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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Etwas seyn und das Nichts seyn.
des A schließen wollen. Giebt uns nun die Erfah-
rung oder andere Gründe an, daß A in dem fürgege-
benen Indiuiduo sey, so ist man dadurch schlechthin
und an sich schon versichert, daß die Bestimmungen
M, N, P, Q etc. weil sie sämmtlich Nicht - A sind,
darinn nicht vorkommen, (§. 262. N°. 10. §. 261.
N°. 7.). Dieß ist aber hier der Fall nicht: sondern
wir setzen, A komme zwar in dem Indiuiduo vor,
man habe Gründe, es zu vermuthen, aber es fehle
noch daran, daß wir es weder darinn sehen, noch
durch Schlüsse ganz beweisen können. Bey dieser
Voraussetzung finden wir 1°. in dem Indiuiduo das A
nicht, und das Nicht - A oder die Bestimmungen
M, N, P, Q etc. können wir schlechthin nicht darinn
antreffen, weil sie nothwendig ausgeschlossen sind. Da
wir demnach weder A noch Nicht - A darinn finden,
so finden wir eine ideale Art von Nichts darinn,
(§. 261. N°. 9.). Das will sagen, eine Lücke (La-
cuna
), welche nicht in dem Indiuiduo selbst, sondern
in dem Begriffe ist, den wir davon haben, und wel-
che ausgefüllt werden muß. Jst nun diese Lücke die
einige in dem Begriffe, so ist außer dem A und sei-
nen Gründen alles übrige in dem Indiuiduo bekannt,
und daraus läßt sich gleichsam die Größe und Gestalt
der Lücke erkennen, und da außer dem A nichts an-
ders in dieselbe passet, so läßt sie sich mit dem A ver-
gleichen und ausfüllen. Denn unter der Voraus-
setzung, daß A in dem Indiuiduo selbst vorkomme,
wird es allerdings dem übrigen nicht widersprechen.
Man kann eben so erst suchen, ob unter den bekann-
ten Stücken des Indiuidui nicht eine der höhern Gat-
tungen des A vorkomme? Denn ist dieses, so weiß
man, daß der Terminus infinitus von dieser Gattung
davon ausgeschlossen ist, und durch die Abzählung

der
Q 2

Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn.
des A ſchließen wollen. Giebt uns nun die Erfah-
rung oder andere Gruͤnde an, daß A in dem fuͤrgege-
benen Indiuiduo ſey, ſo iſt man dadurch ſchlechthin
und an ſich ſchon verſichert, daß die Beſtimmungen
M, N, P, Q ꝛc. weil ſie ſaͤmmtlich NichtA ſind,
darinn nicht vorkommen, (§. 262. N°. 10. §. 261.
N°. 7.). Dieß iſt aber hier der Fall nicht: ſondern
wir ſetzen, A komme zwar in dem Indiuiduo vor,
man habe Gruͤnde, es zu vermuthen, aber es fehle
noch daran, daß wir es weder darinn ſehen, noch
durch Schluͤſſe ganz beweiſen koͤnnen. Bey dieſer
Vorausſetzung finden wir 1°. in dem Indiuiduo das A
nicht, und das NichtA oder die Beſtimmungen
M, N, P, Q ꝛc. koͤnnen wir ſchlechthin nicht darinn
antreffen, weil ſie nothwendig ausgeſchloſſen ſind. Da
wir demnach weder A noch NichtA darinn finden,
ſo finden wir eine ideale Art von Nichts darinn,
(§. 261. N°. 9.). Das will ſagen, eine Luͤcke (La-
cuna
), welche nicht in dem Indiuiduo ſelbſt, ſondern
in dem Begriffe iſt, den wir davon haben, und wel-
che ausgefuͤllt werden muß. Jſt nun dieſe Luͤcke die
einige in dem Begriffe, ſo iſt außer dem A und ſei-
nen Gruͤnden alles uͤbrige in dem Indiuiduo bekannt,
und daraus laͤßt ſich gleichſam die Groͤße und Geſtalt
der Luͤcke erkennen, und da außer dem A nichts an-
ders in dieſelbe paſſet, ſo laͤßt ſie ſich mit dem A ver-
gleichen und ausfuͤllen. Denn unter der Voraus-
ſetzung, daß A in dem Indiuiduo ſelbſt vorkomme,
wird es allerdings dem uͤbrigen nicht widerſprechen.
Man kann eben ſo erſt ſuchen, ob unter den bekann-
ten Stuͤcken des Indiuidui nicht eine der hoͤhern Gat-
tungen des A vorkomme? Denn iſt dieſes, ſo weiß
man, daß der Terminus infinitus von dieſer Gattung
davon ausgeſchloſſen iſt, und durch die Abzaͤhlung

der
Q 2
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[243/0279] Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn. des A ſchließen wollen. Giebt uns nun die Erfah- rung oder andere Gruͤnde an, daß A in dem fuͤrgege- benen Indiuiduo ſey, ſo iſt man dadurch ſchlechthin und an ſich ſchon verſichert, daß die Beſtimmungen M, N, P, Q ꝛc. weil ſie ſaͤmmtlich Nicht ‒ A ſind, darinn nicht vorkommen, (§. 262. N°. 10. §. 261. N°. 7.). Dieß iſt aber hier der Fall nicht: ſondern wir ſetzen, A komme zwar in dem Indiuiduo vor, man habe Gruͤnde, es zu vermuthen, aber es fehle noch daran, daß wir es weder darinn ſehen, noch durch Schluͤſſe ganz beweiſen koͤnnen. Bey dieſer Vorausſetzung finden wir 1°. in dem Indiuiduo das A nicht, und das Nicht ‒ A oder die Beſtimmungen M, N, P, Q ꝛc. koͤnnen wir ſchlechthin nicht darinn antreffen, weil ſie nothwendig ausgeſchloſſen ſind. Da wir demnach weder A noch Nicht ‒ A darinn finden, ſo finden wir eine ideale Art von Nichts darinn, (§. 261. N°. 9.). Das will ſagen, eine Luͤcke (La- cuna), welche nicht in dem Indiuiduo ſelbſt, ſondern in dem Begriffe iſt, den wir davon haben, und wel- che ausgefuͤllt werden muß. Jſt nun dieſe Luͤcke die einige in dem Begriffe, ſo iſt außer dem A und ſei- nen Gruͤnden alles uͤbrige in dem Indiuiduo bekannt, und daraus laͤßt ſich gleichſam die Groͤße und Geſtalt der Luͤcke erkennen, und da außer dem A nichts an- ders in dieſelbe paſſet, ſo laͤßt ſie ſich mit dem A ver- gleichen und ausfuͤllen. Denn unter der Voraus- ſetzung, daß A in dem Indiuiduo ſelbſt vorkomme, wird es allerdings dem uͤbrigen nicht widerſprechen. Man kann eben ſo erſt ſuchen, ob unter den bekann- ten Stuͤcken des Indiuidui nicht eine der hoͤhern Gat- tungen des A vorkomme? Denn iſt dieſes, ſo weiß man, daß der Terminus infinitus von dieſer Gattung davon ausgeſchloſſen iſt, und durch die Abzaͤhlung der Q 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/279>, abgerufen am 22.11.2024.