen goͤtt-
lichen Kraft nichts iſt, und nichts vermag: und
daher auch kein Vermoͤgen haben kan, gewiſſe
Speiſen, daher, daß ihm ein Theil davon ge-
widmet worden, zu verunreinigen, oder auf ei-
ne ſonderbare Art zu heiligen:) und daß kein
ander (wahrer) GOtt ſey, ohne der einige,
(der ſich als einen Schoͤpfer und Erhalter Him-
mels und der Erden, und darauf vornehmlich
des menſchlichen Geſchlechts, und, nachdem die-
ſes von GOtt abgefallen war, als einen Erloͤſer
und Heiligmacher, und alſo auch in dreyen Per-
ſonen, als Vater, Sohn und Heiligen Geiſt ge-
offenbaret hat. Jm uͤbrigen ſind hiebey zu con-
feriren Jeſ. 41, 29. Jer. 10, 14. 5 B. Moſ. 4,
39. 6, 4. Jeſ. 43, 11. 44, 6. 8. 45, 6.)
V. 5. 6.
Und wiewol es ſind, die Goͤtter ge-
nennet werden, es ſey im Himmel, (Sonne,
Mond und das Geſtirn) oder auf Erden,
(ſterbliche Menſchen, ja auch andere Geſchoͤpfe
GOttes:) ſintemal es ſind viel Goͤtter und
viele Herren (welche von abgoͤttiſchen Men-
ſchen dafuͤr gehalten werden.) V. 6. So ha-
ben wir doch nur einen GOtt, den Vater,
von welchem alle Dinge ſind (erſchaffen,)
und wir in ihm (είς ἀυτὸν, auf ihn, zu ihm,
ſind wir gerichtet, alſo, daͤß wir ihn zu unſerm
Zweck im Glauben und Dienſte vor uns haben
ſollen.) Und einen HErrn, JEſum CHri-
ſtum, (das ſouveraine Haupt ſeiner Kirchen,
den falſchen Herren entgegen geſetzet,) durch
welchen alle Dinge ſind (erſchaffen worden
und noch regieret werden:) und wir durch
ihn (ſind erſchaffen und erloͤſet worden.)
Anmerckungen.
1. Es werden zwar 2 B. Moſ. 22, 19. Pſ.
82, 6. Joh. 10, 35. die Richter dieſer Welt, oder
obrigkeitliche Perſonen; auch Pſ. 97, 7. coll.
Hebr. 1, 6. Engel, genannt Elohim, Goͤtter:
welches denn auch in der Hebraͤiſchen Sprache,
darinnen ſolches Wort auch von den Creaturen,
um des ihnen von GOTT angehaͤngten Chara-
cters willen, gebrauchet wird, leichter geſchehen
kan, als bey den Lateinern und Teutſchen, wel-
che nur das einige Wort GOtt haben, und es da-
her nicht ſo fuͤglich von dem Schoͤpfer und Ge-
ſchoͤpfen ſagen koͤnnen: allein an dieſem Ort hat
man nicht noͤthig, gedachtes Wort Elohim von
den Engeln, oder Obrigkeiten zu verſtehen; ſon-
dern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |