machen, dieselben auf tausend Proben setzt, und sie durch tausend Veränderungen durchführt. Die rea- len Verhältnisse gründen sich auf Ursachen und Wirkungen, und auf die Kräfte, womit die Theile der Sache unter sich und mit andern Sachen verbunden sind. Jhre Aenderung zieht daher zugleich eine Aenderung in der Sache selbst nach sich.
§. 96.
Wir machen hier diesen Unterschied zwischen den Verhältnissen, weil man bey Eintheilung der Gat- tungen und Arten die idealen Verhältnisse weglassen kann, um die Anzahl der Eintheilungen nicht ohne Noth durch solche zu vermehren, die an der Sache selbst nichts ändern, und wo man sie nicht zum Haupt- Gegenstande der Untersuchung macht.
§. 97.
Wenn unter den vielen Absichten, in welche der Begriff einer Gattung eingetheilt werden kann, eine vorkömmt, die vor den übrigen besonders betrachtet zu werden verdient, oder die man aus besondern Gründen genauer untersuchen will; so werden die Eintheilungen in jeden andern Absichten auf diese be- zogen. Wir wollen den Erfolg davon aufzuklären suchen. Der Begriff der Gattung sey A. Er wer- de in einer vorgenommenen Absicht in B und C einge- theilt, so daß einige A, B, die übrigen C seyn. Man setzte ferner, der Begriff A werde in einer beliebigen andern Absicht in M und N eingetheilt, so, daß eini- ge A, M, die übrigen N seyn. Es sind demnach so wohl B, C, als M, N, Arten von A, aber in verschie- denen Absichten betrachtet. Man setze sich nun vor, die Art B so zu untersuchen, daß man jede von ihren Eigenschaften und Bestimmungen finden wolle, so lassen sich die Arten M, N mit B vergleichen, und da giebt es folgende Fälle:
1. Ent-
von den Eintheilungen.
machen, dieſelben auf tauſend Proben ſetzt, und ſie durch tauſend Veraͤnderungen durchfuͤhrt. Die rea- len Verhaͤltniſſe gruͤnden ſich auf Urſachen und Wirkungen, und auf die Kraͤfte, womit die Theile der Sache unter ſich und mit andern Sachen verbunden ſind. Jhre Aenderung zieht daher zugleich eine Aenderung in der Sache ſelbſt nach ſich.
§. 96.
Wir machen hier dieſen Unterſchied zwiſchen den Verhaͤltniſſen, weil man bey Eintheilung der Gat- tungen und Arten die idealen Verhaͤltniſſe weglaſſen kann, um die Anzahl der Eintheilungen nicht ohne Noth durch ſolche zu vermehren, die an der Sache ſelbſt nichts aͤndern, und wo man ſie nicht zum Haupt- Gegenſtande der Unterſuchung macht.
§. 97.
Wenn unter den vielen Abſichten, in welche der Begriff einer Gattung eingetheilt werden kann, eine vorkoͤmmt, die vor den uͤbrigen beſonders betrachtet zu werden verdient, oder die man aus beſondern Gruͤnden genauer unterſuchen will; ſo werden die Eintheilungen in jeden andern Abſichten auf dieſe be- zogen. Wir wollen den Erfolg davon aufzuklaͤren ſuchen. Der Begriff der Gattung ſey A. Er wer- de in einer vorgenommenen Abſicht in B und C einge- theilt, ſo daß einige A, B, die uͤbrigen C ſeyn. Man ſetzte ferner, der Begriff A werde in einer beliebigen andern Abſicht in M und N eingetheilt, ſo, daß eini- ge A, M, die uͤbrigen N ſeyn. Es ſind demnach ſo wohl B, C, als M, N, Arten von A, aber in verſchie- denen Abſichten betrachtet. Man ſetze ſich nun vor, die Art B ſo zu unterſuchen, daß man jede von ihren Eigenſchaften und Beſtimmungen finden wolle, ſo laſſen ſich die Arten M, N mit B vergleichen, und da giebt es folgende Faͤlle:
1. Ent-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0081"n="59"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von den Eintheilungen.</hi></fw><lb/>
machen, dieſelben auf tauſend Proben ſetzt, und ſie<lb/>
durch tauſend Veraͤnderungen durchfuͤhrt. Die <hirendition="#fr">rea-<lb/>
len</hi> Verhaͤltniſſe gruͤnden ſich auf <hirendition="#fr">Urſachen</hi> und<lb/><hirendition="#fr">Wirkungen,</hi> und auf die <hirendition="#fr">Kraͤfte,</hi> womit die<lb/>
Theile der Sache unter ſich und mit andern Sachen<lb/><hirendition="#fr">verbunden</hi>ſind. Jhre <hirendition="#fr">Aenderung</hi> zieht daher<lb/>
zugleich eine Aenderung in der Sache ſelbſt nach ſich.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 96.</head><lb/><p>Wir machen hier dieſen Unterſchied zwiſchen den<lb/>
Verhaͤltniſſen, weil man bey Eintheilung der Gat-<lb/>
tungen und Arten die idealen Verhaͤltniſſe weglaſſen<lb/>
kann, um die Anzahl der Eintheilungen nicht ohne<lb/>
Noth durch ſolche zu vermehren, die an der Sache<lb/>ſelbſt nichts aͤndern, und wo man ſie nicht zum Haupt-<lb/>
Gegenſtande der Unterſuchung macht.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 97.</head><lb/><p>Wenn unter den vielen Abſichten, in welche der<lb/>
Begriff einer Gattung eingetheilt werden kann, eine<lb/>
vorkoͤmmt, die vor den uͤbrigen beſonders betrachtet<lb/>
zu werden verdient, oder die man aus beſondern<lb/>
Gruͤnden genauer unterſuchen will; ſo werden die<lb/>
Eintheilungen in jeden andern Abſichten auf dieſe be-<lb/>
zogen. Wir wollen den Erfolg davon aufzuklaͤren<lb/>ſuchen. Der Begriff der Gattung ſey <hirendition="#aq">A.</hi> Er wer-<lb/>
de in einer vorgenommenen Abſicht in <hirendition="#aq">B</hi> und <hirendition="#aq">C</hi> einge-<lb/>
theilt, ſo daß einige <hirendition="#aq">A, B,</hi> die uͤbrigen <hirendition="#aq">C</hi>ſeyn. Man<lb/>ſetzte ferner, der Begriff <hirendition="#aq">A</hi> werde in einer beliebigen<lb/>
andern Abſicht in <hirendition="#aq">M</hi> und <hirendition="#aq">N</hi> eingetheilt, ſo, daß eini-<lb/>
ge <hirendition="#aq">A, M,</hi> die uͤbrigen <hirendition="#aq">N</hi>ſeyn. Es ſind demnach ſo<lb/>
wohl <hirendition="#aq">B, C,</hi> als <hirendition="#aq">M, N,</hi> Arten von <hirendition="#aq">A,</hi> aber in verſchie-<lb/>
denen Abſichten betrachtet. Man ſetze ſich nun vor,<lb/>
die Art <hirendition="#aq">B</hi>ſo zu unterſuchen, daß man jede von ihren<lb/>
Eigenſchaften und Beſtimmungen finden wolle, ſo<lb/>
laſſen ſich die Arten <hirendition="#aq">M, N</hi> mit <hirendition="#aq">B</hi> vergleichen, und da<lb/>
giebt es folgende Faͤlle:</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">1. Ent-</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[59/0081]
von den Eintheilungen.
machen, dieſelben auf tauſend Proben ſetzt, und ſie
durch tauſend Veraͤnderungen durchfuͤhrt. Die rea-
len Verhaͤltniſſe gruͤnden ſich auf Urſachen und
Wirkungen, und auf die Kraͤfte, womit die
Theile der Sache unter ſich und mit andern Sachen
verbunden ſind. Jhre Aenderung zieht daher
zugleich eine Aenderung in der Sache ſelbſt nach ſich.
§. 96.
Wir machen hier dieſen Unterſchied zwiſchen den
Verhaͤltniſſen, weil man bey Eintheilung der Gat-
tungen und Arten die idealen Verhaͤltniſſe weglaſſen
kann, um die Anzahl der Eintheilungen nicht ohne
Noth durch ſolche zu vermehren, die an der Sache
ſelbſt nichts aͤndern, und wo man ſie nicht zum Haupt-
Gegenſtande der Unterſuchung macht.
§. 97.
Wenn unter den vielen Abſichten, in welche der
Begriff einer Gattung eingetheilt werden kann, eine
vorkoͤmmt, die vor den uͤbrigen beſonders betrachtet
zu werden verdient, oder die man aus beſondern
Gruͤnden genauer unterſuchen will; ſo werden die
Eintheilungen in jeden andern Abſichten auf dieſe be-
zogen. Wir wollen den Erfolg davon aufzuklaͤren
ſuchen. Der Begriff der Gattung ſey A. Er wer-
de in einer vorgenommenen Abſicht in B und C einge-
theilt, ſo daß einige A, B, die uͤbrigen C ſeyn. Man
ſetzte ferner, der Begriff A werde in einer beliebigen
andern Abſicht in M und N eingetheilt, ſo, daß eini-
ge A, M, die uͤbrigen N ſeyn. Es ſind demnach ſo
wohl B, C, als M, N, Arten von A, aber in verſchie-
denen Abſichten betrachtet. Man ſetze ſich nun vor,
die Art B ſo zu unterſuchen, daß man jede von ihren
Eigenſchaften und Beſtimmungen finden wolle, ſo
laſſen ſich die Arten M, N mit B vergleichen, und da
giebt es folgende Faͤlle:
1. Ent-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/81>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.