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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 7, v. 39. 40.
[Spaltenumbruch]
V. 39.

Ein Weib ist gebunden an das Ge-
setz
(welches GOtt, als ein rechtes Natur-Ge-
setz, von dem Ehestande schon vor dem Falle im
Paradiese gegeben (so lange der Mann lebet
(gleichwie auch der Mann daran gebunden ist,
so lange sein Weib lebet.) So aber ihr
Mann
(oder sein Weib) entschläft, ist sie
(auch er) frey, sich zu verheyrathen, wel-
chem sie
(oder welche er) will: allein, daß es
in dem HErrn geschehe
(der Schluß und
die Vollziehung mit Anrufung GOttes und in
seiner heiligen Furcht gemachet werde; am al-
lerwenigsten aber, daß man sich etwa mit einer
von der Christlichen Religion noch abgekehrten
Person ehelich verbinden, und mit ihr an ein
fremdes Joch ziehen wolle, nach 2 Cor. 6, 14.

Anmerckungen.

1. Daß alhier kein anderes Gesetz verstan-
den werde, als welches GOtt schon im Stande
der Unschuld vom Ehestande gegeben, ist aus der
diesem Capitel vorhergesetzten Erklärung dessel-
ben gantz offenbar. Und fast mit gleichen Wor-
ten beziehet sich Paulus darauf Rom. 7, 1. wenn
er saget: Ein Weib, das unter dem Man-
ne ist, dieweil der Mann lebet, ist verbun-
den an das Gesetz
etc.

2. Was der Apostel alhier in dem Abse-
hen, dasjenige, was oben v. 8. 9. von den Wit-
wen gesaget worden, aufs neue zu bekräftigen,
von dem Weibe saget, daß sie an das Ehe-Ge-
setz, oder durch dieses an den Mann gebunden
sey, so lange er lebet, das gilt auch nicht weniger
von dem Manne gegen seine Ehefrau. Wel-
ches erhellet aus der Gleichheit des Rechts, wel-
ches sie in dem ehelichen Bande haben: wie auch
aus den Worten des 27. Verses, da es heißt:
Bist du an ein Weib gebunden, so suche
nicht los zu werden:
noch mehr aber aus den
ausdrücklichen Worten des ersten Fundamental-
Gesetzes; als welches mit der Einschliessung des
Weibes eigentlich vom Manne lautet, nemlich
also: darum wird (und soll) ein Mann sei-
nen Vater und seine Mutter verlassen,
[Spaltenumbruch] und an seinem Weibe hangen, und sie wer-
den seyn ein Fleisch.

3. Die Redens-Art, allein, daß es in
dem HErrn geschehe,
hat gar viel auf und in
sich. Denn wer in dem HErrn etwas thun oder
lassen will, der muß zuvorderst in dem HErrn,
oder in der gläubigen Vereinigung und Ge-
meinschaft mit ihm stehen: und denn seine
Handlung also verrichten, daß sie dem HErrn
gefällig, und sie ihme an der Gemeinschaft nicht
verhinderlich sey. Denn mancher kan zwar im
HErrn stehen, aber doch, was er thut, nicht im
HErrn thun: daher denn, nachdem dieses be-
schaffen ist, auch jenes darunter leidet, oder ge-
wissen Abbruch, auch wol gar den Verlust,
nimmt. Jst in einer Sache die Ubereilung sehr
gemein, und doch auch höchst gefährlich, so ist es
in Ehe-Sachen, oder ehelichen Wahlen und
Verbündnissen: als darinnen man sich aufs al-
lerleichteste von dem, was ins Auge und die
übrige Sinne fällt, aus einem fleischlichen Ab-
sehen hinreissen läßt.

V. 40.

Seliger (ruhiger, und ungehinderter) ist
sie aber, wo sie also bleibet nach meiner
Meynung
(bey der vorausgesetzten Bedingung
von der Gabe der Enthaltung v. 7. 8. 9. 17.)
Jch halte aber, ich habe auch (kago, auch
ich, nicht weniger, als andere Apostel) den
Geist GOttes
(damit ich gesalbet worden, der
auch mich in alle Wahrheit leitet, daß ich ver-
möge meines Apostolischen Amts den Gemeinen
Christi, und allen Seelen insonderheit zu rathen
weiß.

Anmerckungen.

1. Nach diesem Grunde schreibet Paulus
1 Thess. 4, 8. Wer nun verachtet, (nemlich,
was ich euch geschrieben habe) der verachtet
nicht Menschen, sondern GOtt, der seinen
Heiligen Geist gegeben hat in uns.
Siehe
Matth. 10, 20.

2. Das Wort, ich halte dafür, zeiget
Pauli Demuth an, die ihm nicht zugelassen,
von sich auf eine nachdrückliche Art zu reden.

Anhang zu dem siebenten Capitel/ welcher die Beantwor-
tung vier zu der Materie von der Vielweiberey und von den
Ehescheidungen gehörigen Fragen in sich hält.
Erste Frage:
Ob die Vielweiberey mit der willkührlichen Ehescheidung dem
Rechte der Natur gemäß sey?

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch]

Diese Frage wird von einigen aus einem falschen principio
ohne allen Grund bejahet §. I.

Welches, oder das Gegentheil zu erweisen, wird ein un-
leugbares postulatum zum Grunde gesetzet §. II.

Und solches, als eine propositio major in minore, auf die
einfache Ehe und ihre Unzertrennlichkeit nach 4 mem-
[Spaltenumbruch] bris applicir
et §. III. IV. V. VI.

Und das Gegentheil von der Polygamie und den Eheschei-
dungen erwiesen §. VII. VIII.

Und dabey zuletzt die Nichtigkeit eines gewissen Behaupts
angezeiget §. IX.

Bey
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 7, v. 39. 40.
[Spaltenumbruch]
V. 39.

Ein Weib iſt gebunden an das Ge-
ſetz
(welches GOtt, als ein rechtes Natur-Ge-
ſetz, von dem Eheſtande ſchon vor dem Falle im
Paradieſe gegeben (ſo lange der Mann lebet
(gleichwie auch der Mann daran gebunden iſt,
ſo lange ſein Weib lebet.) So aber ihr
Mann
(oder ſein Weib) entſchlaͤft, iſt ſie
(auch er) frey, ſich zu verheyrathen, wel-
chem ſie
(oder welche er) will: allein, daß es
in dem HErrn geſchehe
(der Schluß und
die Vollziehung mit Anrufung GOttes und in
ſeiner heiligen Furcht gemachet werde; am al-
lerwenigſten aber, daß man ſich etwa mit einer
von der Chriſtlichen Religion noch abgekehrten
Perſon ehelich verbinden, und mit ihr an ein
fremdes Joch ziehen wolle, nach 2 Cor. 6, 14.

Anmerckungen.

1. Daß alhier kein anderes Geſetz verſtan-
den werde, als welches GOtt ſchon im Stande
der Unſchuld vom Eheſtande gegeben, iſt aus der
dieſem Capitel vorhergeſetzten Erklaͤrung deſſel-
ben gantz offenbar. Und faſt mit gleichen Wor-
ten beziehet ſich Paulus darauf Rom. 7, 1. wenn
er ſaget: Ein Weib, das unter dem Man-
ne iſt, dieweil der Mann lebet, iſt verbun-
den an das Geſetz
ꝛc.

2. Was der Apoſtel alhier in dem Abſe-
hen, dasjenige, was oben v. 8. 9. von den Wit-
wen geſaget worden, aufs neue zu bekraͤftigen,
von dem Weibe ſaget, daß ſie an das Ehe-Ge-
ſetz, oder durch dieſes an den Mann gebunden
ſey, ſo lange er lebet, das gilt auch nicht weniger
von dem Manne gegen ſeine Ehefrau. Wel-
ches erhellet aus der Gleichheit des Rechts, wel-
ches ſie in dem ehelichen Bande haben: wie auch
aus den Worten des 27. Verſes, da es heißt:
Biſt du an ein Weib gebunden, ſo ſuche
nicht los zu werden:
noch mehr aber aus den
ausdruͤcklichen Worten des erſten Fundamental-
Geſetzes; als welches mit der Einſchlieſſung des
Weibes eigentlich vom Manne lautet, nemlich
alſo: darum wird (und ſoll) ein Mann ſei-
nen Vater und ſeine Mutter verlaſſen,
[Spaltenumbruch] und an ſeinem Weibe hangen, und ſie wer-
den ſeyn ein Fleiſch.

3. Die Redens-Art, allein, daß es in
dem HErrn geſchehe,
hat gar viel auf und in
ſich. Denn wer in dem HErrn etwas thun oder
laſſen will, der muß zuvorderſt in dem HErrn,
oder in der glaͤubigen Vereinigung und Ge-
meinſchaft mit ihm ſtehen: und denn ſeine
Handlung alſo verrichten, daß ſie dem HErrn
gefaͤllig, und ſie ihme an der Gemeinſchaft nicht
verhinderlich ſey. Denn mancher kan zwar im
HErrn ſtehen, aber doch, was er thut, nicht im
HErrn thun: daher denn, nachdem dieſes be-
ſchaffen iſt, auch jenes darunter leidet, oder ge-
wiſſen Abbruch, auch wol gar den Verluſt,
nimmt. Jſt in einer Sache die Ubereilung ſehr
gemein, und doch auch hoͤchſt gefaͤhrlich, ſo iſt es
in Ehe-Sachen, oder ehelichen Wahlen und
Verbuͤndniſſen: als darinnen man ſich aufs al-
lerleichteſte von dem, was ins Auge und die
uͤbrige Sinne faͤllt, aus einem fleiſchlichen Ab-
ſehen hinreiſſen laͤßt.

V. 40.

Seliger (ruhiger, und ungehinderter) iſt
ſie aber, wo ſie alſo bleibet nach meiner
Meynung
(bey der vorausgeſetzten Bedingung
von der Gabe der Enthaltung v. 7. 8. 9. 17.)
Jch halte aber, ich habe auch (κᾳγὼ, auch
ich, nicht weniger, als andere Apoſtel) den
Geiſt GOttes
(damit ich geſalbet worden, der
auch mich in alle Wahrheit leitet, daß ich ver-
moͤge meines Apoſtoliſchen Amts den Gemeinen
Chriſti, und allen Seelen inſonderheit zu rathen
weiß.

Anmerckungen.

1. Nach dieſem Grunde ſchreibet Paulus
1 Theſſ. 4, 8. Wer nun verachtet, (nemlich,
was ich euch geſchrieben habe) der verachtet
nicht Menſchen, ſondern GOtt, der ſeinen
Heiligen Geiſt gegeben hat in uns.
Siehe
Matth. 10, 20.

2. Das Wort, ich halte dafuͤr, zeiget
Pauli Demuth an, die ihm nicht zugelaſſen,
von ſich auf eine nachdruͤckliche Art zu reden.

Anhang zu dem ſiebenten Capitel/ welcher die Beantwor-
tung vier zu der Materie von der Vielweiberey und von den
Eheſcheidungen gehoͤrigen Fragen in ſich haͤlt.
Erſte Frage:
Ob die Vielweiberey mit der willkuͤhrlichen Eheſcheidung dem
Rechte der Natur gemaͤß ſey?

Jnnhalt.
[Spaltenumbruch]

Dieſe Frage wird von einigen aus einem falſchen principio
ohne allen Grund bejahet §. I.

Welches, oder das Gegentheil zu erweiſen, wird ein un-
leugbares poſtulatum zum Grunde geſetzet §. II.

Und ſolches, als eine propoſitio major in minore, auf die
einfache Ehe und ihre Unzertrennlichkeit nach 4 mem-
[Spaltenumbruch] bris applicir
et §. III. IV. V. VI.

Und das Gegentheil von der Polygamie und den Eheſchei-
dungen erwieſen §. VII. VIII.

Und dabey zuletzt die Nichtigkeit eines gewiſſen Behaupts
angezeiget §. IX.

Bey
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[246/0274] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 7, v. 39. 40. V. 39. Ein Weib iſt gebunden an das Ge- ſetz (welches GOtt, als ein rechtes Natur-Ge- ſetz, von dem Eheſtande ſchon vor dem Falle im Paradieſe gegeben (ſo lange der Mann lebet (gleichwie auch der Mann daran gebunden iſt, ſo lange ſein Weib lebet.) So aber ihr Mann (oder ſein Weib) entſchlaͤft, iſt ſie (auch er) frey, ſich zu verheyrathen, wel- chem ſie (oder welche er) will: allein, daß es in dem HErrn geſchehe (der Schluß und die Vollziehung mit Anrufung GOttes und in ſeiner heiligen Furcht gemachet werde; am al- lerwenigſten aber, daß man ſich etwa mit einer von der Chriſtlichen Religion noch abgekehrten Perſon ehelich verbinden, und mit ihr an ein fremdes Joch ziehen wolle, nach 2 Cor. 6, 14. Anmerckungen. 1. Daß alhier kein anderes Geſetz verſtan- den werde, als welches GOtt ſchon im Stande der Unſchuld vom Eheſtande gegeben, iſt aus der dieſem Capitel vorhergeſetzten Erklaͤrung deſſel- ben gantz offenbar. Und faſt mit gleichen Wor- ten beziehet ſich Paulus darauf Rom. 7, 1. wenn er ſaget: Ein Weib, das unter dem Man- ne iſt, dieweil der Mann lebet, iſt verbun- den an das Geſetz ꝛc. 2. Was der Apoſtel alhier in dem Abſe- hen, dasjenige, was oben v. 8. 9. von den Wit- wen geſaget worden, aufs neue zu bekraͤftigen, von dem Weibe ſaget, daß ſie an das Ehe-Ge- ſetz, oder durch dieſes an den Mann gebunden ſey, ſo lange er lebet, das gilt auch nicht weniger von dem Manne gegen ſeine Ehefrau. Wel- ches erhellet aus der Gleichheit des Rechts, wel- ches ſie in dem ehelichen Bande haben: wie auch aus den Worten des 27. Verſes, da es heißt: Biſt du an ein Weib gebunden, ſo ſuche nicht los zu werden: noch mehr aber aus den ausdruͤcklichen Worten des erſten Fundamental- Geſetzes; als welches mit der Einſchlieſſung des Weibes eigentlich vom Manne lautet, nemlich alſo: darum wird (und ſoll) ein Mann ſei- nen Vater und ſeine Mutter verlaſſen, und an ſeinem Weibe hangen, und ſie wer- den ſeyn ein Fleiſch. 3. Die Redens-Art, allein, daß es in dem HErrn geſchehe, hat gar viel auf und in ſich. Denn wer in dem HErrn etwas thun oder laſſen will, der muß zuvorderſt in dem HErrn, oder in der glaͤubigen Vereinigung und Ge- meinſchaft mit ihm ſtehen: und denn ſeine Handlung alſo verrichten, daß ſie dem HErrn gefaͤllig, und ſie ihme an der Gemeinſchaft nicht verhinderlich ſey. Denn mancher kan zwar im HErrn ſtehen, aber doch, was er thut, nicht im HErrn thun: daher denn, nachdem dieſes be- ſchaffen iſt, auch jenes darunter leidet, oder ge- wiſſen Abbruch, auch wol gar den Verluſt, nimmt. Jſt in einer Sache die Ubereilung ſehr gemein, und doch auch hoͤchſt gefaͤhrlich, ſo iſt es in Ehe-Sachen, oder ehelichen Wahlen und Verbuͤndniſſen: als darinnen man ſich aufs al- lerleichteſte von dem, was ins Auge und die uͤbrige Sinne faͤllt, aus einem fleiſchlichen Ab- ſehen hinreiſſen laͤßt. V. 40. Seliger (ruhiger, und ungehinderter) iſt ſie aber, wo ſie alſo bleibet nach meiner Meynung (bey der vorausgeſetzten Bedingung von der Gabe der Enthaltung v. 7. 8. 9. 17.) Jch halte aber, ich habe auch (κᾳγὼ, auch ich, nicht weniger, als andere Apoſtel) den Geiſt GOttes (damit ich geſalbet worden, der auch mich in alle Wahrheit leitet, daß ich ver- moͤge meines Apoſtoliſchen Amts den Gemeinen Chriſti, und allen Seelen inſonderheit zu rathen weiß. Anmerckungen. 1. Nach dieſem Grunde ſchreibet Paulus 1 Theſſ. 4, 8. Wer nun verachtet, (nemlich, was ich euch geſchrieben habe) der verachtet nicht Menſchen, ſondern GOtt, der ſeinen Heiligen Geiſt gegeben hat in uns. Siehe Matth. 10, 20. 2. Das Wort, ich halte dafuͤr, zeiget Pauli Demuth an, die ihm nicht zugelaſſen, von ſich auf eine nachdruͤckliche Art zu reden. Anhang zu dem ſiebenten Capitel/ welcher die Beantwor- tung vier zu der Materie von der Vielweiberey und von den Eheſcheidungen gehoͤrigen Fragen in ſich haͤlt. Erſte Frage: Ob die Vielweiberey mit der willkuͤhrlichen Eheſcheidung dem Rechte der Natur gemaͤß ſey? Jnnhalt. Dieſe Frage wird von einigen aus einem falſchen principio ohne allen Grund bejahet §. I. Welches, oder das Gegentheil zu erweiſen, wird ein un- leugbares poſtulatum zum Grunde geſetzet §. II. Und ſolches, als eine propoſitio major in minore, auf die einfache Ehe und ihre Unzertrennlichkeit nach 4 mem- bris appliciret §. III. IV. V. VI. Und das Gegentheil von der Polygamie und den Eheſchei- dungen erwieſen §. VII. VIII. Und dabey zuletzt die Nichtigkeit eines gewiſſen Behaupts angezeiget §. IX. Bey

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/274>, abgerufen am 26.11.2024.