Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 6, v. 1-3. [Spaltenumbruch]
rechtschaffen waren, ietzo die meisten unächt undauch der äusserlichen Gemeinschaft unwürdig sind: so ist leichtlich zu erachten, daß sich heute zu Tage keine wahre Kirchen-Disciplin practici- ren läßt, so lange der Zustand der Kirche also bleibet; man mag es auch anfangen, wie man immer will. Jndessen thut man doch billig, was man kan. Und ist bey dieser Beschaffenheit das Aergerniß zwar groß genug: aber doch dabey dieses zu mercken: daß es in Europa nicht so wol den Heiden, wie dazumal, als den wenigen Frommen, oder rechten Gliedern, auch den noch unschuldigen Kindern gegeben wird. 4. Ob nun wol dieser so grosser Unter- scheid zwischen der Apostolischen und ietzigen Evangelischen Kirche an dieser einen grossen Verfall anzeiget; so ist er doch dahin nicht zu extendiren, als wenn sie nicht auf den von den [Spaltenumbruch] Aposteln gelegten Grund gebauet, und in An- sehung ihrer richtigen Lehre und der unter ihnen doch befindlichen rechtschafnen Glieder nicht auch von Apostolischer Art wäre, und man sich der Aergernisse halber von ihrer äusserlichen Ge- meinschaft zu trennen hätte. Wie denn auch die Apostolische Kirche selbst theils ihre grosse Gebrechen gehabt, theils bey ihrer Ausbrei- tung noch immer mehrere bekommen hat, und unser Heiland dieses selbst vorher gesehen und vorher gesaget in derjenigen Vorstellung der Kir- che auf Erden, welche er Matth. 13. in unter- schiedlichen Gleichniß-Reden thut. 5. Jm übrigen stehet man aus diesen und andern von der Kirchen-Disciplin handelnden Stellen, daß dieselbe mit Zuziehung der gantzen Gemeine von den Aeltesten sey geübet worden. Das sechste Capitel/ Darinnen der Apostel das RECHTEN und Processiren vor heidnischen Gerichten den Christen verweiset/ und bey solcher Ge- legenheit sie auch wider andere grobe Sünden/ sonderlich wider die HUREREY warnet. V. 1. [Spaltenumbruch]
WJe darf iemand unter euch, V. 2. Wisset ihr nicht, (ihr wisset es gar wohl; V. 3. Wisset ihr nicht, daß wir über die Anmerckungen. 1. Eine der grössesten Verheissungen, wel- che den Gläubigen gegeben sind, und der grösse- sten Würden, welche ihnen wiederfahren, ist diese, daß sie nicht allein ins Reich GOttes ein- gehen, als Unterthanen des HErrn, sondern auch als solche Reichs-Genossen, die auch der königlichen Crone und Dignität mit theilhaftig werden. Denn deßwegen heissen sie ein kö- nigliches Priesterthum 1 Pet. 2, 9. Da sie solche geistliche Priester sind, die bey der prie- sterlichen Würde, (welche bey dem Levitischen Gottes-Dienste etwas grosses war, und im Rei- che des Meßiä auf etwas wichtiges gehet) auch die königliche haben: wie denn Offenb. 5, 10. ausdrücklich gesaget wird, daß uns der Sohn also geliebet und gewaschen mit seinem Blute, daß er uns zu Königen und Prie- stern gemacht habe vor GOTT und seinem Vater. 2. Ja es heißt von dieser königlichen Di- gnität Offenb. 3, 21. Wer überwindet, dem will ich geben mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen; wie ich überwunden habe, und bin
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 6, v. 1-3. [Spaltenumbruch]
rechtſchaffen waren, ietzo die meiſten unaͤcht undauch der aͤuſſerlichen Gemeinſchaft unwuͤrdig ſind: ſo iſt leichtlich zu erachten, daß ſich heute zu Tage keine wahre Kirchen-Disciplin practici- ren laͤßt, ſo lange der Zuſtand der Kirche alſo bleibet; man mag es auch anfangen, wie man immer will. Jndeſſen thut man doch billig, was man kan. Und iſt bey dieſer Beſchaffenheit das Aergerniß zwar groß genug: aber doch dabey dieſes zu mercken: daß es in Europa nicht ſo wol den Heiden, wie dazumal, als den wenigen Frommen, oder rechten Gliedern, auch den noch unſchuldigen Kindern gegeben wird. 4. Ob nun wol dieſer ſo groſſer Unter- ſcheid zwiſchen der Apoſtoliſchen und ietzigen Evangeliſchen Kirche an dieſer einen groſſen Verfall anzeiget; ſo iſt er doch dahin nicht zu extendiren, als wenn ſie nicht auf den von den [Spaltenumbruch] Apoſteln gelegten Grund gebauet, und in An- ſehung ihrer richtigen Lehre und der unter ihnen doch befindlichen rechtſchafnen Glieder nicht auch von Apoſtoliſcher Art waͤre, und man ſich der Aergerniſſe halber von ihrer aͤuſſerlichen Ge- meinſchaft zu trennen haͤtte. Wie denn auch die Apoſtoliſche Kirche ſelbſt theils ihre groſſe Gebrechen gehabt, theils bey ihrer Ausbrei- tung noch immer mehrere bekommen hat, und unſer Heiland dieſes ſelbſt vorher geſehen und vorher geſaget in derjenigen Vorſtellung der Kir- che auf Erden, welche er Matth. 13. in unter- ſchiedlichen Gleichniß-Reden thut. 5. Jm uͤbrigen ſtehet man aus dieſen und andern von der Kirchen-Disciplin handelnden Stellen, daß dieſelbe mit Zuziehung der gantzen Gemeine von den Aelteſten ſey geuͤbet worden. Das ſechſte Capitel/ Darinnen der Apoſtel das RECHTEN und Proceſſiren vor heidniſchen Gerichten den Chriſten verweiſet/ und bey ſolcher Ge- legenheit ſie auch wider andere grobe Suͤnden/ ſonderlich wider die HUREREY warnet. V. 1. [Spaltenumbruch]
WJe darf iemand unter euch, V. 2. Wiſſet ihr nicht, (ihr wiſſet es gar wohl; V. 3. Wiſſet ihr nicht, daß wir uͤber die Anmerckungen. 1. Eine der groͤſſeſten Verheiſſungen, wel- che den Glaͤubigen gegeben ſind, und der groͤſſe- ſten Wuͤrden, welche ihnen wiederfahren, iſt dieſe, daß ſie nicht allein ins Reich GOttes ein- gehen, als Unterthanen des HErrn, ſondern auch als ſolche Reichs-Genoſſen, die auch der koͤniglichen Crone und Dignitaͤt mit theilhaftig werden. Denn deßwegen heiſſen ſie ein koͤ- nigliches Prieſterthum 1 Pet. 2, 9. Da ſie ſolche geiſtliche Prieſter ſind, die bey der prie- ſterlichen Wuͤrde, (welche bey dem Levitiſchen Gottes-Dienſte etwas groſſes war, und im Rei- che des Meßiaͤ auf etwas wichtiges gehet) auch die koͤnigliche haben: wie denn Offenb. 5, 10. ausdruͤcklich geſaget wird, daß uns der Sohn alſo geliebet und gewaſchen mit ſeinem Blute, daß er uns zu Koͤnigen und Prie- ſtern gemacht habe vor GOTT und ſeinem Vater. 2. Ja es heißt von dieſer koͤniglichen Di- gnitaͤt Offenb. 3, 21. Wer uͤberwindet, dem will ich geben mit mir auf meinem Stuhl zu ſitzen; wie ich uͤberwunden habe, und bin
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Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 6, v. 1-3.
rechtſchaffen waren, ietzo die meiſten unaͤcht und
auch der aͤuſſerlichen Gemeinſchaft unwuͤrdig
ſind: ſo iſt leichtlich zu erachten, daß ſich heute
zu Tage keine wahre Kirchen-Disciplin practici-
ren laͤßt, ſo lange der Zuſtand der Kirche alſo
bleibet; man mag es auch anfangen, wie man
immer will. Jndeſſen thut man doch billig,
was man kan. Und iſt bey dieſer Beſchaffenheit
das Aergerniß zwar groß genug: aber doch dabey
dieſes zu mercken: daß es in Europa nicht ſo
wol den Heiden, wie dazumal, als den wenigen
Frommen, oder rechten Gliedern, auch den noch
unſchuldigen Kindern gegeben wird.
4. Ob nun wol dieſer ſo groſſer Unter-
ſcheid zwiſchen der Apoſtoliſchen und ietzigen
Evangeliſchen Kirche an dieſer einen groſſen
Verfall anzeiget; ſo iſt er doch dahin nicht zu
extendiren, als wenn ſie nicht auf den von den
Apoſteln gelegten Grund gebauet, und in An-
ſehung ihrer richtigen Lehre und der unter ihnen
doch befindlichen rechtſchafnen Glieder nicht
auch von Apoſtoliſcher Art waͤre, und man ſich
der Aergerniſſe halber von ihrer aͤuſſerlichen Ge-
meinſchaft zu trennen haͤtte. Wie denn auch
die Apoſtoliſche Kirche ſelbſt theils ihre groſſe
Gebrechen gehabt, theils bey ihrer Ausbrei-
tung noch immer mehrere bekommen hat, und
unſer Heiland dieſes ſelbſt vorher geſehen und
vorher geſaget in derjenigen Vorſtellung der Kir-
che auf Erden, welche er Matth. 13. in unter-
ſchiedlichen Gleichniß-Reden thut.
5. Jm uͤbrigen ſtehet man aus dieſen und
andern von der Kirchen-Disciplin handelnden
Stellen, daß dieſelbe mit Zuziehung der gantzen
Gemeine von den Aelteſten ſey geuͤbet worden.
Das ſechſte Capitel/
Darinnen der Apoſtel das RECHTEN und Proceſſiren
vor heidniſchen Gerichten den Chriſten verweiſet/ und bey ſolcher Ge-
legenheit ſie auch wider andere grobe Suͤnden/ ſonderlich wider
die HUREREY warnet.
V. 1.
WJe darf iemand unter euch,
ſo er einen Handel (eine
Rechts-Sache) hat mit ei-
nem andern, hadern (die
Sache anhaͤngig machen, und
ſich daruͤber richten laſſen) vor den Ungerech-
ten, (das iſt, vor den Heiden, oder heidniſchen
Richtern, welche nicht allein der wahren Ge-
rechtigkeit des Glaubens, und des Glaubens
ſelbſt ermangeln, ſondern auch in ihren Gerich-
ten viele Ungerechtigkeit uͤben, und daher Feinde
der Chriſten ſind; daher auch durch das Proces-
ſiren der Chriſten, an dem Chriſtenthum ſelbſt ei-
nen Anſtoß nehmen) und nicht vor den Heili-
gen (glaͤubigen Chriſten; als welche die Sache
unter ſich ſelbſt mit einer billigen Entſcheidung
ſchlichten koͤnten.)
V. 2.
Wiſſet ihr nicht, (ihr wiſſet es gar wohl;
wie ich es euch denn, als ich euch anderthalb Jahr
lang muͤndlich vom Chriſtenthum unterrichtete
Ap. Geſch. 18, 11. unter andern mit vorgetragen
habe) daß die Heiligen (die durch den Heiligen
Geiſt geheiligte wahre Glieder CHriſti) die
Welt (die unglaubigen Welt-Kinder) rich-
ten werden? (als gleichſam Aſſeſſores des
groſſen Welt-Gerichts, welches der Richter uͤber
die Todte und Lebendige an jenem groſſen Ge-
richts-Tage halten wird.) So denn nun die
Welt von euch ſoll gerichtet werden, ſeyd
ihr denn nicht gut genug, geringere Sa-
chen zu richten (und abzuthun, wie nemlich die
ſind, die unter euch entſtehen?)
V. 3.
Wiſſet ihr nicht, daß wir uͤber die
(boͤſen) Engel richten (das Urtheil Chriſti mit
approbiren und die Gerechtigkeit GOttes prei-
ſen Matth. 22, 41. 2 Pet. 2, 4. Jud. v. 6, 12.)
werden? Wie viel mehr uͤber die zeitlichen
Guͤter? (uͤber Dinge, welche nur zu dieſem Le-
ben gehoͤren?)
Anmerckungen.
1. Eine der groͤſſeſten Verheiſſungen, wel-
che den Glaͤubigen gegeben ſind, und der groͤſſe-
ſten Wuͤrden, welche ihnen wiederfahren, iſt
dieſe, daß ſie nicht allein ins Reich GOttes ein-
gehen, als Unterthanen des HErrn, ſondern
auch als ſolche Reichs-Genoſſen, die auch der
koͤniglichen Crone und Dignitaͤt mit theilhaftig
werden. Denn deßwegen heiſſen ſie ein koͤ-
nigliches Prieſterthum 1 Pet. 2, 9. Da ſie
ſolche geiſtliche Prieſter ſind, die bey der prie-
ſterlichen Wuͤrde, (welche bey dem Levitiſchen
Gottes-Dienſte etwas groſſes war, und im Rei-
che des Meßiaͤ auf etwas wichtiges gehet) auch
die koͤnigliche haben: wie denn Offenb. 5, 10.
ausdruͤcklich geſaget wird, daß uns der Sohn
alſo geliebet und gewaſchen mit ſeinem
Blute, daß er uns zu Koͤnigen und Prie-
ſtern gemacht habe vor GOTT und ſeinem
Vater.
2. Ja es heißt von dieſer koͤniglichen Di-
gnitaͤt Offenb. 3, 21. Wer uͤberwindet, dem
will ich geben mit mir auf meinem Stuhl
zu ſitzen; wie ich uͤberwunden habe, und
bin
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