Hierüber läßt sich nun leicht anmerken, daß zwar in einem Schluße einer der Vordersätze particular seyn könne, und dieses findet sich gemeiniglich bey sol- chen Fragmenten. Da aber hingegen der andre Vordersatz allgemein seyn muß, (§. 205.) so ist klar, daß man sich um solche umsehen müsse, die in die Schlußrede passen, das will sagen, die endlich den verlangten Schlußsatz herausbringen. Was nun hiebey zu thun ist, dazu haben wir in den vorherge- henden Hauptstücken großentheils schon Stoff bereitet, den wir hier, so weit er reicht, anzeigen, und das übrige sodann nachholen wollen.
§. 614.
Einmal, wenn der Schluß nur einfach ist, so ist klar, daß, wenn von beyden Fragmenten in der That eines der Schlußsatz, das andre ein Vordersatz soll werden können, der andre Vordersatz sich dadurch leicht finden lasse, weil in dem gegebenen Vordersatz das Mittelglied bereits gegeben ist. Da man aber vor der vorausgesetzten Bedingung noch nicht versi- chert ist, ob nämlich die beyden Fragmente in eine solche Schlußrede dienen, so ist klar, daß man sich von der Wahrheit des angenommenen Vordersatzes versichern müsse. Wäre es nun ein Grundsatz, so hätte die Sache sogleich ihre Richtigkeit, und das eine Fragment würde durch das andre bestimmt. Widrigenfalls müßte man ihn durch die Erfahrung, oder aus andern Gründen zu prüfen suchen. Wir merken hiebey an, daß es auch in der gemeinen Er- kenntniß allgemeine und handgreifliche Sätze giebt, und Enclid hat solche, aber nicht unüberlegt, son- dern nach genauerer Prüfung und Auswahl zu seinem
geome-
von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß.
§. 613.
Hieruͤber laͤßt ſich nun leicht anmerken, daß zwar in einem Schluße einer der Vorderſaͤtze particular ſeyn koͤnne, und dieſes findet ſich gemeiniglich bey ſol- chen Fragmenten. Da aber hingegen der andre Vorderſatz allgemein ſeyn muß, (§. 205.) ſo iſt klar, daß man ſich um ſolche umſehen muͤſſe, die in die Schlußrede paſſen, das will ſagen, die endlich den verlangten Schlußſatz herausbringen. Was nun hiebey zu thun iſt, dazu haben wir in den vorherge- henden Hauptſtuͤcken großentheils ſchon Stoff bereitet, den wir hier, ſo weit er reicht, anzeigen, und das uͤbrige ſodann nachholen wollen.
§. 614.
Einmal, wenn der Schluß nur einfach iſt, ſo iſt klar, daß, wenn von beyden Fragmenten in der That eines der Schlußſatz, das andre ein Vorderſatz ſoll werden koͤnnen, der andre Vorderſatz ſich dadurch leicht finden laſſe, weil in dem gegebenen Vorderſatz das Mittelglied bereits gegeben iſt. Da man aber vor der vorausgeſetzten Bedingung noch nicht verſi- chert iſt, ob naͤmlich die beyden Fragmente in eine ſolche Schlußrede dienen, ſo iſt klar, daß man ſich von der Wahrheit des angenommenen Vorderſatzes verſichern muͤſſe. Waͤre es nun ein Grundſatz, ſo haͤtte die Sache ſogleich ihre Richtigkeit, und das eine Fragment wuͤrde durch das andre beſtimmt. Widrigenfalls muͤßte man ihn durch die Erfahrung, oder aus andern Gruͤnden zu pruͤfen ſuchen. Wir merken hiebey an, daß es auch in der gemeinen Er- kenntniß allgemeine und handgreifliche Saͤtze giebt, und Enclid hat ſolche, aber nicht unuͤberlegt, ſon- dern nach genauerer Pruͤfung und Auswahl zu ſeinem
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von der wiſſenſchaftlichen Erkenntniß.
§. 613.
Hieruͤber laͤßt ſich nun leicht anmerken, daß zwar
in einem Schluße einer der Vorderſaͤtze particular
ſeyn koͤnne, und dieſes findet ſich gemeiniglich bey ſol-
chen Fragmenten. Da aber hingegen der andre
Vorderſatz allgemein ſeyn muß, (§. 205.) ſo iſt klar,
daß man ſich um ſolche umſehen muͤſſe, die in die
Schlußrede paſſen, das will ſagen, die endlich den
verlangten Schlußſatz herausbringen. Was nun
hiebey zu thun iſt, dazu haben wir in den vorherge-
henden Hauptſtuͤcken großentheils ſchon Stoff bereitet,
den wir hier, ſo weit er reicht, anzeigen, und das uͤbrige
ſodann nachholen wollen.
§. 614.
Einmal, wenn der Schluß nur einfach iſt, ſo iſt
klar, daß, wenn von beyden Fragmenten in der That
eines der Schlußſatz, das andre ein Vorderſatz ſoll
werden koͤnnen, der andre Vorderſatz ſich dadurch
leicht finden laſſe, weil in dem gegebenen Vorderſatz
das Mittelglied bereits gegeben iſt. Da man aber
vor der vorausgeſetzten Bedingung noch nicht verſi-
chert iſt, ob naͤmlich die beyden Fragmente in eine
ſolche Schlußrede dienen, ſo iſt klar, daß man ſich
von der Wahrheit des angenommenen Vorderſatzes
verſichern muͤſſe. Waͤre es nun ein Grundſatz, ſo
haͤtte die Sache ſogleich ihre Richtigkeit, und das
eine Fragment wuͤrde durch das andre beſtimmt.
Widrigenfalls muͤßte man ihn durch die Erfahrung,
oder aus andern Gruͤnden zu pruͤfen ſuchen. Wir
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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/417>, abgerufen am 21.11.2024.
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