Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.Von dem Wahrscheinlichen. Glaubwürdigkeit haben, der eine das Gegentheil derAussage des andern sagen sollte. Setzt man diesen Fall, so wird in der Formel M=N=n=p=o, und demnach in dem Product alle Glieder = o. Das will nun sagen, es komme kein solcher Fall vor. §. 239. Wir können hier beyläuftig anmerken, daß 12a + 5u + 2e, so will dieses sagen: es beweise in 12 Fällen den Satz, alle A (a + u + e) sind B heraus, so stellen die Brüche, womit das Bindwörtgen Ma Lamb. Organon II B. C c
Von dem Wahrſcheinlichen. Glaubwuͤrdigkeit haben, der eine das Gegentheil derAusſage des andern ſagen ſollte. Setzt man dieſen Fall, ſo wird in der Formel M=N=n=p=o, und demnach in dem Product alle Glieder = o. Das will nun ſagen, es komme kein ſolcher Fall vor. §. 239. Wir koͤnnen hier beylaͤuftig anmerken, daß 12a + 5u + 2e, ſo will dieſes ſagen: es beweiſe in 12 Faͤllen den Satz, alle A (a + u + e) ſind B heraus, ſo ſtellen die Bruͤche, womit das Bindwoͤrtgen Ma Lamb. Organon II B. C c
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Von dem Wahrſcheinlichen.
Glaubwuͤrdigkeit haben, der eine das Gegentheil der
Ausſage des andern ſagen ſollte. Setzt man dieſen
Fall, ſo wird in der Formel M=N=n=p=o, und
demnach in dem Product alle Glieder = o. Das will
nun ſagen, es komme kein ſolcher Fall vor.
§. 239. Wir koͤnnen hier beylaͤuftig anmerken, daß
erſtgegebene Formel auch bey Argumenten gebraucht
werden koͤnnen, die von einander unabhaͤngig ſind, und
einen gleichen Satz wahrſcheinlich machen. Jſt ein
ſolches Argument
12a + 5u + 2e,
ſo will dieſes ſagen: es beweiſe in 12 Faͤllen den Satz,
in 5 Faͤllen beweiſe es nichts oder laſſe den Satz dahin-
geſtellt, in 2 Faͤllen ſtoße es den Satz um, oder beweiſe
das Gegentheil, oder mache ihn verneinend. Bringt
man durch wahrſcheinliche Schluͤſſe Saͤtze von dieſer
Art (§. 194.)
alle A ([FORMEL]a + [FORMEL]u + [FORMEL]e) ſind B
heraus, ſo ſtellen die Bruͤche, womit das Bindwoͤrtgen
behaftet iſt, die Glaubwuͤrdigkeit des Satzes, und folg-
lich das Gewicht des Arguments vor. Uebrigens wird
man die hier angegebene Berechnungsart von derjeni-
gen merklich verſchieden finden, die in der Bernoulli-
ſchen Arte coniectandi pag. 220. ſeq. vorkoͤmmt. Herr
Bernoulli nimmt daſelbſt zweyerley Argumente an,
naͤmlich ſolche, die theils beweiſen, theils nicht beweiſen:
und ſodann ſolche, die theils beweiſen, theils das Gegen-
theil beweiſen. Erſtere nennt er reine, die andern aber
vermiſchte Argumente. Dieſen fuͤgt er noch die dritte
Art bey, die naͤmlich theils nicht beweiſen, theils das
Gegentheil beweiſen, welche er aber nicht mit in die
Rechnung gezogen, ſondern nur angegeben hat. Dieſe
drey Arten von Argumenten haben wir hier in eine all-
gemeine Art zuſammengezogen. Denn aus der Formel
Ma
Lamb. Organon II B. C c
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