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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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und das Nicht nothwendig seyn.
wenn B nicht auch darinn wäre? Denn so ferne
diese Bestimmungen C zu dem Begriffe A ge-
nommen werden, damit sie denselben ausma-
chen, so würde A nicht A seyn können, wenn
es nicht B wäre, weil mit dem B auch C weg-
fallen würde.
6°. Nun haben wir die Art, wie wir, um zu eini-
ger und besonders zur wissenschaftlichen Erkennt-
niß zu gelangen, Merkmale, Bestimmungen
und Indiuidua willkührlich zusammennehmen,
und theils Arten und Gattungen, theils zusam-
mengesetzte Indiuidua bilden, oben (§. 176. 223.)
angezeiget, zugleich aber auch (§. 229. N°. 4. 5.)
angemerket, daß dieses Verfahren nur in Ab-
sicht auf uns willkührlich ist, im Reiche der
Wahrheit aber alles schon, als in seine Ordnung
gebracht, angesehen werden müsse. Wenn dem-
nach in dem fürgegebenen Satze der Begriff A
deswegen A ist, weil wir die Bestimmungen C
zu demselben zusammen genommen haben, so ist
dieses, in Absicht auf uns, willkührlich, und
das Wort drücket bedingnißweise den Begriff A,
als A aus. Dieses aber machet, daß wir die
meisten nothwendigen Sätze als bedingniß-
weise
oder hypothetisch nothwendig ansehen.
Und das hypothetische besteht theils in dem will-
kührlichen Zusammenfassen der Merkmale C,
so fern diese anders oder auch mit andern Be-
stimmungen zusammen genommen werden kön-
nen, theils in der Benennung des auf diese Art
zusammengesetzten Begriffes.
7°. Von diesen beyden Bedingungen ist die letztere
allgemein und durchaus willkührlich, weil wir
jeden Begriff mit jedem Worte benennen kön-
nen.
R 4
und das Nicht nothwendig ſeyn.
wenn B nicht auch darinn waͤre? Denn ſo ferne
dieſe Beſtimmungen C zu dem Begriffe A ge-
nommen werden, damit ſie denſelben ausma-
chen, ſo wuͤrde A nicht A ſeyn koͤnnen, wenn
es nicht B waͤre, weil mit dem B auch C weg-
fallen wuͤrde.
6°. Nun haben wir die Art, wie wir, um zu eini-
ger und beſonders zur wiſſenſchaftlichen Erkennt-
niß zu gelangen, Merkmale, Beſtimmungen
und Indiuidua willkuͤhrlich zuſammennehmen,
und theils Arten und Gattungen, theils zuſam-
mengeſetzte Indiuidua bilden, oben (§. 176. 223.)
angezeiget, zugleich aber auch (§. 229. N°. 4. 5.)
angemerket, daß dieſes Verfahren nur in Ab-
ſicht auf uns willkuͤhrlich iſt, im Reiche der
Wahrheit aber alles ſchon, als in ſeine Ordnung
gebracht, angeſehen werden muͤſſe. Wenn dem-
nach in dem fuͤrgegebenen Satze der Begriff A
deswegen A iſt, weil wir die Beſtimmungen C
zu demſelben zuſammen genommen haben, ſo iſt
dieſes, in Abſicht auf uns, willkuͤhrlich, und
das Wort druͤcket bedingnißweiſe den Begriff A,
als A aus. Dieſes aber machet, daß wir die
meiſten nothwendigen Saͤtze als bedingniß-
weiſe
oder hypothetiſch nothwendig anſehen.
Und das hypothetiſche beſteht theils in dem will-
kuͤhrlichen Zuſammenfaſſen der Merkmale C,
ſo fern dieſe anders oder auch mit andern Be-
ſtimmungen zuſammen genommen werden koͤn-
nen, theils in der Benennung des auf dieſe Art
zuſammengeſetzten Begriffes.
7°. Von dieſen beyden Bedingungen iſt die letztere
allgemein und durchaus willkuͤhrlich, weil wir
jeden Begriff mit jedem Worte benennen koͤn-
nen.
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[263/0299] und das Nicht nothwendig ſeyn. wenn B nicht auch darinn waͤre? Denn ſo ferne dieſe Beſtimmungen C zu dem Begriffe A ge- nommen werden, damit ſie denſelben ausma- chen, ſo wuͤrde A nicht A ſeyn koͤnnen, wenn es nicht B waͤre, weil mit dem B auch C weg- fallen wuͤrde. 6°. Nun haben wir die Art, wie wir, um zu eini- ger und beſonders zur wiſſenſchaftlichen Erkennt- niß zu gelangen, Merkmale, Beſtimmungen und Indiuidua willkuͤhrlich zuſammennehmen, und theils Arten und Gattungen, theils zuſam- mengeſetzte Indiuidua bilden, oben (§. 176. 223.) angezeiget, zugleich aber auch (§. 229. N°. 4. 5.) angemerket, daß dieſes Verfahren nur in Ab- ſicht auf uns willkuͤhrlich iſt, im Reiche der Wahrheit aber alles ſchon, als in ſeine Ordnung gebracht, angeſehen werden muͤſſe. Wenn dem- nach in dem fuͤrgegebenen Satze der Begriff A deswegen A iſt, weil wir die Beſtimmungen C zu demſelben zuſammen genommen haben, ſo iſt dieſes, in Abſicht auf uns, willkuͤhrlich, und das Wort druͤcket bedingnißweiſe den Begriff A, als A aus. Dieſes aber machet, daß wir die meiſten nothwendigen Saͤtze als bedingniß- weiſe oder hypothetiſch nothwendig anſehen. Und das hypothetiſche beſteht theils in dem will- kuͤhrlichen Zuſammenfaſſen der Merkmale C, ſo fern dieſe anders oder auch mit andern Be- ſtimmungen zuſammen genommen werden koͤn- nen, theils in der Benennung des auf dieſe Art zuſammengeſetzten Begriffes. 7°. Von dieſen beyden Bedingungen iſt die letztere allgemein und durchaus willkuͤhrlich, weil wir jeden Begriff mit jedem Worte benennen koͤn- nen. R 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/299>, abgerufen am 22.11.2024.