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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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Erkenntniß überhaupt.
ten (§. 370. l. cit.), die Bedingungen, vom Theil auf
das Ganze zu schließen (§. 383. seqq. loc. cit.), die Be-
dingungen, von den Folgen auf die Gründe zu schlies-
sen (§. 391--409. loc. cit.), den Einfluß falscher Vor-
dersätze auf den Schlußsatz (§. 235. seqq. loc. cit.), die
Bedingungen und Formeln der nächsten Umwege im
Schließen (§. 270. seqq. 289--300. l. cit.), die allge-
meine Möglichkeit, irrige Sätze auf Widersprüche zu
bringen (§. 171--173. Alethiol.), den Anfang im Reiche
der Wahrheiten (§. 236. Alethiol.), die Unmöglich-
keit, alle Wahrheiten zugleich zu läugnen (§. 258. loc.
cit.
) etc.

§. 42. Jn allen diesen Beyspielen wird die Wahr-
heit theils überhaupt, theils unter gewissen Bedingun-
gen, schlechthin als Wahrheit betrachtet, und ihre Sym-
ptomata bestimmt. Es ist nicht zu zweifeln, daß zu
denselben nicht noch mehrere andere sollten können ge-
funden werden, und dahin dienet die angezogene Re-
duction jeder Aufgabe auf eine pur logische, und hin-
wiederum auch die Bestimmung der Anläße, wobey je-
de logische Aufgabe angewandt werden kann.

§. 43. Wir haben ferner diese Beyspiele hier nur
angeführet, um zu zeigen, daß die Theorie der Wahr-
heit an sich oder unter gewissen Bedingungen betrach-
tet, Aufgaben enthalte, welche eine ihnen eigene Zeich-
nung verdienen. Diejenige, die wir in der Dianoio-
logie für die Sätze und Schlüsse angegeben haben, ist
kaum noch ein Anfang dazu, und wir haben sie in den
angeführten Beyspielen nicht einmal gebraucht, sondern
die Begriffe durch Buchstaben, die Bedingungen
und Verhältnisse aber durch Worte ausgedrücket.
Statt dieser Worte hätten wir gar leicht andere Zei-
chen einsühren können, die in der That mehr oder weni-
ger wissenschaftlich würden gewesen seyn. Sie wären
aber nur noch auf einzelne Theile anwendbar gewesen,

und

Erkenntniß uͤberhaupt.
ten (§. 370. l. cit.), die Bedingungen, vom Theil auf
das Ganze zu ſchließen (§. 383. ſeqq. loc. cit.), die Be-
dingungen, von den Folgen auf die Gruͤnde zu ſchlieſ-
ſen (§. 391—409. loc. cit.), den Einfluß falſcher Vor-
derſaͤtze auf den Schlußſatz (§. 235. ſeqq. loc. cit.), die
Bedingungen und Formeln der naͤchſten Umwege im
Schließen (§. 270. ſeqq. 289—300. l. cit.), die allge-
meine Moͤglichkeit, irrige Saͤtze auf Widerſpruͤche zu
bringen (§. 171—173. Alethiol.), den Anfang im Reiche
der Wahrheiten (§. 236. Alethiol.), die Unmoͤglich-
keit, alle Wahrheiten zugleich zu laͤugnen (§. 258. loc.
cit.
) ꝛc.

§. 42. Jn allen dieſen Beyſpielen wird die Wahr-
heit theils uͤberhaupt, theils unter gewiſſen Bedingun-
gen, ſchlechthin als Wahrheit betrachtet, und ihre Sym-
ptomata beſtimmt. Es iſt nicht zu zweifeln, daß zu
denſelben nicht noch mehrere andere ſollten koͤnnen ge-
funden werden, und dahin dienet die angezogene Re-
duction jeder Aufgabe auf eine pur logiſche, und hin-
wiederum auch die Beſtimmung der Anlaͤße, wobey je-
de logiſche Aufgabe angewandt werden kann.

§. 43. Wir haben ferner dieſe Beyſpiele hier nur
angefuͤhret, um zu zeigen, daß die Theorie der Wahr-
heit an ſich oder unter gewiſſen Bedingungen betrach-
tet, Aufgaben enthalte, welche eine ihnen eigene Zeich-
nung verdienen. Diejenige, die wir in der Dianoio-
logie fuͤr die Saͤtze und Schluͤſſe angegeben haben, iſt
kaum noch ein Anfang dazu, und wir haben ſie in den
angefuͤhrten Beyſpielen nicht einmal gebraucht, ſondern
die Begriffe durch Buchſtaben, die Bedingungen
und Verhaͤltniſſe aber durch Worte ausgedruͤcket.
Statt dieſer Worte haͤtten wir gar leicht andere Zei-
chen einſuͤhren koͤnnen, die in der That mehr oder weni-
ger wiſſenſchaftlich wuͤrden geweſen ſeyn. Sie waͤren
aber nur noch auf einzelne Theile anwendbar geweſen,

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[27/0033] Erkenntniß uͤberhaupt. ten (§. 370. l. cit.), die Bedingungen, vom Theil auf das Ganze zu ſchließen (§. 383. ſeqq. loc. cit.), die Be- dingungen, von den Folgen auf die Gruͤnde zu ſchlieſ- ſen (§. 391—409. loc. cit.), den Einfluß falſcher Vor- derſaͤtze auf den Schlußſatz (§. 235. ſeqq. loc. cit.), die Bedingungen und Formeln der naͤchſten Umwege im Schließen (§. 270. ſeqq. 289—300. l. cit.), die allge- meine Moͤglichkeit, irrige Saͤtze auf Widerſpruͤche zu bringen (§. 171—173. Alethiol.), den Anfang im Reiche der Wahrheiten (§. 236. Alethiol.), die Unmoͤglich- keit, alle Wahrheiten zugleich zu laͤugnen (§. 258. loc. cit.) ꝛc. §. 42. Jn allen dieſen Beyſpielen wird die Wahr- heit theils uͤberhaupt, theils unter gewiſſen Bedingun- gen, ſchlechthin als Wahrheit betrachtet, und ihre Sym- ptomata beſtimmt. Es iſt nicht zu zweifeln, daß zu denſelben nicht noch mehrere andere ſollten koͤnnen ge- funden werden, und dahin dienet die angezogene Re- duction jeder Aufgabe auf eine pur logiſche, und hin- wiederum auch die Beſtimmung der Anlaͤße, wobey je- de logiſche Aufgabe angewandt werden kann. §. 43. Wir haben ferner dieſe Beyſpiele hier nur angefuͤhret, um zu zeigen, daß die Theorie der Wahr- heit an ſich oder unter gewiſſen Bedingungen betrach- tet, Aufgaben enthalte, welche eine ihnen eigene Zeich- nung verdienen. Diejenige, die wir in der Dianoio- logie fuͤr die Saͤtze und Schluͤſſe angegeben haben, iſt kaum noch ein Anfang dazu, und wir haben ſie in den angefuͤhrten Beyſpielen nicht einmal gebraucht, ſondern die Begriffe durch Buchſtaben, die Bedingungen und Verhaͤltniſſe aber durch Worte ausgedruͤcket. Statt dieſer Worte haͤtten wir gar leicht andere Zei- chen einſuͤhren koͤnnen, die in der That mehr oder weni- ger wiſſenſchaftlich wuͤrden geweſen ſeyn. Sie waͤren aber nur noch auf einzelne Theile anwendbar geweſen, und

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/33>, abgerufen am 23.11.2024.