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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 15, v. 2-4. an die Römer.
[Spaltenumbruch] genommen, im übrigen sich auch der Krancken
angenommen, und sonderlich dahin gesehen, daß
dem weiblichen Geschlechte in diesen und jenen
besondern Angelegenheiten gerathen würde, und
sie in guter O[r]dnung gehalten werden möchten.
Welcherley Art Christliche Matronen, sonderlich
Witwen, wie Phöbe auch gewesen zu seyn schei-
net, die erste K[i]rche hatte; die man denn tas
diakonous, (Ministras beym Plinio in epistola ad
Trajanum
) Dienerinnen nannte. Davon siehe
1 Tim. 5, 9. 10.

2. Diese ist von Corinthus nach Rom ge-
reiset, ohne Zweifel in Gesellschaft noch einiger
anderer Christen. Was sie daselbst zu verrichten
gehabt, meldet der Apostel nicht. Es sind, wie
aus v. 2. zu ersehen, wol einige äusserliche Ge-
schäfte gewesen: wie denn zwischen Rom und
Corinthus, auch Kenchrea, zur See viel Verkeh-
rens war. Dieser giebt Paulus den Brief mit,
nebst einer wohlverdienten Recommendation.

V. 2.

Daß ihr sie aufnehmet in dem HErrn,
wie sichs ziemet den Heiligen,
(daß ihr sie
empfanget, als eine dem HErrn ergebne theure
Seele, und also nicht so wol auf ihre Person se-
het, als auf den HErrn, mit welchem sie nebst
euch in einer heiligen Gemeinschaft stehet: und
demnach sie also haltet, wie sich Heilige gegen die
heiligen, oder gläubigen Seelen zu verhalten ha-
ben:) und thut ihr Beystand in allem Ge-
schäfte, worinnen sie euer bedarf:
(wie denn
das Christenthum weltliche Commercia und äus-
serliche Geschäfte so gar nicht aufhebet, daß es
dieselbe vielmehr rectificiret, und einen Segen
darüber bringet; und man schuldig ist auch andern
darinnen nach Vermögen zu dienen:) Denn sie
hat auch vielen Beystand gethan, auch
mir selbst
(Gr. sie ist eine Vorsteherin gewesen
von vielen, die sie nemlich nebst mir aufgenom-
men, beherberget und verpfleget hat; da es ihr so
wenig an Christlicher Liebe, als am Vermögen
gefehlet hat.)

V. 3. 4.

Grüsset die Priscillam und den Aqui-
lam, meine Gehülfen in CHristo JESU:
Welche haben für mein Leben ihre Hälse
dargegeben: welchen nicht allein ich dan-
cke, sondern auch alle Gemeinen unter den
Heiden. Grüsset die Gemeine in ihrem
Hause.

Anmerckungen.
1. Diese beyde Personen waren von Geburt
Jüden, aus der Landschaft Ponto in Asien ge-
bürtig, waren aber zu CHristo bekehret, und zu
Rom wohnhaft. Ap. Gesch. 18, 2.
2. Da der Käyser Claudius im 12 Jahre
seiner Regierung, im Jahre Christi 52, hatte
durch ein öffentliches Edict die Juden aus Rom
vertrieben, die aber aus ihnen zu CHristo be-
kehrete auch noch zu ihnen gezehlet wurden, und
also mit aus Rom weichen müssen; so waren sie
noch in demselben Jahre nach Corinthen kommen:
woselbst sie sich niedergelassen, und sich von ihrer
[Spaltenumbruch] Profession der Teppichmacherey genähret haben.
Und als Paulus gleich darauf nach Corinthen ge-
kommen, so kehrete er bey ihnen ein, und nahm
sich der Arbeit bey ihnen mit an: wie er denn ge-
wohnet war, nicht allein zu predigen, sondern
auch, wo es sich wolte thun lassen, zu arbeiten;
welches er sonderlich zu Corinthen gethan. Ap.
Gesch. 18, 2. 3. 1 Cor. 4, 12. 2 Cor. 11, 9. 12,
13. 1 Thess. 2, 9.
3. Von besagtem Edict Claudii schreibet
Svetonius c. 25. also: Judaeos impulsore Chresto
(Christo) assidue tumultuantes Roma expulit.
Da denn
durch die von den Jüden entstandene Unruhe
wol ohne Zweifel diejenige zu verstehen ist, wel-
che sie unter sich selbst wider die, welche unter ih-
nen zu CHristo sich bekannten, erreget haben:
darüber es denn geschehen ist, daß ein Käyserli-
cher Befehl publiciret worden, darinnen den Jü-
den überhaupt samt denen äusserlich noch zu ih-
nen gehörigen Christen anbefohlen worden, aus
Rom zu weichen. Welche Verordnung aber
gleich darauf wieder ihre Kraft verlohren, also,
daß sie sich bald wieder gar häufig daselbst einge-
funden, auch wol zum Theil auf eine darzwischen
gekommene gute Vorsprache, daselbst mochten
geblieben seyn. Davon mit mehrern gehandelt
in der Commentatione de vita Pauli p. 89. seq.
4. Es hatten aber diese beyde Christliche
Eheleute Paulum, als er von Corinthen nach
Ephesus reisete, dahin begleitet: und hieselbst
blieben sie, als er von dannen nach Syrien ging.
Ap. Gesch. 18, 18. 19. 21. 22. Und zu Ephesus
waren sie in solchem Segen, daß sie daselbst den
in dem Wege des HErrn bereits unterwiesenen
und mit brünstigem Geiste von CHristo reden-
den Apollo zu sich nahmen, und ihm den Weg
GOttes noch fleißiger auslegten. Ap. Gesch.
18, 13-26.
5. Und wenn wir lesen 1 Cor. 16, 19. Es
grüsset euch sehr in dem HErrn Aquilas
und Priscilla, samt der Gemeine in ihrem
Hause:
so ist zu mercken, daß der Apostel eben
dieses zu Ephesus geschrieben; und zwar fast 3
Jahr nachher, nachdem er wieder nach Ephesus
gekommen war. Und siehet man aus diesem
Orte, wie hoch sich diese beyde Personen um die
Christliche Kirche auch zu Ephesus verdienet ge-
machet haben, da sie den Christen ihre Wohnung
zur Versammlung hergegeben haben.
6. Als aber die Unruhe zu Rom sich geleget
hatte, so hatten sie sich von Ephesus wieder da-
hin begeben. Und welche Dienste sie der Ge-
meine zu Rom gethan, siehet man daraus, daß
sie auch alhie ihr Haus zur Versammlung ein-
geräumet haben. Daher denn Paulus, als er
im Jahr CHristi 57 sich abermal zu Corinthen
aufhielte, und daselbst den Brief an die Römer
schrieb, sie vor andern freundlich grüssete.
7. Aus dieser historischen Nachricht von
Aquila und Priscilla kan man verstehen, warum
der Apostel ihnen das Lob giebet, daß sie seine Ge-
hülfen gewesen in CHristo JESU; wie sie für
sein Leben auch ihre Hälse dargegeben; und wie
viel ihnen Paulus und gantze Gemeinen unter
den Heiden, nemlich in Asien und Griechenland,
zu dancken hätten: nemlich sie hatten mit dem
beher-
Y 2

Cap. 15, v. 2-4. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] genommen, im uͤbrigen ſich auch der Krancken
angenommen, und ſonderlich dahin geſehen, daß
dem weiblichen Geſchlechte in dieſen und jenen
beſondern Angelegenheiten gerathen wuͤrde, und
ſie in guter O[r]dnung gehalten werden moͤchten.
Welcherley Art Chriſtliche Matronen, ſonderlich
Witwen, wie Phoͤbe auch geweſen zu ſeyn ſchei-
net, die erſte K[i]rche hatte; die man denn τὰς
διακόνους, (Miniſtras beym Plinio in epiſtola ad
Trajanum
) Dienerinnen nannte. Davon ſiehe
1 Tim. 5, 9. 10.

2. Dieſe iſt von Corinthus nach Rom ge-
reiſet, ohne Zweifel in Geſellſchaft noch einiger
anderer Chriſten. Was ſie daſelbſt zu verrichten
gehabt, meldet der Apoſtel nicht. Es ſind, wie
aus v. 2. zu erſehen, wol einige aͤuſſerliche Ge-
ſchaͤfte geweſen: wie denn zwiſchen Rom und
Corinthus, auch Kenchrea, zur See viel Verkeh-
rens war. Dieſer giebt Paulus den Brief mit,
nebſt einer wohlverdienten Recommendation.

V. 2.

Daß ihr ſie aufnehmet in dem HErrn,
wie ſichs ziemet den Heiligen,
(daß ihr ſie
empfanget, als eine dem HErrn ergebne theure
Seele, und alſo nicht ſo wol auf ihre Perſon ſe-
het, als auf den HErrn, mit welchem ſie nebſt
euch in einer heiligen Gemeinſchaft ſtehet: und
demnach ſie alſo haltet, wie ſich Heilige gegen die
heiligen, oder glaͤubigen Seelen zu verhalten ha-
ben:) und thut ihr Beyſtand in allem Ge-
ſchaͤfte, worinnen ſie euer bedarf:
(wie denn
das Chriſtenthum weltliche Commercia und aͤuſ-
ſerliche Geſchaͤfte ſo gar nicht aufhebet, daß es
dieſelbe vielmehr rectificiret, und einen Segen
daruͤber bringet; und man ſchuldig iſt auch andern
darinnen nach Vermoͤgen zu dienen:) Denn ſie
hat auch vielen Beyſtand gethan, auch
mir ſelbſt
(Gr. ſie iſt eine Vorſteherin geweſen
von vielen, die ſie nemlich nebſt mir aufgenom-
men, beherberget und verpfleget hat; da es ihr ſo
wenig an Chriſtlicher Liebe, als am Vermoͤgen
gefehlet hat.)

V. 3. 4.

Gruͤſſet die Priſcillam und den Aqui-
lam, meine Gehuͤlfen in CHriſto JESU:
Welche haben fuͤr mein Leben ihre Haͤlſe
dargegeben: welchen nicht allein ich dan-
cke, ſondern auch alle Gemeinen unter den
Heiden. Gruͤſſet die Gemeine in ihrem
Hauſe.

Anmerckungen.
1. Dieſe beyde Perſonen waren von Geburt
Juͤden, aus der Landſchaft Ponto in Aſien ge-
buͤrtig, waren aber zu CHriſto bekehret, und zu
Rom wohnhaft. Ap. Geſch. 18, 2.
2. Da der Kaͤyſer Claudius im 12 Jahre
ſeiner Regierung, im Jahre Chriſti 52, hatte
durch ein oͤffentliches Edict die Juden aus Rom
vertrieben, die aber aus ihnen zu CHriſto be-
kehrete auch noch zu ihnen gezehlet wurden, und
alſo mit aus Rom weichen muͤſſen; ſo waren ſie
noch in demſelben Jahre nach Corinthen kom̃en:
woſelbſt ſie ſich niedergelaſſen, und ſich von ihrer
[Spaltenumbruch] Profeſſion der Teppichmacherey genaͤhret haben.
Und als Paulus gleich darauf nach Corinthen ge-
kommen, ſo kehrete er bey ihnen ein, und nahm
ſich der Arbeit bey ihnen mit an: wie er denn ge-
wohnet war, nicht allein zu predigen, ſondern
auch, wo es ſich wolte thun laſſen, zu arbeiten;
welches er ſonderlich zu Corinthen gethan. Ap.
Geſch. 18, 2. 3. 1 Cor. 4, 12. 2 Cor. 11, 9. 12,
13. 1 Theſſ. 2, 9.
3. Von beſagtem Edict Claudii ſchreibet
Svetonius c. 25. alſo: Judæos impulſore Chreſto
(Chriſto) aſſidue tumultuantes Roma expulit.
Da denn
durch die von den Juͤden entſtandene Unruhe
wol ohne Zweifel diejenige zu verſtehen iſt, wel-
che ſie unter ſich ſelbſt wider die, welche unter ih-
nen zu CHriſto ſich bekannten, erreget haben:
daruͤber es denn geſchehen iſt, daß ein Kaͤyſerli-
cher Befehl publiciret worden, darinnen den Juͤ-
den uͤberhaupt ſamt denen aͤuſſerlich noch zu ih-
nen gehoͤrigen Chriſten anbefohlen worden, aus
Rom zu weichen. Welche Verordnung aber
gleich darauf wieder ihre Kraft verlohren, alſo,
daß ſie ſich bald wieder gar haͤufig daſelbſt einge-
funden, auch wol zum Theil auf eine darzwiſchen
gekommene gute Vorſprache, daſelbſt mochten
geblieben ſeyn. Davon mit mehrern gehandelt
in der Commentatione de vita Pauli p. 89. ſeq.
4. Es hatten aber dieſe beyde Chriſtliche
Eheleute Paulum, als er von Corinthen nach
Epheſus reiſete, dahin begleitet: und hieſelbſt
blieben ſie, als er von dannen nach Syrien ging.
Ap. Geſch. 18, 18. 19. 21. 22. Und zu Epheſus
waren ſie in ſolchem Segen, daß ſie daſelbſt den
in dem Wege des HErrn bereits unterwieſenen
und mit bruͤnſtigem Geiſte von CHriſto reden-
den Apollo zu ſich nahmen, und ihm den Weg
GOttes noch fleißiger auslegten. Ap. Geſch.
18, 13-26.
5. Und wenn wir leſen 1 Cor. 16, 19. Es
gruͤſſet euch ſehr in dem HErrn Aquilas
und Priſcilla, ſamt der Gemeine in ihrem
Hauſe:
ſo iſt zu mercken, daß der Apoſtel eben
dieſes zu Epheſus geſchrieben; und zwar faſt 3
Jahr nachher, nachdem er wieder nach Epheſus
gekommen war. Und ſiehet man aus dieſem
Orte, wie hoch ſich dieſe beyde Perſonen um die
Chriſtliche Kirche auch zu Epheſus verdienet ge-
machet haben, da ſie den Chriſten ihre Wohnung
zur Verſammlung hergegeben haben.
6. Als aber die Unruhe zu Rom ſich geleget
hatte, ſo hatten ſie ſich von Epheſus wieder da-
hin begeben. Und welche Dienſte ſie der Ge-
meine zu Rom gethan, ſiehet man daraus, daß
ſie auch alhie ihr Haus zur Verſammlung ein-
geraͤumet haben. Daher denn Paulus, als er
im Jahr CHriſti 57 ſich abermal zu Corinthen
aufhielte, und daſelbſt den Brief an die Roͤmer
ſchrieb, ſie vor andern freundlich gruͤſſete.
7. Aus dieſer hiſtoriſchen Nachricht von
Aquila und Priſcilla kan man verſtehen, warum
der Apoſtel ihnen das Lob giebet, daß ſie ſeine Ge-
huͤlfen geweſen in CHriſto JESU; wie ſie fuͤr
ſein Leben auch ihre Haͤlſe dargegeben; und wie
viel ihnen Paulus und gantze Gemeinen unter
den Heiden, nemlich in Aſien und Griechenland,
zu dancken haͤtten: nemlich ſie hatten mit dem
beher-
Y 2
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[171/0199] Cap. 15, v. 2-4. an die Roͤmer. genommen, im uͤbrigen ſich auch der Krancken angenommen, und ſonderlich dahin geſehen, daß dem weiblichen Geſchlechte in dieſen und jenen beſondern Angelegenheiten gerathen wuͤrde, und ſie in guter Ordnung gehalten werden moͤchten. Welcherley Art Chriſtliche Matronen, ſonderlich Witwen, wie Phoͤbe auch geweſen zu ſeyn ſchei- net, die erſte Kirche hatte; die man denn τὰς διακόνους, (Miniſtras beym Plinio in epiſtola ad Trajanum) Dienerinnen nannte. Davon ſiehe 1 Tim. 5, 9. 10. 2. Dieſe iſt von Corinthus nach Rom ge- reiſet, ohne Zweifel in Geſellſchaft noch einiger anderer Chriſten. Was ſie daſelbſt zu verrichten gehabt, meldet der Apoſtel nicht. Es ſind, wie aus v. 2. zu erſehen, wol einige aͤuſſerliche Ge- ſchaͤfte geweſen: wie denn zwiſchen Rom und Corinthus, auch Kenchrea, zur See viel Verkeh- rens war. Dieſer giebt Paulus den Brief mit, nebſt einer wohlverdienten Recommendation. V. 2. Daß ihr ſie aufnehmet in dem HErrn, wie ſichs ziemet den Heiligen, (daß ihr ſie empfanget, als eine dem HErrn ergebne theure Seele, und alſo nicht ſo wol auf ihre Perſon ſe- het, als auf den HErrn, mit welchem ſie nebſt euch in einer heiligen Gemeinſchaft ſtehet: und demnach ſie alſo haltet, wie ſich Heilige gegen die heiligen, oder glaͤubigen Seelen zu verhalten ha- ben:) und thut ihr Beyſtand in allem Ge- ſchaͤfte, worinnen ſie euer bedarf: (wie denn das Chriſtenthum weltliche Commercia und aͤuſ- ſerliche Geſchaͤfte ſo gar nicht aufhebet, daß es dieſelbe vielmehr rectificiret, und einen Segen daruͤber bringet; und man ſchuldig iſt auch andern darinnen nach Vermoͤgen zu dienen:) Denn ſie hat auch vielen Beyſtand gethan, auch mir ſelbſt (Gr. ſie iſt eine Vorſteherin geweſen von vielen, die ſie nemlich nebſt mir aufgenom- men, beherberget und verpfleget hat; da es ihr ſo wenig an Chriſtlicher Liebe, als am Vermoͤgen gefehlet hat.) V. 3. 4. Gruͤſſet die Priſcillam und den Aqui- lam, meine Gehuͤlfen in CHriſto JESU: Welche haben fuͤr mein Leben ihre Haͤlſe dargegeben: welchen nicht allein ich dan- cke, ſondern auch alle Gemeinen unter den Heiden. Gruͤſſet die Gemeine in ihrem Hauſe. Anmerckungen. 1. Dieſe beyde Perſonen waren von Geburt Juͤden, aus der Landſchaft Ponto in Aſien ge- buͤrtig, waren aber zu CHriſto bekehret, und zu Rom wohnhaft. Ap. Geſch. 18, 2. 2. Da der Kaͤyſer Claudius im 12 Jahre ſeiner Regierung, im Jahre Chriſti 52, hatte durch ein oͤffentliches Edict die Juden aus Rom vertrieben, die aber aus ihnen zu CHriſto be- kehrete auch noch zu ihnen gezehlet wurden, und alſo mit aus Rom weichen muͤſſen; ſo waren ſie noch in demſelben Jahre nach Corinthen kom̃en: woſelbſt ſie ſich niedergelaſſen, und ſich von ihrer Profeſſion der Teppichmacherey genaͤhret haben. Und als Paulus gleich darauf nach Corinthen ge- kommen, ſo kehrete er bey ihnen ein, und nahm ſich der Arbeit bey ihnen mit an: wie er denn ge- wohnet war, nicht allein zu predigen, ſondern auch, wo es ſich wolte thun laſſen, zu arbeiten; welches er ſonderlich zu Corinthen gethan. Ap. Geſch. 18, 2. 3. 1 Cor. 4, 12. 2 Cor. 11, 9. 12, 13. 1 Theſſ. 2, 9. 3. Von beſagtem Edict Claudii ſchreibet Svetonius c. 25. alſo: Judæos impulſore Chreſto (Chriſto) aſſidue tumultuantes Roma expulit. Da denn durch die von den Juͤden entſtandene Unruhe wol ohne Zweifel diejenige zu verſtehen iſt, wel- che ſie unter ſich ſelbſt wider die, welche unter ih- nen zu CHriſto ſich bekannten, erreget haben: daruͤber es denn geſchehen iſt, daß ein Kaͤyſerli- cher Befehl publiciret worden, darinnen den Juͤ- den uͤberhaupt ſamt denen aͤuſſerlich noch zu ih- nen gehoͤrigen Chriſten anbefohlen worden, aus Rom zu weichen. Welche Verordnung aber gleich darauf wieder ihre Kraft verlohren, alſo, daß ſie ſich bald wieder gar haͤufig daſelbſt einge- funden, auch wol zum Theil auf eine darzwiſchen gekommene gute Vorſprache, daſelbſt mochten geblieben ſeyn. Davon mit mehrern gehandelt in der Commentatione de vita Pauli p. 89. ſeq. 4. Es hatten aber dieſe beyde Chriſtliche Eheleute Paulum, als er von Corinthen nach Epheſus reiſete, dahin begleitet: und hieſelbſt blieben ſie, als er von dannen nach Syrien ging. Ap. Geſch. 18, 18. 19. 21. 22. Und zu Epheſus waren ſie in ſolchem Segen, daß ſie daſelbſt den in dem Wege des HErrn bereits unterwieſenen und mit bruͤnſtigem Geiſte von CHriſto reden- den Apollo zu ſich nahmen, und ihm den Weg GOttes noch fleißiger auslegten. Ap. Geſch. 18, 13-26. 5. Und wenn wir leſen 1 Cor. 16, 19. Es gruͤſſet euch ſehr in dem HErrn Aquilas und Priſcilla, ſamt der Gemeine in ihrem Hauſe: ſo iſt zu mercken, daß der Apoſtel eben dieſes zu Epheſus geſchrieben; und zwar faſt 3 Jahr nachher, nachdem er wieder nach Epheſus gekommen war. Und ſiehet man aus dieſem Orte, wie hoch ſich dieſe beyde Perſonen um die Chriſtliche Kirche auch zu Epheſus verdienet ge- machet haben, da ſie den Chriſten ihre Wohnung zur Verſammlung hergegeben haben. 6. Als aber die Unruhe zu Rom ſich geleget hatte, ſo hatten ſie ſich von Epheſus wieder da- hin begeben. Und welche Dienſte ſie der Ge- meine zu Rom gethan, ſiehet man daraus, daß ſie auch alhie ihr Haus zur Verſammlung ein- geraͤumet haben. Daher denn Paulus, als er im Jahr CHriſti 57 ſich abermal zu Corinthen aufhielte, und daſelbſt den Brief an die Roͤmer ſchrieb, ſie vor andern freundlich gruͤſſete. 7. Aus dieſer hiſtoriſchen Nachricht von Aquila und Priſcilla kan man verſtehen, warum der Apoſtel ihnen das Lob giebet, daß ſie ſeine Ge- huͤlfen geweſen in CHriſto JESU; wie ſie fuͤr ſein Leben auch ihre Haͤlſe dargegeben; und wie viel ihnen Paulus und gantze Gemeinen unter den Heiden, nemlich in Aſien und Griechenland, zu dancken haͤtten: nemlich ſie hatten mit dem beher- Y 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/199>, abgerufen am 21.11.2024.