Dieses geht wieder an, so lange der Mittelpunct des Fixsternensystems oder der vorhin sogenannte Kör- per vom vierten Range unbewegt bleibt. Da aber nirgends Ruhe in der Welt ist, so wird wieder müssen gesetzt werden, dieser Körper habe einen Kreyßlauf, und so wird die Sonne in einer Cycloidal-Linie vom ersten, die Erde vom zweyten, und der Mond vom dritten Grade einhergehen. Aber alles dieses sind noch immer Hypothesen, bis wir zu dem Körper kom- men, der die ganze Schöpfung um sich lenkt. Wäre dieser vom 1000ten Range, so würde die Erde eine Cycloide vom 998ten Grade beschreiben, und die Geschwindigkeit, die dabey heraus käme, wäre ihre wahre Geschwindigkeit. Wie groß wird diese seyn, und wer wird die Natur dieser Cycloide, ihre tau- sendfache Wendungen und ihren Umfang bestimmen?
Was ich hier von dem Monde gesagt habe, gilt von jedem Satelliten, das von der Erde erstreckt sich auf jede Planeten und Cometen, und das, so ich von der Sonne sagte, von jeden andern Sonnen, und so weiter. Die Ordnung wird zusammengesetzter, je nie- driger der Rang der Körper ist, und die Art, wie sie zusammengesetzter wird, richtet sich nach einem glei- chen Gesetze, oder nach den Stuffen der Cycloidal- Linien, die sie durchlaufen.
Wie gefällt Ihnen, mein Herr, dieser Beweis? Ich gestehe Ihnen gerne, daß ich mich dabey verwirre, wenn ich die Folgen davon mir vorstellen will. Allein
Sie
R 3
uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
Dieſes geht wieder an, ſo lange der Mittelpunct des Fixſternenſyſtems oder der vorhin ſogenannte Koͤr- per vom vierten Range unbewegt bleibt. Da aber nirgends Ruhe in der Welt iſt, ſo wird wieder muͤſſen geſetzt werden, dieſer Koͤrper habe einen Kreyßlauf, und ſo wird die Sonne in einer Cycloidal-Linie vom erſten, die Erde vom zweyten, und der Mond vom dritten Grade einhergehen. Aber alles dieſes ſind noch immer Hypotheſen, bis wir zu dem Koͤrper kom- men, der die ganze Schoͤpfung um ſich lenkt. Waͤre dieſer vom 1000ten Range, ſo wuͤrde die Erde eine Cycloide vom 998ten Grade beſchreiben, und die Geſchwindigkeit, die dabey heraus kaͤme, waͤre ihre wahre Geſchwindigkeit. Wie groß wird dieſe ſeyn, und wer wird die Natur dieſer Cycloide, ihre tau- ſendfache Wendungen und ihren Umfang beſtimmen?
Was ich hier von dem Monde geſagt habe, gilt von jedem Satelliten, das von der Erde erſtreckt ſich auf jede Planeten und Cometen, und das, ſo ich von der Sonne ſagte, von jeden andern Sonnen, und ſo weiter. Die Ordnung wird zuſammengeſetzter, je nie- driger der Rang der Koͤrper iſt, und die Art, wie ſie zuſammengeſetzter wird, richtet ſich nach einem glei- chen Geſetze, oder nach den Stuffen der Cycloidal- Linien, die ſie durchlaufen.
Wie gefaͤllt Ihnen, mein Herr, dieſer Beweis? Ich geſtehe Ihnen gerne, daß ich mich dabey verwirre, wenn ich die Folgen davon mir vorſtellen will. Allein
Sie
R 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0294"n="261"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤber die Einrichtung des Weltbaues.</hi></fw><lb/><p>Dieſes geht wieder an, ſo lange der Mittelpunct<lb/>
des Fixſternenſyſtems oder der vorhin ſogenannte Koͤr-<lb/>
per vom vierten Range unbewegt bleibt. Da aber<lb/>
nirgends Ruhe in der Welt iſt, ſo wird wieder muͤſſen<lb/>
geſetzt werden, dieſer Koͤrper habe einen Kreyßlauf,<lb/>
und ſo wird die Sonne in einer <hirendition="#aq">Cycloidal-</hi>Linie vom<lb/>
erſten, die Erde vom zweyten, und der Mond vom<lb/>
dritten Grade einhergehen. Aber alles dieſes ſind<lb/>
noch immer Hypotheſen, bis wir zu dem Koͤrper kom-<lb/>
men, der die ganze Schoͤpfung um ſich lenkt. Waͤre<lb/>
dieſer vom 1000ten Range, ſo wuͤrde die Erde eine<lb/><hirendition="#aq">Cycloide</hi> vom 998ten Grade beſchreiben, und die<lb/>
Geſchwindigkeit, die dabey heraus kaͤme, waͤre ihre<lb/>
wahre Geſchwindigkeit. Wie groß wird dieſe ſeyn,<lb/>
und wer wird die Natur dieſer <hirendition="#aq">Cycloide,</hi> ihre tau-<lb/>ſendfache Wendungen und ihren Umfang beſtimmen?</p><lb/><p>Was ich hier von dem Monde geſagt habe, gilt<lb/>
von jedem Satelliten, das von der Erde erſtreckt ſich<lb/>
auf jede Planeten und Cometen, und das, ſo ich von<lb/>
der Sonne ſagte, von jeden andern Sonnen, und ſo<lb/>
weiter. Die Ordnung wird zuſammengeſetzter, je nie-<lb/>
driger der Rang der Koͤrper iſt, und die Art, wie ſie<lb/>
zuſammengeſetzter wird, richtet ſich nach einem glei-<lb/>
chen Geſetze, oder nach den Stuffen der <hirendition="#aq">Cycloidal-</hi><lb/>
Linien, die ſie durchlaufen.</p><lb/><p>Wie gefaͤllt Ihnen, mein Herr, dieſer Beweis?<lb/>
Ich geſtehe Ihnen gerne, daß ich mich dabey verwirre,<lb/>
wenn ich die Folgen davon mir vorſtellen will. Allein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Sie</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[261/0294]
uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
Dieſes geht wieder an, ſo lange der Mittelpunct
des Fixſternenſyſtems oder der vorhin ſogenannte Koͤr-
per vom vierten Range unbewegt bleibt. Da aber
nirgends Ruhe in der Welt iſt, ſo wird wieder muͤſſen
geſetzt werden, dieſer Koͤrper habe einen Kreyßlauf,
und ſo wird die Sonne in einer Cycloidal-Linie vom
erſten, die Erde vom zweyten, und der Mond vom
dritten Grade einhergehen. Aber alles dieſes ſind
noch immer Hypotheſen, bis wir zu dem Koͤrper kom-
men, der die ganze Schoͤpfung um ſich lenkt. Waͤre
dieſer vom 1000ten Range, ſo wuͤrde die Erde eine
Cycloide vom 998ten Grade beſchreiben, und die
Geſchwindigkeit, die dabey heraus kaͤme, waͤre ihre
wahre Geſchwindigkeit. Wie groß wird dieſe ſeyn,
und wer wird die Natur dieſer Cycloide, ihre tau-
ſendfache Wendungen und ihren Umfang beſtimmen?
Was ich hier von dem Monde geſagt habe, gilt
von jedem Satelliten, das von der Erde erſtreckt ſich
auf jede Planeten und Cometen, und das, ſo ich von
der Sonne ſagte, von jeden andern Sonnen, und ſo
weiter. Die Ordnung wird zuſammengeſetzter, je nie-
driger der Rang der Koͤrper iſt, und die Art, wie ſie
zuſammengeſetzter wird, richtet ſich nach einem glei-
chen Geſetze, oder nach den Stuffen der Cycloidal-
Linien, die ſie durchlaufen.
Wie gefaͤllt Ihnen, mein Herr, dieſer Beweis?
Ich geſtehe Ihnen gerne, daß ich mich dabey verwirre,
wenn ich die Folgen davon mir vorſtellen will. Allein
Sie
R 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/294>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.