len Sie anfangen? Würden Sie nicht den Astrono- men Dank wissen, und sie als Propheten ansehen, die geordnet wären, uns solche Vorfälle vorher zu sagen, damit wir uns dazu gefaßt machen könnten. Wie, wenn die Erde ein Satellit eines Cometen werden soll- te, der sie mit sich bis jenseits der Sphäre des Sa- turns wegführte, oder ihre Fläche mit Wasser über- strömte; würden Sie nicht im ersten Fall sich zu ei- ner mehr als Syberischen Kälte vorbereiten, und im letztern sich nach einem Schiffe umsehen?
Allein ich vermuthe immer das bessere, und be- trachte diese Möglichkeiten nicht so, daß ich dabey geden- ken sollte: Hic Deus nihil fecit. Die Erhaltung ganzer Weltkörper kömmt mir wenigstens wichtiger vor, als die von solchen Geschöpfen, die ihre Geschlechte fortpflanzen, und von Jahr zu Jahr wieder neu wer- den. Bey diesen mögen die ältern zum Wachsthum der jüngern dienen, aber daß Welten aus Welten ent- stehen, oder aus den Trümmern der ersten wieder neue zusammengesetzt werden sollten, dazu wird mehr erfor- dert, und ihre Dauer mißt sich nach Myriaden von Jahrhunderten ab. Diese Verhältnisse finden Sie bey Dingen, deren Entstehen und Vergehen uns vor Augen liegt. Die Dauer nimmt mit ihrer Grösse zu, und die Zeiten, innert welchen Tulpen blühen und Ce- dern wachsen, eben so wie die, so das Leben eines In- sects oder eines Menschen ausmißt, haben bald keine Verhältnis gegen einander. Dieses sind Geschöpfe, die ihr Geschlecht fortpflanzen, aber ihr Wohnort lei-
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uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
len Sie anfangen? Wuͤrden Sie nicht den Aſtrono- men Dank wiſſen, und ſie als Propheten anſehen, die geordnet waͤren, uns ſolche Vorfaͤlle vorher zu ſagen, damit wir uns dazu gefaßt machen koͤnnten. Wie, wenn die Erde ein Satellit eines Cometen werden ſoll- te, der ſie mit ſich bis jenſeits der Sphaͤre des Sa- turns wegfuͤhrte, oder ihre Flaͤche mit Waſſer uͤber- ſtroͤmte; wuͤrden Sie nicht im erſten Fall ſich zu ei- ner mehr als Syberiſchen Kaͤlte vorbereiten, und im letztern ſich nach einem Schiffe umſehen?
Allein ich vermuthe immer das beſſere, und be- trachte dieſe Moͤglichkeiten nicht ſo, daß ich dabey geden- ken ſollte: Hic Deuſ nihil fecit. Die Erhaltung ganzer Weltkoͤrper koͤmmt mir wenigſtens wichtiger vor, als die von ſolchen Geſchoͤpfen, die ihre Geſchlechte fortpflanzen, und von Jahr zu Jahr wieder neu wer- den. Bey dieſen moͤgen die aͤltern zum Wachsthum der juͤngern dienen, aber daß Welten aus Welten ent- ſtehen, oder aus den Truͤmmern der erſten wieder neue zuſammengeſetzt werden ſollten, dazu wird mehr erfor- dert, und ihre Dauer mißt ſich nach Myriaden von Jahrhunderten ab. Dieſe Verhaͤltniſſe finden Sie bey Dingen, deren Entſtehen und Vergehen uns vor Augen liegt. Die Dauer nimmt mit ihrer Groͤſſe zu, und die Zeiten, innert welchen Tulpen bluͤhen und Ce- dern wachſen, eben ſo wie die, ſo das Leben eines In- ſects oder eines Menſchen ausmißt, haben bald keine Verhaͤltnis gegen einander. Dieſes ſind Geſchoͤpfe, die ihr Geſchlecht fortpflanzen, aber ihr Wohnort lei-
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uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
len Sie anfangen? Wuͤrden Sie nicht den Aſtrono-
men Dank wiſſen, und ſie als Propheten anſehen, die
geordnet waͤren, uns ſolche Vorfaͤlle vorher zu ſagen,
damit wir uns dazu gefaßt machen koͤnnten. Wie,
wenn die Erde ein Satellit eines Cometen werden ſoll-
te, der ſie mit ſich bis jenſeits der Sphaͤre des Sa-
turns wegfuͤhrte, oder ihre Flaͤche mit Waſſer uͤber-
ſtroͤmte; wuͤrden Sie nicht im erſten Fall ſich zu ei-
ner mehr als Syberiſchen Kaͤlte vorbereiten, und im
letztern ſich nach einem Schiffe umſehen?
Allein ich vermuthe immer das beſſere, und be-
trachte dieſe Moͤglichkeiten nicht ſo, daß ich dabey geden-
ken ſollte: Hic Deuſ nihil fecit. Die Erhaltung
ganzer Weltkoͤrper koͤmmt mir wenigſtens wichtiger vor,
als die von ſolchen Geſchoͤpfen, die ihre Geſchlechte
fortpflanzen, und von Jahr zu Jahr wieder neu wer-
den. Bey dieſen moͤgen die aͤltern zum Wachsthum
der juͤngern dienen, aber daß Welten aus Welten ent-
ſtehen, oder aus den Truͤmmern der erſten wieder neue
zuſammengeſetzt werden ſollten, dazu wird mehr erfor-
dert, und ihre Dauer mißt ſich nach Myriaden von
Jahrhunderten ab. Dieſe Verhaͤltniſſe finden Sie
bey Dingen, deren Entſtehen und Vergehen uns vor
Augen liegt. Die Dauer nimmt mit ihrer Groͤſſe zu,
und die Zeiten, innert welchen Tulpen bluͤhen und Ce-
dern wachſen, eben ſo wie die, ſo das Leben eines In-
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/42>, abgerufen am 16.07.2024.
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