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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Erklärung des ersten Briefs Pauli Cap. 2, v. 9-14.
[Spaltenumbruch] göttlichen und der menschlichen, in der eintzigen
Person CHristi: sintemal von dem HERRN
der Herrlichkeit
gesaget wird, daß er sey ge-
creutziget
worden; welches doch nur eigentlich
an der menschlichen Natur statt gefunden hat,
aber doch wegen der Vereinigung beyder Natu-
ren billig von CHristo, als dem HERRN der
Herrlichkeit, gesaget wird. Auf welche Art es
auch unten c. 15, 47. heißt: Der andere Mensch
ist vom Himmel;
da von CHristo, als Men-
schen, in Ansehung gedachter Vereinigung, das
gesaget wird, was doch nur eigentlich der gött-
lichen Natur zukömmt. Siehe auch Joh. 3, 13.
Ap. Gesch. 20, 28.
V. 9.

Sondern (die wahre Weisheit ist also
verborgen) wie geschrieben stehet (Jes. 64,
4. von den Zeiten des neuen Testaments, und
von der den Gläubigen darinn schon zubereiteten
Seligkeit:) das kein (unerleuchtetes) Auge
gesehen, und kein
(ungeöffnetes) Ohr (des
Gemüths) gehöret, und (wie der Apostel zu
des Propheten Worten dazu setzet,) in keines
(bloß natürlichen) Menschen Hertz (Verstand
und Erfahrung) gekommen ist, das GOTT
bereitet hat denen, die ihn lieben:
(eine sol-
che verborgene Sache ist die himmlische Weis-
heit des Evangelii von CHristo.)

V. 10.

Uns aber (wie zuvorderst den Aposteln,
also auch in seiner Masse durch uns allen übri-
gen Gläubigen Matth. 13, 11. 2 Cor. 3, 18.) hat
es GOTT offenbaret durch seinen Geist

(welcher CHristum verkläret Joh. 16, 14. damit
die Apostel, und in gewisser Masse auch alle übri-
ge gläubige Christen gesalbet sind. 1 Joh. 2, 27.)
Denn der Geist erforschet alle Dinge
(gleichwie von dem dreyeinigen GOTT gesa-
get wird, daß er Hertzen und Nieren erforschet
Rom. 8, 27. Offenb. 2, 23. Ps. 7, 10. Jer. 11,
20. 17, 10. 20, 20. das ist, aufs allergenaue-
ste erkennet, Hebr. 4, 13. wie man denn durch
Erforschung zur tiefen Einsicht kömmt: welche
aber der Heilige Geist, vermöge der Einigkeit
des Wesens mit dem Vater und dem Sohne,
von Natur ohne alle Mühe in sich hat, auch an-
dere darein, so viel sie in dieser Schwachheit fas-
sen können, leitet,) auch die Tiefen der Gott-
heit
(des göttlichen Wesens, Raths und Wil-
lens.)

V. 11.

Denn (um dieses zu erläutern, wie der
Heilige Geist die Tiefen der Gottheit erkenne, so
sage ich) welcher Mensch weiß, was im
Menschen ist,
(was er gedencket, und von die-
ser oder jener Sache tichtet, trachtet und be-
schliesset) ohne der Geist des Menschen, der
in ihm ist?
(ohne er selbst, seinem Geiste und
Gewissen nach) also auch niemand (unter den
Creaturen, davon der Sohn, der den Vater
also kennet, wie keine Creatur Matth. 11, 27.
Joh. 1, 18. ausgenommen ist) weiß, was in
GOtt ist,
(seine Geheimnisse) ohne der Geist
[Spaltenumbruch] GOttes
(von dem wir also auch die Offenba-
rung derselben herhaben müssen.)

V. 12.

Wir aber haben nicht empfangen den
Geist der Welt
(der Geist, damit wir gesalbet
sind, ist von dem blossen Lichte der Vernunft,
und noch mehr von dem Geiste des Jrrthums,
oder von dem bösen und verführischen Geiste sehr
weit unterschieden) sondern den Geist aus
GOTT,
(der von GOTT, von dem Vater
und Sohn, auf eine unbegreifliche Weise aus-
gehet, auch den Gläubigen verheissen und gege-
ben wird Joh. 14, 16. Rom. 8, 15. etc.) daß wir
(in eigner Besitzung und Erfahrung) wissen
können, was uns von GOTT gegeben ist

(ta kharithenta, was uns aus Gnaden geschen-
cket ist, nemlich in CHristo und mit CHristo,
der allerhöchsten Gabe GOttes. Rom. 8, 32.
Col. 2, 3.)

V. 13.

Welches wir auch reden, nicht mit
Worten, welche menschliche Weisheit

(nach der so sehr vereitelten und affectirten Re-
de-Kunst) lehren kan, sondern mit Worten,
die der Heilige Geist lehret
(uns zuvorderst
in den von ihm eingegebenen Schriften des al-
ten Testaments vorhält, und uns selbst zum Vor-
trage eingiebt, und in seinem Lichte als solche,
die sich nach der Wahrheit in aller Einfalt und
Lauterkeit zur Sache schicken, erkennen läßt,)
und richten geistliche Sachen geistlich (rich-
ten die Worte nach den Sachen: und da die
Sachen geistlich sind, so sind die Worte auch
solcher Art und ihnen gemäß, ohne alle Wort-
Künsteley, oder ohne süsse Reden und prächtige
Worte Rom. 15, 18. Siehe auch v. 4. und c.
1, 17. 2 Cor. 2, 17. Wir halten auch geistliche
Sachen unter einander dergestalt zusammen und
beurtheilen sie also, wie es ihre analogie erfo-
dert.)

V. 14.

Der natürliche Mensch aber (psukhik[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
anthropos, der unwieder gebohrne Mensch, der
noch keinen von GOTT erleuchteten und gehei-
ligten Geist hat, Jud. v. 19. der nur aus blossen
natürlichen Kräften seiner Seele handelt, und
daher nur noch eine solche Weisheit hat, die da
ist irdisch und psukhike, bloß natürlich, Jac. 3,
15.) vernimmt nichts vom Geiste GOttes
(ta o[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] pneumatos, geistliche und übernaturliche
Dinge, welche von dem Heiligen Geiste geof-
fenbaret sind, und zu deren Erkäntniß auch die
Salbung des Heiligen Geistes gehöret: diese
Dinge o[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] dekhetai, vernimmt er nicht weder mit
dem Verstande, daß er sie recht begriffe, noch
mit dem Willen, daß er sie zum Gehorsam auf-
und annehme und besitze.) Denn es ist ihm ei-
ne Thorheit,
(kömmt ihm thöricht vor, wenn
er oben hin davon höret, und geistliche Dinge oh-
ne ihren Zusammenhang, und ohne wahre geist-
liche Einsicht betrachtet. Siehe davon die Exem-
pel Ap. Gesch. 18, 18. an den Atheniensischen
Philosophis, aus der Secte der Epicureer und
Stoicker: und c. 25, 19. an dem Römischen
Landpfleger Festo: auch c. 2, 13. an vielen Jü-

den:)
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 2, v. 9-14.
[Spaltenumbruch] goͤttlichen und der menſchlichen, in der eintzigen
Perſon CHriſti: ſintemal von dem HERRN
der Herrlichkeit
geſaget wird, daß er ſey ge-
creutziget
worden; welches doch nur eigentlich
an der menſchlichen Natur ſtatt gefunden hat,
aber doch wegen der Vereinigung beyder Natu-
ren billig von CHriſto, als dem HERRN der
Herrlichkeit, geſaget wird. Auf welche Art es
auch unten c. 15, 47. heißt: Der andere Menſch
iſt vom Himmel;
da von CHriſto, als Men-
ſchen, in Anſehung gedachter Vereinigung, das
geſaget wird, was doch nur eigentlich der goͤtt-
lichen Natur zukoͤmmt. Siehe auch Joh. 3, 13.
Ap. Geſch. 20, 28.
V. 9.

Sondern (die wahre Weisheit iſt alſo
verborgen) wie geſchrieben ſtehet (Jeſ. 64,
4. von den Zeiten des neuen Teſtaments, und
von der den Glaͤubigen darinn ſchon zubereiteten
Seligkeit:) das kein (unerleuchtetes) Auge
geſehen, und kein
(ungeoͤffnetes) Ohr (des
Gemuͤths) gehoͤret, und (wie der Apoſtel zu
des Propheten Worten dazu ſetzet,) in keines
(bloß natuͤrlichen) Menſchen Hertz (Verſtand
und Erfahrung) gekommen iſt, das GOTT
bereitet hat denen, die ihn lieben:
(eine ſol-
che verborgene Sache iſt die himmliſche Weis-
heit des Evangelii von CHriſto.)

V. 10.

Uns aber (wie zuvorderſt den Apoſteln,
alſo auch in ſeiner Maſſe durch uns allen uͤbri-
gen Glaͤubigen Matth. 13, 11. 2 Cor. 3, 18.) hat
es GOTT offenbaret durch ſeinen Geiſt

(welcher CHriſtum verklaͤret Joh. 16, 14. damit
die Apoſtel, und in gewiſſer Maſſe auch alle uͤbri-
ge glaͤubige Chriſten geſalbet ſind. 1 Joh. 2, 27.)
Denn der Geiſt erforſchet alle Dinge
(gleichwie von dem dreyeinigen GOTT geſa-
get wird, daß er Hertzen und Nieren erforſchet
Rom. 8, 27. Offenb. 2, 23. Pſ. 7, 10. Jer. 11,
20. 17, 10. 20, 20. das iſt, aufs allergenaue-
ſte erkennet, Hebr. 4, 13. wie man denn durch
Erforſchung zur tiefen Einſicht koͤmmt: welche
aber der Heilige Geiſt, vermoͤge der Einigkeit
des Weſens mit dem Vater und dem Sohne,
von Natur ohne alle Muͤhe in ſich hat, auch an-
dere darein, ſo viel ſie in dieſer Schwachheit faſ-
ſen koͤnnen, leitet,) auch die Tiefen der Gott-
heit
(des goͤttlichen Weſens, Raths und Wil-
lens.)

V. 11.

Denn (um dieſes zu erlaͤutern, wie der
Heilige Geiſt die Tiefen der Gottheit erkenne, ſo
ſage ich) welcher Menſch weiß, was im
Menſchen iſt,
(was er gedencket, und von die-
ſer oder jener Sache tichtet, trachtet und be-
ſchlieſſet) ohne der Geiſt des Menſchen, der
in ihm iſt?
(ohne er ſelbſt, ſeinem Geiſte und
Gewiſſen nach) alſo auch niemand (unter den
Creaturen, davon der Sohn, der den Vater
alſo kennet, wie keine Creatur Matth. 11, 27.
Joh. 1, 18. ausgenommen iſt) weiß, was in
GOtt iſt,
(ſeine Geheimniſſe) ohne der Geiſt
[Spaltenumbruch] GOttes
(von dem wir alſo auch die Offenba-
rung derſelben herhaben muͤſſen.)

V. 12.

Wir aber haben nicht empfangen den
Geiſt der Welt
(der Geiſt, damit wir geſalbet
ſind, iſt von dem bloſſen Lichte der Vernunft,
und noch mehr von dem Geiſte des Jrrthums,
oder von dem boͤſen und verfuͤhriſchen Geiſte ſehr
weit unterſchieden) ſondern den Geiſt aus
GOTT,
(der von GOTT, von dem Vater
und Sohn, auf eine unbegreifliche Weiſe aus-
gehet, auch den Glaͤubigen verheiſſen und gege-
ben wird Joh. 14, 16. Rom. 8, 15. ꝛc.) daß wir
(in eigner Beſitzung und Erfahrung) wiſſen
koͤnnen, was uns von GOTT gegeben iſt

(τὰ χαριϑέντα, was uns aus Gnaden geſchen-
cket iſt, nemlich in CHriſto und mit CHriſto,
der allerhoͤchſten Gabe GOttes. Rom. 8, 32.
Col. 2, 3.)

V. 13.

Welches wir auch reden, nicht mit
Worten, welche menſchliche Weisheit

(nach der ſo ſehr vereitelten und affectirten Re-
de-Kunſt) lehren kan, ſondern mit Worten,
die der Heilige Geiſt lehret
(uns zuvorderſt
in den von ihm eingegebenen Schriften des al-
ten Teſtaments vorhaͤlt, und uns ſelbſt zum Vor-
trage eingiebt, und in ſeinem Lichte als ſolche,
die ſich nach der Wahrheit in aller Einfalt und
Lauterkeit zur Sache ſchicken, erkennen laͤßt,)
und richten geiſtliche Sachen geiſtlich (rich-
ten die Worte nach den Sachen: und da die
Sachen geiſtlich ſind, ſo ſind die Worte auch
ſolcher Art und ihnen gemaͤß, ohne alle Wort-
Kuͤnſteley, oder ohne ſuͤſſe Reden und praͤchtige
Worte Rom. 15, 18. Siehe auch v. 4. und c.
1, 17. 2 Cor. 2, 17. Wir halten auch geiſtliche
Sachen unter einander dergeſtalt zuſammen und
beurtheilen ſie alſo, wie es ihre analogie erfo-
dert.)

V. 14.

Der natuͤrliche Menſch aber (ψυχικ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
ἄνϑρωπος, der unwieder gebohrne Menſch, der
noch keinen von GOTT erleuchteten und gehei-
ligten Geiſt hat, Jud. v. 19. der nur aus bloſſen
natuͤrlichen Kraͤften ſeiner Seele handelt, und
daher nur noch eine ſolche Weisheit hat, die da
iſt irdiſch und ψυχικὴ, bloß natuͤrlich, Jac. 3,
15.) vernimmt nichts vom Geiſte GOttes
(τὰ ο[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] πνεύματος, geiſtliche und uͤbernaturliche
Dinge, welche von dem Heiligen Geiſte geof-
fenbaret ſind, und zu deren Erkaͤntniß auch die
Salbung des Heiligen Geiſtes gehoͤret: dieſe
Dinge ο[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] δέχεται, vernimmt er nicht weder mit
dem Verſtande, daß er ſie recht begriffe, noch
mit dem Willen, daß er ſie zum Gehorſam auf-
und annehme und beſitze.) Denn es iſt ihm ei-
ne Thorheit,
(koͤmmt ihm thoͤricht vor, wenn
er oben hin davon hoͤret, und geiſtliche Dinge oh-
ne ihren Zuſammenhang, und ohne wahre geiſt-
liche Einſicht betrachtet. Siehe davon die Exem-
pel Ap. Geſch. 18, 18. an den Athenienſiſchen
Philoſophis, aus der Secte der Epicureer und
Stoicker: und c. 25, 19. an dem Roͤmiſchen
Landpfleger Feſto: auch c. 2, 13. an vielen Juͤ-

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[190/0218] Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli Cap. 2, v. 9-14. goͤttlichen und der menſchlichen, in der eintzigen Perſon CHriſti: ſintemal von dem HERRN der Herrlichkeit geſaget wird, daß er ſey ge- creutziget worden; welches doch nur eigentlich an der menſchlichen Natur ſtatt gefunden hat, aber doch wegen der Vereinigung beyder Natu- ren billig von CHriſto, als dem HERRN der Herrlichkeit, geſaget wird. Auf welche Art es auch unten c. 15, 47. heißt: Der andere Menſch iſt vom Himmel; da von CHriſto, als Men- ſchen, in Anſehung gedachter Vereinigung, das geſaget wird, was doch nur eigentlich der goͤtt- lichen Natur zukoͤmmt. Siehe auch Joh. 3, 13. Ap. Geſch. 20, 28. V. 9. Sondern (die wahre Weisheit iſt alſo verborgen) wie geſchrieben ſtehet (Jeſ. 64, 4. von den Zeiten des neuen Teſtaments, und von der den Glaͤubigen darinn ſchon zubereiteten Seligkeit:) das kein (unerleuchtetes) Auge geſehen, und kein (ungeoͤffnetes) Ohr (des Gemuͤths) gehoͤret, und (wie der Apoſtel zu des Propheten Worten dazu ſetzet,) in keines (bloß natuͤrlichen) Menſchen Hertz (Verſtand und Erfahrung) gekommen iſt, das GOTT bereitet hat denen, die ihn lieben: (eine ſol- che verborgene Sache iſt die himmliſche Weis- heit des Evangelii von CHriſto.) V. 10. Uns aber (wie zuvorderſt den Apoſteln, alſo auch in ſeiner Maſſe durch uns allen uͤbri- gen Glaͤubigen Matth. 13, 11. 2 Cor. 3, 18.) hat es GOTT offenbaret durch ſeinen Geiſt (welcher CHriſtum verklaͤret Joh. 16, 14. damit die Apoſtel, und in gewiſſer Maſſe auch alle uͤbri- ge glaͤubige Chriſten geſalbet ſind. 1 Joh. 2, 27.) Denn der Geiſt erforſchet alle Dinge (gleichwie von dem dreyeinigen GOTT geſa- get wird, daß er Hertzen und Nieren erforſchet Rom. 8, 27. Offenb. 2, 23. Pſ. 7, 10. Jer. 11, 20. 17, 10. 20, 20. das iſt, aufs allergenaue- ſte erkennet, Hebr. 4, 13. wie man denn durch Erforſchung zur tiefen Einſicht koͤmmt: welche aber der Heilige Geiſt, vermoͤge der Einigkeit des Weſens mit dem Vater und dem Sohne, von Natur ohne alle Muͤhe in ſich hat, auch an- dere darein, ſo viel ſie in dieſer Schwachheit faſ- ſen koͤnnen, leitet,) auch die Tiefen der Gott- heit (des goͤttlichen Weſens, Raths und Wil- lens.) V. 11. Denn (um dieſes zu erlaͤutern, wie der Heilige Geiſt die Tiefen der Gottheit erkenne, ſo ſage ich) welcher Menſch weiß, was im Menſchen iſt, (was er gedencket, und von die- ſer oder jener Sache tichtet, trachtet und be- ſchlieſſet) ohne der Geiſt des Menſchen, der in ihm iſt? (ohne er ſelbſt, ſeinem Geiſte und Gewiſſen nach) alſo auch niemand (unter den Creaturen, davon der Sohn, der den Vater alſo kennet, wie keine Creatur Matth. 11, 27. Joh. 1, 18. ausgenommen iſt) weiß, was in GOtt iſt, (ſeine Geheimniſſe) ohne der Geiſt GOttes (von dem wir alſo auch die Offenba- rung derſelben herhaben muͤſſen.) V. 12. Wir aber haben nicht empfangen den Geiſt der Welt (der Geiſt, damit wir geſalbet ſind, iſt von dem bloſſen Lichte der Vernunft, und noch mehr von dem Geiſte des Jrrthums, oder von dem boͤſen und verfuͤhriſchen Geiſte ſehr weit unterſchieden) ſondern den Geiſt aus GOTT, (der von GOTT, von dem Vater und Sohn, auf eine unbegreifliche Weiſe aus- gehet, auch den Glaͤubigen verheiſſen und gege- ben wird Joh. 14, 16. Rom. 8, 15. ꝛc.) daß wir (in eigner Beſitzung und Erfahrung) wiſſen koͤnnen, was uns von GOTT gegeben iſt (τὰ χαριϑέντα, was uns aus Gnaden geſchen- cket iſt, nemlich in CHriſto und mit CHriſto, der allerhoͤchſten Gabe GOttes. Rom. 8, 32. Col. 2, 3.) V. 13. Welches wir auch reden, nicht mit Worten, welche menſchliche Weisheit (nach der ſo ſehr vereitelten und affectirten Re- de-Kunſt) lehren kan, ſondern mit Worten, die der Heilige Geiſt lehret (uns zuvorderſt in den von ihm eingegebenen Schriften des al- ten Teſtaments vorhaͤlt, und uns ſelbſt zum Vor- trage eingiebt, und in ſeinem Lichte als ſolche, die ſich nach der Wahrheit in aller Einfalt und Lauterkeit zur Sache ſchicken, erkennen laͤßt,) und richten geiſtliche Sachen geiſtlich (rich- ten die Worte nach den Sachen: und da die Sachen geiſtlich ſind, ſo ſind die Worte auch ſolcher Art und ihnen gemaͤß, ohne alle Wort- Kuͤnſteley, oder ohne ſuͤſſe Reden und praͤchtige Worte Rom. 15, 18. Siehe auch v. 4. und c. 1, 17. 2 Cor. 2, 17. Wir halten auch geiſtliche Sachen unter einander dergeſtalt zuſammen und beurtheilen ſie alſo, wie es ihre analogie erfo- dert.) V. 14. Der natuͤrliche Menſch aber (ψυχικ_ ἄνϑρωπος, der unwieder gebohrne Menſch, der noch keinen von GOTT erleuchteten und gehei- ligten Geiſt hat, Jud. v. 19. der nur aus bloſſen natuͤrlichen Kraͤften ſeiner Seele handelt, und daher nur noch eine ſolche Weisheit hat, die da iſt irdiſch und ψυχικὴ, bloß natuͤrlich, Jac. 3, 15.) vernimmt nichts vom Geiſte GOttes (τὰ ο_ πνεύματος, geiſtliche und uͤbernaturliche Dinge, welche von dem Heiligen Geiſte geof- fenbaret ſind, und zu deren Erkaͤntniß auch die Salbung des Heiligen Geiſtes gehoͤret: dieſe Dinge ο_ δέχεται, vernimmt er nicht weder mit dem Verſtande, daß er ſie recht begriffe, noch mit dem Willen, daß er ſie zum Gehorſam auf- und annehme und beſitze.) Denn es iſt ihm ei- ne Thorheit, (koͤmmt ihm thoͤricht vor, wenn er oben hin davon hoͤret, und geiſtliche Dinge oh- ne ihren Zuſammenhang, und ohne wahre geiſt- liche Einſicht betrachtet. Siehe davon die Exem- pel Ap. Geſch. 18, 18. an den Athenienſiſchen Philoſophis, aus der Secte der Epicureer und Stoicker: und c. 25, 19. an dem Roͤmiſchen Landpfleger Feſto: auch c. 2, 13. an vielen Juͤ- den:)

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/218>, abgerufen am 24.11.2024.