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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

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Cosmologische Briefe
machen. Wie sehr vergnügt mich die angenehme Vor-
stellung, daß nichts unsere Gedanken werde trennen
können. Dieser reizenden Harmonie kann ich es zu-
schreiben, daß Sie, mein Herr, zum voraus auf die
Gründe gefallen, die ich zu meinem System gebrauche.
Sie legen sie mir als ausgemachte Wahrheiten vor,
die sich durch das ganze Weltgebäude ausdehnen, und
geben mir den erwünschten Anlaß, um nach aller
Schärfe zu untersuchen, wie ferne sie sich werden mit-
einander verbinden lassen, damit ich darauf bauen, und
weiter gehen könne. Ich muß Ihnen doch sagen, wo
ich gewünscht hätte, damit hinauszulangen.

Ich betrachtete den Weltbau als nach unzähligen
allgemeinen und specialern Gesetzen und Absichten auf-
geführt, und dieses schiene mir der Begriff von der
höchsten Vollkommenheit zu fordern, die die Welt ha-
ben sollte. Die allgemeinsten von diesen Gesetzen sahe
ich als Hauptabsichten an, die gar keine Ausnahme lit-
ten, und die specialern sollten sich durch diese einschrän-
ken. Da ich mir vornahme, den Weltbau im Ganzen
zu betrachten, so fielen die Gesetze, so Ausnahmen ley-
den, aus meinen Betrachtungen weg, und ich sahe
wohl, daß ich sie desto weniger würde gebrauchen kön-
nen, je specialer sie wären. Eben so sahe ich, daß mir
alle die unentbehrlich würden, die gar keine Ausnahme
haben sollten. Dieses ware mein Entwurf, und Sie
werden leicht erachten, daß die erste Frage hiebey diese
ware, woran man solche Ausnahms-freye Gesetze erken-
nen, und wo man sie finden solle?

Diese

Coſmologiſche Briefe
machen. Wie ſehr vergnuͤgt mich die angenehme Vor-
ſtellung, daß nichts unſere Gedanken werde trennen
koͤnnen. Dieſer reizenden Harmonie kann ich es zu-
ſchreiben, daß Sie, mein Herr, zum voraus auf die
Gruͤnde gefallen, die ich zu meinem Syſtem gebrauche.
Sie legen ſie mir als ausgemachte Wahrheiten vor,
die ſich durch das ganze Weltgebaͤude ausdehnen, und
geben mir den erwuͤnſchten Anlaß, um nach aller
Schaͤrfe zu unterſuchen, wie ferne ſie ſich werden mit-
einander verbinden laſſen, damit ich darauf bauen, und
weiter gehen koͤnne. Ich muß Ihnen doch ſagen, wo
ich gewuͤnſcht haͤtte, damit hinauszulangen.

Ich betrachtete den Weltbau als nach unzaͤhligen
allgemeinen und ſpecialern Geſetzen und Abſichten auf-
gefuͤhrt, und dieſes ſchiene mir der Begriff von der
hoͤchſten Vollkommenheit zu fordern, die die Welt ha-
ben ſollte. Die allgemeinſten von dieſen Geſetzen ſahe
ich als Hauptabſichten an, die gar keine Ausnahme lit-
ten, und die ſpecialern ſollten ſich durch dieſe einſchraͤn-
ken. Da ich mir vornahme, den Weltbau im Ganzen
zu betrachten, ſo fielen die Geſetze, ſo Ausnahmen ley-
den, aus meinen Betrachtungen weg, und ich ſahe
wohl, daß ich ſie deſto weniger wuͤrde gebrauchen koͤn-
nen, je ſpecialer ſie waͤren. Eben ſo ſahe ich, daß mir
alle die unentbehrlich wuͤrden, die gar keine Ausnahme
haben ſollten. Dieſes ware mein Entwurf, und Sie
werden leicht erachten, daß die erſte Frage hiebey dieſe
ware, woran man ſolche Ausnahms-freye Geſetze erken-
nen, und wo man ſie finden ſolle?

Dieſe
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[60/0093] Coſmologiſche Briefe machen. Wie ſehr vergnuͤgt mich die angenehme Vor- ſtellung, daß nichts unſere Gedanken werde trennen koͤnnen. Dieſer reizenden Harmonie kann ich es zu- ſchreiben, daß Sie, mein Herr, zum voraus auf die Gruͤnde gefallen, die ich zu meinem Syſtem gebrauche. Sie legen ſie mir als ausgemachte Wahrheiten vor, die ſich durch das ganze Weltgebaͤude ausdehnen, und geben mir den erwuͤnſchten Anlaß, um nach aller Schaͤrfe zu unterſuchen, wie ferne ſie ſich werden mit- einander verbinden laſſen, damit ich darauf bauen, und weiter gehen koͤnne. Ich muß Ihnen doch ſagen, wo ich gewuͤnſcht haͤtte, damit hinauszulangen. Ich betrachtete den Weltbau als nach unzaͤhligen allgemeinen und ſpecialern Geſetzen und Abſichten auf- gefuͤhrt, und dieſes ſchiene mir der Begriff von der hoͤchſten Vollkommenheit zu fordern, die die Welt ha- ben ſollte. Die allgemeinſten von dieſen Geſetzen ſahe ich als Hauptabſichten an, die gar keine Ausnahme lit- ten, und die ſpecialern ſollten ſich durch dieſe einſchraͤn- ken. Da ich mir vornahme, den Weltbau im Ganzen zu betrachten, ſo fielen die Geſetze, ſo Ausnahmen ley- den, aus meinen Betrachtungen weg, und ich ſahe wohl, daß ich ſie deſto weniger wuͤrde gebrauchen koͤn- nen, je ſpecialer ſie waͤren. Eben ſo ſahe ich, daß mir alle die unentbehrlich wuͤrden, die gar keine Ausnahme haben ſollten. Dieſes ware mein Entwurf, und Sie werden leicht erachten, daß die erſte Frage hiebey dieſe ware, woran man ſolche Ausnahms-freye Geſetze erken- nen, und wo man ſie finden ſolle? Dieſe

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/93>, abgerufen am 28.11.2024.