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Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.

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Cap. 9, v. 9. 10. an die Römer.
[Spaltenumbruch] tern reichlich gesegnet worden. Und gleichwie
die Söhne Kethurä ohne das an das Recht der
ersten Geburt nicht kommen konten: so konte
auch Abraham so viel weniger für den Jsmael
darauf bestehen; so viel mehr er überzeuget war,
daß er den verheissenen Sohn der ersten Geburt
von der Sara, seinem ordentlichen Ehe-Weibe,
nicht, wie doch billig gewesen wäre, noch mit
mehrer Ausharrung und längerer Hoffnung, er-
wartet, sondern wie aus grossem Verlangen
nach dem verheissenen Sohn, als dem Stamm-
Vater des Meßiä, und also nach dem Meßia
selbst, und aus Antrieb seines eignen Weibes,
die mit ihm dieses Sinnes und Verlangens
nach diesem Saamen und dem Meßia war; al-
so zugleich auch aus menschlicher Schwachheit,
ohne GOttes Befehl dazu zu haben, denselben
von der über die unfruchtbare Sara zur Ehe ge-
nommenen Hagar gesuchet hatte, in der guten
aber ungegründeten Meinung, es würde bey
der Sarä anhaltender Unfruchtbarkeit, dieser
Weg, den verheissenen Sohn, als Stamm-
Vater des Meßiä, zu erlangen, GOTT an-
genehm und von ihm wol selbst intendiret seyn:
welches sich aber hernach gantz anders fand, da
der verheissene Sohn von der Sara kam, und
also das ihme nach der intention GOttes zuge-
hörige Recht der ersten Geburt behielte; damit
aber so wenig dem Jsmael, als den übrigen
sechs Söhnen, im leiblichen Unrecht geschahe.
Jm geistlichen hatte Jsaac, ausser dem, daß er
der Stamm-Vater des Meßiä seyn solte, vor
den übrigen Kindern nichts voraus, sondern die
allgemeine, auf den Meßiam sich gründende
Gnade, stunde ihnen allen offen, also, daß die
übrigen sieben so wol haben selig werden können,
als Jsaac.
4. Was es mit dem Jsaac für eine Be-
schaffenheit gehabt, ist schon mit angezeiget.
Nemlich er war zwar verheissen, und in Anse-
hung dessen für den Erstgebohrnen zu achten;
aber er wurde später gebohren, als der nicht
verheissene Jsmael. Und ob gleich seine Ge-
burt an sich gantz natürlicher weise geschahe: so
wurde doch beyder Eheleute Natur, vermöge
einer besondern Verheissung, erst in den Stand
gesetzet, zeugen und gebähren zu können. Und
als er gebohren und erwachsen war, wurde ihm
nach dem Rechte der ersten Geburt, das väter-
liche Erbe zuerkannt, und damit auch das Vor-
recht, den Stamm des Meßiä zu praesentiren,
verknüpfet.
5. Nun haben wir auch zu erwegen, was
durch diese so gar ungleiche Beschaffenheit der
Kinder dessen von der Hagar, oder des Jsma-
els, und mithin deren von der Kethura, und
dessen von der Sara, oder des Jsaacs, vorge-
bildet und angezeiget worden.
a. Jsmael praesentirete die Jüdenschaft, in
so fern sie ihren Grund hatte in der bloß na-
türlichen Abstammung vom Abraham, und
sich darauf dergestalt verließ, daß sie, (oh-
ne um die wahre und gläubige Erkäntniß des
Meßiä, ohne um die Wiedergeburt aus
GOtt und ohne um den Dienst GOttes im
Geist und in der Wahrheit bey dem äusser-
[Spaltenumbruch] lichen Levitischen Gottes-Dienste sich zu be-
kümmern) um deßwillen mit so grossen Vor-
rechten angesehen, und für würdig erkannt
worden, vor allen andern Völckern das
Recht der ersten Geburt zu haben oder ein ei-
genthümliches Volck GOttes zu seyn.
b. Jsaac stellet die Jüdenschaft vor, in sofern
sie ausser dem Levitischen GOttes-Dienste auf
den innern und geistlichen Dienst GOttes,
und nebst der äusserlichen Beschneidung am
Fleische auch auf die geistliche Beschneidung
des Hertzens, und also auf die Geburt aus
GOtt, und auf den Glauben an den Mes-
siam, ging, ihn auch, da er gesandt war,
für ihren Heiland gläubig an- und aufnahm.
Und von diesen läßt sich gar wohl sagen, was
Johannes spricht c. 1, 11. 12. 13. Er kam
in sein Eigenthum und die Seinen nah-
men ihn nicht auf. Wie viel ihn aber
aufnahmen; denen gab er Macht Got-
tes Kinder zu werden, die an seinen
Namen gläuben. Welche nicht von
dem Geblüt, noch von dem Willen des
Fleisches, noch von dem Willen eines
Mannes, sondern von GOtt gebohren
sind;
das ist, welche es, in Ansehung des
geistlichen Reichs des Meßiä, darin ein rech-
tes volles Erb-Recht zu haben, nicht auf ih-
re Geburt nach dem Fleische, nach welcher
sie von dem Geschlechte Abrahams, Jsaacs
und Jacobs herstammen, sondern auf die
Wiedergeburt aus GOTT, und die damit
verknüpfte Rechtfertigung durch den Glau-
ben an den Meßiam, ankommen lassen.
6. Hieraus siehet man denn gantz klar,
daß sich die Vorstellung der unterschiedenen
Kinder Abrahams zu der Materie, die Paulus
tractiret, gar wohl schicket: als damit er den
grossen Unterscheid der wahren und unächten
Jsraeliten anzeiget, und daß, da diese aus ih-
rer eignen Schuld selbst ausfallen, an jenen
das Wort der Verheissung, des Meßiä wegen
GOttes Eigenthum zu seyn, in seine Kraft ge-
he. Davon es heißt Gal. 3, 7. So erkennet
ihr ja nun, daß, die des Glaubens sind,
das sind Abrahams Kinder.
Und v. 29.
Seyd ihr aber Christi, so seyd ihr Abra-
hams Saamen und nach der Verheissung
Erben.
Dahingegen an den unächten Js-
raeliten, die sich nur auf die leibliche Abkunft
vom Abraham und ihre eigne verdienstliche
Würdigkeit beriefen, es heißt, wie von dem
Jsmael 1 Buch Mos. 21, 20. und Galat. 4, 30.
Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn.
Denn der Magd Sohn soll nicht erben mit
dem Sohn der Freyen.
V. 10.

Nicht allein aber ist es mit dem also (wie
von Jsmael und Jsaac, als zween, deren der er-
ste von der Magd, der andere von der Freyen
gebohren ist) sondern auch (wir sehen eben die-
ses, daß nemlich die leibliche Ankunft von un-
serm Stammvater an sich selbst so gar kein
Recht zur geistlichen Kindschaft und zur Erb-
schaft im Reiche des Meßiä an himmlischen

Gütern
P 3
Cap. 9, v. 9. 10. an die Roͤmer.
[Spaltenumbruch] tern reichlich geſegnet worden. Und gleichwie
die Soͤhne Kethuraͤ ohne das an das Recht der
erſten Geburt nicht kommen konten: ſo konte
auch Abraham ſo viel weniger fuͤr den Jſmael
darauf beſtehen; ſo viel mehr er uͤberzeuget war,
daß er den verheiſſenen Sohn der erſten Geburt
von der Sara, ſeinem ordentlichen Ehe-Weibe,
nicht, wie doch billig geweſen waͤre, noch mit
mehrer Ausharrung und laͤngerer Hoffnung, er-
wartet, ſondern wie aus groſſem Verlangen
nach dem verheiſſenen Sohn, als dem Stamm-
Vater des Meßiaͤ, und alſo nach dem Meßia
ſelbſt, und aus Antrieb ſeines eignen Weibes,
die mit ihm dieſes Sinnes und Verlangens
nach dieſem Saamen und dem Meßia war; al-
ſo zugleich auch aus menſchlicher Schwachheit,
ohne GOttes Befehl dazu zu haben, denſelben
von der uͤber die unfruchtbare Sara zur Ehe ge-
nommenen Hagar geſuchet hatte, in der guten
aber ungegruͤndeten Meinung, es wuͤrde bey
der Saraͤ anhaltender Unfruchtbarkeit, dieſer
Weg, den verheiſſenen Sohn, als Stamm-
Vater des Meßiaͤ, zu erlangen, GOTT an-
genehm und von ihm wol ſelbſt intendiret ſeyn:
welches ſich aber hernach gantz anders fand, da
der verheiſſene Sohn von der Sara kam, und
alſo das ihme nach der intention GOttes zuge-
hoͤrige Recht der erſten Geburt behielte; damit
aber ſo wenig dem Jſmael, als den uͤbrigen
ſechs Soͤhnen, im leiblichen Unrecht geſchahe.
Jm geiſtlichen hatte Jſaac, auſſer dem, daß er
der Stamm-Vater des Meßiaͤ ſeyn ſolte, vor
den uͤbrigen Kindern nichts voraus, ſondern die
allgemeine, auf den Meßiam ſich gruͤndende
Gnade, ſtunde ihnen allen offen, alſo, daß die
uͤbrigen ſieben ſo wol haben ſelig werden koͤnnen,
als Jſaac.
4. Was es mit dem Jſaac fuͤr eine Be-
ſchaffenheit gehabt, iſt ſchon mit angezeiget.
Nemlich er war zwar verheiſſen, und in Anſe-
hung deſſen fuͤr den Erſtgebohrnen zu achten;
aber er wurde ſpaͤter gebohren, als der nicht
verheiſſene Jſmael. Und ob gleich ſeine Ge-
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geſetzet, zeugen und gebaͤhren zu koͤnnen. Und
als er gebohren und erwachſen war, wurde ihm
nach dem Rechte der erſten Geburt, das vaͤter-
liche Erbe zuerkannt, und damit auch das Vor-
recht, den Stamm des Meßiaͤ zu præſentiren,
verknuͤpfet.
5. Nun haben wir auch zu erwegen, was
durch dieſe ſo gar ungleiche Beſchaffenheit der
Kinder deſſen von der Hagar, oder des Jſma-
els, und mithin deren von der Kethura, und
deſſen von der Sara, oder des Jſaacs, vorge-
bildet und angezeiget worden.
a. Jſmael præſentirete die Juͤdenſchaft, in
ſo fern ſie ihren Grund hatte in der bloß na-
tuͤrlichen Abſtammung vom Abraham, und
ſich darauf dergeſtalt verließ, daß ſie, (oh-
ne um die wahre und glaͤubige Erkaͤntniß des
Meßiaͤ, ohne um die Wiedergeburt aus
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Geiſt und in der Wahrheit bey dem aͤuſſer-
[Spaltenumbruch] lichen Levitiſchen Gottes-Dienſte ſich zu be-
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rechten angeſehen, und fuͤr wuͤrdig erkannt
worden, vor allen andern Voͤlckern das
Recht der erſten Geburt zu haben oder ein ei-
genthuͤmliches Volck GOttes zu ſeyn.
b. Jſaac ſtellet die Juͤdenſchaft vor, in ſofern
ſie auſſer dem Levitiſchen GOttes-Dienſte auf
den innern und geiſtlichen Dienſt GOttes,
und nebſt der aͤuſſerlichen Beſchneidung am
Fleiſche auch auf die geiſtliche Beſchneidung
des Hertzens, und alſo auf die Geburt aus
GOtt, und auf den Glauben an den Meſ-
ſiam, ging, ihn auch, da er geſandt war,
fuͤr ihren Heiland glaͤubig an- und aufnahm.
Und von dieſen laͤßt ſich gar wohl ſagen, was
Johannes ſpricht c. 1, 11. 12. 13. Er kam
in ſein Eigenthum und die Seinen nah-
men ihn nicht auf. Wie viel ihn aber
aufnahmen; denen gab er Macht Got-
tes Kinder zu werden, die an ſeinen
Namen glaͤuben. Welche nicht von
dem Gebluͤt, noch von dem Willen des
Fleiſches, noch von dem Willen eines
Mannes, ſondern von GOtt gebohren
ſind;
das iſt, welche es, in Anſehung des
geiſtlichen Reichs des Meßiaͤ, darin ein rech-
tes volles Erb-Recht zu haben, nicht auf ih-
re Geburt nach dem Fleiſche, nach welcher
ſie von dem Geſchlechte Abrahams, Jſaacs
und Jacobs herſtammen, ſondern auf die
Wiedergeburt aus GOTT, und die damit
verknuͤpfte Rechtfertigung durch den Glau-
ben an den Meßiam, ankommen laſſen.
6. Hieraus ſiehet man denn gantz klar,
daß ſich die Vorſtellung der unterſchiedenen
Kinder Abrahams zu der Materie, die Paulus
tractiret, gar wohl ſchicket: als damit er den
groſſen Unterſcheid der wahren und unaͤchten
Jſraeliten anzeiget, und daß, da dieſe aus ih-
rer eignen Schuld ſelbſt ausfallen, an jenen
das Wort der Verheiſſung, des Meßiaͤ wegen
GOttes Eigenthum zu ſeyn, in ſeine Kraft ge-
he. Davon es heißt Gal. 3, 7. So erkennet
ihr ja nun, daß, die des Glaubens ſind,
das ſind Abrahams Kinder.
Und v. 29.
Seyd ihr aber Chriſti, ſo ſeyd ihr Abra-
hams Saamen und nach der Verheiſſung
Erben.
Dahingegen an den unaͤchten Jſ-
raeliten, die ſich nur auf die leibliche Abkunft
vom Abraham und ihre eigne verdienſtliche
Wuͤrdigkeit beriefen, es heißt, wie von dem
Jſmael 1 Buch Moſ. 21, 20. und Galat. 4, 30.
Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn.
Denn der Magd Sohn ſoll nicht erben mit
dem Sohn der Freyen.
V. 10.

Nicht allein aber iſt es mit dem alſo (wie
von Jſmael und Jſaac, als zween, deren der er-
ſte von der Magd, der andere von der Freyen
gebohren iſt) ſondern auch (wir ſehen eben die-
ſes, daß nemlich die leibliche Ankunft von un-
ſerm Stammvater an ſich ſelbſt ſo gar kein
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Guͤtern
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&#x017F;chaft im Reiche des Meßia&#x0364; an himmli&#x017F;chen<lb/>
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[117/0145] Cap. 9, v. 9. 10. an die Roͤmer. tern reichlich geſegnet worden. Und gleichwie die Soͤhne Kethuraͤ ohne das an das Recht der erſten Geburt nicht kommen konten: ſo konte auch Abraham ſo viel weniger fuͤr den Jſmael darauf beſtehen; ſo viel mehr er uͤberzeuget war, daß er den verheiſſenen Sohn der erſten Geburt von der Sara, ſeinem ordentlichen Ehe-Weibe, nicht, wie doch billig geweſen waͤre, noch mit mehrer Ausharrung und laͤngerer Hoffnung, er- wartet, ſondern wie aus groſſem Verlangen nach dem verheiſſenen Sohn, als dem Stamm- Vater des Meßiaͤ, und alſo nach dem Meßia ſelbſt, und aus Antrieb ſeines eignen Weibes, die mit ihm dieſes Sinnes und Verlangens nach dieſem Saamen und dem Meßia war; al- ſo zugleich auch aus menſchlicher Schwachheit, ohne GOttes Befehl dazu zu haben, denſelben von der uͤber die unfruchtbare Sara zur Ehe ge- nommenen Hagar geſuchet hatte, in der guten aber ungegruͤndeten Meinung, es wuͤrde bey der Saraͤ anhaltender Unfruchtbarkeit, dieſer Weg, den verheiſſenen Sohn, als Stamm- Vater des Meßiaͤ, zu erlangen, GOTT an- genehm und von ihm wol ſelbſt intendiret ſeyn: welches ſich aber hernach gantz anders fand, da der verheiſſene Sohn von der Sara kam, und alſo das ihme nach der intention GOttes zuge- hoͤrige Recht der erſten Geburt behielte; damit aber ſo wenig dem Jſmael, als den uͤbrigen ſechs Soͤhnen, im leiblichen Unrecht geſchahe. Jm geiſtlichen hatte Jſaac, auſſer dem, daß er der Stamm-Vater des Meßiaͤ ſeyn ſolte, vor den uͤbrigen Kindern nichts voraus, ſondern die allgemeine, auf den Meßiam ſich gruͤndende Gnade, ſtunde ihnen allen offen, alſo, daß die uͤbrigen ſieben ſo wol haben ſelig werden koͤnnen, als Jſaac. 4. Was es mit dem Jſaac fuͤr eine Be- ſchaffenheit gehabt, iſt ſchon mit angezeiget. Nemlich er war zwar verheiſſen, und in Anſe- hung deſſen fuͤr den Erſtgebohrnen zu achten; aber er wurde ſpaͤter gebohren, als der nicht verheiſſene Jſmael. Und ob gleich ſeine Ge- burt an ſich gantz natuͤrlicher weiſe geſchahe: ſo wurde doch beyder Eheleute Natur, vermoͤge einer beſondern Verheiſſung, erſt in den Stand geſetzet, zeugen und gebaͤhren zu koͤnnen. Und als er gebohren und erwachſen war, wurde ihm nach dem Rechte der erſten Geburt, das vaͤter- liche Erbe zuerkannt, und damit auch das Vor- recht, den Stamm des Meßiaͤ zu præſentiren, verknuͤpfet. 5. Nun haben wir auch zu erwegen, was durch dieſe ſo gar ungleiche Beſchaffenheit der Kinder deſſen von der Hagar, oder des Jſma- els, und mithin deren von der Kethura, und deſſen von der Sara, oder des Jſaacs, vorge- bildet und angezeiget worden. a. Jſmael præſentirete die Juͤdenſchaft, in ſo fern ſie ihren Grund hatte in der bloß na- tuͤrlichen Abſtammung vom Abraham, und ſich darauf dergeſtalt verließ, daß ſie, (oh- ne um die wahre und glaͤubige Erkaͤntniß des Meßiaͤ, ohne um die Wiedergeburt aus GOtt und ohne um den Dienſt GOttes im Geiſt und in der Wahrheit bey dem aͤuſſer- lichen Levitiſchen Gottes-Dienſte ſich zu be- kuͤmmern) um deßwillen mit ſo groſſen Vor- rechten angeſehen, und fuͤr wuͤrdig erkannt worden, vor allen andern Voͤlckern das Recht der erſten Geburt zu haben oder ein ei- genthuͤmliches Volck GOttes zu ſeyn. b. Jſaac ſtellet die Juͤdenſchaft vor, in ſofern ſie auſſer dem Levitiſchen GOttes-Dienſte auf den innern und geiſtlichen Dienſt GOttes, und nebſt der aͤuſſerlichen Beſchneidung am Fleiſche auch auf die geiſtliche Beſchneidung des Hertzens, und alſo auf die Geburt aus GOtt, und auf den Glauben an den Meſ- ſiam, ging, ihn auch, da er geſandt war, fuͤr ihren Heiland glaͤubig an- und aufnahm. Und von dieſen laͤßt ſich gar wohl ſagen, was Johannes ſpricht c. 1, 11. 12. 13. Er kam in ſein Eigenthum und die Seinen nah- men ihn nicht auf. Wie viel ihn aber aufnahmen; denen gab er Macht Got- tes Kinder zu werden, die an ſeinen Namen glaͤuben. Welche nicht von dem Gebluͤt, noch von dem Willen des Fleiſches, noch von dem Willen eines Mannes, ſondern von GOtt gebohren ſind; das iſt, welche es, in Anſehung des geiſtlichen Reichs des Meßiaͤ, darin ein rech- tes volles Erb-Recht zu haben, nicht auf ih- re Geburt nach dem Fleiſche, nach welcher ſie von dem Geſchlechte Abrahams, Jſaacs und Jacobs herſtammen, ſondern auf die Wiedergeburt aus GOTT, und die damit verknuͤpfte Rechtfertigung durch den Glau- ben an den Meßiam, ankommen laſſen. 6. Hieraus ſiehet man denn gantz klar, daß ſich die Vorſtellung der unterſchiedenen Kinder Abrahams zu der Materie, die Paulus tractiret, gar wohl ſchicket: als damit er den groſſen Unterſcheid der wahren und unaͤchten Jſraeliten anzeiget, und daß, da dieſe aus ih- rer eignen Schuld ſelbſt ausfallen, an jenen das Wort der Verheiſſung, des Meßiaͤ wegen GOttes Eigenthum zu ſeyn, in ſeine Kraft ge- he. Davon es heißt Gal. 3, 7. So erkennet ihr ja nun, daß, die des Glaubens ſind, das ſind Abrahams Kinder. Und v. 29. Seyd ihr aber Chriſti, ſo ſeyd ihr Abra- hams Saamen und nach der Verheiſſung Erben. Dahingegen an den unaͤchten Jſ- raeliten, die ſich nur auf die leibliche Abkunft vom Abraham und ihre eigne verdienſtliche Wuͤrdigkeit beriefen, es heißt, wie von dem Jſmael 1 Buch Moſ. 21, 20. und Galat. 4, 30. Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn. Denn der Magd Sohn ſoll nicht erben mit dem Sohn der Freyen. V. 10. Nicht allein aber iſt es mit dem alſo (wie von Jſmael und Jſaac, als zween, deren der er- ſte von der Magd, der andere von der Freyen gebohren iſt) ſondern auch (wir ſehen eben die- ſes, daß nemlich die leibliche Ankunft von un- ſerm Stammvater an ſich ſelbſt ſo gar kein Recht zur geiſtlichen Kindſchaft und zur Erb- ſchaft im Reiche des Meßiaͤ an himmliſchen Guͤtern P 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht01_1729/145>, abgerufen am 23.11.2024.