Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.über die Einrichtung des Weltbaues. nicht nur einzelnen Ländern, sondern der ganzen Erdedrohen, und die viel unerwarteter kommen, als alle Kriege. Unsere Erde ist ohnedem einer der kleinern Planeten, und um desto leichter kann sie fortgerissen werden. Und wer weiß es, ob nicht schon Planeten mangeln, die aus dem weiten Raume, der zwischen dem Mars und dem Jupiter ist, hinweg gekommen sind. Geht es denn unter den Weltkörpern, wie auf der Erde, daß der stärkere den schwächern aufreibt, und sind Jupiter und Saturn nur dazu bestimmt, daß sie immer Beute machen? Sehen Sie nun, mein Herr, woran ich bin. Zwey A 4
uͤber die Einrichtung des Weltbaues. nicht nur einzelnen Laͤndern, ſondern der ganzen Erdedrohen, und die viel unerwarteter kommen, als alle Kriege. Unſere Erde iſt ohnedem einer der kleinern Planeten, und um deſto leichter kann ſie fortgeriſſen werden. Und wer weiß es, ob nicht ſchon Planeten mangeln, die aus dem weiten Raume, der zwiſchen dem Mars und dem Jupiter iſt, hinweg gekommen ſind. Geht es denn unter den Weltkoͤrpern, wie auf der Erde, daß der ſtaͤrkere den ſchwaͤchern aufreibt, und ſind Jupiter und Saturn nur dazu beſtimmt, daß ſie immer Beute machen? Sehen Sie nun, mein Herr, woran ich bin. Zwey A 4
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uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
nicht nur einzelnen Laͤndern, ſondern der ganzen Erde
drohen, und die viel unerwarteter kommen, als alle
Kriege. Unſere Erde iſt ohnedem einer der kleinern
Planeten, und um deſto leichter kann ſie fortgeriſſen
werden. Und wer weiß es, ob nicht ſchon Planeten
mangeln, die aus dem weiten Raume, der zwiſchen
dem Mars und dem Jupiter iſt, hinweg gekommen
ſind. Geht es denn unter den Weltkoͤrpern, wie auf
der Erde, daß der ſtaͤrkere den ſchwaͤchern aufreibt,
und ſind Jupiter und Saturn nur dazu beſtimmt, daß
ſie immer Beute machen?
Sehen Sie nun, mein Herr, woran ich bin.
Sie muͤſſen alle dieſe fuͤrchterliche Drohungen noth-
wendig wiſſen, weil Sie mir die Schriften angewie-
ſen haben, darinn ich ſie gefunden; aber mit allem de-
me ſcheinen Sie mir viel ruhiger dabey. Iſt ihre
Ruhe nur ein geſetzter Muth, mit dem Sie unerſchro-
cken den Einſturz des Himmels erwarten, oder verla-
chen Sie ſolche Dinge als Spiele der Einbildungs-
kraft? Ich bin bereit, Ihnen in beydem zu folgen,
ſo bald ich weiß, woran Sie ſich halten. Ich ſchaͤtze
Ihre Gelaſſenheit, die Sie in allen Unfaͤllen auf die
Probe geſetzt haben, und ſtelle ſie mir zum Muſter
vor. Sagen Sie mir nur, worinn ich Ihnen hier
folgen ſolle, ich will es mit dem Eifer thun, mit dem
ich bis jenſeits des Grabes verharre
Mein Herr ꝛc.
Zwey
A 4
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