Das fünfte Capitel/ Darinnen der Apostel eine scharfe Censur wider ein mit der Blut-Schande gegebenes Aergerniß ergehen lässet/ und da- rauf die Corinthierinstruiret/ wie sie auch sonst allen Umgang mit andern ärgerlich Lebenden ver- meiden sollen.
V. 1.
[Spaltenumbruch]
ES gehet ein gemein Geschrey (olos akouetai, m[an] höret es gäntzlich, oder nicht ohne Grund) daß Hurerey (welcher ihr leider zuvor im Heidenthum, als einer nicht viel auf sich habenden Sache, ergeben ge- wesen seyd: siehe hernach c. 6.) unter euch ist (begangen und geduldet wird) und (zwar insonderheit) eine solche Hurerey, davon auch die Heyden (nemlich unter ihnen die ehrbaren und tugendhaften) nicht zu sagen wissen (nemlich ohne Verabschäuung mit eini- ger Billigung; die ihr doch gleichwol bisher dagegen bewiesen habt) daß einer (wider das in dem Gesetze GOttes wiederholte und auf- geklärte Gesetz der Natur Lev. 18, 8. Deut. 22, 30. 27, 20.) seines Vaters Weib und also seine Stief-Mutter) habe (nemlich zur Ehe, oder doch mit ihr wie ebelich lebe; ob es auch gleich nach des Vaters Tode, und also ohne Ehebruch, aber doch in der Blut-Schande geschehen.)
V. 2.
Und ihr (denen solches noch weniger ver- borgen gewesen, als es mir geblieben ist) seyd (bey euren geistlichen Gaben im fleischlichen Sinne) aufgeblasen, und habt nicht viel- mehr Leide getragen (wie ihr doch billig hät- tet über solchem Aergernisse thun sollen. Denn ob ihr es gleich nicht selbst in eurer Person be- gangen habet, so findet es sich doch bey einem Gliede von eurer Gemeine; und also gehet es alle andere mit an, da sie sich dieser Sünde durch die Toleranz theilhaftig machen: gleich- wie leiblicher Weise, wenn ein Glied an eurem Leibe besudelt und verunehret wird, sich dessen der gantze Leib mit annimmt, und auf die Rei- nigung bedacht ist) auf daß, der das Werck gethan hat, von euch gethan würde (um das Aergerniß so wol unter euch selbst, als auch vor den Heiden und Juden, die auf alles, was unter euch vorgehet, acht haben, aus dem Wege zu räumen.)
V. 3. 4. 5.
Jch zwar, als der ich mit dem Leibe nicht da bin, doch mit dem Geiste (mit [Spaltenumbruch]
meinem Willen und gantzen Gemüthe) habe schon als gegenwärtig (eben so gut, und mit solchem Nachdrucke, als wenn ich auch dem Leibe nach zugegen wäre Col. 2, 5.) beschlos- sen über den, der solches gethan hat, v. 4. in dem Namen (und also nach dem Willen und in der Autorität) unsers HErrn JEsu Christi (Siehe Matth. 16, 19. Joh. 20, 23.) in eurer Versammlung (daß ist öffentlich, um allen, und sonderlich de- nen, welche es am meisten angehet, und die Theil daran genommen haben, einen so viel mehrern Eindruck davon zu geben) mit mei- nem Geiste (damit ich unter euch gegenwär- tig seyn werde) und mit der Kraft unsers HErrn JEsu Christi (der dieser Verord- nung und diesem Exempel der besondern Kir- chen-Zucht den gehörigen Nachdruck geben wird) ihn (mit Ausschliessung aus der Gemein- schaft eurer Versammlung und der Rechte an dem Reiche Christi) v. 5. zu übergeben dem Satan (als von dem er sich ohne das bisher be- herrschen lassen, um von ihm, dem er also ge- dienet, auch gezüchtiget zu werden) zum Ver- derben des Fleisches (um ihn am Leibe mit schweren Gebrechen anzugreiffen, wie über den Hiob, jedoch aus einer gantz andern Absicht, ver- hänget wurde) auf daß der Geist (die unsterbli- che, aber bisher in den Stricken des Satans ge- fangen gehaltene Seele) selig werde am Ta- ge des HErrn JEsu (nemlich wenn er bey solcher Züchtigung wird in sich gehen und sich dieselbe zur wahren Umkehrung dienen lassen. Das heißt denn am Fleische gerichtet wer- den, daß man im Geiste GOtt lebe 1 Pet. 4, 6. Man conferire hiebey den Ort 1 Tim. 1, 20. da Paulus von Hymenäo und dem Alexander saget, daß er sie habe dem Sa- tan übergeben, daß sie gezüchtiget werden, nicht mehr zu lästern.
V. 6.
Euer Ruhm (von euch selbst, daß ihr schon satt und schon reich seyd, und schon herr- schet c. 4, 8.) ist nicht fein. (Jac. 4, 16. da es also um eure Gemeine stehet, daß ein so grosses Aergerniß der Blut-Schande nebst noch andern Anstössen sich darinnen findet.) Wisset ihr
nicht,
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 5, v. 1-6.
Das fuͤnfte Capitel/ Darinnen der Apoſtel eine ſcharfe Cenſur wider ein mit der Blut-Schande gegebenes Aergerniß ergehen laͤſſet/ und da- rauf die Corinthierinſtruiret/ wie ſie auch ſonſt allen Umgang mit andern aͤrgerlich Lebenden ver- meiden ſollen.
V. 1.
[Spaltenumbruch]
ES gehet ein gemein Geſchrey (ὅλως ἀκούεται, m[an] hoͤret es gaͤntzlich, oder nicht ohne Grund) daß Hurerey (welcher ihr leider zuvor im Heidenthum, als einer nicht viel auf ſich habenden Sache, ergeben ge- weſen ſeyd: ſiehe hernach c. 6.) unter euch iſt (begangen und geduldet wird) und (zwar inſonderheit) eine ſolche Hurerey, davon auch die Heyden (nemlich unter ihnen die ehrbaren und tugendhaften) nicht zu ſagen wiſſen (nemlich ohne Verabſchaͤuung mit eini- ger Billigung; die ihr doch gleichwol bisher dagegen bewieſen habt) daß einer (wider das in dem Geſetze GOttes wiederholte und auf- geklaͤrte Geſetz der Natur Lev. 18, 8. Deut. 22, 30. 27, 20.) ſeines Vaters Weib und alſo ſeine Stief-Mutter) habe (nemlich zur Ehe, oder doch mit ihr wie ebelich lebe; ob es auch gleich nach des Vaters Tode, und alſo ohne Ehebruch, aber doch in der Blut-Schande geſchehen.)
V. 2.
Und ihr (denen ſolches noch weniger ver- borgen geweſen, als es mir geblieben iſt) ſeyd (bey euren geiſtlichen Gaben im fleiſchlichen Sinne) aufgeblaſen, und habt nicht viel- mehr Leide getragen (wie ihr doch billig haͤt- tet uͤber ſolchem Aergerniſſe thun ſollen. Denn ob ihr es gleich nicht ſelbſt in eurer Perſon be- gangen habet, ſo findet es ſich doch bey einem Gliede von eurer Gemeine; und alſo gehet es alle andere mit an, da ſie ſich dieſer Suͤnde durch die Toleranz theilhaftig machen: gleich- wie leiblicher Weiſe, wenn ein Glied an eurem Leibe beſudelt und verunehret wird, ſich deſſen der gantze Leib mit annimmt, und auf die Rei- nigung bedacht iſt) auf daß, der das Werck gethan hat, von euch gethan wuͤrde (um das Aergerniß ſo wol unter euch ſelbſt, als auch vor den Heiden und Juden, die auf alles, was unter euch vorgehet, acht haben, aus dem Wege zu raͤumen.)
V. 3. 4. 5.
Jch zwar, als der ich mit dem Leibe nicht da bin, doch mit dem Geiſte (mit [Spaltenumbruch]
meinem Willen und gantzen Gemuͤthe) habe ſchon als gegenwaͤrtig (eben ſo gut, und mit ſolchem Nachdrucke, als wenn ich auch dem Leibe nach zugegen waͤre Col. 2, 5.) beſchloſ- ſen uͤber den, der ſolches gethan hat, v. 4. in dem Namen (und alſo nach dem Willen und in der Autoritaͤt) unſers HErrn JEſu Chriſti (Siehe Matth. 16, 19. Joh. 20, 23.) in eurer Verſammlung (daß iſt oͤffentlich, um allen, und ſonderlich de- nen, welche es am meiſten angehet, und die Theil daran genommen haben, einen ſo viel mehrern Eindruck davon zu geben) mit mei- nem Geiſte (damit ich unter euch gegenwaͤr- tig ſeyn werde) und mit der Kraft unſers HErrn JEſu Chriſti (der dieſer Verord- nung und dieſem Exempel der beſondern Kir- chen-Zucht den gehoͤrigen Nachdruck geben wird) ihn (mit Ausſchlieſſung aus der Gemein- ſchaft eurer Verſammlung und der Rechte an dem Reiche Chriſti) v. 5. zu uͤbergeben dem Satan (als von dem er ſich ohne das bisher be- herrſchen laſſen, um von ihm, dem er alſo ge- dienet, auch gezuͤchtiget zu werden) zum Ver- derben des Fleiſches (um ihn am Leibe mit ſchweren Gebrechen anzugreiffen, wie uͤber den Hiob, jedoch aus einer gantz andern Abſicht, ver- haͤnget wurde) auf daß der Geiſt (die unſterbli- che, aber bisher in den Stricken des Satans ge- fangen gehaltene Seele) ſelig werde am Ta- ge des HErrn JEſu (nemlich wenn er bey ſolcher Zuͤchtigung wird in ſich gehen und ſich dieſelbe zur wahren Umkehrung dienen laſſen. Das heißt denn am Fleiſche gerichtet wer- den, daß man im Geiſte GOtt lebe 1 Pet. 4, 6. Man conferire hiebey den Ort 1 Tim. 1, 20. da Paulus von Hymenaͤo und dem Alexander ſaget, daß er ſie habe dem Sa- tan uͤbergeben, daß ſie gezuͤchtiget werden, nicht mehr zu laͤſtern.
V. 6.
Euer Ruhm (von euch ſelbſt, daß ihr ſchon ſatt und ſchon reich ſeyd, und ſchon herr- ſchet c. 4, 8.) iſt nicht fein. (Jac. 4, 16. da es alſo um eure Gemeine ſtehet, daß ein ſo groſſes Aergerniß der Blut-Schande nebſt noch andern Anſtoͤſſen ſich darinnen findet.) Wiſſet ihr
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[206/0234]
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 5, v. 1-6.
Das fuͤnfte Capitel/
Darinnen der Apoſtel eine ſcharfe Cenſur wider ein mit der
Blut-Schande gegebenes Aergerniß ergehen laͤſſet/ und da-
rauf die Corinthier inſtruiret/ wie ſie auch ſonſt allen
Umgang mit andern aͤrgerlich Lebenden ver-
meiden ſollen.
V. 1.
ES gehet ein gemein Geſchrey
(ὅλως ἀκούεται, man hoͤret es
gaͤntzlich, oder nicht ohne Grund)
daß Hurerey (welcher ihr leider
zuvor im Heidenthum, als einer
nicht viel auf ſich habenden Sache, ergeben ge-
weſen ſeyd: ſiehe hernach c. 6.) unter euch
iſt (begangen und geduldet wird) und (zwar
inſonderheit) eine ſolche Hurerey, davon
auch die Heyden (nemlich unter ihnen die
ehrbaren und tugendhaften) nicht zu ſagen
wiſſen (nemlich ohne Verabſchaͤuung mit eini-
ger Billigung; die ihr doch gleichwol bisher
dagegen bewieſen habt) daß einer (wider das
in dem Geſetze GOttes wiederholte und auf-
geklaͤrte Geſetz der Natur Lev. 18, 8. Deut.
22, 30. 27, 20.) ſeines Vaters Weib und
alſo ſeine Stief-Mutter) habe (nemlich zur
Ehe, oder doch mit ihr wie ebelich lebe; ob es
auch gleich nach des Vaters Tode, und alſo
ohne Ehebruch, aber doch in der Blut-Schande
geſchehen.)
V. 2.
Und ihr (denen ſolches noch weniger ver-
borgen geweſen, als es mir geblieben iſt) ſeyd
(bey euren geiſtlichen Gaben im fleiſchlichen
Sinne) aufgeblaſen, und habt nicht viel-
mehr Leide getragen (wie ihr doch billig haͤt-
tet uͤber ſolchem Aergerniſſe thun ſollen. Denn
ob ihr es gleich nicht ſelbſt in eurer Perſon be-
gangen habet, ſo findet es ſich doch bey einem
Gliede von eurer Gemeine; und alſo gehet es
alle andere mit an, da ſie ſich dieſer Suͤnde
durch die Toleranz theilhaftig machen: gleich-
wie leiblicher Weiſe, wenn ein Glied an eurem
Leibe beſudelt und verunehret wird, ſich deſſen
der gantze Leib mit annimmt, und auf die Rei-
nigung bedacht iſt) auf daß, der das Werck
gethan hat, von euch gethan wuͤrde (um
das Aergerniß ſo wol unter euch ſelbſt, als auch
vor den Heiden und Juden, die auf alles, was
unter euch vorgehet, acht haben, aus dem Wege
zu raͤumen.)
V. 3. 4. 5.
Jch zwar, als der ich mit dem Leibe
nicht da bin, doch mit dem Geiſte (mit
meinem Willen und gantzen Gemuͤthe) habe
ſchon als gegenwaͤrtig (eben ſo gut, und
mit ſolchem Nachdrucke, als wenn ich auch dem
Leibe nach zugegen waͤre Col. 2, 5.) beſchloſ-
ſen uͤber den, der ſolches gethan hat,
v. 4. in dem Namen (und alſo nach dem
Willen und in der Autoritaͤt) unſers
HErrn JEſu Chriſti (Siehe Matth. 16,
19. Joh. 20, 23.) in eurer Verſammlung
(daß iſt oͤffentlich, um allen, und ſonderlich de-
nen, welche es am meiſten angehet, und die
Theil daran genommen haben, einen ſo viel
mehrern Eindruck davon zu geben) mit mei-
nem Geiſte (damit ich unter euch gegenwaͤr-
tig ſeyn werde) und mit der Kraft unſers
HErrn JEſu Chriſti (der dieſer Verord-
nung und dieſem Exempel der beſondern Kir-
chen-Zucht den gehoͤrigen Nachdruck geben
wird) ihn (mit Ausſchlieſſung aus der Gemein-
ſchaft eurer Verſammlung und der Rechte an
dem Reiche Chriſti) v. 5. zu uͤbergeben dem
Satan (als von dem er ſich ohne das bisher be-
herrſchen laſſen, um von ihm, dem er alſo ge-
dienet, auch gezuͤchtiget zu werden) zum Ver-
derben des Fleiſches (um ihn am Leibe mit
ſchweren Gebrechen anzugreiffen, wie uͤber den
Hiob, jedoch aus einer gantz andern Abſicht, ver-
haͤnget wurde) auf daß der Geiſt (die unſterbli-
che, aber bisher in den Stricken des Satans ge-
fangen gehaltene Seele) ſelig werde am Ta-
ge des HErrn JEſu (nemlich wenn er bey
ſolcher Zuͤchtigung wird in ſich gehen und ſich
dieſelbe zur wahren Umkehrung dienen laſſen.
Das heißt denn am Fleiſche gerichtet wer-
den, daß man im Geiſte GOtt lebe 1 Pet.
4, 6. Man conferire hiebey den Ort 1 Tim.
1, 20. da Paulus von Hymenaͤo und dem
Alexander ſaget, daß er ſie habe dem Sa-
tan uͤbergeben, daß ſie gezuͤchtiget werden,
nicht mehr zu laͤſtern.
V. 6.
Euer Ruhm (von euch ſelbſt, daß ihr
ſchon ſatt und ſchon reich ſeyd, und ſchon herr-
ſchet c. 4, 8.) iſt nicht fein. (Jac. 4, 16. da es
alſo um eure Gemeine ſtehet, daß ein ſo groſſes
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Anſtoͤſſen ſich darinnen findet.) Wiſſet ihr
nicht,
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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/234>, abgerufen am 24.11.2024.
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