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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Begriffen und Erklärungen.
angesehen. Jrrige Fälle von dieser Art benehmen
demnach der Richtigkeit des Begriffes nichts, obwohl
man dabey dennoch leichter fehlen kann, als wenn die
Fälle richtig, und der Begriff, den man deutlich
machen will, richtig angewandt wäre. Denn so würde
man aus den angeführten Lobsprüchen des Cajus
folgern können, loben heiße, so viel als erzählen, daß
jemand unnützes Zeug gelernt habe, wenn man von
keinen andern Beyspielen nichts wüßte. Man kann
hiebey gelegentlich anmerken, daß der meiste Mißver-
stand in den Worten und Verwirrung in den Begrif-
fen von denen Fällen herrühre, in welchen man den
Gebrauch der Worte gehört hat, und daß dieses ein
Hauptgrund mit ist, warum unzählige Jrrthümer
sich bey ganzen Völkern und durch viele Jahrhunderte
erhalten haben. Man sieht auch aus dem angeführ-
ten Beyspiel, daß man die Fälle nicht immer nehmen
kann, wie sie an sich sind, sondern auch, wie man sie
sich vorstellt, und was man daran zu finden glaubt,
dadurch man bewogen wird, sie unter diese oder jene
Gattung zu rechnen. Die Begriffe gut, recht,
billig, heilig
etc. die bey verschiedenen Völkern so
sehr verschiedenen Dingen beygelegt wurden, mögen
zur Erläuterung dienen. Man wird sie schwerlich
aus der Vergleichung aller dieser Dinge abstrahiren
können, weil kaum noch der Begriff von Dingen, und
zwar ohne Unterschied eines wirklichen oder erträum-
ten Dinges übrig bleiben würde. Hingegen kommt
man allerdings zurecht, wenn man diese Begriffe
aus den Gründen herleitet, aus welchen sie so ver-
schiedenen Dingen sind beygelegt worden.

§. 49.

Wir sehen aus dem bisher der Länge nach ange-
führten, was dazu erfordert wird, bis man sich von

dem

von den Begriffen und Erklaͤrungen.
angeſehen. Jrrige Faͤlle von dieſer Art benehmen
demnach der Richtigkeit des Begriffes nichts, obwohl
man dabey dennoch leichter fehlen kann, als wenn die
Faͤlle richtig, und der Begriff, den man deutlich
machen will, richtig angewandt waͤre. Denn ſo wuͤrde
man aus den angefuͤhrten Lobſpruͤchen des Cajus
folgern koͤnnen, loben heiße, ſo viel als erzaͤhlen, daß
jemand unnuͤtzes Zeug gelernt habe, wenn man von
keinen andern Beyſpielen nichts wuͤßte. Man kann
hiebey gelegentlich anmerken, daß der meiſte Mißver-
ſtand in den Worten und Verwirrung in den Begrif-
fen von denen Faͤllen herruͤhre, in welchen man den
Gebrauch der Worte gehoͤrt hat, und daß dieſes ein
Hauptgrund mit iſt, warum unzaͤhlige Jrrthuͤmer
ſich bey ganzen Voͤlkern und durch viele Jahrhunderte
erhalten haben. Man ſieht auch aus dem angefuͤhr-
ten Beyſpiel, daß man die Faͤlle nicht immer nehmen
kann, wie ſie an ſich ſind, ſondern auch, wie man ſie
ſich vorſtellt, und was man daran zu finden glaubt,
dadurch man bewogen wird, ſie unter dieſe oder jene
Gattung zu rechnen. Die Begriffe gut, recht,
billig, heilig
ꝛc. die bey verſchiedenen Voͤlkern ſo
ſehr verſchiedenen Dingen beygelegt wurden, moͤgen
zur Erlaͤuterung dienen. Man wird ſie ſchwerlich
aus der Vergleichung aller dieſer Dinge abſtrahiren
koͤnnen, weil kaum noch der Begriff von Dingen, und
zwar ohne Unterſchied eines wirklichen oder ertraͤum-
ten Dinges uͤbrig bleiben wuͤrde. Hingegen kommt
man allerdings zurecht, wenn man dieſe Begriffe
aus den Gruͤnden herleitet, aus welchen ſie ſo ver-
ſchiedenen Dingen ſind beygelegt worden.

§. 49.

Wir ſehen aus dem bisher der Laͤnge nach ange-
fuͤhrten, was dazu erfordert wird, bis man ſich von

dem
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[31/0053] von den Begriffen und Erklaͤrungen. angeſehen. Jrrige Faͤlle von dieſer Art benehmen demnach der Richtigkeit des Begriffes nichts, obwohl man dabey dennoch leichter fehlen kann, als wenn die Faͤlle richtig, und der Begriff, den man deutlich machen will, richtig angewandt waͤre. Denn ſo wuͤrde man aus den angefuͤhrten Lobſpruͤchen des Cajus folgern koͤnnen, loben heiße, ſo viel als erzaͤhlen, daß jemand unnuͤtzes Zeug gelernt habe, wenn man von keinen andern Beyſpielen nichts wuͤßte. Man kann hiebey gelegentlich anmerken, daß der meiſte Mißver- ſtand in den Worten und Verwirrung in den Begrif- fen von denen Faͤllen herruͤhre, in welchen man den Gebrauch der Worte gehoͤrt hat, und daß dieſes ein Hauptgrund mit iſt, warum unzaͤhlige Jrrthuͤmer ſich bey ganzen Voͤlkern und durch viele Jahrhunderte erhalten haben. Man ſieht auch aus dem angefuͤhr- ten Beyſpiel, daß man die Faͤlle nicht immer nehmen kann, wie ſie an ſich ſind, ſondern auch, wie man ſie ſich vorſtellt, und was man daran zu finden glaubt, dadurch man bewogen wird, ſie unter dieſe oder jene Gattung zu rechnen. Die Begriffe gut, recht, billig, heilig ꝛc. die bey verſchiedenen Voͤlkern ſo ſehr verſchiedenen Dingen beygelegt wurden, moͤgen zur Erlaͤuterung dienen. Man wird ſie ſchwerlich aus der Vergleichung aller dieſer Dinge abſtrahiren koͤnnen, weil kaum noch der Begriff von Dingen, und zwar ohne Unterſchied eines wirklichen oder ertraͤum- ten Dinges uͤbrig bleiben wuͤrde. Hingegen kommt man allerdings zurecht, wenn man dieſe Begriffe aus den Gruͤnden herleitet, aus welchen ſie ſo ver- ſchiedenen Dingen ſind beygelegt worden. §. 49. Wir ſehen aus dem bisher der Laͤnge nach ange- fuͤhrten, was dazu erfordert wird, bis man ſich von dem

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/53>, abgerufen am 21.11.2024.