Lange, Joachim: Apostolisches Licht und Recht. Bd. 1. Halle, 1729.Erklärung des Briefs Pauli Cap. 9, v. 4. 5. [Spaltenumbruch]
tes: ihr solt euch nicht Mahl stechen. UndJer. 31, 9. heißt es: Jch bin Jsraels Vater, so ist Ephraim mein erstgebohrner Sohn; ein solcher Sohn in äusserlichen Vorzügen, welchem auch die Gnade der geistlichen Kind- schaft, nicht allein, aber doch vor andern, offen stünde und angepriesen würde. Galat. 4, 4. 5. Da aber Jsrael der erstgebohrne Sohn heißt, so werden andere Völcker von der Kindschaft GOttes nicht ausgeschlossen: ob sie gleich auf gewisse Art konten mit den Hunden verglichen werden: daher unser Heiland saget: Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brod nehme, und werfe es für die Hunde. Matth. 15, 26.) und die Herrlichkeit (vor allen übrigen, sintemal GOtt gleichsam sein Feuer und seinen Heerd unter ihnen hatte, in der Stifts-Hütte, und im Tempel unter ihnen residirte, Lev. 26, 11. 12. also daß ihre Republic eine recht besondere theocratie war: Und GOTT unter ihnen seine Herrlichkeit auch son- derlich durch grosse Wunderthaten sehen ließ, auch in und an der Wolcken-Seule Exod. 40, 34. 35. und der Bundes-Lade, die auch daher die Herrlichkeit GOttes hieß, zeigete 1 Sam. 4, 22. Siehe auch Deut. 4, 7. 8. Wo ist so eln herrlich Volck, zu dem die Götter also nahe sich thun, als der HERR unser GOTT, so oft wir ihn anrufen. Wo ist ein so herrlich Volck, das so gerechte Sit- ten und Gebot hat, als alle diß Gesetz, das ich euch heutiges Tages vorlege?) und der Bund (theils der Evangelische in dem Meßia, welchen GOtt in der Person A- brahams, Jsaacs und Jacobs, mit dem gan- tzen Volcke aufrichtete, 1 Buch Mos. 17, 7. etc. theils der Gesetzliche unter Mose mit dem Volcke gemacht. Siehe auch Gal. 4, 24. Eph. 2, 12.) und das Gesetz (nomothesia, Gesetz- gebung, daß sie ihre autonomian, ihre eigne Vorschrift hatten in der Religion und im gemei- nen Wesen; und zwar unmittelbar von GOtt mit gar besonderer und majestätischer Promul- gation, Exod. 19. 20. dessen sich keine eintzige Nation rühmen konte. Siehe Psalm. 147, 19. Rom. 3, 2.) und der Gottes-Dienst (nem- lich der Levitische, welcher in allen seinen Thei- len mit allen seinen Personen, oder Priestern, den Meßiam und sein Gnaden-Reich vorbilde- te Hebr. 9, 1.) und die Verheissungen (von dem Meßia, seiner Person, Amt, Stande, Reiche und Reichs-Genossen; wie solche nach dem in der Person der Patriarchen mit dem gantzen Volcke gemachten Gnaden-Bunde, durch die Propheten nach und nach mehr und mehr aufgekläret und vermehret worden.) V. 5. Welcher auch sind die Väter (Abra- Anmerckungen. 1. Es ist dieser Ort wohl zu mercken; sin- temal er gar nachdrücklich handelt von der Per- son unsers Heilandes, daß er sey GOTT und Mensch, und also die beyden Naturen, die göttliche und menschliche, in einer persönlichen Vereinigung stehen. Und also kömmt er über- ein mit dem Orte Cap. 1, v. 3. 4. da wir derglei- chen haben. Sonderlich aber ist der Beweis der wahren und ewigen Gottheit Christi wi- der die Socinianer alhier wohl zu erwegen: da man denn in demselben einen vierfachen Nach- druck findet. Erstlich darinn, daß CHristus ausdrücklich genennet wird GOtt. Da nun das Wort, GOtt, im Neuen Testamente, wenn es in singulari numero stehet und ohne ein solches Beywort, welches sich von GOtt nicht sagen läßt, gesetzet ist, allezeit von dem wahren ewigen GOtt gebrauchet wird, so ist es al- hier von ihm so vielmehr zu verstehen, so viel nachdrücklicher die dazu gesetzten übrige Wor- te sind. Zum andern darinn, daß CHristus genannt wird Theos, GOtt, epi panton, über al- les. Welches, wenn es also absolute und von GOtt gesaget wird, den wahren ewigen GOtt anzeiget. Daher es auch Eph. 4, 6. vom Vater gebrauchet wird. Man confe- rire dabey von Christo Col. 1, 17. 18. 20. Joh. 1, 3. da ta panta sind alle Geschöpfe GOt- tes. Zum dritten darinn, daß Christus heißt theos e'ulogetos, GOtt, der da ist hochgelo- bet. Welches, wie auch das Hebräische [fremdsprachliches Material - fehlt], nur allein von dem ewigen GOtt ge- brauchet wird. Man sehe Marc. 14, 61. Luc. 1, 68. Rom. 1, 25. 2 Cor. 1, 3. 11, 3. Eph. 1, 3. 1 Pet. 1, 3. Und dazu kömmt der nachdrück- liche Beschluß dieses Ausspruchs in den Wor- ten: in Ewigkeit Amen! welche zu der doxo-
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 9, v. 4. 5. [Spaltenumbruch]
tes: ihr ſolt euch nicht Mahl ſtechen. UndJer. 31, 9. heißt es: Jch bin Jſraels Vater, ſo iſt Ephraim mein erſtgebohrner Sohn; ein ſolcher Sohn in aͤuſſerlichen Vorzuͤgen, welchem auch die Gnade der geiſtlichen Kind- ſchaft, nicht allein, aber doch vor andern, offen ſtuͤnde und angeprieſen wuͤrde. Galat. 4, 4. 5. Da aber Jſrael der erſtgebohrne Sohn heißt, ſo werden andere Voͤlcker von der Kindſchaft GOttes nicht ausgeſchloſſen: ob ſie gleich auf gewiſſe Art konten mit den Hunden verglichen werden: daher unſer Heiland ſaget: Es iſt nicht fein, daß man den Kindern ihr Brod nehme, und werfe es fuͤr die Hunde. Matth. 15, 26.) und die Herrlichkeit (vor allen uͤbrigen, ſintemal GOtt gleichſam ſein Feuer und ſeinen Heerd unter ihnen hatte, in der Stifts-Huͤtte, und im Tempel unter ihnen reſidirte, Lev. 26, 11. 12. alſo daß ihre Republic eine recht beſondere theocratie war: Und GOTT unter ihnen ſeine Herrlichkeit auch ſon- derlich durch groſſe Wunderthaten ſehen ließ, auch in und an der Wolcken-Seule Exod. 40, 34. 35. und der Bundes-Lade, die auch daher die Herrlichkeit GOttes hieß, zeigete 1 Sam. 4, 22. Siehe auch Deut. 4, 7. 8. Wo iſt ſo eln herrlich Volck, zu dem die Goͤtter alſo nahe ſich thun, als der HERR unſer GOTT, ſo oft wir ihn anrufen. Wo iſt ein ſo herrlich Volck, das ſo gerechte Sit- ten und Gebot hat, als alle diß Geſetz, das ich euch heutiges Tages vorlege?) und der Bund (theils der Evangeliſche in dem Meßia, welchen GOtt in der Perſon A- brahams, Jſaacs und Jacobs, mit dem gan- tzen Volcke aufrichtete, 1 Buch Moſ. 17, 7. ꝛc. theils der Geſetzliche unter Moſe mit dem Volcke gemacht. Siehe auch Gal. 4, 24. Eph. 2, 12.) und das Geſetz (νομοϑεσία, Geſetz- gebung, daß ſie ihre ἀυτονομίαν, ihre eigne Vorſchrift hatten in der Religion und im gemei- nen Weſen; und zwar unmittelbar von GOtt mit gar beſonderer und majeſtaͤtiſcher Promul- gation, Exod. 19. 20. deſſen ſich keine eintzige Nation ruͤhmen konte. Siehe Pſalm. 147, 19. Rom. 3, 2.) und der Gottes-Dienſt (nem- lich der Levitiſche, welcher in allen ſeinen Thei- len mit allen ſeinen Perſonen, oder Prieſtern, den Meßiam und ſein Gnaden-Reich vorbilde- te Hebr. 9, 1.) und die Verheiſſungen (von dem Meßia, ſeiner Perſon, Amt, Stande, Reiche und Reichs-Genoſſen; wie ſolche nach dem in der Perſon der Patriarchen mit dem gantzen Volcke gemachten Gnaden-Bunde, durch die Propheten nach und nach mehr und mehr aufgeklaͤret und vermehret worden.) V. 5. Welcher auch ſind die Vaͤter (Abra- Anmerckungen. 1. Es iſt dieſer Ort wohl zu mercken; ſin- temal er gar nachdruͤcklich handelt von der Per- ſon unſers Heilandes, daß er ſey GOTT und Menſch, und alſo die beyden Naturen, die goͤttliche und menſchliche, in einer perſoͤnlichen Vereinigung ſtehen. Und alſo koͤmmt er uͤber- ein mit dem Orte Cap. 1, v. 3. 4. da wir derglei- chen haben. Sonderlich aber iſt der Beweis der wahren und ewigen Gottheit Chriſti wi- der die Socinianer alhier wohl zu erwegen: da man denn in demſelben einen vierfachen Nach- druck findet. Erſtlich darinn, daß CHriſtus ausdruͤcklich genennet wird GOtt. Da nun das Wort, GOtt, im Neuen Teſtamente, wenn es in ſingulari numero ſtehet und ohne ein ſolches Beywort, welches ſich von GOtt nicht ſagen laͤßt, geſetzet iſt, allezeit von dem wahren ewigen GOtt gebrauchet wird, ſo iſt es al- hier von ihm ſo vielmehr zu verſtehen, ſo viel nachdruͤcklicher die dazu geſetzten uͤbrige Wor- te ſind. Zum andern darinn, daß CHriſtus genannt wird Θεὸς, GOtt, ἐπὶ πάντων, uͤber al- les. Welches, wenn es alſo abſolute und von GOtt geſaget wird, den wahren ewigen GOtt anzeiget. Daher es auch Eph. 4, 6. vom Vater gebrauchet wird. Man confe- rire dabey von Chriſto Col. 1, 17. 18. 20. Joh. 1, 3. da τὰ πάντα ſind alle Geſchoͤpfe GOt- tes. Zum dritten darinn, daß Chriſtus heißt ϑεὸς ε᾽υλογητὸς, GOtt, der da iſt hochgelo- bet. Welches, wie auch das Hebraͤiſche [fremdsprachliches Material – fehlt], nur allein von dem ewigen GOtt ge- brauchet wird. Man ſehe Marc. 14, 61. Luc. 1, 68. Rom. 1, 25. 2 Cor. 1, 3. 11, 3. Eph. 1, 3. 1 Pet. 1, 3. Und dazu koͤmmt der nachdruͤck- liche Beſchluß dieſes Ausſpruchs in den Wor- ten: in Ewigkeit Amen! welche zu der doxo-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0142" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erklaͤrung des Briefs Pauli <hi rendition="#et">Cap. 9, v. 4. 5.</hi></hi></fw><lb/><cb/><hi rendition="#fr">tes: ihr ſolt euch nicht Mahl ſtechen.</hi> Und<lb/> Jer. 31, 9. heißt es: <hi rendition="#fr">Jch bin Jſraels Vater,<lb/> ſo iſt Ephraim mein erſtgebohrner Sohn;</hi><lb/> ein ſolcher Sohn in aͤuſſerlichen Vorzuͤgen,<lb/> welchem auch die Gnade der geiſtlichen Kind-<lb/> ſchaft, nicht allein, aber doch vor andern, offen<lb/> ſtuͤnde und angeprieſen wuͤrde. Galat. 4, 4. 5.<lb/> Da aber Jſrael der erſtgebohrne Sohn heißt,<lb/> ſo werden andere Voͤlcker von der Kindſchaft<lb/> GOttes nicht ausgeſchloſſen: ob ſie gleich auf<lb/> gewiſſe Art konten mit den Hunden verglichen<lb/> werden: daher unſer Heiland ſaget: <hi rendition="#fr">Es iſt<lb/> nicht fein, daß man den Kindern ihr Brod<lb/> nehme, und werfe es fuͤr die Hunde.</hi><lb/> Matth. 15, 26.) <hi rendition="#fr">und die Herrlichkeit</hi> (vor<lb/> allen uͤbrigen, ſintemal GOtt gleichſam ſein<lb/> Feuer und ſeinen Heerd unter ihnen hatte, in<lb/> der Stifts-Huͤtte, und im Tempel unter ihnen<lb/><hi rendition="#aq">reſidir</hi>te, Lev. 26, 11. 12. alſo daß ihre Republic<lb/> eine recht beſondere <hi rendition="#aq">theocrati</hi>e war: Und<lb/> GOTT unter ihnen ſeine Herrlichkeit auch ſon-<lb/> derlich durch groſſe Wunderthaten ſehen ließ,<lb/> auch in und an der Wolcken-Seule Exod. 40,<lb/> 34. 35. und der Bundes-Lade, die auch daher<lb/> die <hi rendition="#fr">Herrlichkeit GOttes</hi> hieß, zeigete 1 Sam.<lb/> 4, 22. Siehe auch Deut. 4, 7. 8. <hi rendition="#fr">Wo iſt ſo<lb/> eln herrlich Volck, zu dem die Goͤtter alſo<lb/> nahe ſich thun, als der HERR unſer<lb/> GOTT, ſo oft wir ihn anrufen. Wo iſt<lb/> ein ſo herrlich Volck, das ſo gerechte Sit-<lb/> ten und Gebot hat, als alle diß Geſetz,<lb/> das ich euch heutiges Tages vorlege?)<lb/> und der Bund</hi> (theils der <hi rendition="#fr">Evangeliſche</hi> in<lb/> dem Meßia, welchen GOtt in der Perſon A-<lb/> brahams, Jſaacs und Jacobs, mit dem gan-<lb/> tzen Volcke aufrichtete, 1 Buch Moſ. 17, 7. ꝛc.<lb/> theils der <hi rendition="#fr">Geſetzliche</hi> unter Moſe mit dem<lb/> Volcke gemacht. Siehe auch Gal. 4, 24. Eph.<lb/> 2, 12.) <hi rendition="#fr">und das Geſetz</hi> (νομοϑεσία, <hi rendition="#fr">Geſetz-<lb/> gebung,</hi> daß ſie ihre ἀυτονομίαν, ihre eigne<lb/> Vorſchrift hatten in der Religion und im gemei-<lb/> nen Weſen; und zwar unmittelbar von GOtt<lb/> mit gar beſonderer und majeſtaͤtiſcher <hi rendition="#aq">Promul-<lb/> gation,</hi> Exod. 19. 20. deſſen ſich keine eintzige<lb/> Nation ruͤhmen konte. Siehe Pſalm. 147, 19.<lb/> Rom. 3, 2.) <hi rendition="#fr">und der Gottes-Dienſt</hi> (nem-<lb/> lich der Levitiſche, welcher in allen ſeinen Thei-<lb/> len mit allen ſeinen Perſonen, oder Prieſtern,<lb/> den Meßiam und ſein Gnaden-Reich vorbilde-<lb/> te Hebr. 9, 1.) <hi rendition="#fr">und die Verheiſſungen</hi> (von<lb/> dem Meßia, ſeiner Perſon, Amt, Stande,<lb/> Reiche und Reichs-Genoſſen; wie ſolche nach<lb/> dem in der Perſon der Patriarchen mit dem<lb/> gantzen Volcke gemachten Gnaden-Bunde,<lb/> durch die Propheten nach und nach mehr und<lb/> mehr aufgeklaͤret und vermehret worden.)</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>V. 5.</head><lb/> <p><hi rendition="#fr">Welcher auch ſind die Vaͤter</hi> (Abra-<lb/> ham, Jſaac, Jacob, Joſeph, Joſua, Samuel,<lb/> und andere Glaubens-Helden, mit welchen GOtt<lb/> aufs leutſeligſte umgegangen, ſie ſo hoch ge-<lb/> wuͤrdiget, daß er ſich von ihrem, der erſtern,<lb/> Namen den GOTT Abraham, Jſaac und Ja-<lb/> cob, nennete: welche der gantzen Nation noch<lb/> heute zu Tage ſo viel mehr eine Ehre ſind, ſo<lb/><cb/> viel weniger ſich ein anderes Volck deſſen in ſei-<lb/> nen Vor-Eltern ruͤhmen kan:) <hi rendition="#fr">und</hi> (welches<lb/> das wichtigſte unter allen uͤbrigen Vorzuͤgen iſt)<lb/><hi rendition="#fr">aus welchen</hi> (der ſo lange verheiſſene und er-<lb/> wartete Meßias) <hi rendition="#fr">Chriſtus herkoͤmmt nach<lb/> dem Fleiſch,</hi> (nach der menſchlichen Natur,<lb/> welche von ihrem ſichtbaren Theile alſo genen-<lb/> net wird, wie auch geſchiehet c. 1, 3. Joh. 1, 14.<lb/> 1 Joh. 4, 2. 3. Siehe Luc. 1, 32: da die Sen-<lb/> dung des Meßiaͤ vorgeſtellet wird, als eine ſol-<lb/> che hohe Wohlthat, die dem Volcke Jſrael<lb/> zum Preiſe gereichen ſolte:) <hi rendition="#fr">der da iſt GOtt<lb/> uͤber alles, gelobet in Ewigkeit: Amen!</hi><lb/> (und alſo ϑεάνϑρωπος, ein GOtt-Menſch,<lb/> wahrer GOTT und Menſch. Kein alſo ge-<lb/> nanter GOTT, ſondern mit dem Varer<lb/> und dem Heiligen Geiſte in der Einigkeit<lb/> des Weſens der wahre, hoͤchſte, ewige GOtt.<lb/> Der daher auch heißt ϑεὸς μέγας, der <hi rendition="#fr">groſſe<lb/> GOTT</hi> Tit. 2, 13. ϑεὸς ἀληϑινὸς, <hi rendition="#fr">der wah-<lb/> re GOTT</hi> und <hi rendition="#fr">das ewige Leben.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">i</hi></hi> 1 Joh. 5,<lb/> 20. Der groſſe GOtt, und doch der menſch-<lb/> lichen Natur nach ein ſo naher Bluts-Freund<lb/> der Juden! welch ein Vorzug iſt das!)</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen.</hi> </head><lb/> <list> <item>1. Es iſt dieſer Ort wohl zu mercken; ſin-<lb/> temal er gar nachdruͤcklich handelt von der <hi rendition="#fr">Per-<lb/> ſon</hi> unſers Heilandes, daß er ſey <hi rendition="#fr">GOTT</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Menſch,</hi> und alſo die <hi rendition="#fr">beyden Naturen,</hi> die<lb/> goͤttliche und menſchliche, in einer <hi rendition="#fr">perſoͤnlichen<lb/> Vereinigung</hi> ſtehen. Und alſo koͤmmt er uͤber-<lb/> ein mit dem Orte Cap. 1, v. 3. 4. da wir derglei-<lb/> chen haben. Sonderlich aber iſt der Beweis<lb/> der wahren und <hi rendition="#fr">ewigen Gottheit</hi> Chriſti wi-<lb/> der die Socinianer alhier wohl zu erwegen: da<lb/> man denn in demſelben einen vierfachen Nach-<lb/> druck findet.<lb/><list><item><hi rendition="#fr">Erſtlich</hi> darinn, daß CHriſtus ausdruͤcklich<lb/> genennet wird <hi rendition="#fr">GOtt.</hi> Da nun das Wort,<lb/><hi rendition="#fr">GOtt,</hi> im Neuen Teſtamente, wenn es <hi rendition="#aq">in<lb/> ſingulari numero</hi> ſtehet und ohne ein ſolches<lb/> Beywort, welches ſich von GOtt nicht ſagen<lb/> laͤßt, geſetzet iſt, allezeit von dem wahren<lb/> ewigen GOtt gebrauchet wird, ſo iſt es al-<lb/> hier von ihm ſo vielmehr zu verſtehen, ſo viel<lb/> nachdruͤcklicher die dazu geſetzten uͤbrige Wor-<lb/> te ſind.</item><lb/><item><hi rendition="#fr">Zum andern</hi> darinn, daß CHriſtus genannt<lb/> wird Θεὸς, <hi rendition="#fr">GOtt,</hi> ἐπὶ πάντων, <hi rendition="#fr">uͤber al-<lb/> les.</hi> Welches, wenn es alſo <hi rendition="#aq">abſolut</hi>e und<lb/> von GOtt geſaget wird, den wahren ewigen<lb/> GOtt anzeiget. Daher es auch Eph. 4, 6.<lb/> vom Vater gebrauchet wird. Man <hi rendition="#aq">confe-<lb/> ri</hi>re dabey von Chriſto Col. 1, 17. 18. 20. Joh.<lb/> 1, 3. da τὰ πάντα ſind alle Geſchoͤpfe GOt-<lb/> tes.</item><lb/><item><hi rendition="#fr">Zum dritten</hi> darinn, daß Chriſtus heißt ϑεὸς<lb/> ε᾽υλογητὸς, <hi rendition="#fr">GOtt, der da iſt hochgelo-<lb/> bet.</hi> Welches, wie auch das Hebraͤiſche<lb/><foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign>, nur allein von dem ewigen GOtt ge-<lb/> brauchet wird. Man ſehe Marc. 14, 61. Luc.<lb/> 1, 68. Rom. 1, 25. 2 Cor. 1, 3. 11, 3. Eph. 1, 3.<lb/> 1 Pet. 1, 3. Und dazu koͤmmt der nachdruͤck-<lb/> liche Beſchluß dieſes Ausſpruchs in den Wor-<lb/> ten: <hi rendition="#fr">in Ewigkeit Amen!</hi> welche zu der<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">doxo-</hi></fw><lb/></item></list></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0142]
Erklaͤrung des Briefs Pauli Cap. 9, v. 4. 5.
tes: ihr ſolt euch nicht Mahl ſtechen. Und
Jer. 31, 9. heißt es: Jch bin Jſraels Vater,
ſo iſt Ephraim mein erſtgebohrner Sohn;
ein ſolcher Sohn in aͤuſſerlichen Vorzuͤgen,
welchem auch die Gnade der geiſtlichen Kind-
ſchaft, nicht allein, aber doch vor andern, offen
ſtuͤnde und angeprieſen wuͤrde. Galat. 4, 4. 5.
Da aber Jſrael der erſtgebohrne Sohn heißt,
ſo werden andere Voͤlcker von der Kindſchaft
GOttes nicht ausgeſchloſſen: ob ſie gleich auf
gewiſſe Art konten mit den Hunden verglichen
werden: daher unſer Heiland ſaget: Es iſt
nicht fein, daß man den Kindern ihr Brod
nehme, und werfe es fuͤr die Hunde.
Matth. 15, 26.) und die Herrlichkeit (vor
allen uͤbrigen, ſintemal GOtt gleichſam ſein
Feuer und ſeinen Heerd unter ihnen hatte, in
der Stifts-Huͤtte, und im Tempel unter ihnen
reſidirte, Lev. 26, 11. 12. alſo daß ihre Republic
eine recht beſondere theocratie war: Und
GOTT unter ihnen ſeine Herrlichkeit auch ſon-
derlich durch groſſe Wunderthaten ſehen ließ,
auch in und an der Wolcken-Seule Exod. 40,
34. 35. und der Bundes-Lade, die auch daher
die Herrlichkeit GOttes hieß, zeigete 1 Sam.
4, 22. Siehe auch Deut. 4, 7. 8. Wo iſt ſo
eln herrlich Volck, zu dem die Goͤtter alſo
nahe ſich thun, als der HERR unſer
GOTT, ſo oft wir ihn anrufen. Wo iſt
ein ſo herrlich Volck, das ſo gerechte Sit-
ten und Gebot hat, als alle diß Geſetz,
das ich euch heutiges Tages vorlege?)
und der Bund (theils der Evangeliſche in
dem Meßia, welchen GOtt in der Perſon A-
brahams, Jſaacs und Jacobs, mit dem gan-
tzen Volcke aufrichtete, 1 Buch Moſ. 17, 7. ꝛc.
theils der Geſetzliche unter Moſe mit dem
Volcke gemacht. Siehe auch Gal. 4, 24. Eph.
2, 12.) und das Geſetz (νομοϑεσία, Geſetz-
gebung, daß ſie ihre ἀυτονομίαν, ihre eigne
Vorſchrift hatten in der Religion und im gemei-
nen Weſen; und zwar unmittelbar von GOtt
mit gar beſonderer und majeſtaͤtiſcher Promul-
gation, Exod. 19. 20. deſſen ſich keine eintzige
Nation ruͤhmen konte. Siehe Pſalm. 147, 19.
Rom. 3, 2.) und der Gottes-Dienſt (nem-
lich der Levitiſche, welcher in allen ſeinen Thei-
len mit allen ſeinen Perſonen, oder Prieſtern,
den Meßiam und ſein Gnaden-Reich vorbilde-
te Hebr. 9, 1.) und die Verheiſſungen (von
dem Meßia, ſeiner Perſon, Amt, Stande,
Reiche und Reichs-Genoſſen; wie ſolche nach
dem in der Perſon der Patriarchen mit dem
gantzen Volcke gemachten Gnaden-Bunde,
durch die Propheten nach und nach mehr und
mehr aufgeklaͤret und vermehret worden.)
V. 5.
Welcher auch ſind die Vaͤter (Abra-
ham, Jſaac, Jacob, Joſeph, Joſua, Samuel,
und andere Glaubens-Helden, mit welchen GOtt
aufs leutſeligſte umgegangen, ſie ſo hoch ge-
wuͤrdiget, daß er ſich von ihrem, der erſtern,
Namen den GOTT Abraham, Jſaac und Ja-
cob, nennete: welche der gantzen Nation noch
heute zu Tage ſo viel mehr eine Ehre ſind, ſo
viel weniger ſich ein anderes Volck deſſen in ſei-
nen Vor-Eltern ruͤhmen kan:) und (welches
das wichtigſte unter allen uͤbrigen Vorzuͤgen iſt)
aus welchen (der ſo lange verheiſſene und er-
wartete Meßias) Chriſtus herkoͤmmt nach
dem Fleiſch, (nach der menſchlichen Natur,
welche von ihrem ſichtbaren Theile alſo genen-
net wird, wie auch geſchiehet c. 1, 3. Joh. 1, 14.
1 Joh. 4, 2. 3. Siehe Luc. 1, 32: da die Sen-
dung des Meßiaͤ vorgeſtellet wird, als eine ſol-
che hohe Wohlthat, die dem Volcke Jſrael
zum Preiſe gereichen ſolte:) der da iſt GOtt
uͤber alles, gelobet in Ewigkeit: Amen!
(und alſo ϑεάνϑρωπος, ein GOtt-Menſch,
wahrer GOTT und Menſch. Kein alſo ge-
nanter GOTT, ſondern mit dem Varer
und dem Heiligen Geiſte in der Einigkeit
des Weſens der wahre, hoͤchſte, ewige GOtt.
Der daher auch heißt ϑεὸς μέγας, der groſſe
GOTT Tit. 2, 13. ϑεὸς ἀληϑινὸς, der wah-
re GOTT und das ewige Leben. i 1 Joh. 5,
20. Der groſſe GOtt, und doch der menſch-
lichen Natur nach ein ſo naher Bluts-Freund
der Juden! welch ein Vorzug iſt das!)
Anmerckungen.
1. Es iſt dieſer Ort wohl zu mercken; ſin-
temal er gar nachdruͤcklich handelt von der Per-
ſon unſers Heilandes, daß er ſey GOTT und
Menſch, und alſo die beyden Naturen, die
goͤttliche und menſchliche, in einer perſoͤnlichen
Vereinigung ſtehen. Und alſo koͤmmt er uͤber-
ein mit dem Orte Cap. 1, v. 3. 4. da wir derglei-
chen haben. Sonderlich aber iſt der Beweis
der wahren und ewigen Gottheit Chriſti wi-
der die Socinianer alhier wohl zu erwegen: da
man denn in demſelben einen vierfachen Nach-
druck findet.
Erſtlich darinn, daß CHriſtus ausdruͤcklich
genennet wird GOtt. Da nun das Wort,
GOtt, im Neuen Teſtamente, wenn es in
ſingulari numero ſtehet und ohne ein ſolches
Beywort, welches ſich von GOtt nicht ſagen
laͤßt, geſetzet iſt, allezeit von dem wahren
ewigen GOtt gebrauchet wird, ſo iſt es al-
hier von ihm ſo vielmehr zu verſtehen, ſo viel
nachdruͤcklicher die dazu geſetzten uͤbrige Wor-
te ſind.
Zum andern darinn, daß CHriſtus genannt
wird Θεὸς, GOtt, ἐπὶ πάντων, uͤber al-
les. Welches, wenn es alſo abſolute und
von GOtt geſaget wird, den wahren ewigen
GOtt anzeiget. Daher es auch Eph. 4, 6.
vom Vater gebrauchet wird. Man confe-
rire dabey von Chriſto Col. 1, 17. 18. 20. Joh.
1, 3. da τὰ πάντα ſind alle Geſchoͤpfe GOt-
tes.
Zum dritten darinn, daß Chriſtus heißt ϑεὸς
ε᾽υλογητὸς, GOtt, der da iſt hochgelo-
bet. Welches, wie auch das Hebraͤiſche
_ , nur allein von dem ewigen GOtt ge-
brauchet wird. Man ſehe Marc. 14, 61. Luc.
1, 68. Rom. 1, 25. 2 Cor. 1, 3. 11, 3. Eph. 1, 3.
1 Pet. 1, 3. Und dazu koͤmmt der nachdruͤck-
liche Beſchluß dieſes Ausſpruchs in den Wor-
ten: in Ewigkeit Amen! welche zu der
doxo-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |