hier noch einige Betrachtungen darüber beyfüge, die die Sache überhaupt betreffen.
Leibnitz scheint eigentlich Zeichen verlanget zu haben, die in Absicht auf das Quale eben den Dienst thun, den die Algeber mit ihren Zeichen in Absicht auf das Quantum thut. Es sollen also Dinge durch schickliche Zeichen an und für sich vorgestellet werden. Und dann verlanget man auch Zeichen für ihre Verhältnisse, Ver- bindungen, Bestimmungen etc. Und diese Zeichen sollen so beschaffen seyn, daß sie statt der Dinge selbst dienen, so daß, was man mit den Zeichen vornimmt und vermittelst derselben fin- det, eben so gut gefunden sey, als wenn man die Dinge selbst vorgenommen hätte. Man sieht leicht, daß eben dieses auch von den Begriffen kann verstanden werden, und daß man in dieser Absicht wissenschaftliche Zeichen für die ge- sammte Erkenntniß verlangen kann.
Jn dieser letztern Betrachtung theilen sich nun solche Zeichen in zwo allgemeine Classen. Die eine gehören zur Form, die andern zur Mate- rie der Erkenntniß. Jn so fern sind diese bey- den Classen von einander auf mehrere Arten ver- schieden. Für die Form lassen sich, so viel ich die Sache einsehe, leichter Zeichen finden, als für die Materie. Es scheint auch, die Materie müsse durch Zeichen vorgestellet werden, die ge-
wisser-
Vorrede.
hier noch einige Betrachtungen daruͤber beyfuͤge, die die Sache uͤberhaupt betreffen.
Leibnitz ſcheint eigentlich Zeichen verlanget zu haben, die in Abſicht auf das Quale eben den Dienſt thun, den die Algeber mit ihren Zeichen in Abſicht auf das Quantum thut. Es ſollen alſo Dinge durch ſchickliche Zeichen an und fuͤr ſich vorgeſtellet werden. Und dann verlanget man auch Zeichen fuͤr ihre Verhaͤltniſſe, Ver- bindungen, Beſtimmungen ꝛc. Und dieſe Zeichen ſollen ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie ſtatt der Dinge ſelbſt dienen, ſo daß, was man mit den Zeichen vornimmt und vermittelſt derſelben fin- det, eben ſo gut gefunden ſey, als wenn man die Dinge ſelbſt vorgenommen haͤtte. Man ſieht leicht, daß eben dieſes auch von den Begriffen kann verſtanden werden, und daß man in dieſer Abſicht wiſſenſchaftliche Zeichen fuͤr die ge- ſammte Erkenntniß verlangen kann.
Jn dieſer letztern Betrachtung theilen ſich nun ſolche Zeichen in zwo allgemeine Claſſen. Die eine gehoͤren zur Form, die andern zur Mate- rie der Erkenntniß. Jn ſo fern ſind dieſe bey- den Claſſen von einander auf mehrere Arten ver- ſchieden. Fuͤr die Form laſſen ſich, ſo viel ich die Sache einſehe, leichter Zeichen finden, als fuͤr die Materie. Es ſcheint auch, die Materie muͤſſe durch Zeichen vorgeſtellet werden, die ge-
wiſſer-
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0026"n="XXII"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
hier noch einige Betrachtungen daruͤber beyfuͤge,<lb/>
die die Sache uͤberhaupt betreffen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Leibnitz</hi>ſcheint eigentlich Zeichen verlanget<lb/>
zu haben, die in Abſicht auf das <hirendition="#aq">Quale</hi> eben den<lb/>
Dienſt thun, den die Algeber mit ihren Zeichen<lb/>
in Abſicht auf das <hirendition="#aq">Quantum</hi> thut. Es ſollen<lb/>
alſo <hirendition="#fr">Dinge</hi> durch ſchickliche Zeichen an und fuͤr<lb/>ſich vorgeſtellet werden. Und dann verlanget<lb/>
man auch Zeichen fuͤr ihre <hirendition="#fr">Verhaͤltniſſe, Ver-<lb/>
bindungen, Beſtimmungen</hi>ꝛc. Und dieſe<lb/>
Zeichen ſollen ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie ſtatt der<lb/>
Dinge ſelbſt dienen, ſo daß, was man mit den<lb/>
Zeichen vornimmt und vermittelſt derſelben fin-<lb/>
det, eben ſo gut gefunden ſey, als wenn man<lb/>
die Dinge ſelbſt vorgenommen haͤtte. Man ſieht<lb/>
leicht, daß eben dieſes auch von den Begriffen<lb/>
kann verſtanden werden, und daß man in dieſer<lb/>
Abſicht <hirendition="#fr">wiſſenſchaftliche Zeichen fuͤr die ge-<lb/>ſammte Erkenntniß</hi> verlangen kann.</p><lb/><p>Jn dieſer letztern Betrachtung theilen ſich nun<lb/>ſolche Zeichen in zwo allgemeine Claſſen. Die<lb/>
eine gehoͤren zur <hirendition="#fr">Form,</hi> die andern zur <hirendition="#fr">Mate-<lb/>
rie</hi> der Erkenntniß. Jn ſo fern ſind dieſe bey-<lb/>
den Claſſen von einander auf mehrere Arten ver-<lb/>ſchieden. Fuͤr die <hirendition="#fr">Form</hi> laſſen ſich, ſo viel ich<lb/>
die Sache einſehe, leichter Zeichen finden, als<lb/>
fuͤr die <hirendition="#fr">Materie.</hi> Es ſcheint auch, die Materie<lb/>
muͤſſe durch Zeichen vorgeſtellet werden, die ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wiſſer-</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[XXII/0026]
Vorrede.
hier noch einige Betrachtungen daruͤber beyfuͤge,
die die Sache uͤberhaupt betreffen.
Leibnitz ſcheint eigentlich Zeichen verlanget
zu haben, die in Abſicht auf das Quale eben den
Dienſt thun, den die Algeber mit ihren Zeichen
in Abſicht auf das Quantum thut. Es ſollen
alſo Dinge durch ſchickliche Zeichen an und fuͤr
ſich vorgeſtellet werden. Und dann verlanget
man auch Zeichen fuͤr ihre Verhaͤltniſſe, Ver-
bindungen, Beſtimmungen ꝛc. Und dieſe
Zeichen ſollen ſo beſchaffen ſeyn, daß ſie ſtatt der
Dinge ſelbſt dienen, ſo daß, was man mit den
Zeichen vornimmt und vermittelſt derſelben fin-
det, eben ſo gut gefunden ſey, als wenn man
die Dinge ſelbſt vorgenommen haͤtte. Man ſieht
leicht, daß eben dieſes auch von den Begriffen
kann verſtanden werden, und daß man in dieſer
Abſicht wiſſenſchaftliche Zeichen fuͤr die ge-
ſammte Erkenntniß verlangen kann.
Jn dieſer letztern Betrachtung theilen ſich nun
ſolche Zeichen in zwo allgemeine Claſſen. Die
eine gehoͤren zur Form, die andern zur Mate-
rie der Erkenntniß. Jn ſo fern ſind dieſe bey-
den Claſſen von einander auf mehrere Arten ver-
ſchieden. Fuͤr die Form laſſen ſich, ſo viel ich
die Sache einſehe, leichter Zeichen finden, als
fuͤr die Materie. Es ſcheint auch, die Materie
muͤſſe durch Zeichen vorgeſtellet werden, die ge-
wiſſer-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. XXII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/26>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.