Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
Erklärung des Briefs Pauli Cap. 13, v. 14. c. 14.
[Spaltenumbruch] es bedeutet noch ein mehrers, nemlich ein solche
Gasterey, da man nach der Uberladung mit Essen
und Trincken, oder vielmehr Fressen und Sau-
fen, die Zeit, und sonderlich die Nacht-Zeit, mit
Spielen und Tantzen, wie bey den Heiden ge-
wöhnlich war, zubringet. Und da man bey dem
Moabitischen Götzen-Dienste, der dem Götzen
Camos, davon siehe 4 B. Mos. 21, 29. 1 B. der
Kön. 11, 33. Jer. 48, 46. zu Ehren verrichtet
wurde, wol ohne Zweifel solche höchst liederliche
Gelage angestellet hat, so scheinet das Griechi-
sche Wort komos daher genommen zu seyn.
2. Man findet demnach an diesem Orte
(wie auch viele andere Interpretes angemercket
haben) mit diesem Worte die auch leider unter
uns Christen gantz gewöhnliche Schertz-Spiel-
und Tantz-Handlungen, die bey den weltübli-
chen Hochzeiten, auch bey andern Zusammen-
Künften, angestellet werden, gantz ausdrücklich
verboten, als ungöttlich, und als Kindern des
Lichts gantz unanständig; da sie schon an sich
selbst gantz offenbare Wercke der Finsterniß und
des Fleisches sind, und gemeiniglich auch aller-
hand Unzucht, auch Hadder und Zanck, wie
Paulus dazu setzet, nach sich ziehen.
3. Weil der Apostel das Saufen mit dem
Worte methais von den komois unterscheidet, so
zeiget er damit an, daß es auch noch ausser solchen
liederlichen Gesellschaften, da es aufs Fressen,
Saufen, Schertzen, Narren-Possen treiben,
auch Spielen und Tantzen ankömmt, noch be-
sondere Sauf-Gelage giebet: wie auch bey uns
Christen leider die Erfahrung lehret.
V. 14.

Sondern ziehet an den HErrn JE-
sum CHrist
(also, daß, da ihr ihn in der heiligen
Taufe schon angezogen habet Rom. 6, 2. Gal.
3, 27. ihr ihn noch immer vester und mit mehrer
Application im Glauben anziehet, um dadurch
im Glauben gestärcket und mit desto mehrer
Kraft zur Unterlassung des Bösen, und zur Aus-
übung des Guten, und also auch zur Ausziehung
des alten und Anziehung des neuen Menschen
ausgerüstet zu werden. Eph. 4, 22. seqq. Col.
[Spaltenumbruch] 3, 8. seqq. siehe auch Jes. 61, 10. Matth. 22, 11.
Offenb. 3, 18. 16, 15. 19, 7. 8.) und wartet des
Leibes
(als der auch seine nöthige Pflege haben
muß; dagegen man im Pabstthum mit unbefohl-
ner Mortification sich sehr vergehet,) doch also,
daß er nicht geil werde,
(als welches aus der
Uberflüßigen Pflege und Verzärtelung, und son-
derlich aus der Uberladung mit Essen und Trin-
cken zu entstehen pfleget.)

Anmerckungen.
1. Es ist ein nicht geringes Stück der Christ-
lichen Klugheit und getreuen Sorgfalt gegen
sich selbst, wenn man in der Leibes-Pflege eine sol-
che Ordnung und Maasse hält, daß man der Sa-
che mit Kleidung, Speise und Tranck, Arbeit und
Ruhe, auch Commodität, nicht zu viel und zu
wenig thut. Denn thut man zu wenig, so ist
man kein guter Haushalter über die Güter des
Leibes, die doch gewißlich in dieser Welt un-
schätzbar sind, und auch der Seele selbst in ihrer
Verrichtung zu Werckzeugen dienen müssen.
Thut man aber zu viel, so erreget man dadurch al-
lerhand fleischliche Lüste, welche wider die Seele
streiten 1 Petr. 2, 11.)
2. Es nimmt eine GOttergebne Seele aus
diesem gantzen Paulinischen Texte billig die Ge-
legenheit, als eine Pflicht, an, sich abends und
morgens, bey dem Anziehen oder Ausziehen der
Kleider, dessen mit würcklicher Ausübung zu er-
innern, was man der Seele schuldig ist; als
die man ja noch viel mehr abzuwarten hat, als
den Leib: wie uns denn auch das helle Tages-
Licht der Sonnen von der Schuldigkeit, nach
dem Geiste im Lichte zu wandeln, einen Eindruck
geben kan und soll.
3. Jm übrigen ist bey dem Texte zu mer-
cken, daß der Apostel in den letzten Worten ei-
gentlich mit einer Verneinung redet, und sie also
zu übersetzen wären: Wartet des Fleisches
(oder Leibes) nicht zu den Lüsten. Es lieget
doch aber der bejahende Verstand darin, daß
man nemlich des Leibes in rechter Ordnung zu
warten oder zu pflegen habe.
Das vierzehente Capitel.
Darinnen das gute Verständniß/ der aus dem Judenthum
und Heidenthum zu CHristo Bekehrten/ angewiesen wird/ mit der Er-
innerung der Pflichten/ welche Stärckere und Schwächere gegen
einander auszuüben haben.
Anmerckungen.
1.
[Spaltenumbruch]

DA die Apostolische Kirche aus den
zu CHristo bekehrten Jüden und
Helden bestunde; so waren die
von den Jüden von dreyerley
Gattung. Etliche waren Star-
cke im Glauben, welche darinnen
[Spaltenumbruch] zu einer solchen Freyheit und Freudigkeit des
Geistes kamen, daß sie wohl erkanten, wie daß
sie durch CHristum von der Beschneidung und
von dem gantzen Levitischen Ceremonial Gesetze
wären befreyet worden: und also denen aus den
Heyden Bekehrten, die daran niemals gehangen

hatten,
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 13, v. 14. c. 14.
[Spaltenumbruch] es bedeutet noch ein mehrers, nemlich ein ſolche
Gaſterey, da man nach der Uberladung mit Eſſen
und Trincken, oder vielmehr Freſſen und Sau-
fen, die Zeit, und ſonderlich die Nacht-Zeit, mit
Spielen und Tantzen, wie bey den Heiden ge-
woͤhnlich war, zubringet. Und da man bey dem
Moabitiſchen Goͤtzen-Dienſte, der dem Goͤtzen
Camos, davon ſiehe 4 B. Moſ. 21, 29. 1 B. der
Koͤn. 11, 33. Jer. 48, 46. zu Ehren verrichtet
wurde, wol ohne Zweifel ſolche hoͤchſt liederliche
Gelage angeſtellet hat, ſo ſcheinet das Griechi-
ſche Wort κῶμος daher genommen zu ſeyn.
2. Man findet demnach an dieſem Orte
(wie auch viele andere Interpretes angemercket
haben) mit dieſem Worte die auch leider unter
uns Chriſten gantz gewoͤhnliche Schertz-Spiel-
und Tantz-Handlungen, die bey den weltuͤbli-
chen Hochzeiten, auch bey andern Zuſammen-
Kuͤnften, angeſtellet werden, gantz ausdruͤcklich
verboten, als ungoͤttlich, und als Kindern des
Lichts gantz unanſtaͤndig; da ſie ſchon an ſich
ſelbſt gantz offenbare Wercke der Finſterniß und
des Fleiſches ſind, und gemeiniglich auch aller-
hand Unzucht, auch Hadder und Zanck, wie
Paulus dazu ſetzet, nach ſich ziehen.
3. Weil der Apoſtel das Saufen mit dem
Worte μέϑαις von den κώμοις unterſcheidet, ſo
zeiget er damit an, daß es auch noch auſſer ſolchen
liederlichen Geſellſchaften, da es aufs Freſſen,
Saufen, Schertzen, Narren-Poſſen treiben,
auch Spielen und Tantzen ankoͤmmt, noch be-
ſondere Sauf-Gelage giebet: wie auch bey uns
Chriſten leider die Erfahrung lehret.
V. 14.

Sondern ziehet an den HErrn JE-
ſum CHriſt
(alſo, daß, da ihr ihn in der heiligen
Taufe ſchon angezogen habet Rom. 6, 2. Gal.
3, 27. ihr ihn noch immer veſter und mit mehrer
Application im Glauben anziehet, um dadurch
im Glauben geſtaͤrcket und mit deſto mehrer
Kraft zur Unterlaſſung des Boͤſen, und zur Aus-
uͤbung des Guten, und alſo auch zur Ausziehung
des alten und Anziehung des neuen Menſchen
ausgeruͤſtet zu werden. Eph. 4, 22. ſeqq. Col.
[Spaltenumbruch] 3, 8. ſeqq. ſiehe auch Jeſ. 61, 10. Matth. 22, 11.
Offenb. 3, 18. 16, 15. 19, 7. 8.) und wartet des
Leibes
(als der auch ſeine noͤthige Pflege haben
muß; dagegen man im Pabſtthum mit unbefohl-
ner Mortification ſich ſehr vergehet,) doch alſo,
daß er nicht geil werde,
(als welches aus der
Uberfluͤßigen Pflege und Verzaͤrtelung, und ſon-
derlich aus der Uberladung mit Eſſen und Trin-
cken zu entſtehen pfleget.)

Anmerckungen.
1. Es iſt ein nicht geringes Stuͤck der Chriſt-
lichen Klugheit und getreuen Sorgfalt gegen
ſich ſelbſt, wenn man in der Leibes-Pflege eine ſol-
che Ordnung und Maaſſe haͤlt, daß man der Sa-
che mit Kleidung, Speiſe und Tranck, Arbeit und
Ruhe, auch Commoditaͤt, nicht zu viel und zu
wenig thut. Denn thut man zu wenig, ſo iſt
man kein guter Haushalter uͤber die Guͤter des
Leibes, die doch gewißlich in dieſer Welt un-
ſchaͤtzbar ſind, und auch der Seele ſelbſt in ihrer
Verrichtung zu Werckzeugen dienen muͤſſen.
Thut man aber zu viel, ſo erreget man dadurch al-
lerhand fleiſchliche Luͤſte, welche wider die Seele
ſtreiten 1 Petr. 2, 11.)
2. Es nimmt eine GOttergebne Seele aus
dieſem gantzen Pauliniſchen Texte billig die Ge-
legenheit, als eine Pflicht, an, ſich abends und
morgens, bey dem Anziehen oder Ausziehen der
Kleider, deſſen mit wuͤrcklicher Ausuͤbung zu er-
innern, was man der Seele ſchuldig iſt; als
die man ja noch viel mehr abzuwarten hat, als
den Leib: wie uns denn auch das helle Tages-
Licht der Sonnen von der Schuldigkeit, nach
dem Geiſte im Lichte zu wandeln, einen Eindruck
geben kan und ſoll.
3. Jm uͤbrigen iſt bey dem Texte zu mer-
cken, daß der Apoſtel in den letzten Worten ei-
gentlich mit einer Verneinung redet, und ſie alſo
zu uͤberſetzen waͤren: Wartet des Fleiſches
(oder Leibes) nicht zu den Luͤſten. Es lieget
doch aber der bejahende Verſtand darin, daß
man nemlich des Leibes in rechter Ordnung zu
warten oder zu pflegen habe.
Das vierzehente Capitel.
Darinnen das gute Verſtaͤndniß/ der aus dem Judenthum
und Heidenthum zu CHriſto Bekehrten/ angewieſen wird/ mit der Er-
innerung der Pflichten/ welche Staͤrckere und Schwaͤchere gegen
einander auszuuͤben haben.
Anmerckungen.
1.
[Spaltenumbruch]

DA die Apoſtoliſche Kirche aus den
zu CHriſto bekehrten Juͤden und
Helden beſtunde; ſo waren die
von den Juͤden von dreyerley
Gattung. Etliche waren Star-
cke im Glauben, welche darinnen
[Spaltenumbruch] zu einer ſolchen Freyheit und Freudigkeit des
Geiſtes kamen, daß ſie wohl erkanten, wie daß
ſie durch CHriſtum von der Beſchneidung und
von dem gantzen Levitiſchen Ceremonial Geſetze
waͤren befreyet worden: und alſo denen aus den
Heyden Bekehrten, die daran niemals gehangen

hatten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0186" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 13, v. 14. c. 14.</hi></hi></fw><lb/><cb/>
es bedeutet noch ein mehrers, nemlich ein &#x017F;olche<lb/>
Ga&#x017F;terey, da man nach der Uberladung mit E&#x017F;&#x017F;en<lb/>
und Trincken, oder vielmehr Fre&#x017F;&#x017F;en und Sau-<lb/>
fen, die Zeit, und &#x017F;onderlich die Nacht-Zeit, mit<lb/>
Spielen und Tantzen, wie bey den Heiden ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich war, zubringet. Und da man bey dem<lb/>
Moabiti&#x017F;chen Go&#x0364;tzen-Dien&#x017F;te, der dem Go&#x0364;tzen<lb/><hi rendition="#aq">Camos,</hi> davon &#x017F;iehe 4 B. Mo&#x017F;. 21, 29. 1 B. der<lb/>
Ko&#x0364;n. 11, 33. Jer. 48, 46. zu Ehren verrichtet<lb/>
wurde, wol ohne Zweifel &#x017F;olche ho&#x0364;ch&#x017F;t liederliche<lb/>
Gelage ange&#x017F;tellet hat, &#x017F;o &#x017F;cheinet das Griechi-<lb/>
&#x017F;che Wort &#x03BA;&#x1FF6;&#x03BC;&#x03BF;&#x03C2; daher genommen zu &#x017F;eyn.</item><lb/>
                <item>2. Man findet demnach an die&#x017F;em Orte<lb/>
(wie auch viele andere <hi rendition="#aq">Interpretes</hi> angemercket<lb/>
haben) mit die&#x017F;em Worte die auch leider unter<lb/>
uns Chri&#x017F;ten gantz gewo&#x0364;hnliche Schertz-Spiel-<lb/>
und Tantz-Handlungen, die bey den weltu&#x0364;bli-<lb/>
chen Hochzeiten, auch bey andern Zu&#x017F;ammen-<lb/>
Ku&#x0364;nften, ange&#x017F;tellet werden, gantz ausdru&#x0364;cklich<lb/>
verboten, als ungo&#x0364;ttlich, und als Kindern des<lb/>
Lichts gantz unan&#x017F;ta&#x0364;ndig; da &#x017F;ie &#x017F;chon an &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gantz offenbare Wercke der Fin&#x017F;terniß und<lb/>
des Flei&#x017F;ches &#x017F;ind, und gemeiniglich auch aller-<lb/>
hand <hi rendition="#fr">Unzucht,</hi> auch <hi rendition="#fr">Hadder</hi> und <hi rendition="#fr">Zanck,</hi> wie<lb/>
Paulus dazu &#x017F;etzet, nach &#x017F;ich ziehen.</item><lb/>
                <item>3. Weil der Apo&#x017F;tel das <hi rendition="#fr">Saufen</hi> mit dem<lb/>
Worte &#x03BC;&#x03AD;&#x03D1;&#x03B1;&#x03B9;&#x03C2; von den &#x03BA;&#x03CE;&#x03BC;&#x03BF;&#x03B9;&#x03C2; unter&#x017F;cheidet, &#x017F;o<lb/>
zeiget er damit an, daß es auch noch au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;olchen<lb/>
liederlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften, da es aufs Fre&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
Saufen, Schertzen, Narren-Po&#x017F;&#x017F;en treiben,<lb/>
auch Spielen und Tantzen anko&#x0364;mmt, noch be-<lb/>
&#x017F;ondere Sauf-Gelage giebet: wie auch bey uns<lb/>
Chri&#x017F;ten leider die Erfahrung lehret.</item>
              </list>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>V. 14.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Sondern ziehet an den HErrn JE-<lb/>
&#x017F;um CHri&#x017F;t</hi> (al&#x017F;o, daß, da ihr ihn in der heiligen<lb/>
Taufe &#x017F;chon angezogen habet Rom. 6, 2. Gal.<lb/>
3, 27. ihr ihn noch immer ve&#x017F;ter und mit mehrer<lb/><hi rendition="#aq">Application</hi> im Glauben anziehet, um dadurch<lb/>
im Glauben ge&#x017F;ta&#x0364;rcket und mit de&#x017F;to mehrer<lb/>
Kraft zur Unterla&#x017F;&#x017F;ung des Bo&#x0364;&#x017F;en, und zur Aus-<lb/>
u&#x0364;bung des Guten, und al&#x017F;o auch zur Ausziehung<lb/>
des alten und Anziehung des neuen Men&#x017F;chen<lb/>
ausgeru&#x0364;&#x017F;tet zu werden. Eph. 4, 22. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> Col.<lb/><cb/>
3, 8. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> &#x017F;iehe auch Je&#x017F;. 61, 10. Matth. 22, 11.<lb/>
Offenb. 3, 18. 16, 15. 19, 7. 8.) <hi rendition="#fr">und wartet des<lb/>
Leibes</hi> (als der auch &#x017F;eine no&#x0364;thige Pflege haben<lb/>
muß; dagegen man im Pab&#x017F;tthum mit unbefohl-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">Mortification</hi> &#x017F;ich &#x017F;ehr vergehet,) <hi rendition="#fr">doch al&#x017F;o,<lb/>
daß er nicht geil werde,</hi> (als welches aus der<lb/>
Uberflu&#x0364;ßigen Pflege und Verza&#x0364;rtelung, und &#x017F;on-<lb/>
derlich aus der Uberladung mit E&#x017F;&#x017F;en und Trin-<lb/>
cken zu ent&#x017F;tehen pfleget.)</p><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/>
              <list>
                <item>1. Es i&#x017F;t ein nicht geringes Stu&#x0364;ck der Chri&#x017F;t-<lb/>
lichen Klugheit und getreuen Sorgfalt gegen<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, wenn man in der Leibes-Pflege eine &#x017F;ol-<lb/>
che Ordnung und Maa&#x017F;&#x017F;e ha&#x0364;lt, daß man der Sa-<lb/>
che mit Kleidung, Spei&#x017F;e und Tranck, Arbeit und<lb/>
Ruhe, auch <hi rendition="#aq">Commodit</hi>a&#x0364;t, nicht zu viel und zu<lb/>
wenig thut. Denn thut man zu wenig, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
man kein guter Haushalter u&#x0364;ber die Gu&#x0364;ter des<lb/>
Leibes, die doch gewißlich in die&#x017F;er Welt un-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzbar &#x017F;ind, und auch der Seele &#x017F;elb&#x017F;t in ihrer<lb/>
Verrichtung zu Werckzeugen dienen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Thut man aber zu viel, &#x017F;o erreget man dadurch al-<lb/>
lerhand flei&#x017F;chliche Lu&#x0364;&#x017F;te, welche wider die Seele<lb/>
&#x017F;treiten 1 Petr. 2, 11.)</item><lb/>
                <item>2. Es nimmt eine GOttergebne Seele aus<lb/>
die&#x017F;em gantzen Paulini&#x017F;chen Texte billig die Ge-<lb/>
legenheit, als eine Pflicht, an, &#x017F;ich abends und<lb/>
morgens, bey dem Anziehen oder Ausziehen der<lb/>
Kleider, de&#x017F;&#x017F;en mit wu&#x0364;rcklicher Ausu&#x0364;bung zu er-<lb/>
innern, was man der Seele &#x017F;chuldig i&#x017F;t; als<lb/>
die man ja noch viel mehr abzuwarten hat, als<lb/>
den Leib: wie uns denn auch das helle Tages-<lb/>
Licht der Sonnen von der Schuldigkeit, nach<lb/>
dem Gei&#x017F;te im Lichte zu wandeln, einen Eindruck<lb/>
geben kan und &#x017F;oll.</item><lb/>
                <item>3. Jm u&#x0364;brigen i&#x017F;t bey dem Texte zu mer-<lb/>
cken, daß der Apo&#x017F;tel in den letzten Worten ei-<lb/>
gentlich mit einer Verneinung redet, und &#x017F;ie al&#x017F;o<lb/>
zu u&#x0364;ber&#x017F;etzen wa&#x0364;ren: <hi rendition="#fr">Wartet des Flei&#x017F;ches</hi><lb/>
(oder Leibes) <hi rendition="#fr">nicht zu den Lu&#x0364;&#x017F;ten.</hi> Es lieget<lb/>
doch aber der bejahende Ver&#x017F;tand darin, daß<lb/>
man nemlich des Leibes in rechter Ordnung zu<lb/>
warten oder zu pflegen habe.</item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das vierzehente Capitel.<lb/>
Darinnen das gute Ver&#x017F;ta&#x0364;ndniß/ der aus dem Judenthum<lb/>
und Heidenthum zu CHri&#x017F;to Bekehrten/ angewie&#x017F;en wird/ mit der Er-<lb/>
innerung der Pflichten/ welche Sta&#x0364;rckere und Schwa&#x0364;chere gegen<lb/>
einander auszuu&#x0364;ben haben.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi><lb/>
1.</head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>A die Apo&#x017F;toli&#x017F;che Kirche aus den<lb/>
zu CHri&#x017F;to bekehrten Ju&#x0364;den und<lb/>
Helden be&#x017F;tunde; &#x017F;o waren die<lb/>
von den Ju&#x0364;den von dreyerley<lb/>
Gattung. Etliche waren Star-<lb/>
cke im Glauben, welche darinnen<lb/><cb/>
zu einer &#x017F;olchen Freyheit und Freudigkeit des<lb/>
Gei&#x017F;tes kamen, daß &#x017F;ie wohl erkanten, wie daß<lb/>
&#x017F;ie durch CHri&#x017F;tum von der Be&#x017F;chneidung und<lb/>
von dem gantzen Leviti&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Ceremonial</hi> Ge&#x017F;etze<lb/>
wa&#x0364;ren befreyet worden: und al&#x017F;o denen aus den<lb/>
Heyden Bekehrten, die daran niemals gehangen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hatten,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0186] Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 13, v. 14. c. 14. es bedeutet noch ein mehrers, nemlich ein ſolche Gaſterey, da man nach der Uberladung mit Eſſen und Trincken, oder vielmehr Freſſen und Sau- fen, die Zeit, und ſonderlich die Nacht-Zeit, mit Spielen und Tantzen, wie bey den Heiden ge- woͤhnlich war, zubringet. Und da man bey dem Moabitiſchen Goͤtzen-Dienſte, der dem Goͤtzen Camos, davon ſiehe 4 B. Moſ. 21, 29. 1 B. der Koͤn. 11, 33. Jer. 48, 46. zu Ehren verrichtet wurde, wol ohne Zweifel ſolche hoͤchſt liederliche Gelage angeſtellet hat, ſo ſcheinet das Griechi- ſche Wort κῶμος daher genommen zu ſeyn. 2. Man findet demnach an dieſem Orte (wie auch viele andere Interpretes angemercket haben) mit dieſem Worte die auch leider unter uns Chriſten gantz gewoͤhnliche Schertz-Spiel- und Tantz-Handlungen, die bey den weltuͤbli- chen Hochzeiten, auch bey andern Zuſammen- Kuͤnften, angeſtellet werden, gantz ausdruͤcklich verboten, als ungoͤttlich, und als Kindern des Lichts gantz unanſtaͤndig; da ſie ſchon an ſich ſelbſt gantz offenbare Wercke der Finſterniß und des Fleiſches ſind, und gemeiniglich auch aller- hand Unzucht, auch Hadder und Zanck, wie Paulus dazu ſetzet, nach ſich ziehen. 3. Weil der Apoſtel das Saufen mit dem Worte μέϑαις von den κώμοις unterſcheidet, ſo zeiget er damit an, daß es auch noch auſſer ſolchen liederlichen Geſellſchaften, da es aufs Freſſen, Saufen, Schertzen, Narren-Poſſen treiben, auch Spielen und Tantzen ankoͤmmt, noch be- ſondere Sauf-Gelage giebet: wie auch bey uns Chriſten leider die Erfahrung lehret. V. 14. Sondern ziehet an den HErrn JE- ſum CHriſt (alſo, daß, da ihr ihn in der heiligen Taufe ſchon angezogen habet Rom. 6, 2. Gal. 3, 27. ihr ihn noch immer veſter und mit mehrer Application im Glauben anziehet, um dadurch im Glauben geſtaͤrcket und mit deſto mehrer Kraft zur Unterlaſſung des Boͤſen, und zur Aus- uͤbung des Guten, und alſo auch zur Ausziehung des alten und Anziehung des neuen Menſchen ausgeruͤſtet zu werden. Eph. 4, 22. ſeqq. Col. 3, 8. ſeqq. ſiehe auch Jeſ. 61, 10. Matth. 22, 11. Offenb. 3, 18. 16, 15. 19, 7. 8.) und wartet des Leibes (als der auch ſeine noͤthige Pflege haben muß; dagegen man im Pabſtthum mit unbefohl- ner Mortification ſich ſehr vergehet,) doch alſo, daß er nicht geil werde, (als welches aus der Uberfluͤßigen Pflege und Verzaͤrtelung, und ſon- derlich aus der Uberladung mit Eſſen und Trin- cken zu entſtehen pfleget.) Anmerckungen. 1. Es iſt ein nicht geringes Stuͤck der Chriſt- lichen Klugheit und getreuen Sorgfalt gegen ſich ſelbſt, wenn man in der Leibes-Pflege eine ſol- che Ordnung und Maaſſe haͤlt, daß man der Sa- che mit Kleidung, Speiſe und Tranck, Arbeit und Ruhe, auch Commoditaͤt, nicht zu viel und zu wenig thut. Denn thut man zu wenig, ſo iſt man kein guter Haushalter uͤber die Guͤter des Leibes, die doch gewißlich in dieſer Welt un- ſchaͤtzbar ſind, und auch der Seele ſelbſt in ihrer Verrichtung zu Werckzeugen dienen muͤſſen. Thut man aber zu viel, ſo erreget man dadurch al- lerhand fleiſchliche Luͤſte, welche wider die Seele ſtreiten 1 Petr. 2, 11.) 2. Es nimmt eine GOttergebne Seele aus dieſem gantzen Pauliniſchen Texte billig die Ge- legenheit, als eine Pflicht, an, ſich abends und morgens, bey dem Anziehen oder Ausziehen der Kleider, deſſen mit wuͤrcklicher Ausuͤbung zu er- innern, was man der Seele ſchuldig iſt; als die man ja noch viel mehr abzuwarten hat, als den Leib: wie uns denn auch das helle Tages- Licht der Sonnen von der Schuldigkeit, nach dem Geiſte im Lichte zu wandeln, einen Eindruck geben kan und ſoll. 3. Jm uͤbrigen iſt bey dem Texte zu mer- cken, daß der Apoſtel in den letzten Worten ei- gentlich mit einer Verneinung redet, und ſie alſo zu uͤberſetzen waͤren: Wartet des Fleiſches (oder Leibes) nicht zu den Luͤſten. Es lieget doch aber der bejahende Verſtand darin, daß man nemlich des Leibes in rechter Ordnung zu warten oder zu pflegen habe. Das vierzehente Capitel. Darinnen das gute Verſtaͤndniß/ der aus dem Judenthum und Heidenthum zu CHriſto Bekehrten/ angewieſen wird/ mit der Er- innerung der Pflichten/ welche Staͤrckere und Schwaͤchere gegen einander auszuuͤben haben. Anmerckungen. 1. DA die Apoſtoliſche Kirche aus den zu CHriſto bekehrten Juͤden und Helden beſtunde; ſo waren die von den Juͤden von dreyerley Gattung. Etliche waren Star- cke im Glauben, welche darinnen zu einer ſolchen Freyheit und Freudigkeit des Geiſtes kamen, daß ſie wohl erkanten, wie daß ſie durch CHriſtum von der Beſchneidung und von dem gantzen Levitiſchen Ceremonial Geſetze waͤren befreyet worden: und alſo denen aus den Heyden Bekehrten, die daran niemals gehangen hatten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/186
Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/186>, abgerufen am 24.11.2024.