In Ansehung der Fernröhren hat der verschiede- ne Abstand der Fixsterne nichts zu sagen, weil er so gut als unendlich entfernt angesehen werden kann. Hingegen vermindert derselbe die scheinbare Grösse der Sterne. Ich will setzen, ein Fernrohr seye so voll- kommen, daß es parallele Strahlen im Auge auf ei- nen Punct brächte, so würde allerdings das Bild der entfernten Sterne kleiner seyn, aber deßwegen immer gleiche Klarheit behalten. Die ganze Sache kömmt demnach darauf an, wie klein ein Punct auf dem Au- gennetze seyn müsse, bis ein so starkes Licht, wie das von den Sternen, keinen Eindruck mehr darauf ma- chen könne, wenn es auf diesen Punct allein fällt? So zart und klein auch die Gesichtsnerven seyn mö- gen, so müßte dieser Punct immer unzähligemal klei- ner seyn, damit das darauf fallende Licht die Masse des Nervens in keine empfindbare Bewegung zu setzen vermögend wäre.
Ungeacht aber weder die Fernröhre, noch unsere Augen so vollkommen sind, daß jeder geometrische Punct auf dem Augennetze wieder als ein solcher Punct erscheinen sollte, so nähern sie sich doch dieser Vollkom- menheit sehr merklich, weil sich das Fernrohr nach den Augen einrichten läßt. Dadurch läßt sich ein Punct erkennen, dessen scheinbarer Durchmesser, durch das Fernrohr betrachtet, kaum eine Secunde beträgt. Das Fernrohr stellt die Sache so vor, als wenn wir ihr Bild in der Entfernung von 8, 10. oder 12. Zoll sähen. In diesem Abstande würden wir nach Herrn
Muß-
Coſmologiſche Briefe
In Anſehung der Fernroͤhren hat der verſchiede- ne Abſtand der Fixſterne nichts zu ſagen, weil er ſo gut als unendlich entfernt angeſehen werden kann. Hingegen vermindert derſelbe die ſcheinbare Groͤſſe der Sterne. Ich will ſetzen, ein Fernrohr ſeye ſo voll- kommen, daß es parallele Strahlen im Auge auf ei- nen Punct braͤchte, ſo wuͤrde allerdings das Bild der entfernten Sterne kleiner ſeyn, aber deßwegen immer gleiche Klarheit behalten. Die ganze Sache koͤmmt demnach darauf an, wie klein ein Punct auf dem Au- gennetze ſeyn muͤſſe, bis ein ſo ſtarkes Licht, wie das von den Sternen, keinen Eindruck mehr darauf ma- chen koͤnne, wenn es auf dieſen Punct allein faͤllt? So zart und klein auch die Geſichtsnerven ſeyn moͤ- gen, ſo muͤßte dieſer Punct immer unzaͤhligemal klei- ner ſeyn, damit das darauf fallende Licht die Maſſe des Nervens in keine empfindbare Bewegung zu ſetzen vermoͤgend waͤre.
Ungeacht aber weder die Fernroͤhre, noch unſere Augen ſo vollkommen ſind, daß jeder geometriſche Punct auf dem Augennetze wieder als ein ſolcher Punct erſcheinen ſollte, ſo naͤhern ſie ſich doch dieſer Vollkom- menheit ſehr merklich, weil ſich das Fernrohr nach den Augen einrichten laͤßt. Dadurch laͤßt ſich ein Punct erkennen, deſſen ſcheinbarer Durchmeſſer, durch das Fernrohr betrachtet, kaum eine Secunde betraͤgt. Das Fernrohr ſtellt die Sache ſo vor, als wenn wir ihr Bild in der Entfernung von 8, 10. oder 12. Zoll ſaͤhen. In dieſem Abſtande wuͤrden wir nach Herꝛn
Muß-
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Coſmologiſche Briefe
In Anſehung der Fernroͤhren hat der verſchiede-
ne Abſtand der Fixſterne nichts zu ſagen, weil er ſo
gut als unendlich entfernt angeſehen werden kann.
Hingegen vermindert derſelbe die ſcheinbare Groͤſſe der
Sterne. Ich will ſetzen, ein Fernrohr ſeye ſo voll-
kommen, daß es parallele Strahlen im Auge auf ei-
nen Punct braͤchte, ſo wuͤrde allerdings das Bild der
entfernten Sterne kleiner ſeyn, aber deßwegen immer
gleiche Klarheit behalten. Die ganze Sache koͤmmt
demnach darauf an, wie klein ein Punct auf dem Au-
gennetze ſeyn muͤſſe, bis ein ſo ſtarkes Licht, wie das
von den Sternen, keinen Eindruck mehr darauf ma-
chen koͤnne, wenn es auf dieſen Punct allein faͤllt?
So zart und klein auch die Geſichtsnerven ſeyn moͤ-
gen, ſo muͤßte dieſer Punct immer unzaͤhligemal klei-
ner ſeyn, damit das darauf fallende Licht die Maſſe
des Nervens in keine empfindbare Bewegung zu ſetzen
vermoͤgend waͤre.
Ungeacht aber weder die Fernroͤhre, noch unſere
Augen ſo vollkommen ſind, daß jeder geometriſche
Punct auf dem Augennetze wieder als ein ſolcher Punct
erſcheinen ſollte, ſo naͤhern ſie ſich doch dieſer Vollkom-
menheit ſehr merklich, weil ſich das Fernrohr nach den
Augen einrichten laͤßt. Dadurch laͤßt ſich ein Punct
erkennen, deſſen ſcheinbarer Durchmeſſer, durch das
Fernrohr betrachtet, kaum eine Secunde betraͤgt.
Das Fernrohr ſtellt die Sache ſo vor, als wenn wir
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ſaͤhen. In dieſem Abſtande wuͤrden wir nach Herꝛn
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Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/215>, abgerufen am 25.11.2024.
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