Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

VIII. Hauptstück.
der Nebenarten des A, läßt sich A ausschließungs-
weise bestimmen. Auf gleiche Art kann man den
Begriff A vornehmen, und durch Schlüsse bestim-
men, was mit dem A noch ferner in dem Indiuiduo
seyn müsse. Und da kömmt es nur auf die Abzäh-
lung der nächsten Folgen an. Findet sich dieses in
den bekannten Stücken des Indiuidui, so passet A in
die Lücke, und diese wird damit ausgefüllt. Die nä-
here Anzeige dieses Verfahrens findet sich in dem
sechsten und siebenten Hauptstücke der Dianoiologie,
und in dem fünften Hauptstücke der Phänomenologie.

§. 264.

Außer der Lücke, die wir in dem Begriffe eines
Indiuidui haben, wenn wir weder A noch Nicht - A,
das will sagen, weder eine gewisse Bestimmung, Ei-
genschaft etc. noch eine derselben zuwiderlaufende fin-
den, oder wo wir weder für noch wider diese Be-
stimmung Gründe haben, und wo folglich ein ideales
Nichts
vorkömmt, giebt es noch Lücken, oder solche
ideale Nichts von einer andern Art. Es ist nämlich
möglich, daß uns vorkomme, das Indiuiduum sey
sowohl A, als Nicht - A. Dieses kann nun an
sich nicht seyn, (§. 261. N°. 1.). Demnach mangelt
etwas in dem Begriffe, den wir uns von dem In-
diuiduo
machen. Die Fälle, in welchen sich dieser
Mangel eräugnen kann, sind nun folgende.

1°. Kann das Indiuiduum zu einer Zeit A, zur
andern Zeit Nicht - A seyn, wenn A und
Nicht - A Modificationen sind.
2°. Kann es seyn, daß sich das Bindewörtchen nicht
gleichförmig auf den ganzen Satz erstreckt, und
das Indiuiduum in einem Theile oder Absicht A,
in dem andern Theile oder Absicht Nicht - A
ist.

VIII. Hauptſtuͤck.
der Nebenarten des A, laͤßt ſich A ausſchließungs-
weiſe beſtimmen. Auf gleiche Art kann man den
Begriff A vornehmen, und durch Schluͤſſe beſtim-
men, was mit dem A noch ferner in dem Indiuiduo
ſeyn muͤſſe. Und da koͤmmt es nur auf die Abzaͤh-
lung der naͤchſten Folgen an. Findet ſich dieſes in
den bekannten Stuͤcken des Indiuidui, ſo paſſet A in
die Luͤcke, und dieſe wird damit ausgefuͤllt. Die naͤ-
here Anzeige dieſes Verfahrens findet ſich in dem
ſechſten und ſiebenten Hauptſtuͤcke der Dianoiologie,
und in dem fuͤnften Hauptſtuͤcke der Phaͤnomenologie.

§. 264.

Außer der Luͤcke, die wir in dem Begriffe eines
Indiuidui haben, wenn wir weder A noch NichtA,
das will ſagen, weder eine gewiſſe Beſtimmung, Ei-
genſchaft ꝛc. noch eine derſelben zuwiderlaufende fin-
den, oder wo wir weder fuͤr noch wider dieſe Be-
ſtimmung Gruͤnde haben, und wo folglich ein ideales
Nichts
vorkoͤmmt, giebt es noch Luͤcken, oder ſolche
ideale Nichts von einer andern Art. Es iſt naͤmlich
moͤglich, daß uns vorkomme, das Indiuiduum ſey
ſowohl A, als NichtA. Dieſes kann nun an
ſich nicht ſeyn, (§. 261. N°. 1.). Demnach mangelt
etwas in dem Begriffe, den wir uns von dem In-
diuiduo
machen. Die Faͤlle, in welchen ſich dieſer
Mangel eraͤugnen kann, ſind nun folgende.

1°. Kann das Indiuiduum zu einer Zeit A, zur
andern Zeit NichtA ſeyn, wenn A und
NichtA Modificationen ſind.
2°. Kann es ſeyn, daß ſich das Bindewoͤrtchen nicht
gleichfoͤrmig auf den ganzen Satz erſtreckt, und
das Indiuiduum in einem Theile oder Abſicht A,
in dem andern Theile oder Abſicht NichtA
iſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0280" n="244"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
der Nebenarten des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> la&#x0364;ßt &#x017F;ich <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> aus&#x017F;chließungs-<lb/>
wei&#x017F;e be&#x017F;timmen. Auf gleiche Art kann man den<lb/>
Begriff <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> vornehmen, und durch Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;tim-<lb/>
men, was mit dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> noch ferner in dem <hi rendition="#aq">Indiuiduo</hi><lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Und da ko&#x0364;mmt es nur auf die Abza&#x0364;h-<lb/>
lung der na&#x0364;ch&#x017F;ten Folgen an. Findet &#x017F;ich die&#x017F;es in<lb/>
den bekannten Stu&#x0364;cken des <hi rendition="#aq">Indiuidui,</hi> &#x017F;o pa&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> in<lb/>
die Lu&#x0364;cke, und die&#x017F;e wird damit ausgefu&#x0364;llt. Die na&#x0364;-<lb/>
here Anzeige die&#x017F;es Verfahrens findet &#x017F;ich in dem<lb/>
&#x017F;ech&#x017F;ten und &#x017F;iebenten Haupt&#x017F;tu&#x0364;cke der Dianoiologie,<lb/>
und in dem fu&#x0364;nften Haupt&#x017F;tu&#x0364;cke der Pha&#x0364;nomenologie.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 264.</head><lb/>
            <p>Außer der Lu&#x0364;cke, die wir in dem Begriffe eines<lb/><hi rendition="#aq">Indiuidui</hi> haben, wenn wir weder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> noch <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi><lb/>
das will &#x017F;agen, weder eine gewi&#x017F;&#x017F;e Be&#x017F;timmung, Ei-<lb/>
gen&#x017F;chaft &#xA75B;c. noch eine der&#x017F;elben zuwiderlaufende fin-<lb/>
den, oder wo wir <hi rendition="#fr">weder fu&#x0364;r noch wider</hi> die&#x017F;e Be-<lb/>
&#x017F;timmung Gru&#x0364;nde haben, und wo folglich ein <hi rendition="#fr">ideales<lb/>
Nichts</hi> vorko&#x0364;mmt, giebt es noch Lu&#x0364;cken, oder &#x017F;olche<lb/><hi rendition="#fr">ideale Nichts</hi> von einer andern Art. Es i&#x017F;t na&#x0364;mlich<lb/>
mo&#x0364;glich, daß uns vorkomme, das <hi rendition="#aq">Indiuiduum</hi> &#x017F;ey<lb/>
&#x017F;owohl <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> als <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi> Die&#x017F;es kann nun an<lb/>
&#x017F;ich nicht &#x017F;eyn, (§. 261. <hi rendition="#aq">N°.</hi> 1.). Demnach mangelt<lb/>
etwas in dem Begriffe, den wir uns von dem <hi rendition="#aq">In-<lb/>
diuiduo</hi> machen. Die Fa&#x0364;lle, in welchen &#x017F;ich die&#x017F;er<lb/>
Mangel era&#x0364;ugnen kann, &#x017F;ind nun folgende.</p><lb/>
            <list>
              <item>1°. Kann das <hi rendition="#aq">Indiuiduum</hi> zu einer Zeit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> zur<lb/>
andern Zeit <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> &#x017F;eyn, wenn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> Modificationen &#x017F;ind.</item><lb/>
              <item>2°. Kann es &#x017F;eyn, daß &#x017F;ich das Bindewo&#x0364;rtchen nicht<lb/>
gleichfo&#x0364;rmig auf den ganzen Satz er&#x017F;treckt, und<lb/>
das <hi rendition="#aq">Indiuiduum</hi> in einem Theile oder Ab&#x017F;icht <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A,</hi></hi><lb/>
in dem andern Theile oder Ab&#x017F;icht <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t.</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0280] VIII. Hauptſtuͤck. der Nebenarten des A, laͤßt ſich A ausſchließungs- weiſe beſtimmen. Auf gleiche Art kann man den Begriff A vornehmen, und durch Schluͤſſe beſtim- men, was mit dem A noch ferner in dem Indiuiduo ſeyn muͤſſe. Und da koͤmmt es nur auf die Abzaͤh- lung der naͤchſten Folgen an. Findet ſich dieſes in den bekannten Stuͤcken des Indiuidui, ſo paſſet A in die Luͤcke, und dieſe wird damit ausgefuͤllt. Die naͤ- here Anzeige dieſes Verfahrens findet ſich in dem ſechſten und ſiebenten Hauptſtuͤcke der Dianoiologie, und in dem fuͤnften Hauptſtuͤcke der Phaͤnomenologie. §. 264. Außer der Luͤcke, die wir in dem Begriffe eines Indiuidui haben, wenn wir weder A noch Nicht ‒ A, das will ſagen, weder eine gewiſſe Beſtimmung, Ei- genſchaft ꝛc. noch eine derſelben zuwiderlaufende fin- den, oder wo wir weder fuͤr noch wider dieſe Be- ſtimmung Gruͤnde haben, und wo folglich ein ideales Nichts vorkoͤmmt, giebt es noch Luͤcken, oder ſolche ideale Nichts von einer andern Art. Es iſt naͤmlich moͤglich, daß uns vorkomme, das Indiuiduum ſey ſowohl A, als Nicht ‒ A. Dieſes kann nun an ſich nicht ſeyn, (§. 261. N°. 1.). Demnach mangelt etwas in dem Begriffe, den wir uns von dem In- diuiduo machen. Die Faͤlle, in welchen ſich dieſer Mangel eraͤugnen kann, ſind nun folgende. 1°. Kann das Indiuiduum zu einer Zeit A, zur andern Zeit Nicht ‒ A ſeyn, wenn A und Nicht ‒ A Modificationen ſind. 2°. Kann es ſeyn, daß ſich das Bindewoͤrtchen nicht gleichfoͤrmig auf den ganzen Satz erſtreckt, und das Indiuiduum in einem Theile oder Abſicht A, in dem andern Theile oder Abſicht Nicht ‒ A iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/280
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/280>, abgerufen am 23.11.2024.