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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 6, v. 4-8. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] bin gesessen mit meinem Vater auf seinem
Stuhl.
Zu welcher Herrlichkeit gewiß die hei-
ligen Engel nicht erhaben worden: es wieder-
fähret aber den gläubigen Menschen in Anse-
hung dessen, daß der Sohn GOttes die mensch-
liche Natur an sich genommen und sie in ihm
mit ist zur Rechten GOttes erhaben worden.
Wie denn auch daher in der Offenbarung Jo-
hannis, da die 24 Aeltesten, welche die trium-
phir
ende Kirche als Priester und Könige in weis-
sen Kleidern und mit Cronen auf ihren Häuptern
praesentiren, auf 24 Neben-Thronen um den
Thron GOttes und des Lammes sitzen c. 4, 4.
10. 5, 8. 9. 10. die Engel GOttes v. 11. erst um
die Throne derselben dargestellet werden, also,
daß jene dem Haupt-Throne näher gewesen,
als diese.
3. Zu dieser königlichen Würde der Chri-
sten gehöret, daß sie künftig die Welt richten
sollen. Und gleichwie dieses Matth. 19, 18.
Luc. 22, 30. gesaget wird von den Aposteln, daß
sie, wenn des Menschen Sohn wird sitzen auf
dem Stuhl seiner Herrlichkeit, sie auch sitzen wer-
den auf 12 Stühlen und Thronen, und richten
die zwölf Geschlechte Jsrael: also spricht es Pau-
lus alhier aus von allen Gläubigen. Siehe
auch Matth. 12, 41. 42. Daß auch die Jüdische
Kirche dieses aus den Schriften der Propheten
erkannt und geglaubet habe, siehet man aus
dem Buche der Weish. c. 3, 8. 5, 1. Und von
der Approbation des gerechten Gerichtes GOt-
tes sehe man unter andern Offenb. 19, 1. 2. da
es heißt: Jch hörete eine Stimme grosser
Scharen im Himmel, die sprachen: Halle-
lujah: Heil und Preis, Ehre und Kraft
sey GOtt unserm HERRN: denn wahr-
haftig und gerecht sind seine Gerichte, daß
er die grosse Hure verurtheilet hat etc.
4. Diesen königlichen Character führen die
wahren Christen bereits alhier im Reiche der
Gnade; als darinnen sie würcklich herrschen ü-
ber ihre geistliche Feinde, und zuvorderst über
die Sünde. Wie würcklich aber und wichtig
diese Herrschaft sey, erweiset sich in der That dar-
innen, daß, da die Kinder dieser Welt in ihren
Affecten sich auch wol von einem Thaler, ja wol
einem Groschen, oder von einer Hand voll eite-
ler Ehre dergestalt beherrschen lassen, daß sie
Sclaven davon werden, und wider ihr Gewissen
handeln, sie hingegen das geistliche Vermögen
in sich haben, die Welt zu überwinden, auch um
der gantzen Welt willen, wenn sie ihnen zu theil
werden könte, das Gewissen nicht zu verletzen.
Rom. 8, 37. 1 Joh. 5, 4.
5. Und dieser königliche Character, den die
Gläubigen im Geiste führen, äussert sich auch
darin, daß sie, als künftige Richter der Welt,
schon vorher noch in diesem Leben ein Vorge-
richt über die Welt führen, also, daß sie die
Welt-Kinder mit ihrer Lehre und mit ihrem Le-
ben bestrafen.
6. Da den Corinthiern dieses, daß die
Gläubigen die Welt richten würden, eine so
bekannte Sache gewesen, daß Paulus sagen
können: Wisset ihr nicht u. s. w. so siehet man,
wie fleißig er sie unterrichtet habe, auch in den
[Spaltenumbruch] noch künftigen und zum jüngsten Gerichte gehö-
rigen Geheimnissen.
V. 4.

Jhr aber, wenn ihr über zeitlichen
Gütern Sachen habet, so nehmet ihr die,
die bey der Gemeine verachtet sind,
(heidni-
sche Leute, welche ihres Heidenthums, auch wol
anderer Dinge wegen bey den Christen in keinem
Werthe waren, und kein Ansehen hatten) und
setzet sie zu Richtern,
(also, daß ihr sie zu
Schiedes-Leuten erwählet, oder wol gar vor ih-
re öffentliche Geriehte gehet zu ihrem Aerger-
niß.

V. 5. 6.

Euch zur Schande muß ich das sagen
(ich muß euch dieses zu eurer Beschämung vorhal-
ten. Siehe auch c. 4, 14. 15, 54.) Jst so gar
kein Weiser unter euch
(die ihr euch doch so
weise zu seyn düncket:) auch nicht einer, der
da konte richten zwischen Bruder und Bru-
der?
(auf dessen Erkäntniß und Ausspruch es
beyde Parteyen könten lassen ankommen; und
der die Sachen nach dem einem ieden vernünfti-
gen Menschen beywohnenden und im Gesetze
des HErrn noch vielmehr aufgeklärten Lichte
und Rechte der Natur könte abthun; sonderlich
nach dem Ausspruche CHristi: Alles, das ihr
wollet, das euch die Leute thun sollen, das
thut ihr ihnen.
Matth. 7, 12.) V. 6. Son-
dern ein Bruder mit dem andern hadert,

(fänget einen Proceß an,) dazu vor den Un-
gläubigen
(den Heyden, bey denen der Unglau-
be die Haupt-Sünde ist, womit sie am allermei-
sten von den Christen unterschieden sind.)

V. 7. 8.

Es ist schon ein Fehl unter euch, daß
ihr mit einander rechtet
(erstlich darin, daß
ihr nicht in der Liebe bleibet, die nicht mit dem
Nachtheil des andern das ihrige sucht, und nach
Schaden trachtet 1 Cor. 13, 5. und denn darin,
daß, wenn ja nun die Liebe zum Nachtheil eines
andern verletzet ist, der Beleidigte es nicht ertra-
gen und vergeben kan, oder es unter Brüdern
schlichten läßt, sondern zum Anstoß der Heiden
vor Gericht gehet.) Warum lasset ihr euch
nicht viel lieber Unrecht thun?
(warum neh-
met ihr nicht lieber diesen und jenen Schaden
über euch, ehe ihr mit Processen euch innerlich
am Gemüthe verunruhiget, äusserlich aber Aer-
gerniß anrichtet, auch so und so viel auf die Ge-
richts-Kosten verwendet?) Warum lasset ihr
ihr euch nicht viel lieber vervortheilen?

(Denn ob zwar dieses auf Seiten des schuldigen
Theils eine unverantwortliche Sache ist: so ist
es doch besser, daß sich der andere nicht auch ver-
sündiget, sondern jenen durch sein Nachgeben
beschämet, und dagegen für einigen in völliger
Verleugnung übernommenen Schaden, den Se-
gen aus der Hand GOttes mit einfältigem Her-
tzen erwartet. Siehe auch Matth. 5, 39. 40.
Rom. 12, 19. 1 Thess. 5, 15. 1 Pet. 3, 9.) V. 8.
Sondern ihr (etliche unter euch) thut Un-
recht, und vervortheilet, und solches an

den
D d 2
Cap. 6, v. 4-8. an die Corinthier.
[Spaltenumbruch] bin geſeſſen mit meinem Vater auf ſeinem
Stuhl.
Zu welcher Herrlichkeit gewiß die hei-
ligen Engel nicht erhaben worden: es wieder-
faͤhret aber den glaͤubigen Menſchen in Anſe-
hung deſſen, daß der Sohn GOttes die menſch-
liche Natur an ſich genommen und ſie in ihm
mit iſt zur Rechten GOttes erhaben worden.
Wie denn auch daher in der Offenbarung Jo-
hannis, da die 24 Aelteſten, welche die trium-
phir
ende Kirche als Prieſter und Koͤnige in weiſ-
ſen Kleidern und mit Cronen auf ihren Haͤuptern
præſentiren, auf 24 Neben-Thronen um den
Thron GOttes und des Lammes ſitzen c. 4, 4.
10. 5, 8. 9. 10. die Engel GOttes v. 11. erſt um
die Throne derſelben dargeſtellet werden, alſo,
daß jene dem Haupt-Throne naͤher geweſen,
als dieſe.
3. Zu dieſer koͤniglichen Wuͤrde der Chri-
ſten gehoͤret, daß ſie kuͤnftig die Welt richten
ſollen. Und gleichwie dieſes Matth. 19, 18.
Luc. 22, 30. geſaget wird von den Apoſteln, daß
ſie, wenn des Menſchen Sohn wird ſitzen auf
dem Stuhl ſeiner Herrlichkeit, ſie auch ſitzen wer-
den auf 12 Stuͤhlen und Thronen, und richten
die zwoͤlf Geſchlechte Jſrael: alſo ſpricht es Pau-
lus alhier aus von allen Glaͤubigen. Siehe
auch Matth. 12, 41. 42. Daß auch die Juͤdiſche
Kirche dieſes aus den Schriften der Propheten
erkannt und geglaubet habe, ſiehet man aus
dem Buche der Weish. c. 3, 8. 5, 1. Und von
der Approbation des gerechten Gerichtes GOt-
tes ſehe man unter andern Offenb. 19, 1. 2. da
es heißt: Jch hoͤrete eine Stimme groſſer
Scharen im Himmel, die ſprachen: Halle-
lujah: Heil und Preis, Ehre und Kraft
ſey GOtt unſerm HERRN: denn wahr-
haftig und gerecht ſind ſeine Gerichte, daß
er die groſſe Hure verurtheilet hat ꝛc.
4. Dieſen koͤniglichen Character fuͤhren die
wahren Chriſten bereits alhier im Reiche der
Gnade; als darinnen ſie wuͤrcklich herrſchen uͤ-
ber ihre geiſtliche Feinde, und zuvorderſt uͤber
die Suͤnde. Wie wuͤrcklich aber und wichtig
dieſe Herrſchaft ſey, erweiſet ſich in der That dar-
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einem Groſchen, oder von einer Hand voll eite-
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Sclaven davon werden, und wider ihr Gewiſſen
handeln, ſie hingegen das geiſtliche Vermoͤgen
in ſich haben, die Welt zu uͤberwinden, auch um
der gantzen Welt willen, wenn ſie ihnen zu theil
werden koͤnte, das Gewiſſen nicht zu verletzen.
Rom. 8, 37. 1 Joh. 5, 4.
5. Und dieſer koͤnigliche Character, den die
Glaͤubigen im Geiſte fuͤhren, aͤuſſert ſich auch
darin, daß ſie, als kuͤnftige Richter der Welt,
ſchon vorher noch in dieſem Leben ein Vorge-
richt uͤber die Welt fuͤhren, alſo, daß ſie die
Welt-Kinder mit ihrer Lehre und mit ihrem Le-
ben beſtrafen.
6. Da den Corinthiern dieſes, daß die
Glaͤubigen die Welt richten wuͤrden, eine ſo
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koͤnnen: Wiſſet ihr nicht u. ſ. w. ſo ſiehet man,
wie fleißig er ſie unterrichtet habe, auch in den
[Spaltenumbruch] noch kuͤnftigen und zum juͤngſten Gerichte gehoͤ-
rigen Geheimniſſen.
V. 4.

Jhr aber, wenn ihr uͤber zeitlichen
Guͤtern Sachen habet, ſo nehmet ihr die,
die bey der Gemeine verachtet ſind,
(heidni-
ſche Leute, welche ihres Heidenthums, auch wol
anderer Dinge wegen bey den Chriſten in keinem
Werthe waren, und kein Anſehen hatten) und
ſetzet ſie zu Richtern,
(alſo, daß ihr ſie zu
Schiedes-Leuten erwaͤhlet, oder wol gar vor ih-
re oͤffentliche Geriehte gehet zu ihrem Aerger-
niß.

V. 5. 6.

Euch zur Schande muß ich das ſagen
(ich muß euch dieſes zu eurer Beſchaͤmung vorhal-
ten. Siehe auch c. 4, 14. 15, 54.) Jſt ſo gar
kein Weiſer unter euch
(die ihr euch doch ſo
weiſe zu ſeyn duͤncket:) auch nicht einer, der
da konte richten zwiſchen Bruder und Bru-
der?
(auf deſſen Erkaͤntniß und Ausſpruch es
beyde Parteyen koͤnten laſſen ankommen; und
der die Sachen nach dem einem ieden vernuͤnfti-
gen Menſchen beywohnenden und im Geſetze
des HErrn noch vielmehr aufgeklaͤrten Lichte
und Rechte der Natur koͤnte abthun; ſonderlich
nach dem Ausſpruche CHriſti: Alles, das ihr
wollet, das euch die Leute thun ſollen, das
thut ihr ihnen.
Matth. 7, 12.) V. 6. Son-
dern ein Bruder mit dem andern hadert,

(faͤnget einen Proceß an,) dazu vor den Un-
glaͤubigen
(den Heyden, bey denen der Unglau-
be die Haupt-Suͤnde iſt, womit ſie am allermei-
ſten von den Chriſten unterſchieden ſind.)

V. 7. 8.

Es iſt ſchon ein Fehl unter euch, daß
ihr mit einander rechtet
(erſtlich darin, daß
ihr nicht in der Liebe bleibet, die nicht mit dem
Nachtheil des andern das ihrige ſucht, und nach
Schaden trachtet 1 Cor. 13, 5. und denn darin,
daß, wenn ja nun die Liebe zum Nachtheil eines
andern verletzet iſt, der Beleidigte es nicht ertra-
gen und vergeben kan, oder es unter Bruͤdern
ſchlichten laͤßt, ſondern zum Anſtoß der Heiden
vor Gericht gehet.) Warum laſſet ihr euch
nicht viel lieber Unrecht thun?
(warum neh-
met ihr nicht lieber dieſen und jenen Schaden
uͤber euch, ehe ihr mit Proceſſen euch innerlich
am Gemuͤthe verunruhiget, aͤuſſerlich aber Aer-
gerniß anrichtet, auch ſo und ſo viel auf die Ge-
richts-Koſten verwendet?) Warum laſſet ihr
ihr euch nicht viel lieber vervortheilen?

(Denn ob zwar dieſes auf Seiten des ſchuldigen
Theils eine unverantwortliche Sache iſt: ſo iſt
es doch beſſer, daß ſich der andere nicht auch ver-
ſuͤndiget, ſondern jenen durch ſein Nachgeben
beſchaͤmet, und dagegen fuͤr einigen in voͤlliger
Verleugnung uͤbernommenen Schaden, den Se-
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[211/0239] Cap. 6, v. 4-8. an die Corinthier. bin geſeſſen mit meinem Vater auf ſeinem Stuhl. Zu welcher Herrlichkeit gewiß die hei- ligen Engel nicht erhaben worden: es wieder- faͤhret aber den glaͤubigen Menſchen in Anſe- hung deſſen, daß der Sohn GOttes die menſch- liche Natur an ſich genommen und ſie in ihm mit iſt zur Rechten GOttes erhaben worden. Wie denn auch daher in der Offenbarung Jo- hannis, da die 24 Aelteſten, welche die trium- phirende Kirche als Prieſter und Koͤnige in weiſ- ſen Kleidern und mit Cronen auf ihren Haͤuptern præſentiren, auf 24 Neben-Thronen um den Thron GOttes und des Lammes ſitzen c. 4, 4. 10. 5, 8. 9. 10. die Engel GOttes v. 11. erſt um die Throne derſelben dargeſtellet werden, alſo, daß jene dem Haupt-Throne naͤher geweſen, als dieſe. 3. Zu dieſer koͤniglichen Wuͤrde der Chri- ſten gehoͤret, daß ſie kuͤnftig die Welt richten ſollen. Und gleichwie dieſes Matth. 19, 18. Luc. 22, 30. geſaget wird von den Apoſteln, daß ſie, wenn des Menſchen Sohn wird ſitzen auf dem Stuhl ſeiner Herrlichkeit, ſie auch ſitzen wer- den auf 12 Stuͤhlen und Thronen, und richten die zwoͤlf Geſchlechte Jſrael: alſo ſpricht es Pau- lus alhier aus von allen Glaͤubigen. Siehe auch Matth. 12, 41. 42. Daß auch die Juͤdiſche Kirche dieſes aus den Schriften der Propheten erkannt und geglaubet habe, ſiehet man aus dem Buche der Weish. c. 3, 8. 5, 1. Und von der Approbation des gerechten Gerichtes GOt- tes ſehe man unter andern Offenb. 19, 1. 2. da es heißt: Jch hoͤrete eine Stimme groſſer Scharen im Himmel, die ſprachen: Halle- lujah: Heil und Preis, Ehre und Kraft ſey GOtt unſerm HERRN: denn wahr- haftig und gerecht ſind ſeine Gerichte, daß er die groſſe Hure verurtheilet hat ꝛc. 4. Dieſen koͤniglichen Character fuͤhren die wahren Chriſten bereits alhier im Reiche der Gnade; als darinnen ſie wuͤrcklich herrſchen uͤ- ber ihre geiſtliche Feinde, und zuvorderſt uͤber die Suͤnde. Wie wuͤrcklich aber und wichtig dieſe Herrſchaft ſey, erweiſet ſich in der That dar- innen, daß, da die Kinder dieſer Welt in ihren Affecten ſich auch wol von einem Thaler, ja wol einem Groſchen, oder von einer Hand voll eite- ler Ehre dergeſtalt beherrſchen laſſen, daß ſie Sclaven davon werden, und wider ihr Gewiſſen handeln, ſie hingegen das geiſtliche Vermoͤgen in ſich haben, die Welt zu uͤberwinden, auch um der gantzen Welt willen, wenn ſie ihnen zu theil werden koͤnte, das Gewiſſen nicht zu verletzen. Rom. 8, 37. 1 Joh. 5, 4. 5. Und dieſer koͤnigliche Character, den die Glaͤubigen im Geiſte fuͤhren, aͤuſſert ſich auch darin, daß ſie, als kuͤnftige Richter der Welt, ſchon vorher noch in dieſem Leben ein Vorge- richt uͤber die Welt fuͤhren, alſo, daß ſie die Welt-Kinder mit ihrer Lehre und mit ihrem Le- ben beſtrafen. 6. Da den Corinthiern dieſes, daß die Glaͤubigen die Welt richten wuͤrden, eine ſo bekannte Sache geweſen, daß Paulus ſagen koͤnnen: Wiſſet ihr nicht u. ſ. w. ſo ſiehet man, wie fleißig er ſie unterrichtet habe, auch in den noch kuͤnftigen und zum juͤngſten Gerichte gehoͤ- rigen Geheimniſſen. V. 4. Jhr aber, wenn ihr uͤber zeitlichen Guͤtern Sachen habet, ſo nehmet ihr die, die bey der Gemeine verachtet ſind, (heidni- ſche Leute, welche ihres Heidenthums, auch wol anderer Dinge wegen bey den Chriſten in keinem Werthe waren, und kein Anſehen hatten) und ſetzet ſie zu Richtern, (alſo, daß ihr ſie zu Schiedes-Leuten erwaͤhlet, oder wol gar vor ih- re oͤffentliche Geriehte gehet zu ihrem Aerger- niß. V. 5. 6. Euch zur Schande muß ich das ſagen (ich muß euch dieſes zu eurer Beſchaͤmung vorhal- ten. Siehe auch c. 4, 14. 15, 54.) Jſt ſo gar kein Weiſer unter euch (die ihr euch doch ſo weiſe zu ſeyn duͤncket:) auch nicht einer, der da konte richten zwiſchen Bruder und Bru- der? (auf deſſen Erkaͤntniß und Ausſpruch es beyde Parteyen koͤnten laſſen ankommen; und der die Sachen nach dem einem ieden vernuͤnfti- gen Menſchen beywohnenden und im Geſetze des HErrn noch vielmehr aufgeklaͤrten Lichte und Rechte der Natur koͤnte abthun; ſonderlich nach dem Ausſpruche CHriſti: Alles, das ihr wollet, das euch die Leute thun ſollen, das thut ihr ihnen. Matth. 7, 12.) V. 6. Son- dern ein Bruder mit dem andern hadert, (faͤnget einen Proceß an,) dazu vor den Un- glaͤubigen (den Heyden, bey denen der Unglau- be die Haupt-Suͤnde iſt, womit ſie am allermei- ſten von den Chriſten unterſchieden ſind.) V. 7. 8. Es iſt ſchon ein Fehl unter euch, daß ihr mit einander rechtet (erſtlich darin, daß ihr nicht in der Liebe bleibet, die nicht mit dem Nachtheil des andern das ihrige ſucht, und nach Schaden trachtet 1 Cor. 13, 5. und denn darin, daß, wenn ja nun die Liebe zum Nachtheil eines andern verletzet iſt, der Beleidigte es nicht ertra- gen und vergeben kan, oder es unter Bruͤdern ſchlichten laͤßt, ſondern zum Anſtoß der Heiden vor Gericht gehet.) Warum laſſet ihr euch nicht viel lieber Unrecht thun? (warum neh- met ihr nicht lieber dieſen und jenen Schaden uͤber euch, ehe ihr mit Proceſſen euch innerlich am Gemuͤthe verunruhiget, aͤuſſerlich aber Aer- gerniß anrichtet, auch ſo und ſo viel auf die Ge- richts-Koſten verwendet?) Warum laſſet ihr ihr euch nicht viel lieber vervortheilen? (Denn ob zwar dieſes auf Seiten des ſchuldigen Theils eine unverantwortliche Sache iſt: ſo iſt es doch beſſer, daß ſich der andere nicht auch ver- ſuͤndiget, ſondern jenen durch ſein Nachgeben beſchaͤmet, und dagegen fuͤr einigen in voͤlliger Verleugnung uͤbernommenen Schaden, den Se- gen aus der Hand GOttes mit einfaͤltigem Her- tzen erwartet. Siehe auch Matth. 5, 39. 40. Rom. 12, 19. 1 Theſſ. 5, 15. 1 Pet. 3, 9.) V. 8. Sondern ihr (etliche unter euch) thut Un- recht, und vervortheilet, und ſolches an den D d 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/239>, abgerufen am 24.11.2024.