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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 11, v. 25-28. an die Römer.
[Spaltenumbruch] aus durch den Glauben entnommen) und wi-
der die Natur in den guten Oelbaum ge-
pflantzet,
(da sonst nvtürlicher weise die guten
Pfropfreislein pflegen in einen wilden Stamm
eingepfropfet zu werden) wie viel mehr wer-
den die natürlichen
(ob sie gleich ihre Güte
durch den Unglauben und mit dem Abhauen ver-
lohren, durch den Glauben (wieder eingepfro-
pfet werden in ihren eigenen Oelbaum

und aus desselben Saft und Kraft, den er in
CHristo hat, wieder hervor grünen, blühen und
Früchte tragen.)

V. 25.

Jch will euch nicht verhalten, lieben
Brüder, dieses Geheimniß
(der künftigen
Wiedereinpflantzung oder Bekehrung der Jüdi-
schen Nation) auf daß ihr nicht stoltz seyd
(phronimoi par' eautois, klug bey euch selbst seyd
in der Eigenliebe, und vor den [Ju]den zuviel aus
euch selbst machet: siehe auch Sprüchw. 3, 7.
Rom. 12, 16:) Blindheit (porosis, Verhär-
tung, Verstockung, da sie gegen alle Züchtigun-
gen und Gnaden-Züge GOttes gleichsam dick-
häutig und fühlloß geworden,) ist Jsrael eines
Theils
(nicht dem gantzen Volcke, sintemal ich
selbst, will Paulus sagen, mit noch vielen andern
daraus an CHristum bin gläubig worden: siehe
oben v. 1. seqq. aus gerechtem Gerichte GOttes)
wiederfahren, so lange bis die Fülle der
Heiden
(in die kirchliche Gemeinschaft) einge-
gangen sey
(wird eingegangen seyn, oder einge-
hen wird: das ist, wenn die Fülle der Heyden,
oder Völcker, von Pauli Zeiten an bis auf den
letztern periodum der Zeiten des neuen Testa-
ments würden nach und nach ihrer Bekäntniß,
und der damit verknüpften auch innerlichen Be-
kehrung nach, in unzähligen Personen in die Kir-
che CHristi eingegangen seyn: da werde denn
auch endlich die wahre Bekehrung der Jüdi-
schen Nation dergestalt geschehen, daß solche ihre
gesegnete Fülle, oder voller Eingang ins Reich
CHristi auch denen alsdenn noch ausser dem-
selben befindlichen Heiden zu einem desto leich-
tern und reicherm Eingang nach v. 12. diene.

V. 26.

Und also (in dieser Ordnung, wenn die
Fülle der Heyden wird eingegangen seyn,) das
gantze Jsrael
(aller in der Welt zerstreueten
und noch übrigen, obgleich nicht eigentlich mehr
unterschiedenen 12 Stämme, zu CHristo bekeh-
ret, und also durch ihn) selig werde: (Gr. so-
thesetai, categorice, wird selig werden:) wie
denn
(von dieser so seligen Bekehrung Jes. 59,
20.) geschrieben stehet: Es wird kommen
aus Zion,
(dem Zion) der da erlöse, und ab-
wende das gottlose Wesen aus Jacob.

Anmerckungen.
1. Der Ort beym Jesaia lautet nach dem
Grund-Texte und der mit demselben überein
kommenden Ubersetzung eigentlich also: Denen
zu Zion
(oder [fremdsprachliches Material - fehlt] dem Zion, dem Jüdischen
Volcke) wird ein Erlöser (der Meßias) kom-
[Spaltenumbruch] men, und denen, die sich bekehren von
den Sünden in Jacob.
2. Und also siehet man, daß die Weissa-
gung von der Zukunft des Meßiä eigentlich nicht
gehe auf die Zukunft desselben ins Fleisch, son-
dern auf die Gnaden-Zukunft, da er der Jüdi-
schen Nation in der Ordnung ihrer Bekehrung
und ihres Glaubens, zu ihrem Heil erscheinen
wird.
3. Das Wort [fremdsprachliches Material - fehlt] dem Zion, oder de-
nen zu Zion, denen Zioniten, oder Juden, ha-
ben die Griechischen Interpretes nach dem sensu
gar recht gegen eneken Sion, um Zions willen.
Da aber Paulus dafür gesetzet ek Sion, so muß
er (wo er nicht in seinem Exemplar der Griechi-
schen Ubersetzung ek an statt eneken gelesen hat)
wol auf mehrere Oerter, als auf die sen allein, ge-
sehen haben, nemlich auf solche, worinnen der
Erlöser der ersten Zukunft nach aus Zion verheis-
sen wird, als Ps. 14, 7. 53, 7. 110, 2. um da-
mit anzuzeigen, daß der Erlöser, der dem Zion
zum Heil erscheinen wird, auch aus Zion oder
Jüdischer Abstammung sey. Die Worte aber:
apostrepsei aseroeias apo I[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]kob, hat Paulus
aus der Griechischen Ubersetzung behalten, weil
sie in eben dem sensu, den die Hebräischen Wor-
te geben, können angesehen werden. Denn wenn
die in Jacob, oder die Jsraeliten, sich von ihrer
Ubertretung zu GOTT bekehren, so haben sie
zuvorderst auch solche ihre Bekehrung dem Mes-
sia zu dancken, nemlich, daß, da er sie wird be-
kehren, er auch das gottlose Wesen von Jacob
abwenden wird.
V. 27.

Und diß (daß ich sie, was die gantze Na-
tion
betrift, in der letzten Zeit in der Ordnung
der Bekehrung wieder annehmen wolle) ist mein
Testament
(oder Gnaden-Bund mit ihnen,
spricht der HErr:) wenn ich ihre Sünde wer-
de wegnehmen
(ihnen ihre Sünden vergeben,
und dabey mein Gesetz in ihr Hertz schreiben, zu
ihrer wahren innern Umkehrung und Verände-
rung; sie auch solche Beruf- und Bekehrungs-
Gnade ohne fernere Widerspenstigkeit gehor-
samlich werden annehmen.)

Anmerckung.

Die ersten Worte dieses Versiculs vom
Testament gehören noch zu dem aus dem Jesaia
angeführten Orte: die letztern aber sind aus Jer.
31, 34. woselbst von dieser noch künftigen Be-
kehrung der Juden gehandelt wird, hergenom-
men.

V. 28.

Nach dem Evangelio (von CHristo,
welchem die Juden in ihrem Unglauben ietzo so
sehr zuwider sind, ja es in seinen Bekennern
hassen und verfolgen) halte ich sie für Feinde
(ekhthroi, sind sie Feinde, nemlich GOttes; sie has-
sen GOTT, sein Evangelium, und mich mit al-
len Evangelischen Christen: und ist es demnach
kein Wunder, wenn sie von GOTT in so fern
auch gehasset werden; insonderheit) um eurent

willen
S 2

Cap. 11, v. 25-28. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] aus durch den Glauben entnommen) und wi-
der die Natur in den guten Oelbaum ge-
pflantzet,
(da ſonſt nvtuͤrlicher weiſe die guten
Pfropfreislein pflegen in einen wilden Stamm
eingepfropfet zu werden) wie viel mehr wer-
den die natuͤrlichen
(ob ſie gleich ihre Guͤte
durch den Unglauben und mit dem Abhauen ver-
lohren, durch den Glauben (wieder eingepfro-
pfet werden in ihren eigenen Oelbaum

und aus deſſelben Saft und Kraft, den er in
CHriſto hat, wieder hervor gruͤnen, bluͤhen und
Fruͤchte tragen.)

V. 25.

Jch will euch nicht verhalten, lieben
Bruͤder, dieſes Geheimniß
(der kuͤnftigen
Wiedereinpflantzung oder Bekehrung der Juͤdi-
ſchen Nation) auf daß ihr nicht ſtoltz ſeyd
(φρόνιμοι παρ᾽ ἑαυτοῖς, klug bey euch ſelbſt ſeyd
in der Eigenliebe, und vor den [Ju]den zuviel aus
euch ſelbſt machet: ſiehe auch Spruͤchw. 3, 7.
Rom. 12, 16:) Blindheit (πώρωσις, Verhaͤr-
tung, Verſtockung, da ſie gegen alle Zuͤchtigun-
gen und Gnaden-Zuͤge GOttes gleichſam dick-
haͤutig und fuͤhlloß geworden,) iſt Jſrael eines
Theils
(nicht dem gantzen Volcke, ſintemal ich
ſelbſt, will Paulus ſagen, mit noch vielen andern
daraus an CHriſtum bin glaͤubig worden: ſiehe
oben v. 1. ſeqq. aus gerechtem Gerichte GOttes)
wiederfahren, ſo lange bis die Fuͤlle der
Heiden
(in die kirchliche Gemeinſchaft) einge-
gangen ſey
(wird eingegangen ſeyn, oder einge-
hen wird: das iſt, wenn die Fuͤlle der Heyden,
oder Voͤlcker, von Pauli Zeiten an bis auf den
letztern periodum der Zeiten des neuen Teſta-
ments wuͤrden nach und nach ihrer Bekaͤntniß,
und der damit verknuͤpften auch innerlichen Be-
kehrung nach, in unzaͤhligen Perſonen in die Kir-
che CHriſti eingegangen ſeyn: da werde denn
auch endlich die wahre Bekehrung der Juͤdi-
ſchen Nation dergeſtalt geſchehen, daß ſolche ihre
geſegnete Fuͤlle, oder voller Eingang ins Reich
CHriſti auch denen alsdenn noch auſſer dem-
ſelben befindlichen Heiden zu einem deſto leich-
tern und reicherm Eingang nach v. 12. diene.

V. 26.

Und alſo (in dieſer Ordnung, wenn die
Fuͤlle der Heyden wird eingegangen ſeyn,) das
gantze Jſrael
(aller in der Welt zerſtreueten
und noch uͤbrigen, obgleich nicht eigentlich mehr
unterſchiedenen 12 Staͤmme, zu CHriſto bekeh-
ret, und alſo durch ihn) ſelig werde: (Gr. σω-
ϑήσεται, categorice, wird ſelig werden:) wie
denn
(von dieſer ſo ſeligen Bekehrung Jeſ. 59,
20.) geſchrieben ſtehet: Es wird kommen
aus Zion,
(dem Zion) der da erloͤſe, und ab-
wende das gottloſe Weſen aus Jacob.

Anmerckungen.
1. Der Ort beym Jeſaia lautet nach dem
Grund-Texte und der mit demſelben uͤberein
kommenden Uberſetzung eigentlich alſo: Denen
zu Zion
(oder [fremdsprachliches Material – fehlt] dem Zion, dem Juͤdiſchen
Volcke) wird ein Erloͤſer (der Meßias) kom-
[Spaltenumbruch] men, und denen, die ſich bekehren von
den Suͤnden in Jacob.
2. Und alſo ſiehet man, daß die Weiſſa-
gung von der Zukunft des Meßiaͤ eigentlich nicht
gehe auf die Zukunft deſſelben ins Fleiſch, ſon-
dern auf die Gnaden-Zukunft, da er der Juͤdi-
ſchen Nation in der Ordnung ihrer Bekehrung
und ihres Glaubens, zu ihrem Heil erſcheinen
wird.
3. Das Wort [fremdsprachliches Material – fehlt] dem Zion, oder de-
nen zu Zion, denen Zioniten, oder Juden, ha-
ben die Griechiſchen Interpretes nach dem ſenſu
gar recht gegen ἕνεκεν Σιὼν, um Zions willen.
Da aber Paulus dafuͤr geſetzet ἐκ Σιὼν, ſo muß
er (wo er nicht in ſeinem Exemplar der Griechi-
ſchen Uberſetzung ἐκ an ſtatt ἕνεκεν geleſen hat)
wol auf mehrere Oerter, als auf die ſen allein, ge-
ſehen haben, nemlich auf ſolche, worinnen der
Erloͤſer der erſten Zukunft nach aus Zion verheiſ-
ſen wird, als Pſ. 14, 7. 53, 7. 110, 2. um da-
mit anzuzeigen, daß der Erloͤſer, der dem Zion
zum Heil erſcheinen wird, auch aus Zion oder
Juͤdiſcher Abſtammung ſey. Die Worte aber:
ἀποστρέψει ἀσεροείας ἀπὸ Ι[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]κὼβ, hat Paulus
aus der Griechiſchen Uberſetzung behalten, weil
ſie in eben dem ſenſu, den die Hebraͤiſchen Wor-
te geben, koͤnnen angeſehen werden. Denn wenn
die in Jacob, oder die Jſraeliten, ſich von ihrer
Ubertretung zu GOTT bekehren, ſo haben ſie
zuvorderſt auch ſolche ihre Bekehrung dem Meſ-
ſia zu dancken, nemlich, daß, da er ſie wird be-
kehren, er auch das gottloſe Weſen von Jacob
abwenden wird.
V. 27.

Und diß (daß ich ſie, was die gantze Na-
tion
betrift, in der letzten Zeit in der Ordnung
der Bekehrung wieder annehmen wolle) iſt mein
Teſtament
(oder Gnaden-Bund mit ihnen,
ſpricht der HErr:) wenn ich ihre Suͤnde wer-
de wegnehmen
(ihnen ihre Suͤnden vergeben,
und dabey mein Geſetz in ihr Hertz ſchreiben, zu
ihrer wahren innern Umkehrung und Veraͤnde-
rung; ſie auch ſolche Beruf- und Bekehrungs-
Gnade ohne fernere Widerſpenſtigkeit gehor-
ſamlich werden annehmen.)

Anmerckung.

Die erſten Worte dieſes Verſiculs vom
Teſtament gehoͤren noch zu dem aus dem Jeſaia
angefuͤhrten Orte: die letztern aber ſind aus Jer.
31, 34. woſelbſt von dieſer noch kuͤnftigen Be-
kehrung der Juden gehandelt wird, hergenom-
men.

V. 28.

Nach dem Evangelio (von CHriſto,
welchem die Juden in ihrem Unglauben ietzo ſo
ſehr zuwider ſind, ja es in ſeinen Bekennern
haſſen und verfolgen) halte ich ſie fuͤr Feinde
(ἐχϑροὶ, ſind ſie Feinde, nemlich GOttes; ſie haſ-
ſen GOTT, ſein Evangelium, und mich mit al-
len Evangeliſchen Chriſten: und iſt es demnach
kein Wunder, wenn ſie von GOTT in ſo fern
auch gehaſſet werden; inſonderheit) um eurent

willen
S 2
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[139/0167] Cap. 11, v. 25-28. an die Roͤmer. aus durch den Glauben entnommen) und wi- der die Natur in den guten Oelbaum ge- pflantzet, (da ſonſt nvtuͤrlicher weiſe die guten Pfropfreislein pflegen in einen wilden Stamm eingepfropfet zu werden) wie viel mehr wer- den die natuͤrlichen (ob ſie gleich ihre Guͤte durch den Unglauben und mit dem Abhauen ver- lohren, durch den Glauben (wieder eingepfro- pfet werden in ihren eigenen Oelbaum und aus deſſelben Saft und Kraft, den er in CHriſto hat, wieder hervor gruͤnen, bluͤhen und Fruͤchte tragen.) V. 25. Jch will euch nicht verhalten, lieben Bruͤder, dieſes Geheimniß (der kuͤnftigen Wiedereinpflantzung oder Bekehrung der Juͤdi- ſchen Nation) auf daß ihr nicht ſtoltz ſeyd (φρόνιμοι παρ᾽ ἑαυτοῖς, klug bey euch ſelbſt ſeyd in der Eigenliebe, und vor den Juden zuviel aus euch ſelbſt machet: ſiehe auch Spruͤchw. 3, 7. Rom. 12, 16:) Blindheit (πώρωσις, Verhaͤr- tung, Verſtockung, da ſie gegen alle Zuͤchtigun- gen und Gnaden-Zuͤge GOttes gleichſam dick- haͤutig und fuͤhlloß geworden,) iſt Jſrael eines Theils (nicht dem gantzen Volcke, ſintemal ich ſelbſt, will Paulus ſagen, mit noch vielen andern daraus an CHriſtum bin glaͤubig worden: ſiehe oben v. 1. ſeqq. aus gerechtem Gerichte GOttes) wiederfahren, ſo lange bis die Fuͤlle der Heiden (in die kirchliche Gemeinſchaft) einge- gangen ſey (wird eingegangen ſeyn, oder einge- hen wird: das iſt, wenn die Fuͤlle der Heyden, oder Voͤlcker, von Pauli Zeiten an bis auf den letztern periodum der Zeiten des neuen Teſta- ments wuͤrden nach und nach ihrer Bekaͤntniß, und der damit verknuͤpften auch innerlichen Be- kehrung nach, in unzaͤhligen Perſonen in die Kir- che CHriſti eingegangen ſeyn: da werde denn auch endlich die wahre Bekehrung der Juͤdi- ſchen Nation dergeſtalt geſchehen, daß ſolche ihre geſegnete Fuͤlle, oder voller Eingang ins Reich CHriſti auch denen alsdenn noch auſſer dem- ſelben befindlichen Heiden zu einem deſto leich- tern und reicherm Eingang nach v. 12. diene. V. 26. Und alſo (in dieſer Ordnung, wenn die Fuͤlle der Heyden wird eingegangen ſeyn,) das gantze Jſrael (aller in der Welt zerſtreueten und noch uͤbrigen, obgleich nicht eigentlich mehr unterſchiedenen 12 Staͤmme, zu CHriſto bekeh- ret, und alſo durch ihn) ſelig werde: (Gr. σω- ϑήσεται, categorice, wird ſelig werden:) wie denn (von dieſer ſo ſeligen Bekehrung Jeſ. 59, 20.) geſchrieben ſtehet: Es wird kommen aus Zion, (dem Zion) der da erloͤſe, und ab- wende das gottloſe Weſen aus Jacob. Anmerckungen. 1. Der Ort beym Jeſaia lautet nach dem Grund-Texte und der mit demſelben uͤberein kommenden Uberſetzung eigentlich alſo: Denen zu Zion (oder _ dem Zion, dem Juͤdiſchen Volcke) wird ein Erloͤſer (der Meßias) kom- men, und denen, die ſich bekehren von den Suͤnden in Jacob. 2. Und alſo ſiehet man, daß die Weiſſa- gung von der Zukunft des Meßiaͤ eigentlich nicht gehe auf die Zukunft deſſelben ins Fleiſch, ſon- dern auf die Gnaden-Zukunft, da er der Juͤdi- ſchen Nation in der Ordnung ihrer Bekehrung und ihres Glaubens, zu ihrem Heil erſcheinen wird. 3. Das Wort _ dem Zion, oder de- nen zu Zion, denen Zioniten, oder Juden, ha- ben die Griechiſchen Interpretes nach dem ſenſu gar recht gegen ἕνεκεν Σιὼν, um Zions willen. Da aber Paulus dafuͤr geſetzet ἐκ Σιὼν, ſo muß er (wo er nicht in ſeinem Exemplar der Griechi- ſchen Uberſetzung ἐκ an ſtatt ἕνεκεν geleſen hat) wol auf mehrere Oerter, als auf die ſen allein, ge- ſehen haben, nemlich auf ſolche, worinnen der Erloͤſer der erſten Zukunft nach aus Zion verheiſ- ſen wird, als Pſ. 14, 7. 53, 7. 110, 2. um da- mit anzuzeigen, daß der Erloͤſer, der dem Zion zum Heil erſcheinen wird, auch aus Zion oder Juͤdiſcher Abſtammung ſey. Die Worte aber: ἀποστρέψει ἀσεροείας ἀπὸ Ι_ κὼβ, hat Paulus aus der Griechiſchen Uberſetzung behalten, weil ſie in eben dem ſenſu, den die Hebraͤiſchen Wor- te geben, koͤnnen angeſehen werden. Denn wenn die in Jacob, oder die Jſraeliten, ſich von ihrer Ubertretung zu GOTT bekehren, ſo haben ſie zuvorderſt auch ſolche ihre Bekehrung dem Meſ- ſia zu dancken, nemlich, daß, da er ſie wird be- kehren, er auch das gottloſe Weſen von Jacob abwenden wird. V. 27. Und diß (daß ich ſie, was die gantze Na- tion betrift, in der letzten Zeit in der Ordnung der Bekehrung wieder annehmen wolle) iſt mein Teſtament (oder Gnaden-Bund mit ihnen, ſpricht der HErr:) wenn ich ihre Suͤnde wer- de wegnehmen (ihnen ihre Suͤnden vergeben, und dabey mein Geſetz in ihr Hertz ſchreiben, zu ihrer wahren innern Umkehrung und Veraͤnde- rung; ſie auch ſolche Beruf- und Bekehrungs- Gnade ohne fernere Widerſpenſtigkeit gehor- ſamlich werden annehmen.) Anmerckung. Die erſten Worte dieſes Verſiculs vom Teſtament gehoͤren noch zu dem aus dem Jeſaia angefuͤhrten Orte: die letztern aber ſind aus Jer. 31, 34. woſelbſt von dieſer noch kuͤnftigen Be- kehrung der Juden gehandelt wird, hergenom- men. V. 28. Nach dem Evangelio (von CHriſto, welchem die Juden in ihrem Unglauben ietzo ſo ſehr zuwider ſind, ja es in ſeinen Bekennern haſſen und verfolgen) halte ich ſie fuͤr Feinde (ἐχϑροὶ, ſind ſie Feinde, nemlich GOttes; ſie haſ- ſen GOTT, ſein Evangelium, und mich mit al- len Evangeliſchen Chriſten: und iſt es demnach kein Wunder, wenn ſie von GOTT in ſo fern auch gehaſſet werden; inſonderheit) um eurent willen S 2

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/167>, abgerufen am 25.11.2024.