Die Allgemeinheit des Subjectes A nach der Anzahl und Möglichkeit der Modificationen des B schätzet. Nach der localen metaphysischen Ordnung würde man in der Geometrie anfangen müssen, das aufzusuchen, was alle Figuren gemein haben, z. E. jede Figur ist ausgedehnt, hat eine Größe, Schranken etc. Dieses läßt man sich aber in der Geometrie nicht in Sinn kommen, sondern man fängt bey Puncten, Linien und Winkeln, als bey den einfachsten Elementen an, setzet ihre Grundsätze und Postulata fest, und sieht sich sodann um, welche Figuren daraus entstehen kön- nen, wie weit ihre Möglichkeit reiche etc. Nach die- ser Art zu verfahren haben wir oben (§. 118-123.) das vorhin angeführte Postulatum von der unendlichen Mannichfaltigkeit der Begriffe und Dinge heraus- gebracht, und eben so (§. 197. 198.) gezeiget, daß man nach eben dieser Art zu verfahren zu einem wissen- schaftlichen Systeme von wesentlichen Eintheilungen gelange, wobey alles genau abgezählt werden könne.
§. 525.
Es ist ferner das Abstrahiren von dem Auflösen (§. 516. 523.) darinn verschieden, daß man bey dem Abstrahiren die Merkmale herausnimmt, die in meh- rern Dingen gemeinsam sind, und in so fern sieht man auf die Gleichartigkeit mehrerer Dinge, und setzet sich dabey auf eine sehr mißliche Art (§. 183.) vor, stufenweise zu gehen, und bey der größten Gleichartigkeit oder kleinsten Unterschiede anzu- fangen. Hingegen bey dem Auflösen eines Begrif- fes in seine Merkmale bleibt man bey dem Begriffe selbst, und sucht darinn, nicht das Gleichartige oder Aehnliche mit andern Begriffen, sondern das Un- gleichartige in dem Begriffe selbst und die Mög-
lichkeit
XVI. Hauptſtuͤck.
Die Allgemeinheit des Subjectes A nach der Anzahl und Moͤglichkeit der Modificationen des B ſchaͤtzet. Nach der localen metaphyſiſchen Ordnung wuͤrde man in der Geometrie anfangen muͤſſen, das aufzuſuchen, was alle Figuren gemein haben, z. E. jede Figur iſt ausgedehnt, hat eine Groͤße, Schranken ꝛc. Dieſes laͤßt man ſich aber in der Geometrie nicht in Sinn kommen, ſondern man faͤngt bey Puncten, Linien und Winkeln, als bey den einfachſten Elementen an, ſetzet ihre Grundſaͤtze und Poſtulata feſt, und ſieht ſich ſodann um, welche Figuren daraus entſtehen koͤn- nen, wie weit ihre Moͤglichkeit reiche ꝛc. Nach die- ſer Art zu verfahren haben wir oben (§. 118-123.) das vorhin angefuͤhrte Poſtulatum von der unendlichen Mannichfaltigkeit der Begriffe und Dinge heraus- gebracht, und eben ſo (§. 197. 198.) gezeiget, daß man nach eben dieſer Art zu verfahren zu einem wiſſen- ſchaftlichen Syſteme von weſentlichen Eintheilungen gelange, wobey alles genau abgezaͤhlt werden koͤnne.
§. 525.
Es iſt ferner das Abſtrahiren von dem Aufloͤſen (§. 516. 523.) darinn verſchieden, daß man bey dem Abſtrahiren die Merkmale herausnimmt, die in meh- rern Dingen gemeinſam ſind, und in ſo fern ſieht man auf die Gleichartigkeit mehrerer Dinge, und ſetzet ſich dabey auf eine ſehr mißliche Art (§. 183.) vor, ſtufenweiſe zu gehen, und bey der groͤßten Gleichartigkeit oder kleinſten Unterſchiede anzu- fangen. Hingegen bey dem Aufloͤſen eines Begrif- fes in ſeine Merkmale bleibt man bey dem Begriffe ſelbſt, und ſucht darinn, nicht das Gleichartige oder Aehnliche mit andern Begriffen, ſondern das Un- gleichartige in dem Begriffe ſelbſt und die Moͤg-
lichkeit
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XVI. Hauptſtuͤck.
Die Allgemeinheit des Subjectes A nach der Anzahl
und Moͤglichkeit der Modificationen des B ſchaͤtzet.
Nach der localen metaphyſiſchen Ordnung wuͤrde man
in der Geometrie anfangen muͤſſen, das aufzuſuchen,
was alle Figuren gemein haben, z. E. jede Figur iſt
ausgedehnt, hat eine Groͤße, Schranken ꝛc. Dieſes
laͤßt man ſich aber in der Geometrie nicht in Sinn
kommen, ſondern man faͤngt bey Puncten, Linien
und Winkeln, als bey den einfachſten Elementen an,
ſetzet ihre Grundſaͤtze und Poſtulata feſt, und ſieht
ſich ſodann um, welche Figuren daraus entſtehen koͤn-
nen, wie weit ihre Moͤglichkeit reiche ꝛc. Nach die-
ſer Art zu verfahren haben wir oben (§. 118-123.) das
vorhin angefuͤhrte Poſtulatum von der unendlichen
Mannichfaltigkeit der Begriffe und Dinge heraus-
gebracht, und eben ſo (§. 197. 198.) gezeiget, daß
man nach eben dieſer Art zu verfahren zu einem wiſſen-
ſchaftlichen Syſteme von weſentlichen Eintheilungen
gelange, wobey alles genau abgezaͤhlt werden koͤnne.
§. 525.
Es iſt ferner das Abſtrahiren von dem Aufloͤſen
(§. 516. 523.) darinn verſchieden, daß man bey dem
Abſtrahiren die Merkmale herausnimmt, die in meh-
rern Dingen gemeinſam ſind, und in ſo fern ſieht
man auf die Gleichartigkeit mehrerer Dinge, und
ſetzet ſich dabey auf eine ſehr mißliche Art (§. 183.)
vor, ſtufenweiſe zu gehen, und bey der groͤßten
Gleichartigkeit oder kleinſten Unterſchiede anzu-
fangen. Hingegen bey dem Aufloͤſen eines Begrif-
fes in ſeine Merkmale bleibt man bey dem Begriffe
ſelbſt, und ſucht darinn, nicht das Gleichartige oder
Aehnliche mit andern Begriffen, ſondern das Un-
gleichartige in dem Begriffe ſelbſt und die Moͤg-
lichkeit
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/152>, abgerufen am 16.02.2025.
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