Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

IX. Hauptstück,
per im Wasser, als er die ersten Grundsätze der Hy-
drostatik fand, Kepler den gemefsenen Abstand der
Planeten von der Sonne, und die besondern Ano-
malien in der Bewegung des Mars, als er seine zwey
Gesetze der himmlischen Bewegung fand, Newton
die Schwere des Monds gegen die Erde, und die
Schwere der Körper auf Erden, um zu finden, ob
Attraction und Schwere einerley sey, Galiläus
den Schwung der Pendul von verschiedener Länge,
um die Gesetze der Oscillation zu finden, Huygens
und Wrenn den Stoß verschiedener und ungleich
großer Körper, um die Gesetze der Percussion zu fin-
den etc. So vergleicht man noch dermalen die magne-
tischen und electrischen Versuche und Wirkungen
mit den Wirkungen des Blitzes und Donners. Alle
diese Vergleichungen waren Anfänge, die gemeine
oder bloß historische Erkenntniß in eine wissentschaft-
liche zu verwandeln, und die Naturlehre wird mit
Beyspielen von dieser Art je länger je vollständiger
gemacht.

§. 612.

Da man ferner solche einzelne Fragmente der histo-
rischen Erkenntniß deswegen näher betrachtet, und
unter sich vergleicht, damit man sehen könne, wie-
fern eines aus dem andern könnte gefunden
werden, ohne daß man es vor sich aus Er-
fahrungen hernehmen müsse:
so macht man da-
durch die einen dieser Stücke zu Vordersätzen, die
andern zu Schlußsätzen, die aus jenen sollen können
gezogen werden. Und da ist klar, daß man sehen
müsse, wie die Vordersätze können angeordnet wer-
den, und was für welche man noch dazu nehmen
müsse, um diese Schlußsätze ziehen zu können.

§. 613.

IX. Hauptſtuͤck,
per im Waſſer, als er die erſten Grundſaͤtze der Hy-
droſtatik fand, Kepler den gemefſenen Abſtand der
Planeten von der Sonne, und die beſondern Ano-
malien in der Bewegung des Mars, als er ſeine zwey
Geſetze der himmliſchen Bewegung fand, Newton
die Schwere des Monds gegen die Erde, und die
Schwere der Koͤrper auf Erden, um zu finden, ob
Attraction und Schwere einerley ſey, Galilaͤus
den Schwung der Pendul von verſchiedener Laͤnge,
um die Geſetze der Oſcillation zu finden, Huygens
und Wrenn den Stoß verſchiedener und ungleich
großer Koͤrper, um die Geſetze der Percuſſion zu fin-
den ꝛc. So vergleicht man noch dermalen die magne-
tiſchen und electriſchen Verſuche und Wirkungen
mit den Wirkungen des Blitzes und Donners. Alle
dieſe Vergleichungen waren Anfaͤnge, die gemeine
oder bloß hiſtoriſche Erkenntniß in eine wiſſentſchaft-
liche zu verwandeln, und die Naturlehre wird mit
Beyſpielen von dieſer Art je laͤnger je vollſtaͤndiger
gemacht.

§. 612.

Da man ferner ſolche einzelne Fragmente der hiſto-
riſchen Erkenntniß deswegen naͤher betrachtet, und
unter ſich vergleicht, damit man ſehen koͤnne, wie-
fern eines aus dem andern koͤnnte gefunden
werden, ohne daß man es vor ſich aus Er-
fahrungen hernehmen muͤſſe:
ſo macht man da-
durch die einen dieſer Stuͤcke zu Vorderſaͤtzen, die
andern zu Schlußſaͤtzen, die aus jenen ſollen koͤnnen
gezogen werden. Und da iſt klar, daß man ſehen
muͤſſe, wie die Vorderſaͤtze koͤnnen angeordnet wer-
den, und was fuͤr welche man noch dazu nehmen
muͤſſe, um dieſe Schlußſaͤtze ziehen zu koͤnnen.

§. 613.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0416" n="394"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi></fw><lb/>
per im Wa&#x017F;&#x017F;er, als er die er&#x017F;ten Grund&#x017F;a&#x0364;tze der Hy-<lb/>
dro&#x017F;tatik fand, <hi rendition="#fr">Kepler</hi> den gemef&#x017F;enen Ab&#x017F;tand der<lb/>
Planeten von der Sonne, und die be&#x017F;ondern Ano-<lb/>
malien in der Bewegung des Mars, als er &#x017F;eine zwey<lb/>
Ge&#x017F;etze der himmli&#x017F;chen Bewegung fand, <hi rendition="#fr">Newton</hi><lb/>
die Schwere des Monds gegen die Erde, und die<lb/>
Schwere der Ko&#x0364;rper auf Erden, um zu finden, ob<lb/>
Attraction und Schwere einerley &#x017F;ey, <hi rendition="#fr">Galila&#x0364;us</hi><lb/>
den Schwung der Pendul von ver&#x017F;chiedener La&#x0364;nge,<lb/>
um die Ge&#x017F;etze der O&#x017F;cillation zu finden, <hi rendition="#fr">Huygens</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Wrenn</hi> den Stoß ver&#x017F;chiedener und ungleich<lb/>
großer Ko&#x0364;rper, um die Ge&#x017F;etze der Percu&#x017F;&#x017F;ion zu fin-<lb/>
den &#xA75B;c. So vergleicht man noch dermalen die magne-<lb/>
ti&#x017F;chen und electri&#x017F;chen Ver&#x017F;uche und Wirkungen<lb/>
mit den Wirkungen des Blitzes und Donners. Alle<lb/>
die&#x017F;e Vergleichungen waren Anfa&#x0364;nge, die gemeine<lb/>
oder bloß hi&#x017F;tori&#x017F;che Erkenntniß in eine wi&#x017F;&#x017F;ent&#x017F;chaft-<lb/>
liche zu verwandeln, und die Naturlehre wird mit<lb/>
Bey&#x017F;pielen von die&#x017F;er Art je la&#x0364;nger je voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger<lb/>
gemacht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 612.</head><lb/>
            <p>Da man ferner &#x017F;olche einzelne Fragmente der hi&#x017F;to-<lb/>
ri&#x017F;chen Erkenntniß deswegen na&#x0364;her betrachtet, und<lb/>
unter &#x017F;ich vergleicht, damit man &#x017F;ehen ko&#x0364;nne, <hi rendition="#fr">wie-<lb/>
fern eines aus dem andern ko&#x0364;nnte gefunden<lb/>
werden, ohne daß man es vor &#x017F;ich aus Er-<lb/>
fahrungen hernehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e:</hi> &#x017F;o macht man da-<lb/>
durch die einen die&#x017F;er Stu&#x0364;cke zu Vorder&#x017F;a&#x0364;tzen, die<lb/>
andern zu Schluß&#x017F;a&#x0364;tzen, die aus jenen &#x017F;ollen ko&#x0364;nnen<lb/>
gezogen werden. Und da i&#x017F;t klar, daß man &#x017F;ehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wie die Vorder&#x017F;a&#x0364;tze ko&#x0364;nnen angeordnet wer-<lb/>
den, und was fu&#x0364;r welche man noch dazu nehmen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, um die&#x017F;e Schluß&#x017F;a&#x0364;tze ziehen zu ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 613.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0416] IX. Hauptſtuͤck, per im Waſſer, als er die erſten Grundſaͤtze der Hy- droſtatik fand, Kepler den gemefſenen Abſtand der Planeten von der Sonne, und die beſondern Ano- malien in der Bewegung des Mars, als er ſeine zwey Geſetze der himmliſchen Bewegung fand, Newton die Schwere des Monds gegen die Erde, und die Schwere der Koͤrper auf Erden, um zu finden, ob Attraction und Schwere einerley ſey, Galilaͤus den Schwung der Pendul von verſchiedener Laͤnge, um die Geſetze der Oſcillation zu finden, Huygens und Wrenn den Stoß verſchiedener und ungleich großer Koͤrper, um die Geſetze der Percuſſion zu fin- den ꝛc. So vergleicht man noch dermalen die magne- tiſchen und electriſchen Verſuche und Wirkungen mit den Wirkungen des Blitzes und Donners. Alle dieſe Vergleichungen waren Anfaͤnge, die gemeine oder bloß hiſtoriſche Erkenntniß in eine wiſſentſchaft- liche zu verwandeln, und die Naturlehre wird mit Beyſpielen von dieſer Art je laͤnger je vollſtaͤndiger gemacht. §. 612. Da man ferner ſolche einzelne Fragmente der hiſto- riſchen Erkenntniß deswegen naͤher betrachtet, und unter ſich vergleicht, damit man ſehen koͤnne, wie- fern eines aus dem andern koͤnnte gefunden werden, ohne daß man es vor ſich aus Er- fahrungen hernehmen muͤſſe: ſo macht man da- durch die einen dieſer Stuͤcke zu Vorderſaͤtzen, die andern zu Schlußſaͤtzen, die aus jenen ſollen koͤnnen gezogen werden. Und da iſt klar, daß man ſehen muͤſſe, wie die Vorderſaͤtze koͤnnen angeordnet wer- den, und was fuͤr welche man noch dazu nehmen muͤſſe, um dieſe Schlußſaͤtze ziehen zu koͤnnen. §. 613.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/416
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/416>, abgerufen am 24.11.2024.