dern vermindert. Man kann demnach für den Schluß- satz nur 2/3 von den 3/4, das ist, nur oder 1/2 nehmen.
§. 193. Macht man in diesem Schlusse den Ober- satz verneinend, so kömmt
1/4 A sind nicht B
C ist 2/3 A
folglich C 1/6 ist nicht B.
Demnach ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Schluß- satz verneinend sey 1/6 , hingegen, daß er bejahend sey 1/2. Beyde Wahrscheinlichkeiten zusammen geben 1/6 + 1/2 = 2/3 , welches die Wahrscheinlichkeit des Untersatzes ist. Und mehr bringt man so wohl der Rechnung als der Natur der Schlüsse nach nicht heraus. Denn man kann in der ersten Figur der Schlußreden den Untersatz nicht verneinend setzen, weil, wenn er verneinend ist, es unbe- stimmt bleibt, wie der Schlußsatz aussehen werde. Demnach finden wir in denen Fällen, wo der Untersatz in die Wahrscheinlichkeit des Schlußsatzes einen Ein- fluß hat, nur denjenigen Theil der Wahrscheinlichkeit des Schlußsatzes, der sich aus der Form der Schlußrede und ihren Regeln bestimmen läßt. Man setze nämlich eine Anzahl Fälle, wo Vordersätze vorkommen, die den beyden hier vorgetragenen der Art und den Graden nach ähnlich sind, so wird der Schlußsatz bey der Hälfte die- ser Fälle bejahend, bey einem 1/6 derselben verneinend seyn, und bey dem 1/3 , der übrig bleibt, ist es vollends unbestimmt, ob er ganz oder zum Theil bejahe oder verneine.
§. 194. Man nenne das bejahende a, das vernei- nende e, das unbestimmte u: so wird in Absicht auf das Mittelglied der zusammengesetzteste Fall dieser seyn:
[Formel 2]
Um
V. Hauptſtuͤck.
dern vermindert. Man kann demnach fuͤr den Schluß- ſatz nur ⅔ von den ¾, das iſt, nur oder ½ nehmen.
§. 193. Macht man in dieſem Schluſſe den Ober- ſatz verneinend, ſo koͤmmt
¼ A ſind nicht B
C iſt ⅔ A
folglich C ⅙ iſt nicht B.
Demnach iſt die Wahrſcheinlichkeit, daß der Schluß- ſatz verneinend ſey ⅙, hingegen, daß er bejahend ſey ½. Beyde Wahrſcheinlichkeiten zuſammen geben ⅙ + ½ = ⅔, welches die Wahrſcheinlichkeit des Unterſatzes iſt. Und mehr bringt man ſo wohl der Rechnung als der Natur der Schluͤſſe nach nicht heraus. Denn man kann in der erſten Figur der Schlußreden den Unterſatz nicht verneinend ſetzen, weil, wenn er verneinend iſt, es unbe- ſtimmt bleibt, wie der Schlußſatz ausſehen werde. Demnach finden wir in denen Faͤllen, wo der Unterſatz in die Wahrſcheinlichkeit des Schlußſatzes einen Ein- fluß hat, nur denjenigen Theil der Wahrſcheinlichkeit des Schlußſatzes, der ſich aus der Form der Schlußrede und ihren Regeln beſtimmen laͤßt. Man ſetze naͤmlich eine Anzahl Faͤlle, wo Vorderſaͤtze vorkommen, die den beyden hier vorgetragenen der Art und den Graden nach aͤhnlich ſind, ſo wird der Schlußſatz bey der Haͤlfte die- ſer Faͤlle bejahend, bey einem ⅙ derſelben verneinend ſeyn, und bey dem ⅓, der uͤbrig bleibt, iſt es vollends unbeſtimmt, ob er ganz oder zum Theil bejahe oder verneine.
§. 194. Man nenne das bejahende a, das vernei- nende e, das unbeſtimmte u: ſo wird in Abſicht auf das Mittelglied der zuſammengeſetzteſte Fall dieſer ſeyn:
[Formel 2]
Um
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V. Hauptſtuͤck.
dern vermindert. Man kann demnach fuͤr den Schluß-
ſatz nur ⅔ von den ¾, das iſt, nur [FORMEL] oder ½ nehmen.
§. 193. Macht man in dieſem Schluſſe den Ober-
ſatz verneinend, ſo koͤmmt
¼ A ſind nicht B
C iſt ⅔ A
folglich C ⅙ iſt nicht B.
Demnach iſt die Wahrſcheinlichkeit, daß der Schluß-
ſatz verneinend ſey ⅙, hingegen, daß er bejahend ſey ½.
Beyde Wahrſcheinlichkeiten zuſammen geben ⅙ + ½ = ⅔,
welches die Wahrſcheinlichkeit des Unterſatzes iſt. Und
mehr bringt man ſo wohl der Rechnung als der Natur
der Schluͤſſe nach nicht heraus. Denn man kann in
der erſten Figur der Schlußreden den Unterſatz nicht
verneinend ſetzen, weil, wenn er verneinend iſt, es unbe-
ſtimmt bleibt, wie der Schlußſatz ausſehen werde.
Demnach finden wir in denen Faͤllen, wo der Unterſatz
in die Wahrſcheinlichkeit des Schlußſatzes einen Ein-
fluß hat, nur denjenigen Theil der Wahrſcheinlichkeit
des Schlußſatzes, der ſich aus der Form der Schlußrede
und ihren Regeln beſtimmen laͤßt. Man ſetze naͤmlich
eine Anzahl Faͤlle, wo Vorderſaͤtze vorkommen, die den
beyden hier vorgetragenen der Art und den Graden nach
aͤhnlich ſind, ſo wird der Schlußſatz bey der Haͤlfte die-
ſer Faͤlle bejahend, bey einem ⅙ derſelben verneinend
ſeyn, und bey dem ⅓, der uͤbrig bleibt, iſt es vollends
unbeſtimmt, ob er ganz oder zum Theil bejahe oder
verneine.
§. 194. Man nenne das bejahende a, das vernei-
nende e, das unbeſtimmte u: ſo wird in Abſicht auf
das Mittelglied der zuſammengeſetzteſte Fall dieſer ſeyn:
[FORMEL]
Um
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/368>, abgerufen am 22.11.2024.
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