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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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II. Hauptstück.
und den Begriff des Schalles durch die Erschütterung
der Gehörsnerven erregt. Wir sind auch um desto
weniger gewöhnt, den Ton dem Körper zuzueignen,
weil er in Bewegung muß gesetzt werden, um einen
Ton von sich zu geben. Bey den Empfindungen der
übrigen Sinnen findet sich ebenfalls, daß eine Bewe-
gung dabey vorgehe, die von den empfundenen Obje-
cten in den Empfindungsnerven verursacht wird, und
den Begriff erregt, der jeder Empfindung eigen | ist.
Wir merken noch an, daß diese Bewegung einen ge-
wissen Grad der Stärke haben müsse, um den Begriff
mit einem Bewußtseyn zu erwecken.

§. 66. Obwohl demnach die (§. 63.) angeführten
Begriffe uns die Körper nur unter einem sinnlichen
Bilde und dem Schein nach vorstellen, so ist dennoch
dieser Schein real, so oft die Begriffe wirklich durch
äußerliche Gegenstände erweckt werden, und daher nicht
bloß subjectiv, sondern zugleich objectiv ist. Es setzt
derselbe in den Körpern eine zu jeder Art der Empfin-
dung erforderliche Structur und mechanische Wirkung
in die Empfindungsnerven voraus. Und so ferne wir
diese Structur und den Mechanismum erklären kön-
nen, so ferne ist uns auch die wahre Sprache und die
Uebersetzung aus derselben in die Sprache des Scheins
bekannt. Widrigenfalls sind wir an die letztere gebun-
den, und gebrauchen sie auch überhaupt zur Abkürzung
der Ausdrücke, und weil uns die Körper nach derselben
am bekanntesten sind.

§. 67. Daß aber die wahre physische Sprache sich
auf die drey (§. 62.) angeführten Begriffe der Ausdeh-
nung, Solidität und Beweglichkeit gründe, erhellet aus
der Allgemeinheit dieser Begriffe, weil wir ohne diesel-
ben keinen Körper gedenken können. Man mag sich
einen Körper vorstellen, oder er mag wirklich existiren,
so sind diese drey Begriffe wesentliche Stücke davon.

Hin-

II. Hauptſtuͤck.
und den Begriff des Schalles durch die Erſchuͤtterung
der Gehoͤrsnerven erregt. Wir ſind auch um deſto
weniger gewoͤhnt, den Ton dem Koͤrper zuzueignen,
weil er in Bewegung muß geſetzt werden, um einen
Ton von ſich zu geben. Bey den Empfindungen der
uͤbrigen Sinnen findet ſich ebenfalls, daß eine Bewe-
gung dabey vorgehe, die von den empfundenen Obje-
cten in den Empfindungsnerven verurſacht wird, und
den Begriff erregt, der jeder Empfindung eigen | iſt.
Wir merken noch an, daß dieſe Bewegung einen ge-
wiſſen Grad der Staͤrke haben muͤſſe, um den Begriff
mit einem Bewußtſeyn zu erwecken.

§. 66. Obwohl demnach die (§. 63.) angefuͤhrten
Begriffe uns die Koͤrper nur unter einem ſinnlichen
Bilde und dem Schein nach vorſtellen, ſo iſt dennoch
dieſer Schein real, ſo oft die Begriffe wirklich durch
aͤußerliche Gegenſtaͤnde erweckt werden, und daher nicht
bloß ſubjectiv, ſondern zugleich objectiv iſt. Es ſetzt
derſelbe in den Koͤrpern eine zu jeder Art der Empfin-
dung erforderliche Structur und mechaniſche Wirkung
in die Empfindungsnerven voraus. Und ſo ferne wir
dieſe Structur und den Mechaniſmum erklaͤren koͤn-
nen, ſo ferne iſt uns auch die wahre Sprache und die
Ueberſetzung aus derſelben in die Sprache des Scheins
bekannt. Widrigenfalls ſind wir an die letztere gebun-
den, und gebrauchen ſie auch uͤberhaupt zur Abkuͤrzung
der Ausdruͤcke, und weil uns die Koͤrper nach derſelben
am bekannteſten ſind.

§. 67. Daß aber die wahre phyſiſche Sprache ſich
auf die drey (§. 62.) angefuͤhrten Begriffe der Ausdeh-
nung, Soliditaͤt und Beweglichkeit gruͤnde, erhellet aus
der Allgemeinheit dieſer Begriffe, weil wir ohne dieſel-
ben keinen Koͤrper gedenken koͤnnen. Man mag ſich
einen Koͤrper vorſtellen, oder er mag wirklich exiſtiren,
ſo ſind dieſe drey Begriffe weſentliche Stuͤcke davon.

Hin-
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[256/0262] II. Hauptſtuͤck. und den Begriff des Schalles durch die Erſchuͤtterung der Gehoͤrsnerven erregt. Wir ſind auch um deſto weniger gewoͤhnt, den Ton dem Koͤrper zuzueignen, weil er in Bewegung muß geſetzt werden, um einen Ton von ſich zu geben. Bey den Empfindungen der uͤbrigen Sinnen findet ſich ebenfalls, daß eine Bewe- gung dabey vorgehe, die von den empfundenen Obje- cten in den Empfindungsnerven verurſacht wird, und den Begriff erregt, der jeder Empfindung eigen | iſt. Wir merken noch an, daß dieſe Bewegung einen ge- wiſſen Grad der Staͤrke haben muͤſſe, um den Begriff mit einem Bewußtſeyn zu erwecken. §. 66. Obwohl demnach die (§. 63.) angefuͤhrten Begriffe uns die Koͤrper nur unter einem ſinnlichen Bilde und dem Schein nach vorſtellen, ſo iſt dennoch dieſer Schein real, ſo oft die Begriffe wirklich durch aͤußerliche Gegenſtaͤnde erweckt werden, und daher nicht bloß ſubjectiv, ſondern zugleich objectiv iſt. Es ſetzt derſelbe in den Koͤrpern eine zu jeder Art der Empfin- dung erforderliche Structur und mechaniſche Wirkung in die Empfindungsnerven voraus. Und ſo ferne wir dieſe Structur und den Mechaniſmum erklaͤren koͤn- nen, ſo ferne iſt uns auch die wahre Sprache und die Ueberſetzung aus derſelben in die Sprache des Scheins bekannt. Widrigenfalls ſind wir an die letztere gebun- den, und gebrauchen ſie auch uͤberhaupt zur Abkuͤrzung der Ausdruͤcke, und weil uns die Koͤrper nach derſelben am bekannteſten ſind. §. 67. Daß aber die wahre phyſiſche Sprache ſich auf die drey (§. 62.) angefuͤhrten Begriffe der Ausdeh- nung, Soliditaͤt und Beweglichkeit gruͤnde, erhellet aus der Allgemeinheit dieſer Begriffe, weil wir ohne dieſel- ben keinen Koͤrper gedenken koͤnnen. Man mag ſich einen Koͤrper vorſtellen, oder er mag wirklich exiſtiren, ſo ſind dieſe drey Begriffe weſentliche Stuͤcke davon. Hin-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/262>, abgerufen am 23.11.2024.