Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.über die Einrichtung des Weltbaues. scheinbare Bild merklich groß ist. In diesem Fallvermischt sich das Licht jeder Theile unter einander, und es stellt uns das Mittel aus allen einzeln Klarhei- ten vor. Dieses Mittel ist wiederum beständig gleich, wenn sich auch die Entfernung merklich ändert. So sehen wir eine entfernte Mauer gleich helle, wenn sie von der Sonne unter einerley Winkel beleuchtet wird, wir mögen näher oder weiter davon weg seyn. Und eben so würde uns der Mond grösser, aber nicht heller scheinen, wenn er näher bey der Erde wäre. Denn ungeacht in diesem Falle mehr Licht in das Aug fällt, so breitet es sich auf dem Augennetze in gleicher Ver- hältnis mehr aus. Dieß ist auch der Grund, warum wir die Gegenstände durch erhabene oder Hohlgläser gleich helle sehen. Scheint hingegen der Gegenstand undeutlich, Diese M 2
uͤber die Einrichtung des Weltbaues. ſcheinbare Bild merklich groß iſt. In dieſem Fallvermiſcht ſich das Licht jeder Theile unter einander, und es ſtellt uns das Mittel aus allen einzeln Klarhei- ten vor. Dieſes Mittel iſt wiederum beſtaͤndig gleich, wenn ſich auch die Entfernung merklich aͤndert. So ſehen wir eine entfernte Mauer gleich helle, wenn ſie von der Sonne unter einerley Winkel beleuchtet wird, wir moͤgen naͤher oder weiter davon weg ſeyn. Und eben ſo wuͤrde uns der Mond groͤſſer, aber nicht heller ſcheinen, wenn er naͤher bey der Erde waͤre. Denn ungeacht in dieſem Falle mehr Licht in das Aug faͤllt, ſo breitet es ſich auf dem Augennetze in gleicher Ver- haͤltnis mehr aus. Dieß iſt auch der Grund, warum wir die Gegenſtaͤnde durch erhabene oder Hohlglaͤſer gleich helle ſehen. Scheint hingegen der Gegenſtand undeutlich, Dieſe M 2
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uͤber die Einrichtung des Weltbaues.
ſcheinbare Bild merklich groß iſt. In dieſem Fall
vermiſcht ſich das Licht jeder Theile unter einander,
und es ſtellt uns das Mittel aus allen einzeln Klarhei-
ten vor. Dieſes Mittel iſt wiederum beſtaͤndig gleich,
wenn ſich auch die Entfernung merklich aͤndert. So
ſehen wir eine entfernte Mauer gleich helle, wenn ſie
von der Sonne unter einerley Winkel beleuchtet wird,
wir moͤgen naͤher oder weiter davon weg ſeyn. Und
eben ſo wuͤrde uns der Mond groͤſſer, aber nicht heller
ſcheinen, wenn er naͤher bey der Erde waͤre. Denn
ungeacht in dieſem Falle mehr Licht in das Aug faͤllt,
ſo breitet es ſich auf dem Augennetze in gleicher Ver-
haͤltnis mehr aus. Dieß iſt auch der Grund, warum
wir die Gegenſtaͤnde durch erhabene oder Hohlglaͤſer
gleich helle ſehen.
Scheint hingegen der Gegenſtand undeutlich,
und nur wie ein Punct, ſo verhaͤlt es ſich anderſt, weil
ſein Bild auf dem Augennetze einen groͤſſern Raum
einnimmt, als es einnehmen wuͤrde, wenn wir es
deutlich ſaͤhen. Die Stralen zerſtreuen ſich, und
ſind zween dergleichen Puncte nahe beyſammen, ſo
vermiſcht ſich das zerſtreute Licht unter einander, und
wir ſehen beyde Puncte als einen an. Auf dieſe Art
ſehen wir die Fixſterne ſchwaͤcher glaͤnzen, als wenn
wir ſie mit bloßem Auge deutlich ſehen koͤnnten.
Denn in dieſem Falle muͤßten ſie ſo helle ſcheinen als
die Sonne, und zwar wiederum ohne Ruͤckſicht auf
ihren Abſtand.
Dieſe
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