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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764.

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VII. Hauptstück.
einförmiger und allgemeiner die Regeln ihrer Etymo-
logie sind. Die Bemühungen der Sprachforscher sind
demnach, in dieser Absicht betrachtet, nicht ohne Nut-
zen, besonders wenn dabey das Metaphysische von
dem Willkührlichen, Jrrigen und bloß Grammatischen
unterschieden wird, und die Wörter in solchen Redens-
arten angegeben werden, in welchen sie ihre ursprüngli-
che Bedeutung haben, und die ihnen statt der Defini-
tion dienen können. Die Beyfügung der Redensar-
ten, worinn sie stuffenweise metaphorisch werden, und
sich dadurch von ihrem buchstäblichen Verstande ent-
fernen, hilft ebenfalls den Schwung der Sprache und
die Art bestimmen, wie sie zu Nebenbedeutungen bieg-
sam ist.

§. 261. Wenn ein Wort aus einer Sprache in eine
andere aufgenommen oder eingeführt wird, so wird ge-
wöhnlich etwas daran geändert, daß es seine anfängli-
che Gestalt und Aussprache nicht mehr behält. Dieses
geschieht, wie wir es oben schon angemerkt haben
(§. 84), theils der Aussprache halber, theils auch um das
Wort der Art der Sprache gemäß klingen zu machen
(§. 79.). So z. E. geben wir im Deutschen den la-
teinischen Zeitwörtern eine Endung, die allem Ansehen
nach zur Abwandlung tauglicher geschienen, weil sie
auch in einigen ursprünglich deutschen Wörtern vor-
kömmt, dergleichen das Wort zieren oder auch schat-
tiren
zu seyn scheint, nach dessen Form die Wörter re-
gieren, citiren
etc. abgewandelt werden.

§. 262. Was wir aber hierüber in Ansehung der
Etymologie anzumerken haben, ist, daß solche aus frem-
den Sprachen entlehnte Wörter in derjenigen Spra-
che, in welche sie aufgenommen werden, nicht wohl für
anders als Wurzelwörter angesehen werden können.
Denn wenn sie es auch in ihrer eigenen Sprache nicht
sind, so ist doch die Ableitungsart allen denen, die diese

Sprache

VII. Hauptſtuͤck.
einfoͤrmiger und allgemeiner die Regeln ihrer Etymo-
logie ſind. Die Bemuͤhungen der Sprachforſcher ſind
demnach, in dieſer Abſicht betrachtet, nicht ohne Nut-
zen, beſonders wenn dabey das Metaphyſiſche von
dem Willkuͤhrlichen, Jrrigen und bloß Grammatiſchen
unterſchieden wird, und die Woͤrter in ſolchen Redens-
arten angegeben werden, in welchen ſie ihre urſpruͤngli-
che Bedeutung haben, und die ihnen ſtatt der Defini-
tion dienen koͤnnen. Die Beyfuͤgung der Redensar-
ten, worinn ſie ſtuffenweiſe metaphoriſch werden, und
ſich dadurch von ihrem buchſtaͤblichen Verſtande ent-
fernen, hilft ebenfalls den Schwung der Sprache und
die Art beſtimmen, wie ſie zu Nebenbedeutungen bieg-
ſam iſt.

§. 261. Wenn ein Wort aus einer Sprache in eine
andere aufgenommen oder eingefuͤhrt wird, ſo wird ge-
woͤhnlich etwas daran geaͤndert, daß es ſeine anfaͤngli-
che Geſtalt und Ausſprache nicht mehr behaͤlt. Dieſes
geſchieht, wie wir es oben ſchon angemerkt haben
(§. 84), theils der Ausſprache halber, theils auch um das
Wort der Art der Sprache gemaͤß klingen zu machen
(§. 79.). So z. E. geben wir im Deutſchen den la-
teiniſchen Zeitwoͤrtern eine Endung, die allem Anſehen
nach zur Abwandlung tauglicher geſchienen, weil ſie
auch in einigen urſpruͤnglich deutſchen Woͤrtern vor-
koͤmmt, dergleichen das Wort zieren oder auch ſchat-
tiren
zu ſeyn ſcheint, nach deſſen Form die Woͤrter re-
gieren, citiren
ꝛc. abgewandelt werden.

§. 262. Was wir aber hieruͤber in Anſehung der
Etymologie anzumerken haben, iſt, daß ſolche aus frem-
den Sprachen entlehnte Woͤrter in derjenigen Spra-
che, in welche ſie aufgenommen werden, nicht wohl fuͤr
anders als Wurzelwoͤrter angeſehen werden koͤnnen.
Denn wenn ſie es auch in ihrer eigenen Sprache nicht
ſind, ſo iſt doch die Ableitungsart allen denen, die dieſe

Sprache
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[156/0162] VII. Hauptſtuͤck. einfoͤrmiger und allgemeiner die Regeln ihrer Etymo- logie ſind. Die Bemuͤhungen der Sprachforſcher ſind demnach, in dieſer Abſicht betrachtet, nicht ohne Nut- zen, beſonders wenn dabey das Metaphyſiſche von dem Willkuͤhrlichen, Jrrigen und bloß Grammatiſchen unterſchieden wird, und die Woͤrter in ſolchen Redens- arten angegeben werden, in welchen ſie ihre urſpruͤngli- che Bedeutung haben, und die ihnen ſtatt der Defini- tion dienen koͤnnen. Die Beyfuͤgung der Redensar- ten, worinn ſie ſtuffenweiſe metaphoriſch werden, und ſich dadurch von ihrem buchſtaͤblichen Verſtande ent- fernen, hilft ebenfalls den Schwung der Sprache und die Art beſtimmen, wie ſie zu Nebenbedeutungen bieg- ſam iſt. §. 261. Wenn ein Wort aus einer Sprache in eine andere aufgenommen oder eingefuͤhrt wird, ſo wird ge- woͤhnlich etwas daran geaͤndert, daß es ſeine anfaͤngli- che Geſtalt und Ausſprache nicht mehr behaͤlt. Dieſes geſchieht, wie wir es oben ſchon angemerkt haben (§. 84), theils der Ausſprache halber, theils auch um das Wort der Art der Sprache gemaͤß klingen zu machen (§. 79.). So z. E. geben wir im Deutſchen den la- teiniſchen Zeitwoͤrtern eine Endung, die allem Anſehen nach zur Abwandlung tauglicher geſchienen, weil ſie auch in einigen urſpruͤnglich deutſchen Woͤrtern vor- koͤmmt, dergleichen das Wort zieren oder auch ſchat- tiren zu ſeyn ſcheint, nach deſſen Form die Woͤrter re- gieren, citiren ꝛc. abgewandelt werden. §. 262. Was wir aber hieruͤber in Anſehung der Etymologie anzumerken haben, iſt, daß ſolche aus frem- den Sprachen entlehnte Woͤrter in derjenigen Spra- che, in welche ſie aufgenommen werden, nicht wohl fuͤr anders als Wurzelwoͤrter angeſehen werden koͤnnen. Denn wenn ſie es auch in ihrer eigenen Sprache nicht ſind, ſo iſt doch die Ableitungsart allen denen, die dieſe Sprache

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 2. Leipzig, 1764, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon02_1764/162>, abgerufen am 23.11.2024.