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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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III. Hauptstück.
dungen wiederum zu Sinne kommen, die theils durch
directe oder auch durch communicirte Bewegungen wa-
ren erregt worden. Die unvermerkte Einmengung
fremder Bilder in die Empfindungen mag ebenfalls da-
her entstehen, wenn das Bewußtseyn, daß sie fremd
sind, und die behörige Aufmerksamkeit, fehlt. So kön-
nen auch die Fehler und Gebrechen der feinern Fibern
einen Mangel und Verwirrung der daherrührenden
Empfindungen und Gedanken nach sich ziehen, und die
Affecten, welche mit heftigern Bewegungen begleitet
sind, das Bewußtseyn der feinern Empfindungen hem-
men, welches bey ruhigerm Gemüthe statt hat. Man
kann sich auch gedenken, daß bey Fortpflanzung der
Bewegung jede folgende und feinere Fiber in Ruhe
seyn sollte, daferne in den daraus entstehenden Empfin-
dungen alles objectiv solle genommen werden können.
Was demnach von Bewegung schon wirklich da ist,
wird zu dem subjectiven Theile dieser Empfindungen
gerechnet werden müssen, der sich auf diese Art in den
objectiven mit einmengt.

§. 101. Wenn aber auch alles dieses kann zugege-
ben werden, so ist es doch nur ein ungefährer Schatten-
riß der wahren Sprache. Denn vollständig sollten
wir jede Fiber benennen, ihre Communication mit
den anliegenden bestimmen, und den klaren Begriff,
den sie besonders erregt, und der ein Bild der Empfin-
dung ist, anzeigen können, um auf diese Art die Ver-
bindung der wahren Sprache und der Sprache des
Scheins vollständig zu machen. Aber in allem diesem
bleiben wir noch durchaus zurücke, weil die erst ange-
stellten Betrachtungen kaum noch das Allgemeine da-
von angeben. Wir werden uns daher von der Be-
trachtung des Gehirns, der so genannten innern Sin-
nen
und ihres Mechanismus, zu den Gedanken selbst
wenden, und das Gedankenreich nach Anleitung der

Erfah-

III. Hauptſtuͤck.
dungen wiederum zu Sinne kommen, die theils durch
directe oder auch durch communicirte Bewegungen wa-
ren erregt worden. Die unvermerkte Einmengung
fremder Bilder in die Empfindungen mag ebenfalls da-
her entſtehen, wenn das Bewußtſeyn, daß ſie fremd
ſind, und die behoͤrige Aufmerkſamkeit, fehlt. So koͤn-
nen auch die Fehler und Gebrechen der feinern Fibern
einen Mangel und Verwirrung der daherruͤhrenden
Empfindungen und Gedanken nach ſich ziehen, und die
Affecten, welche mit heftigern Bewegungen begleitet
ſind, das Bewußtſeyn der feinern Empfindungen hem-
men, welches bey ruhigerm Gemuͤthe ſtatt hat. Man
kann ſich auch gedenken, daß bey Fortpflanzung der
Bewegung jede folgende und feinere Fiber in Ruhe
ſeyn ſollte, daferne in den daraus entſtehenden Empfin-
dungen alles objectiv ſolle genommen werden koͤnnen.
Was demnach von Bewegung ſchon wirklich da iſt,
wird zu dem ſubjectiven Theile dieſer Empfindungen
gerechnet werden muͤſſen, der ſich auf dieſe Art in den
objectiven mit einmengt.

§. 101. Wenn aber auch alles dieſes kann zugege-
ben werden, ſo iſt es doch nur ein ungefaͤhrer Schatten-
riß der wahren Sprache. Denn vollſtaͤndig ſollten
wir jede Fiber benennen, ihre Communication mit
den anliegenden beſtimmen, und den klaren Begriff,
den ſie beſonders erregt, und der ein Bild der Empfin-
dung iſt, anzeigen koͤnnen, um auf dieſe Art die Ver-
bindung der wahren Sprache und der Sprache des
Scheins vollſtaͤndig zu machen. Aber in allem dieſem
bleiben wir noch durchaus zuruͤcke, weil die erſt ange-
ſtellten Betrachtungen kaum noch das Allgemeine da-
von angeben. Wir werden uns daher von der Be-
trachtung des Gehirns, der ſo genannten innern Sin-
nen
und ihres Mechaniſmus, zu den Gedanken ſelbſt
wenden, und das Gedankenreich nach Anleitung der

Erfah-
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[280/0286] III. Hauptſtuͤck. dungen wiederum zu Sinne kommen, die theils durch directe oder auch durch communicirte Bewegungen wa- ren erregt worden. Die unvermerkte Einmengung fremder Bilder in die Empfindungen mag ebenfalls da- her entſtehen, wenn das Bewußtſeyn, daß ſie fremd ſind, und die behoͤrige Aufmerkſamkeit, fehlt. So koͤn- nen auch die Fehler und Gebrechen der feinern Fibern einen Mangel und Verwirrung der daherruͤhrenden Empfindungen und Gedanken nach ſich ziehen, und die Affecten, welche mit heftigern Bewegungen begleitet ſind, das Bewußtſeyn der feinern Empfindungen hem- men, welches bey ruhigerm Gemuͤthe ſtatt hat. Man kann ſich auch gedenken, daß bey Fortpflanzung der Bewegung jede folgende und feinere Fiber in Ruhe ſeyn ſollte, daferne in den daraus entſtehenden Empfin- dungen alles objectiv ſolle genommen werden koͤnnen. Was demnach von Bewegung ſchon wirklich da iſt, wird zu dem ſubjectiven Theile dieſer Empfindungen gerechnet werden muͤſſen, der ſich auf dieſe Art in den objectiven mit einmengt. §. 101. Wenn aber auch alles dieſes kann zugege- ben werden, ſo iſt es doch nur ein ungefaͤhrer Schatten- riß der wahren Sprache. Denn vollſtaͤndig ſollten wir jede Fiber benennen, ihre Communication mit den anliegenden beſtimmen, und den klaren Begriff, den ſie beſonders erregt, und der ein Bild der Empfin- dung iſt, anzeigen koͤnnen, um auf dieſe Art die Ver- bindung der wahren Sprache und der Sprache des Scheins vollſtaͤndig zu machen. Aber in allem dieſem bleiben wir noch durchaus zuruͤcke, weil die erſt ange- ſtellten Betrachtungen kaum noch das Allgemeine da- von angeben. Wir werden uns daher von der Be- trachtung des Gehirns, der ſo genannten innern Sin- nen und ihres Mechaniſmus, zu den Gedanken ſelbſt wenden, und das Gedankenreich nach Anleitung der Erfah-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/286>, abgerufen am 23.11.2024.